Sonntag, 15. Februar 2009

Die Reise zum Majapahit - Geheimnis Tagebuch der ´Großen Reise´ 10.AUG 2008 - 10.FEB 2009
Ich habe die Anteile an meinem Reisebüro verkauft, und bin nach nunmehr 40 Berufsjahren ein scheinbar freier Mann. Meine Frau willigt ein, dass ich mir den lange gehegten Herzenswunsch einer ausgedehnten Reise durch Asien erfülle. Asien ist bereits seit 30 Jahren das alljährliche Urlaubsziel für etwa 4-5 Wochen, und so verfüge ich bereits über einige Kenntnis, was diesen Kontinent betrifft. Diese Reise soll mich zurück bringen in einen Zustand, in dem Begriffe wie ´ Geschäft - Termin - Geldverdienen - Kunden ´ keine Bedeutung mehr haben. Mein tägliches Budget ist bewusst so gewählt, dass ich als Reisender, und nicht als Urlauber unterwegs sein werde. Ein Unterschied insofern, als dass ein Urlauber, oft schon am Tag seiner Ankunft in der Fremde mit seinen Gedanken wieder zu Hause weilt, bei der Arbeit, bei der Familie, bei Freunden. Anrufe, E-Mails und aktuelle Nachrichten bringen ihn immer wieder in die angestammte Arbeits- und Wohnwelt zurück, obwohl er die ja eigentlich kurzzeitig verlassen wollte. Der Reisende, der Traveller, richtet sich da wo er ankommt ein, nimmt die Gegebenheiten an wie sie sind, er ist wieder zu Hause. Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit sollen meine Reise weitgehend bestimmen, denn nur so erlebt man mit den Bewohnern der bereisten Gebiete das tägliche Leben, die damit verbundene Mühsal, und die damit verknüpften Freuden. Ich werde an bestimmten Stationen dieser Reise auf Freunde aus Deutschland treffen, und jeweils eine gewisse Zeit mit ihnen reisen, und den Urlaub meiner Frau zusammen mit ihr auf Bali verbringen. In diesen Abschnitten wird es auch für mich Erholungsphasen geben, in denen die Standards es mir ermöglichen werden, Urlaub von der Reise zu machen. Im gesamten Zeitraum dieser 6 Monate werde ich die Arbeit am Manuskript meines, in Asien handelnden, Buchprojektes "Das Majapahit-Geheimnis" weiterführen, und soweit es möglich sein wird, sollte sich die komplette Rohfassung am Rückreisetag mit in meinem Reisegepäck befinden. Und hier beginnt die Vorgeschichte zum Buch (voraussichtliches Erscheinen Ende 2009) : 09.AUG 08 Abschied von Anne, sie bringt mich noch zum Bahnhof. Wir verlassen gemeinsam das Haus und gehen den kurzen Weg zum Bahnhof in Ahlhorn. Es sind nur wenige Minuten bis zum Eintreffen der Regionalbahn, die uns erst einmal für drei Monate trennen wird. Wir halten uns ganz fest und spüren, jeder für sich, wie wichtig wir in 30 Ehejahren füreinander geworden sind. Dann wird es Ernst, der Zug rollt ein. Offenbar fehlt mir jegliche Übung im Abschied nehmen, denn als ich Sekunden später im Zug sitze und der losfährt, wird mir sofort bewusst, dass das Entscheidende ungesagt geblieben ist, nämlich wie lieb ich sie habe, und dass ich sie eigentlich schon jetzt vermisse, obwohl wir in dem Augenblick, in dem ich das denke, noch nebeneinander stehen. Die Gedanken rotieren, einiges bleibt unausgesprochen, aber ich verzichte auch gerne auf die Routine beim Verabschieden. Besser man vermeidet solche Situationen in dem man zusammen reist. Eigentlich wollte ich diese Reise mit einer riesigen inneren Freude angehen, aber das Gefühl der soeben erlebten Trennung auf Zeit zieht doch kräftiger nach unten als ich ich es vermutet hatte. In Osnabrück bekomme ich die erste Gelegenheit mich in asiatischer Gelassenheit zu üben, denn der Anschlusszug hat 50 Minuten Verspätung. An meinem Ziel, Mülheim/Ruhr, gehe ich die 1,5 km bis zur Wohnung meiner Mutter mit Gepäck, und bekomme schon einmal das Gefühl für den Rucksack. Der sitzt sehr gut, aber das Handgepäck mit den vielen Papieren und bisherigen Recherchen zum Buch wiegt allein 8 kg, und das trage ich, etwas umständlich und die Atmung behindernd, vor der Brust. 10.AUG 08 Herbert bringt mich zum Flughafen Düsseldorf. Es ist ein verdammt gutes Gefühl, wenn der beste Freund im Augenblick des Abschieds so etwas wie leicht feuchte Augen bekommt. Zu wissen, das da jemand ist, dem so ein "Tschüs bis zum nächsten Jahr" tiefer in die Seele schießt und dabei die übliche förmliche Oberflächlichkeit durchdringt, das lässt eine Welle warmen Glücksgefühls aufkommen. Dieses innige Gefühl unausgesprochener Zuneigung ist es letztendlich, was auch bei mir die Augen etwas feuchter werden lässt, nicht die Situation des Abschieds vom Freund als solches. 11.AUG 08 Dubai Airport 01:10 Uhr ( Deutschland 23:10 ) Ich bin in der internationalen Reisewelt angekommen. Meine Landsleute spielen hier nur noch eine unbedeutende Rolle. Am interessantesten finde ich das Gate für den Abflug nach Karachi. Jeder der hier Wartenden wäre geeignet, bei der Einreise in die USA für heftige Verzögerungen zu sorgen, aber hinter den Bombenlegerfassaden können sich ja durchaus nette Menschen verstecken, ich erkenne das bloß nicht. Ein Muslim hat sich zum Gebet als Gebetsteppich seine Lederjacke auf dem Boden ausgebreitet. Er muss diese Stelle für die Lobpreisung Allah´s für besonders geeignet halten, denn 150 m weiter wird eine komplette Moschee für derartige Verrichtungen angeboten. Van Morrison verkürzt mir die Wartezeit aus dem Ipod heraus, die Müdigkeit kann er allerdings nicht nehmen. Ankunft in Sri Lanka Der Eindruck der Runderneuerung des gesamten Landes beginnt gleich am Flughafen. Neue Gebäude und vermutlich auch neue Flughafenarbeiter, denn die Einreise und die Gepäckausgabe erfolgen in ca. 15 Minuten. Sri Lanka Rekord ! Zuerst tausche ich 100,- € bei der Bank. Vijith ist zur Abholung bis in die Ankunftshalle gekommen. Als Fahrer hat er Siri mitgebracht, und die Freude des Wiedersehens ist auf allen Seiten groß. Kaum verlassen wir das Flughafengelände, geht es weiter mit neuen Eindrücken. Ich sehe nur neue Straßen, neue Wohnhäuser und neue Geschäfte entlang des gesamten Weges. Dann bekomme ich Bedenken, angesichts der unzähligen Fast-Food-Läden, ob ich überhaupt noch ordentliches Sri Lanka-Essen genießen darf. Die Kokosnuss zum Durst löschen kostet 25,- RPS, und ich sollte auf jeden Fall auch noch das weiche Fruchtfleisch rauslöffeln, denn zum Wegwerfen sei das alles viel zu teuer geworden, sagt Vijith. Benzin liegt bei etwa 1,-€ / Liter , Reis 80,- RPS / Kilo. Wegen der enorm gestiegenen Transportkosten werden die Nahrungsmittel überall teurer. Noch am Ankunfttag erfahre ich Vijith´s traurige Strandgeschichte: Seit vor vielen Jahrzehnten der Sri Lanka -Tourismus begann, gibt es Jungen und Männer, die am Strand mit den Touristen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, weil sie, wie Vijith auch, nur 4 Jahre eine Schule besucht haben, und keinen Beruf erlernten. Wenn ein Gast von einem Beachboy angesprochen wird, und man hat mit ihm Tour, Ausflug oder Shopping beim Schmuckhändler vereinbart, dann ´gehört´ demjenigen Beachboy auch der Gast. Das ist ein unumstößliches, ehernes Gesetz. Jeder am Strand kennt die Zimmernummern der Gäste und den dazugehörigen Beachboy, und man kommt sich nie ins Gehege, schließlich investiert man ja auch in den Gast, durch Einladung zum Tee, zum Essen, zu Drinks und durch die aufgewendete Zeit. Dieses Ehrengesetz der Beachboys weicht nun aber auf. Es wächst eine Jugend heran, die sich den Teufel schert um die alten Werte. Diese neue Generation glaubt eher an das Recht des Stärkeren. Zu den Starken gehört man aber mit 47 Jahren nicht mehr, und darum brach für Vijith eine Welt zusammen, aufgrund der neuen, üblen Erfahrungen am Strand. Einer der Jungen hatte eine Tour gefahren mit Gästen, die von Vijith bereits angesprochen wurden. Zur Rede gestellt kam es zum Handgemenge, und Vijith musste Schläge ins Gesicht einstecken. Ohnehin schon gedemütigt dadurch, dass das Leben ihn zwingt in seinem Alter noch durch die Arbeit am Strand seine Familie zu ernähren, wurde er nun auch noch verprügelt. Vijith empfindet diese Arbeit wie Prostitution, obwohl er nie zu den zahlreichen Jungen und Männern gehörte, die sich tatsächlich körperlich anbieten. Als er nach diesen Ereignissen vom Strand kam, zogen zu Hause die schwärzestden Gedanken auf, die er je hatte. Da er sich richtig verhalten und keinen Fehler begangen hatte, aber nicht fähig war sich gegen die Gewalt zur Wehr zu setzen, beschloss er ein Messer mitzunehmen zum nächsten Arbeitstag am Strand. Vijith glaubt, dass sein Leben weitgehend verpfuscht ist, da er immer noch den ungeliebten Strandjob machen muss. Der Sohn ist 18 und ein vernünftiger Junge, die Frau ist versorgt mit dem Haus, also was hat er schon zu verlieren ? Die Möglichkeit des Verlustes seines eigenen Lebens erschreckt ihn jedenfalls nicht. Er verletzte denjenigen der ihn geschlagen hat am Arm, und bevor Schlimmeres geschah stürzte sich die gesamte Meute der Beachboys auf beide und für 4 Stunden kamen beide in Polizeigewahrsam. Man kannte Vijith auf der Wache als ordentlichen und ehrenwerten Bürger, und ließ am Ende beide laufen. In seiner Straße wird Vijith von allen geschützt. Jeder bestätigt ihm, nichts falsch gemacht zu haben. Der Strand ist allerdings von da an für ihn nicht wieder wie er war. Wie der Tsunami am 26.12.2004 die Halbinsel in Bentota auseinanderbrechen ließ, so hat dieser Tsunami der weg geschwemmtden Traditionen die Strandjungs auseinander gerissen und verfeindete Lager gebildet. Der Frust über diese Situation hatte Vijith rückfällig werden lassen. Für einen Tag war der Gin sein Freund, bis sein Sohn ihn weinend vom Strand holte. " Komm Papa, wir gehen zum Tempel und beten " Danach war alles wieder gut. Vijith ist, Buddha sei Dank, wieder trocken. 12.AUG 08 gesundes Frühstück bei Vijith mit Kolakande Blättern. Die sind von einem Baum und werden mit Milch und Reis gemischt. Diese ayurvedische Gesundheitsvorsorge für den Tag schmeckt wie Erbspürree. Man isst Palmhonig dazu. Öffentlicher Nachbarschaftsstreit  In Straßen wie der Gangaboda Road ist alles öffentlich, die Liebe genau so wie der Streit. Dieser Tag beginnt mit Streit. Männer, Frauen, alle schreien aufgeregt durcheinander, Stimmen überschlagen sich. Grund der lautstarken Auseinandersetzung ist, dass die Kinder sich gezofft hatten, und nun eine Partei der anderen vorwirft missratene Gören zu haben,die eigene Brut wird dabei, wie sollte es anders sein, in den Himmel gelobt. Während dieses Nachbarschaftstheater abläuft, spielen etwas entfernt die Kinder vermutlich schon wieder miteinander. Am Abend zuvor habe ich mit Vijith über mögliche lokale Geschäfte gesprochen, nach Alternativen gesucht für das Touristengeschäft am Strand. Sudath´s Bruder Pushpalal hat seinen Laden für E-Mail, Telecom, Fax-Kommunikation heruntergewirtschaftet und muss verkaufen. Der Preis für das Geschäft an der Hauptstraße soll bei 50.000,- € liegen. Ich äußere meine Überzeugung, dass ein Geschäft in der Telekommunikationsbranche nicht unbedingt an der Hauptstraße liegen muss. Die Kundschaft kommt zum Faxen und Mailen auch in eine Nebenstraße. Für so ein Geschäft wäre Platz auf seinem Grundstück. Er braucht nur einen Raum, ohne weitere Installationen. Für die Technik habe ich 10.000,-€ und für den Bau 5.000,-€ kalkuliert, und die Summe dafür in Aussicht gestellt, falls er dieses Geschäft für lukrativ hält. Damit wäre auch die Zukunft des Sohnes Ranjika gesichert. Mal sehen was Anne dazu sagt. Voraussetzung ist auf jeden Fall, dass Vijith weiter trocken bleibt. Kann man darauf bauen ? Die Situation am Strand hatte ihn ja auch heftig aus der Bahn geworfen. Einkünfte aus einem eigenen Geschäft würden ihn aber sicher festigen. Zum Leben braucht Vijith für sich und seine Familie 1.000,-RPS pro Tag = 6,50 €. Das Geschäft sollte netto das Doppelte erlösen, damit die Investitionen nach etwa 10 Jahren bezahlt sind. Vijith brauchte an mich/ uns nicht zurück bezahlen. Er sollte das Geld dann sparen. Wir nutzen lediglich unser Zimmer zum kostenfreien Aufenthalt, wenn wir in Sri Lanka sind. Nehme ich den normalen Guesthousezimmerpreis für Halbpension an, dann könnten wir für unsere Einlage etwa 6 Jahre bei Vijith verbringen. Bedenkt man aber, dass wir auch andere Länder bereisen möchten und nie so lange in Sri Lanka bleiben, würden wir Vijith auch nicht über Gebühr belasten. Nach dem Nachbarschaftsstreit und einer kurzen Disco-Phase ist es jetzt wieder ruhig auf der Straße.Auf dem Weg zur Bank fällt mir auf, dass die Leute wieder ausgesprochen nett und freundlich sind. Hat der Tsunami vielleicht den unverhohlenen Drang zum Geschäftemachen zugunsten der ursprünglichen echten Freundlichkeit mit weggespült ? Oder haben die unvergleichliche Spenden- und Hilfsbereitschaft aus dem Westen und aus Deutschland dem Verhältnis und Verständnis gut getan ? Man könnte meinen, dass gerade das viele gespendete Geld, von dem ja nur ein Bruchteil bei den wirklich Bedürftigen ankam, aber von dem die Bevölkerung zumindest Kenntnis hat, uns erst recht als wandelnde Geldbeutel erscheinen lässt. Nur wirklich Reiche können es sich leisten so viel zu spenden. Nach buddhistischer Sicht ist der Gebende der Glückliche, der dankbar sein muss, denn er bekommt die, das Karma verbessernde, Chance Gutes zu tun. Der Wechsel eines Reiseschecks in Rupies bei der Bank of Ceylon, bietet wieder interessante Einblicke in fremde Arbeitsweisen. Nachdem ich Platz genommen habe und den unterschrieben Scheck hinüber reiche, beginnt das gewohnte undurchschaubare Hin und Her. Das Prozetere läuft ab wie ein Spiel mit 2 Formblattblöcken, dem Kohlepapier, einem Taschenrechner, der Computertastatur, der Computermaus, dem Scheck, meinem Reisepass, diversen Stempeln und Stempelkissen und einem riesigen Kassenbuch als Spielsteinen, und den drei Bankangestellten sowie dem Kassierer am Ende der Kette, als Spieler. Wie bei einem Denkspiel, kann man in den Gesichtern der Spieler der Bankmannschaft den aktuellen Spielstand und den Schwierigkeitsgrad des anstehenden Spielzuges ablesen. In diesem Team gibt es kein teilnahmsloses Pokergesicht. Souveräne Überlegenheit wechselt, geht über in erkennbare Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung. Es wird geprüft, es wird nachgedacht, und man sieht die Erleichterung, wenn es geklappt hat, diesen oder jenen Eintrag abzuschließen, abgelöst von der angespannten Erwartung die sich zeigt, wenn das Ergebnis des eigenen Spielanteils dem nächsten Spieler in der Staffel vorgelegt wird. Das Spiel "Scheck einlösen" dauert, wenn man das Spielfeld Bank betritt, und der Anpfiff umgehend erfolgt, etwa 20 Minuten. Dieses Spiel ist ein ganz besonderes Spiel, denn am Ende fühlt sich jeder als Sieger. Sogar der mit dem urtümlichen Vorderlader bewaffnete Mann für die Sicherheit, macht mit einem freundlichen Siegerlächeln den Weg zum Ausgang frei, und ich habe sowieso gewonnen, denn ich habe jetzt Rupies. Die Anzahl der Touristen ist überschaubar, im Ceysands Hotel sind 12 Gäste. Die Neckermänner sind beliebter als die ITS-Gäste, da bei Neckermann die Rundreisen teuer angeboten werden. So haben die Jungs leichteres Spiel den Preis weit zu unterbieten, wenn sie eigene Rundreisen verkaufen wollen. ITS hingegen ist mit den günstigen Vorortangeboten verständlicherweise sehr unbeliebt bei den Beachboys. 1-2 Minuten nach Deutschland telefonieren kostet etwa 70,- RPS = o,50 € 1 Stunde Internetcafé 150 RPS = 1,- € Vijith´s Haus sieht sehr gut aus. Auf Böden und Wänden leuchtet frische Farbe, und alles wirkt total sauber. Ich frage Vijith, ob er erst kürzlich gestrichen habe. Ja, letzte Woche erst, und zwar weil er wusste das ich komme. Es habe alles so alt ausgesehen, und das wäre für mich nicht gut gewesen. Wenn alle späteren Guesthouses dieser Reise meinen Besuch ähnlich vorbereiten, kann ja nichts mehr schief gehen. Mal sehen ob die Mönche am Samstag auch so gut Hausputz gemacht haben. Die Renovierung hat Vijith übrigens 300,- € gekostet ! 13 AUG 08 sitzt man morgens beim Frühstück in der Gangaboda Road, der Straße am Flussufer, dann hört man eine Vielzahl an Geräuschen. Ein Grundrauschen ist zu hören von der Brandung des indischen Ozeans, dessen Brecher gegen die, das andere Flussufer bildende, Halbinsel anrollen. Kinder der nahegelegenen Schule lärmen durch die schulklassenlose Zeit, Mütter schimpfen mit ihren Kindern und deren Vätern. In der Ferne hupen Auto-, TukTuk- und Lkwfahrer, und die Zweitonballonhupen früher Verkäufer stechen wie das grelle "IAAA" eines Esels in den Morgen. Der Wind bewegt die großen Blätter der tropischen Pflanzen geräuschvoll zum Pfeifpiepsen der Streifenhörnchen und zu den unzähligen Vogelstimmen. Doch ein allmorgendlich wiederkehrendes Geräusch in diesem Dorf innerhalb der Stadt ist das bemerkenswerteste: das überaus geräuschvolle, und in keiner Weise schamhaft unterdrückte Abhusten aus diversen Männerlungen in der Nachbarschaft. Vom Befreien der Kehle mit geröchelten chchch - Lauten, bis hin zu einem Gebrüll, das den nahen Erstickungstod befürchten lässt, ist so ziemlich alles vertreten was in die Palette Rotz- und Kotzgeräusche eingegliedert werden kann. Man fühlt sich wie im Sanatorium für Lungenkranke und könnte sein Guesthouse in dieser Lage angepasst " GH zum Zauberberg" nennen. 14.AUG 08 Ein Festtag für Vijith, denn heute habe ich ihm bestätigt, dass ich noch einmal eine größere Summe in sein Leben und in das seiner Familie investieren werde. Er bedankt sich mit gefalteten Händen und freut sich, dass er nun keine Angst mehr vor der Zukunft haben muss.Wir haben weiterüberlegt und herausgefunden, dass je schlechter die Zeiten sind, die Geschäfte der Geldverleiher immer besser laufen. Der Geschäftsplan für eine Zukunftschance als Geldverleiher ist in seinem Kopf schon gereift und ausgearbeitet. Er sagt, er habe sehr viel gelernt in seinem Leben, und er meint damit die angesammelte Erfahrung. Er weiß auch, dass dies für ihn die letzte Gelegenheit ist, für sich und seine Familie die finanzielle Grundausstattung zu bekommen, die so viel Profit abwirft, dass er am Ende ein akzeptables Auskommen haben wird. Vijith ist für mich Freund - Bruder - Sohn in einer Person, und es wird mein Leben nicht so entscheidend beeinflussen, ob diese Summe, die ich ihm überlassen werde, noch auf meinem Konto landet oder nicht. Seines aber ganz grundlegend. Habe mir am Moragallastrand die Zerstörungen durch den Tsunami angesehen. Pearl Beach und Barberyn Reef sind völlig weg, Swanee und Confifi nur noch Ruinen. Dazwischen sind noch weitere große Lücken bei den kleinen Strandrestaurants und Geschäften, wo man nur ahnt, dass da allerhand fehlt gegenüber früher. Die aktuelle Beachboygeneration kennt mich nicht mehr, und das nervende Spiel geht auch für mich wieder von vorne los: woher kommst Du - wo wohnst Du - welches Hotel - wie lange bleibst Du - wie oft schon in Sri Lanka - wie ist Dein Name ? Meine Antwort darauf, selbst eine Wohnung in Aluthgama zu haben, 6 Monate zu reisen, nicht als Tourist, sondern wegen meines Jobs da zu sein, und ausserdem zum 22. mal auf dieser schönen Insel, erstickt alle weiteren Versuche an mein Geld zu kommen auf der Stelle. Einige entschuldigen sich, wünschen einen schönen Tag noch und dösen weiter in ihrem Schattenplatz, warten auf ein ergiebigeres Opfer. Habe Dulani im Queen River Inn besucht. Ihr rechter Arm ist nach einem Sturz im Bus kompliziert gebrochen, und sie wird die Metallplatte für immer drin behalten. Stelle erstaunt fest, dass Lahiru inzwischen auch schon erwachsen ist, und weiß im gleichen Augenblick wie viel älter ich geworden bin. Atulah´s Tochter Anouschka ist sehr interessiert, als ich ihr die Geschichte meines Buches kurz erzähle. Die Story des Majapahit-Geheimnisses sei wirklich faszinierend, und ob es das Buch auch in Englisch zu kaufen gäbe. Eine Sache lässt ihr allerdings keine Ruhe, und sie fragt noch einmal ganz gezielt nach, ob denn die buddhistischen Mönche und der Buddhismus im Allgemeinen in der Geschichte am Ende gut oder schlecht aussehen. Ich konnte sie beruhigen. Keiner der drei tibetischen Mönche, die in der Geschichte vorkommen, handelt im Buch so, dass dies den Buddhismus allgemein oder die Mönchsgemeinschaft in ein schlechtes Licht rücken könnte. Es ist mir eine große Freude, dass diese junge Frau, die sehr modern erzogen wurde, sich diese Gedanken macht. 15.AUG 08 Will heute noch einmal als Beachboy mit an den Strand und Leute anquatschen. Allerdings ist das in diesen schlechten Zeiten ein fast unmögliches Unterfangen, denn es gibt nur eine Hand voller Gäste. So sitzen wir etwa 2 Stunden im "Reisebüro" der Jungs, einer aus Brettern gezimmerten Sitzecke an dem schönen Strandabschnitt hinter dem Ceysand-Hotel, ohne dass auch nur ein einziger Touri vorbei gekommen wäre. Dann habe ich doch noch die Chance bei einem Paar aus Ostdeutschland. Ich gehe hin, stelle mich vor und erzähle denen, dass ich selbst Sri Lanka-Kenner und bin und als Reiseveranstalter auch Sri Lanka angeboten habe, und dass die Freunde die idealen Begleiter bei individuellen Touren wären. Der Frust folgt umgehend, denn alle Touren sind von den beiden über Veranstalter bereits gebucht. Das Leben ist für die Jungs wirklich hart, ich erlebe es am eigenen Leibe. Für die ist Geld verdienen noch ein schwierigeres Problem, als es für mich ist, keines auszugeben. Komme aber ganz gut klar mit meinem Budget, und die Lücke, die die ungewollte teure Taxiabholung in meine Finanzen gerissen hat, ist inzwischen ausgeglichen. 16.AUG 08
Pooja Day - Vollmond, und Umzug mit Vijith´s TukTuk nach Dodanduwa / Polgasduwa zur Island Hermitage, dem buddhistischen Kloster im Ratgama Lake Das Abenteuer der Innenschau hat begonnen. Ich weiß noch nicht wie es enden wird, aber spannend ist es allemal. Bei Mr. Abaya im Eco-Village gibt es ein kostenfreies Reis und Curry Mittagessen, das ich als Henkersmahlzeit empfinde. Nachdem er ausgiebig meine Berechtigung zum Betreten der Island Hermitage geprüft hat, fahren wir mit einem großen Boot hinüber zur Insel. Zwei Jungs rudern den Kahn, Vijith darf mit, aber nur kurz die Insel betreten und muss gleich wieder mit zurueck. Abaya hat mir gesagt, dass das Trinkgeld für die Jungs etwa bei 200,- RPS = 1,80 € pro Ruderer liegt, die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten. Einer der Jungen hat den Auftrag mich beim obersten Mönch anzumelden. Im Gemeinschaftshaus der Island Hermitage sind zum Zeitpunkt meiner Ankunft lediglich einige Laienanhänger, die zum Pooja-Tag gewisse Aufgaben für die Mönche übernommen haben, die Mönche selbst sind nicht zu sehen. Wegen des Vollmondtages haben sie bestimmte Riten und Meditationen zu vollziehen, die auch noch 4-5 Stunden andauern sollen. Vijith und die Ruderer wollen natürlich nicht so lange warten. Sie rudern zurück, und ich bin allein. So wollte ich es ja haben. Sam. der älteste Upasaka - Laienanhänger, erzählt mir, er sei aus Colombo, und er bliebe manchmal für 1 ½ Jahre dort. Nach 4-5 Stunden verlassen die 6-7 Tagesbesucher-Laien die Insel, und Sam, der ältere Herr, und ein junger Helfer sind noch dort. Endlich, gegen 18:00, es ist schon dunkel, erscheinen die ersten beiden Mönche, der oberste Mönch soll in etwa 15 Minuten kommen. Ich bin froh, als ich meine Sachen nehmen kann und über den stockdunklen Dschungelpfad zu meiner Unterkunft, dem Kuti, geführt werde. War das schon eine Geduldsübung ? Die Wege sind gut angelegt. Mein Kuti liegt unmittelbar in der Nachbarschaft des Kuti vom obersten Mönch. Ich werde von dem jungen Laienhelfer zu ihm geführt und begrüße ihn mit gefalteten Händen vor der Stirn und tiefer Verbeugung. Er sagt mit leiser Stimme: " is ok .. is ok " , und deutet an, dass ich auf einer Matte zu seinen Füßen Platz nehmen soll. Er selber sitzt auf einem kleinen Stühlchen. Er entschuldigt sich für mein Warten und will wissen warum ich da sei. Er erzähle ihm die Geschichte meiner Bewerbung, und er erklärt, dass die Antwort darauf gezielt liegen geblieben sei, weil ich schon so früh angefragt hätte.Er beginnt mit kurzen Erläuterungen und Einweisungen und will wissen, ob er mir Fragen stellen darf. Zuerst fragt er nach den 8 Prinzipien der Laien, von denen ich zwar eigentlich alle weiß, aber nach diesem Tag, und angesichts der erforderlichen Übersetzung ins Englische, nur zwei stammeln kann, bevor ich ins Stocken gerate. Also versucht er es anders herum. Er gibt Einweisungen und vermittelt Grundlagen der Lehre und stellt dazwischen immer wieder Fragen. Eine ungewollte und unerwartete Prüfungssituation, vor der ich da stehe, und bei der ich auch alles andere als überzeugend bin. Eigentlich will ich nur noch schlafen, zumal ich ja weiß, wie früh hier aufgestanden wird. Endlich entlässt er mich freundlich. Im Kuti wartet eine auf dem Boden ausgelegte Matratze auf mich. Das Stehklo mit Wasserrohr als Dusche unter der Decke ist zum Pinkeln gerade ok, an etwas Größeres mag ich bei dem Anblick erst mal lieber nicht denken. Trotzdem schlafe ich schnell ein. Die Hitze und ein Stakkato nicht einzuordnender Dschungelgeräusche unterbrechen meinen Schlaf von Zeit zu Zeit.
17.AUG 08 In der Nacht suche ich im Halbschlaf immer noch nach den englischen Worten für Anhaften, Achtsamkeit, Vergehen, Auflösung usw. die mir im Gespräch mit dem Chef fehlten und mich so alt aussehen ließen. Gegen 05:05 ruft draussen der Oberste, leise aber vernehmbar, meinen Namen, und ich antworte kurz mit "Yes". Er sagt, dass er um 05:50 Uhr mit dem Boot zum Festland fährt, zum Almosengang, und ich nun mit ihm hinunter gehen könnte zum Haupthaus. Es sei nun 05:30 Uhr. Ich bin verwirrt, den meine Uhr zeigt eine knappe halbe Stunde früher an, und von einer Zeitzone auf Sri Lanka ist mir nichts bekannt. Ich stelle meine Uhr um,und bereite mich mit Katzenwäsche und Zähneputzen vor. Dann lösche ich das Licht im Kuti. Draußen ist es noch stockdunkel. Der Venerable hat eine kräftige Funzel, mein sparsames Kurbellämpchen reicht wohl doch nur fürs Zimmer. Schweigend gehen wir langsam durch den Primärurwald, denn hier wurde seit Urzeiten nicht kultiviert. Nach einer Weile erklärt er mir, ich solle ab sofort nur noch auf die aktuellen Tätigkeiten achten. Wenn ich gehe, soll die Konzentration also auf die Beine gerichtet sein, auf die Füße, die Fuß- und Kniegelenke, die Beinmuskulatur. Er spricht ruhig und freundlich, ein guter Lehrer. Auch seine Beispiele vom Vorabend waren gut und einleuchtend : "Wenn Deine Tochter einen tödlichen Unfall erleidet, was empfindest Du ?" Ich hatte auf die Frage nach Kindern zwei Töchter erfunden, da ich weiß, wie befremdet Asiaten sind, wenn Leute meines Alters kinderlos sind. Sie sind peinlich berührt und verlegen, denn es kommt ihnen vor als leide man an einer schlimmen Krankheit. Um so eine Situation zu vermeiden, habe ich gleich zu Beginn meiner Zeit als Upasaka eines der Prinzipien, das mit dem Auftrag nicht zu lügen, bewusst verletzt. " Große Trauer " meine Antwort war diesmal leicht. " Und wenn es die Tochter eines unbekannten Menschen ist ?" " Dann nehme ich es zur Kenntnis, mehr nicht " " Aber das ist doch auch eine Tochter. Warum Trauer bei der einen, und bei der anderen nicht? " " Weil die Bindung, die Liebe, nicht da ist. Weil die Nähe fehlt." " Du siehst, dass es nicht der Tod einer Tochter ist, der das Leiden verursacht, sondern die Liebe macht den Unterschied. Liebe verursacht das Leiden. " Schnell erreichten wir die materielle Seite mit ´Anhaften´ " Wenn Du 100 Dinge in Deinem Haus hast an denen Du hängst, dann hast Du 100 Gründe für Leid, nämlich immer dann, wenn Du eines dieser Dinge verlierst." Er zählte herunter 50 - 40 - 30, und am Schluss dann noch ein Ding, für das als Beispiel meine Armbanduhr herhalten musste. Immer noch ein Grund für Leid, sollte sie verloren werden oder kaputt gehen. " Nennst Du Null Gegenstände Dein Eigen, empfindest Du kein Leid, denn Du kannst nichts verlieren." Doch zurück zum ersten Morgen auf der Insel. Zum Frühstück wird so was ähnliches von den beiden Laien zubereitet, wie ich bei Vijith als Kolakande kennengelernt hatte. Grüne Blätter, aufgekocht mit Reis. Sitzen muss ich auf einem kleinen Kinderstühlchen, abseits der Mönche. Danach wird es für mich ernst. Der Chief geht mit mir in einen Nebenraum, in dem die Mönche eine Anlage stehen haben und jede Menge Sprachkassetten mit buddhistischen Texten, unter anderem auch in deutscher Sprache, von Ayya Khema, der berühmten deutschen Nonne. Über meine weiße Upasaka-Kleidung bekomme ich nun noch eine weiße Schärpe, die über der linken Schulter zu tragen ist, und die mich für alle Mönche als Schüler erkennbar macht. Der Schüler- oder Laienstatus ist für die Einheimischen aber eher zu vergleichen mit einem Diener, der die niederen Arbeiten für die Mönche erledigt. Als Europäer habe ich da sicher einen Sonderstatus, und kann unbehindert den Buddhismus studieren. Ich knie auf der Matte, die zu Füßen des Bikkhu ausgerollt war. Er erklärt und übersetzt mir die Pali-Texte, die dann in vielfacher Wiederholung erst von ihm vorgesprochen werden, dann von mir im Original nachzusprechen sind. Meine Hände sind dabei hoch vor der Stirn gefaltet, denn diese Handlung ist eine sehr bedeutsame. Es ist die Zufluchtnahme zum Dhamma, zur Philosophie des Buddha, und die Bekundung, die 8 Regeln der Laien gewissenhaft zu befolgen. Mir schmerzen schon die Oberarme vom langen Hochhalten der Hände, als die Zeremonie vorbei ist. Er wiederholt noch einmal die 8 Prinzipien auf Englisch, die Regeln, denen ich zu folgen habe, und macht mir deutlich, wie privilegiert ich doch eigentlich sei, dass ich die Gelegenheit hätte, mir das zusätzliche Wissen aus der buddhistischen Lehre dort aneignen zu können.Kaum ein Einheimischer bekäme diese Chance in seinem Leben, bzw. fehlte es diesen Menschen auch an dem notwendigen Willen, sie seien zu schwach. Durch meine Entscheidung, sei ich als glücklicher Mensch dazu in der Lage, mehr Grundwissen zu erlangen und Verdienste zu erwerben.Von nun an sei ich Buddhist. Die Mönche würden mich fortan mit Upasaka (Laie) ansprechen, und wenn ich von den Mönchen etwas wolle, so sei die entsprechende richtige Anrede Bhante (Herr). Den weißen Schal trage ich ab sofort ständig zur weißen Kleidung. Dann nehme ich wieder auf einem der Kinderstühlchen Platz, denn es ist mir nach den Regeln auch verboten, bequem zu sitzen. Der Chief machte in dem Zusammenhang einen Spaß, indem er erwähnte, dass es in der gesamten Hermitage ohnehin keine bequemen Sitzmöbel gäbe. Ich bekomme eine Tasse und einen Teller, die sind nur für mich. Beim Abtrocknen des Geschirrs muss man aufpassen, denn die Geschirrtücher sind aufgeteilt. Es gibt Lappen für die Opfergegenstände und rituellen Dinge, für die Mönche und für die Laien. Das Tuch für die Laien müsste eigentlich schon stehen können, so dreckig ist das Teil. Das sieht wirklich aus, als ob man wochenlang den Fußboden damit gewischt hätte, und ich nehme mir vor, mein Geschirr immer unabgetrocknet wegzustellen. Denn Tee bereite ich mir selber zu, das machen die Mönche auch, sie wollen keine Hilfe. Anschließend begeben sich die Mönche mit dem Ruderboot zum Festland um das Essen zu erbetteln. Vorher findet noch die Zeremonie vor dem Buddha im Essraum statt. Wir drei Laien rollen ganz hinten unsere Matten aus und knien, davor die Mönche. Dann beginnt der oberste Mönch mit einer Rezitation. Den Text, den die anderen wiederholen, kann ich natürlich noch nicht mitsprechen, aber ich ahme die Choreografie der Verbeugungen mit vor der Stirn gefalteten Händen nach. Ein Mönch nach dem anderen spricht vor in der Rangfolge. Wenn der Rangniederste vor uns Laien steht, und als letzter den Text wiederholt, dann ist Sil oder Sila beendet. Ich meine, dass die Zeremonie so genannt wurde. Anschließend gehe ich in die beindruckende Bibliothek. Es gibt 2 hohe Regalreihen mit Büchern, auch in deutscher Sprache, darunter die gesamte Elite des deutschen Buddhismus.Vom Gründer der Island Hermitage, dem deutschen Mönch Nyanatiloka, hängt ein uraltes Bild an der Wand. Nachdem ich von einem der Mönche den freundlichen Hinweis bekomme, dass ich auf einem falschen Stuhl sitze (nur für Mönche), lese ich auf einem Minihocker sitzend weiter. Es kommt ein Mönch und zeigt mit DIN A4 Farbfotos, die auch im Regal lagen, und auf denen grässlich verstümmelte, zerstückelte, aufgeschnittene und aufgedunsene menschliche Körper abgebildet sind. Mit einem freundlichen Lächeln sagt er dazu: " so sehen Du und ich auch von innen aus." Mir ist aus der buddhistischen Literatur die sogenannte Leichenfeldbetrachtung bekannt,die als Meditationsobjekt dazu dient, sich über die Vergänglichkeit bewusst zu werden, und ich bin für´s Erste froh, nicht auch noch die entsprechenden Gerüche mitgeliefert zu bekommen. Auf mich stürzt sehr viel Neues ein, und weil ich die Strukturen und geregelten Abläufe noch nicht kenne, ist das Gefühl der Unsicherheit groß. Dann kommt der ältere Upasaka, Sam, in die Bibliothek, und bittet mich zum Essen zu kommen. Es ist 09:30 Uhr, die Mönche haben die gefüllten Almosenschalen gebracht und das zusammengeschüttete Essen ist bereitet. Für die Upasakas hat Sam noch eine dünne Currysauce, mit Blättern die ich nicht kenne. extra zubereitet. Da ich bis um 12:00 Uhr essen darf, könnte ich mir nun auch noch etwas nehmen und in meiner Schale ins Regal stellen für später. Aber ich will nicht, einmal essen reicht, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bis Mittag nochmal essen möchte, und auch nicht, dass bis zum Abend noch einmal Hunger aufkommt. Ich nehme ein Buch aus der Bibliothek mit, gehe den Waldweg zum Kuti und lege mich auf der Matratze lang hin. Statt zur Ruhe zu kommen fliegen die Gedanken nur so herum, und ich weiß nicht, ob ich wenigstens einen Ansatz von Meditation in den nächsten 2 Wochen erleben werde. Der ruhelose Geist meldet sich nach etwa 1 Stunde, wenn ich auf dem Stuhl sitze und lese. Wenn ich liege, weckt mich nach 1 Stunde mein eigenes Schnarchen, und auf dem Meditationskissen habe ich es gerade mal 15 Minuten geschafft konzentriert zu bleiben. Es ist aber auch eine verfahrene Situation, gerade in dieser Umgebung, mit so vielen neuen Eindrücken, eben nicht nach links und rechts zu schauen, sondern nur die Aktion zu bedenken, die gerade ausgeführt wird. Das Gehen beruhigt meine schwirrenden Gedanken am besten. Langsam, und konzentriert auf das Gehen, laufe ich über die herrlichen Dschungelpfade. Eigentlich sollte ich die Ablenkungen nicht wahrnehmen, aber es ist schwer. Mungos laufen herum, es gibt viele prallvolle Schlafbäume der Fliegenden Hunde, Vögel in einer Vielzahl, dass jedes Ornithologenherz höher schlagen würde, und ein weißes Eichhörnchen, das sich von einem der Mönche füttern lässt. Ein junger Mönch, ich weiß nicht welcher es ist, bereitet sich auf die Spende einer Niere vor. Seine Werte passen genau zu denen eines jungen, kranken Mädchens, der er mit der Organspende helfen will. Die buddhistische Betrachtung des Körpers als einem bloßen Werkzeug, einer mit stinkenden und widerwärtigen Flüssigkeiten angefüllten Hülle, hat also auch etwas Positives, kann Gutes bewirken. Dem Spender ist es einfach egal, denn früher oder später wird diese Niere ohnehin verfaulen, auch im Körper des Mädchens. Warum also nicht damit noch durch die Aktion des Gebens noch gutes Karma schaffen ? Ich wundere mich, wie viel man an so einem Tag schreiben kann, an dem rein gar nichts passiert. Mein Nachbar, der Oberste, Venerable Gangabodawila Muditamano, der sein gutes Englisch durch die frühere Tätigkeit in einem 5-Sterne Hotel gelernt hat, schnarcht auch während des Tages für mehrere Stunden. Die Meditation ist zwar für mich äußerst anstrengend, sollte es für ihn aber nicht mehr sein. Seine jahrelange Übung wird die Konzentration auf einen Punkt geschärft haben und erleichtern. So wie es heute aussieht, werde ich das Angebot die Bhavana-Hall, die Meditationshalle, zu den Meditationszeiten aufzusuchen, nicht in Anspruch nehmen. Ich wäre dort noch mehr abgelenkt und bleibe lieber in meinem Zimmer zum Üben. So störe ich auch die Mönche nicht. Habe mir eben eine Flasche mit gefiltertem Brunnenwasser abgefüllt. Schmeckt und riecht sonderbar, aber die Mönche und meine Vorgänger als Upasaka haben das auch überlebt. Trotz der Enthaltsamkeit nach dem späten Reismahlzeitfrühstück, habe ich auch jetzt um 19:00 Uhr noch kein Hungergefühl. Bin gespannt wie es morgen wird. Vielleicht esse ich dann doch kurz vor 12:oo Uhr noch einmal etwas. Da es unwahrscheinlich ist, dass die Mönche morgen vom Bettelgang Currywurst mit Pommes oder Käsebrot mitbringen, werde ich auch ohne Probleme wieder mit wenig auskommen, buddhistische Texte studieren, schreiben und Meditation üben. 18.AUG 08 Es ist 05:oo Uhr. Ein Fischer hat ´Uuuuuh´ gerufen und gegen sein Boot geklopft. Das klang zwar wie ein Weckruf für die Insel, soll aber wohl Fische ins Netz treiben. Durch das dichte Blätterdach sieht man einzelne weiße Abschnitte des Vollmondes strahlen, die ständig durchzuckt werden von dunklen Schatten. Dazu hört man ein Geräusch wie von einem riesigen Krähenschwarm. Die Flughunde kehren vom nächtlichen Fressausflug in ihre Schlafbäume zurück. Heute darf ich die Blüten- Öllicht- und Duftopfer mit vorbereiten und an der weißen Buddhastatue, zusammen mit einem Mönch, darbringen. Dann gibt es wieder die obligate Kolakandebrühe, die man hier Porridge nennt. Sam bereitet Bällchen aus einem Tütenpulver, Kokosraspeln, Zucker und Wasser zu. Die schmecken gut und sättigen wunderbar. Der Anblick der Küche ist allerdings nicht geeignet ein größeres Verlangen nach Essen aufkommen zu lassen als unbedingt notwendig. Wenn die Mönche mit dem Vorbereiten und säubern der Bettelschalen fertig sind, folgt wieder die Sil - Zeremonie. Sam erklärt mir später den Sinn der Worte, die dabei gesprochen werden, und die ich noch nicht mitsprechen kann. Die Mönche vergeben in dieser rituellen Handlung eventuelle Fehler, die man während des Tages begangen hat und nehmen dafür die Verdienste für gute Handlungen auf. So sind sie bei Bedarf in der Lage auszugleichen oder auch abzugeben. Jeder einzelne tritt ja vor und sammelt die gute und schlechte Energie der unter ihm stehenden. Alle derzeit 9 Mönche, die auf dieser Insel leben, sind studierte Männer, die gebildet sind, und schon eine höhere Stufe erreicht haben, als es viele der einfachen Mönche im Lande jemals könnten. Der Bettelgang, immer verbunden mit der notwendigen Bootsfahrt zum Festland, ist bei schlechtem Wetter nicht einfach. Da es aber sonst nichts zum Essen gäbe, müssen die Mönche bei Wind und Wetter los. Bei Sturm ist es fast unmöglich die Insel zu erreichen, und es ist auch schon ein Boot gekentert. Mr. Abaya vom Eco-Village erzählte auch, dass er bei Sturm einmal nicht die Insel traf, sondern vom Wind an das andere Seeufer getrieben wurde. Da er kein Geld dabei hatte musste er laufen, bis er einen TukTuk-Fahrer fand, der ihn zurück brachte. Er war über 3 Stunden unterwegs. Die friedliche Atmosphäre auf der Insel, und das Prinzip, keine lebende Kreatur zu töten oder ihr auch nur ein Leid zuzufügen, hinterlässt bemerkenswerte Resultate. So lugt, kaum ängstlich, unter der morschen, teilweise ausgebrochenen Toilettentür, mit großen Augen ein Mungo hervor, der nur ansatzweise Bereitschaft zeigt, da raus zu kommen. Ich lasse ihm ausreichend Platz zum Gehen, und ganz gemütlich, ohne Panik, trabt er davon. Gestern Abend liefen zwei Baby-Geckos im Kuti herum. Der Tisch, die Wasserflasche, das Hemd, alles wurde erkundet. Die Tierchen sind wahrscheinlich die einzigen Echsen, die man als durchaus possierlich bezeichnen kann. Der tapsige Watschelgang, elegante Sprünge, die großen schwarzen Knopfaugen, eine rosige Zunge, die nach einer Mosquitomahlzeit genüsslich das Maul ableckt, die leicht zittrigen Kringelbewegungen des Schwanzes, wie in Zeitlupe, und nicht zuletzt sein Nutzen als Mosquitofresser, machen einen Gecko zum angenehmen Zimmergenossen. Ich halte meinen Finger vor die Flasche, auf der mein neuer Freund sitzt, und ohne zu zögern springt er auf den Finger und grinst mich an. Um ihn besser ansehen zu können halte ich den Finger näher vor die Augen. Es ist ganz genau zu erkennen, dass er dies wiederum als Angebot zu einem Ortswechsel versteht, und bevor er mir auf den Kopf springt, setze ich ihn an der Wand ab, an der ein paar Mosquitos auch schon Platz genommen haben. Da dieser kleine Kerl nicht die 8 Prinzipien befolgen muss, obwohl er auch im Kloster lebt, wird er in dieser Nacht sicher noch als Killer unterwegs sein. Bin nach dem Frühstück der Tasse Reispampe noch einmal eingenickt auf meiner Matratze im Kuti. Da habe ich geträumt, als junger Mann mit meinem Vater im tiefen Schnee zu spielen. Wir hatten mächtig Spaß, als ich in dem hohen Schnee versank, und er, als er mich herausziehen wollte, der Länge nach in das kalte weiße Nass fiel. Mitten in dieser Freude werde ich wach, das Lächeln noch auf dem Gesicht. Ein schöner Traum, aber wie passt das jetzt hier her ? Dreißig Grad und Träume von Schnee, die ernsten Mönche um mich herum und dann das alberne Herumtollen, buddhistische Unterweisungen und mein seit 4 Jahren verstorbener Vater ? Freud hätte Freude an der Deutung, aber ich sehe keinerlei Verbindung zum realen Hier und Jetzt. Will heute mal etwas später essen und wandele so gegen 11:15 Uhr hinunter. Gehen ist das kaum zu nennen, wenn man jeden einzelnen Schritt bewusst setzt. Dabei läuft ein riesiges Datenprogramm ab, und man kann nur bruchstückhaft den eigentlichen Gehvorgang im Kopf nachvollziehen. Würde man jedes Detail, das beim normalen Gehen tatsächlich passiert exakt bedenken, dann bräuchte man für 10 m sicher 20 Minuten, oder keine Ahnung wie lange. Im Ess- und Andachtsraum ist alles ausgestorben, kein Mensch mehr da. Man hat mir an meinem Katzentisch etwas hingestellt, sogar Brot und ein kleines Töpfchen Pudding. Leider waren die Ameisen schon schneller, aber was soll ich machen ? Noch etwa 30 Minuten, und dann ist Schluss mit Futter für diesen Tag. Also teile ich mit den Ameisen redlich, bemüht um die Einhaltung der beiden Prinzipien: nicht Essen nach 12:oo Uhr, und nicht töten. Bin dann nochmal runter zum See, am Bodhibaum vorbei, um den herum eine gepflegte Sandfläche angelegt wurde. Beim Blick auf die andere Seite des Sees überwog gestern noch eindeutig der Gedanke : dort drüben ist die Freiheit ! Heute denke ich schon anders. Es kommt ganz stark ein Gefühl auf, etwas ganz Einmaliges zu erleben, was man wegen seiner Exklusivität unbedingt genießen sollte. Nun hat Genuß mit dem Buddhismus rein gar nichts zu tun, aber dieses Dasein, hier in der Island Hermitage, reduziert auf ein absolutes Minimum, Überlebensfähigkeit nur durch erbettelte Speisen, eröffnet auch Möglichkeiten. Ich erkenne die im Augenblick noch nicht klar, aber ich weiß zumindest, dass die belebte technisierte Welt am anderen Seeufer, mir in diesem Leben eine solche Situation nie wieder bieten wird. Darum will ich die Gelegenheit so nutzen, wie ich es dem Chief-Bhante versprochen habe, mit dem intensiven Studium des Dhamma, der buddhistischen Lehre. Für die Meditation fühle ich mich noch nicht reif. Es wäre ein Schritt zu viel auf dem Weg zu mehr Achtsamkeit und Wissensklarheit. Wenn ich nun sehe, was ich an diesem 18.08.08 schon um 13:00 Uhr so alles aufgeschrieben habe, der Tag ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei, dann kann ich wieder nur staunen. An keinem belebten Ort hätte ich mehr erlebt und schreiben können als hier. Draußen raschelt es im Gebüsch. Ein großer Waran streift durch das Unterholz, mit der gespaltenen Zunge nach Essbarem schnüffelnd. Dem Knacken nach zu urteilen hat er eine Schnecke gefunden. Habe in meinem Kuti soeben wieder einen Meditationsversuch gestartet und diesmal 20 Minuten auf dem Kissen gesessen. Bei der ausschließlichen Beobachtung des ein- und ausfließenden Atems, kam es dabei ansatzweise zu einem Gefühl der körperlichen Taubheit. Der Schmerz durch die ungewohnte Beinhaltung war für kurze Zeit völlig weg. Sollte das auch für einen längeren Zeitabschnitt möglich sein, dann werde ich auch länger sitzen können. Wer es wissen will wie überaus anstrengend das ist, der möge es einfach mal versuchen für 20 Minuten, nur auf eine Sache konzentriert, auf dem Boden zu sitzen, und den aufkommenden Schmerz zu ignorieren bis er verschwindet, nicht mehr spürbar ist. Als ich gegen 18:00 Uhr das Zimmer verlasse, ruft mich der Obermönch zu sich. Ich setze mich zu seinen Füßen auf die Matte. Er will wissen ob ich satt werde, oder sonst Probleme habe. Wir sprechen über meine zaghaften Meditationsversuche. Ab Morgen darf ich in der Bhavana-Hall den täglichen Rezitationen und Gesängen der Mönche beiwohnen, und an der Abendmeditation teilnehmen, die von 18-21 Uhr dauert. Er errät meine Gedanken und beruhigt mich mit dem Zusatz, dass ich auch immer leise aufstehen und mich entfernen dürfe, laufen, oder zur Gehmeditation in eine dieser, zu diesem Zweck angelegten, verlängerten Minigolfbahnen wechseln könne. Auch die Mönche würden sich freuen, dass jemand aus der westlichen Welt hier sei, der über ein zeitlich befristetes Leben als buddhistischer Laie zu Ruhe und Frieden finden wolle. Er bittet mich, meinen Kuti abzuschließen, wenn ich ihn verlasse, im Lager bei Haupthaus sei gestern eingebrochen worden. Und er rät mir, demnächst schon früher zu essen als erst kurz vor Mittag, denn alle Speisen würden ja schon am frühen Morgen gesammelt, und die verschiedenen gekochten Speisen könnten um diese Zeit schon zum Teil schlecht sein. Die Kutitüren geschlossen zu halten bei Abwesenheit oder in der Nacht, sei auch wichtig wegen der Ratten, die überall schon Löcher in die Insektengitter genagt haben. Erst kürzlich sei ein Mönch 6 mal gebissen worden, und er benötigte mehrere Injektionen. Gut das ich auf dem Fußboden schlafe, da haben die Biester nicht so große Mühe. Sein Schnarchen über Tag ist hiermit vielfach entschuldigt, denn er erzählt mir von schlimmen Kopfschmerzen, die ihn plagten. Ich biete ihm Tabletten an, aber so etwas nimmt er nicht ein, wie er sagt. Die beste Medizin für ihn sei Wasser. Ich überlege nun, wo ich meinen Pass lasse, denn im Kuti gibt es keine Möglichkeit irgend etwas zu verstecken. Wenn im Haupthaus dieser Mönchseinsiedelei eingebrochen wird, dann auch in die Kutis. Was denkt sich ein Einbrecher, der bei Leuten einbricht, die ganz offensichtlich absolut nichts besitzen, außer Bettelschale, Kutte und Waschzeug. Haben die Dorfleute noch weniger ? 19.AUG 08 zum ersten Stuhlgang über dem Hockloch nur so viel: Da Konsistenz und Menge (sehr fest - sehr wenig) aufgrund der reduzierten Nahrung recht unterschiedlich sind zum Gewohnten, war das überhaupt keine Schwierigkeit. Auch den Fallpunkt habe ich auf Anhieb richtig eingeschätzt. Einen Sprühstrahl möchte ich mir unter diesen Umständen aber lieber nicht vorstellen. Auf dem kleinen Damm zwischen den beiden durch ihn verbunden Inseln Medituwa, der Lehminsel, und Polgasduwa, der Kokosinsel, der wie eine Allee aus tropischen Bäumen und Mangroven angelegt ist, begnet mir im Morgengrauen ein riesiger Waran. Mit seinen etwa 2,50 m Länge hat er die Ausmaße eines durchaus stattlichen Krokodils. Aufgrund meiner leisen und langsamen Bewegungen, bedingt durch das reine Beobachten (Satipatthana), flüchtet hier kaum ein Tier. Die Mönche bewegen sich ja auch alle leise und langsam. Die Vögel kommen hier auch näher als man es gewohnt ist. Nach dem Porridgefrühstück und dem Sila-Ritual schaue ich vom Ufer aus zu, wie die Mönche die Insel in zwei Booten in unterschiedliche Richtungen zum Almosengang verlassen, dann gehe ich zum Kuti zurück und beginne mit Fegen. Für die Mönche ist Fegen Meditation. Auch dabei ist die Konzentration voll auf die Tätigkeit und die dazu erforderlichen Körperbewegungen gerichtet. Da die Mönche sich nicht anderweitig körperlich betätigen, ist dieses, vom Buddha erlaubte Fegen, auch die einzige körperliche Aktivität der jungen Männer, vom täglichen Rudern über den See abgesehen. Insofern könnte man es als Fitnesstraining betrachten, und entsprechend sauber und aufgeräumt sieht es auf der Insel auch aus, denn der Wald wird täglich gefegt. Zum Frühstück kommt ein Mönch mit aufgespanntem Schirm, obwohl es nicht regnet, und um 05:50 Uhr die Morgensonne auch noch nicht hoch steht. Als die Mönche die Insel zum Bettelgang verlassen, gehe ich über den ca. 10 m langen Verbindungsdamm auf die Polgasduwa Insel, auf der sich auch mein Kuti befindet. Wenn man die Insel betritt geht man durch einen Torbogen, auf dem die Aufschrift ´No Entry´ die nicht erwünschten Besucher vor dem Betreten warnt. Ich gehe Richtung Bhavana-Hall und weiter an 2-3 Kutis vorbei. Es folgen ein zweistöckiger Kuti und kleine verschlossene Häuschen, in denen offenbar Buddhastatuen stehen. Dann entdecke ich in einem bewaldeten Eckchen, hinter einem weiteren Kuti, die Gräber der berühmten Mönche, die durch ihre Übersetzungen der Palitexte ins Deutsche und Englische, den Buddhismus im Westen Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts erstmalig den Interessierten zugänglich machten : Nyanatiloka, Nyanaponika, Nyanaloka und Nyanavimala. Auf dem Waldweg von dort zurück zum Kuti, erfahre ich auch den Grund für den aufgespannten Schirm. Die Flughunde scheißen aus ihren Schlafbäumen einen weißen Schauer herunter, der wie Tropenregen auf die Blätter prasselt, und den Weg in Teilabschnitten weiß färbt. Zum Glück komme ich ohne Einschlag hindurch, auch wenn der weiße Fleck auf der weißen Upasaka-Kleidung kaum aufgefallen wäre. Es ist 15:30 Uhr, und ich würde gerne ´achtsam´zum Haupthaus gehen und Tee trinken. Der Venerable ist nebenan aber seit einer Stunde mit Gehmeditation beschäftigt, und ich will ihn nicht stören. Also setze ich mich auf mein Kissen und versuche die für mich immer noch sehr anstrengende Praxis einer Meditation noch einmal. Diesmal waren es 30 Minuten und die Beine schmerzen nach dem Aufstehen. Während des Sitzens habe ich keinen Schmerz empfunden, war gut konzentriert und kaum abgelenkt durch die vielen Vogelstimmen. Jeden Tag 5-10 Minuten länger würde bedeuten, dass ich eventuell die 1 Stunde schaffen könnte bis zum Ende der nächsten Woche. Hole mir ein neues Buch aus der Bibliothek: Nyanatiloka, Grundlagen des Buddhismus In diesem Buch erklärt Nyanatiloka sehr anschaulich, wie sehr der Buddha Riten, Gebete, Zeremonien und Verehrungen ablehnte. Zum Verständnis seiner Lehre seien diese Dinge eher hinderlich. Auch aus diesem Grund werde ich die Einladung in die Meditationshalle zum Rezitieren und Meditieren ablehnen. Das morgendliche Brimbamborium reicht völlig aus. Ich will ja wohl gerne die Weisheit dieses großen Philosophen ehren, der mit seiner zeitlosen Lehre die Zusammenhänge des Daseins besser erklärt hat als jeder andere, und für den Ausweg aus dem Leidvollen die Lösung auch noch gleich mitgeliefert hat. Die Kniefälle bereiten mir allerdings eher Unbehagen. Es gab auch andere bedeutende weise Lehrer, und die werden bewundert oder anerkannt, aber nicht ´vergöttert´. Obwohl ich alle Fragen die aufkommen fragen soll, unterdrücke ich das. Die Erklärung kann ich mir auch schon selber geben. Das ist einfach eine gewachsene Tradition, wichtig für die einfachen Leute. Wenn ich sehe wie verklärt bei uns der Papst angehimmelt wird, der bisher nur wenig bedeutendes Weltwissen bewiesen hat, und von einem Fettnapf in den anderen springt, ist das Verkneifen solcher Fragen auch angebracht. 20.AUG 08 Eine unglaubliche Anzahl an Flughunden fliegt gegen 05:00 Uhr ein. Die Tiere sind immer pünktlich, auf sie ist Verlass. Der Lärm, den sie verursachen, ist unbeschreiblich. Man hört auch große Äste brechen, die Bäume halten dieser Masse nicht stand.
Sam, der 77 Jahre alte Upasaka, erzählt mir, dass er die Insel verlässt, und erst am 31.AUG wieder kommt. Er will mir daher um 14:30 Uhr noch die Bhavana Meditation erklären. Leider ist Sam total schwerhörig. Wenn ich etwas von ihm will muss ich immer laut werden, und genau das möchte ich hier, an diesem Ort, absolut nicht. In der vergangenen Nacht wurde der Unterschied zwischen dem Leben in Gier, Hass und Verblendung, wie es der Buddha als Ursache allen Leids ausgemacht hat, und diesem Ort, besonders deutlich. In einer Lautstärke, die selbst bei einer Entfernung vom anderen Seeufer bis hierher ein Schlafen kaum ermöglichte, schepperten irgendwelche Fernsehprogramme durch die Nacht. Eine ziemliche Zumutung und Rücksichtslosigkeit eines Dorfbewohners gegenüber seinen Nachbarn. Schlafen dort keine Kinder gegen 01:00 Uhr nachts ? Ist das reine Angabe, weil er vielleicht die fettesten Lautsprecher der ganzen Gegend besitzt, oder saß möglicherweise das ganze Dorf mit vor dem Fernseher, und es fühlte sich deshalb keiner gestört ? Vielleicht war aber auch mal wieder jemand völlig besoffen. Das wäre dann auch eine Erklärung für das gegen 03:00 Uhr losgehende Geschrei. Es wurde gezankt und gekreischt, was die Stimmbänder hergaben. Ein Mosquito überbrückte für mich die kurze Zeitspanne bis zum Eintreffen der Flughunde mit seinen Angriffsflügen, und das Prinzip, nicht zu töten, welches mir anfangs als das am leichtesten zu erfüllende erschien, wurde doch noch zur schweren Prüfung. Der freundliche Mönch mit der sanften Stimme wird heute 30. Das ist als Aushang an der Infotafel zu lesen. Sam huldigt ihm mit " Sadhu...Sadhu... " usw. und legt sich lang hin vor ihm. Ich lasse es bei einem " Congratulations " . Heute schmeckt das Essen gut. Es ist ein gutes, scharf gewürztes Curry dabei. Ich vermisse häufig die gewohnte Sri Lanka-Schärfe und Chillies. Essen Mönche lieber mild ? Zur vereinbarten Zeit ist Sam nicht da. Ich vermute, dass er inseinem Kuti eingeschlafen ist und will ihn auch nicht stören. Wenn er die Insel verlässt, werde ich ohne ihn die Sila-Zeremonie wohl kaum hinbekommen. Dem letzten Mönch wird meine Bitte um Vergebung und die Übertragung von angehäuftem Guten wohl versagt bleiben. Habe gerade im Kuti noch einmal Meditation versucht und tatsächlich 35 Minuten bei relativ guter Konzentration geschafft, wieder 5 Minuten länger als gestern. Als eine gute Lehre habe ich durch die Übungen schon jetzt begriffen, dass man Schmerzen durch die Konzentration auf eine Sache, wie z.B. den ein- und ausfließenden Atem, völlig ausschalten kann. Würde ich Gedanken an die Schmerzen in den Fuß- und Beingelenken und im Rücken zulassen, dann könnte ich keine 10 Minuten sitzen bleiben. Vielleicht hat man im Alter mal einen chronischen Schmerz. Dann ist man froh, wenn man ihn mit solchen Übungen wenigstens für eine gewisse Zeit los wird. Das Aufstehen ist eine ziemliche Prozedur, wenn das Leben in die verrenkten Gräten zurück kehrt.
Habe das Dhamma-Studium für 1 Stunde unterbrochen und einen Abschnitt des "Majapahit-Geheimnis" geschrieben. Das Kapitel über die Rückerinnerung hat einen buddhistischen Hintergrund, und für die Erklärungen des Mönches im Buch war die hiesige Bücherei besonders hilfreich. Ich empfinde es auch als etwas ganz Besonderes, ein Kapitel meines Buches an diesem, für den Buddhismus so bedeutenden Ort, geschrieben zu haben.
Wie groß das Privileg offenbar ist, hier zu sein, habe ich heute erfahren, als Sam mir erzählte, dass ein hoher buddhistischer Würdenträger aus Holland hier war, den er auf Medituwa herumgeführt hat. Das war auch der Grund, warum er nicht zur vereinbarten Zeit, um 14:30 Uhr, da war. Polgasduwa Island allerdings, wo ich wohne, wo die Bhavana-Hall steht und wo die Gräber der berühmten Mönche liegen, durfte der Gast aus Holland nicht betreten.
Als ich mir Wasser aus den Töpfen mit dem gefilterten Brunnenwasser abfüllen will, höre ich mal wieder "sometimes finished" von einem der Mönche, der meinen verzweifelten Versuch beobachtet, noch ein paar Schluck abzufüllen. Er bietet mir an, ruhig das Leitungswasser zu nehmen, die Mönche täten das auch ab und zu, wenn das Filterwasser alle ist. Für mich erscheint das Risiko zu erkranken zu hoch, und ich lasse es. Habe mir dann einen großen Pott Tee gemacht und die Teeutensilien wieder einem Mönch zurück geopfert, ein Hinhalten des Tabletts reicht aus. Wenn ein Laie zuletzt an Tee oder Essen war, dürfen die Mönche das nicht wieder benutzen, denn nur Gegebenes nimmt der Mönch, Ungegebenes ist für ihn tabu. Um den Mönchen die Sicherheit zu geben, dass sie nicht Ungegebenes nehmen, stellt man zur ´Freigabe´ der Utensilien auch kleine Schildchen daran. Habe mich inzwischen mit den meisten Gegebenheiten vor Ort arrangiert und komme ganz gut klar. Das düstere Loch mit den zerrissenen Mosquitonetzen, der unten zerbrochenen Tür und den vielen Mitbewohnern, das mein Badezimmer ist, schreckt mich nicht mehr. Auch nicht, wenn ich in der Nacht mit meiner nur spärlich ausleuchtenden Taschenlampe dort hin muss. Man schaut halt erst einmal vorsichtig, ob eventuell schon Mungo, Waran oder Ratte das Örtchen besetzt haben, und wenn es nur die riesigen Schnecken oder die roten Tausendfüßler sind, dann geht man einfach rein. Kakerlaken habe ich hier übrigens noch keine gesehen. Vielleicht ist es denen hier zu unhygienisch. Trage mein weißes Upasaka-Hemd heute den 5. Tag. Es riecht schon ziemlich streng, ist aber ansonsten noch recht ansehnlich. Ich will mit den weißen Sachen haushalten, denn so wie alles andere hier funktioniert, habe ich kein Interesse daran, auch noch das Wäsche waschen auf Inselart zu erlernen. Ich bewundere diese ´echten ´ Mönche, die hier so anders als in den Disneylandtempeln an den touristischen Reiserouten, so überaus ernsthaft an ihrem Fortschritt arbeiten. Es gibt keine Zeiten, die ein hiesiger Mönch vergammelt. Immer wird meditiert oder eine Funktion erfüllt. Allein das Fegen der täglich neu mit Laub bedeckten Waldpfade, ist eine Sisyphusarbeit, die von den Mönchen aber als eine Art Meditation ausgeführt wird. Das Essen mit den Fingern der rechten Hand klappt inzwischen wieder so gut, wie bei den frühen Sri Lanka Reisen, als wir häufiger bei gastgebenden Familien eingeladen wurden, die noch nicht über den Luxus eines Essbestecks verfügten. Ich finde das Pulen im Essen nicht so schön, aber man isst langsam und wird auch satt. Suppe bringen die Mönche zum Glück ja nicht mit. 21.AUG 08 Diese Mücke hätte es wirklich beinahe geschafft, dass ich eine der 8 Regeln gebrochen hätte. Das Verkorken der Ohren mit Oropax lasse ich hier sein. Zum einen, um Gefahr erkennen zu können, zum anderen um pünktlich ohne Wecker wach zu werden. Das Klingeln eines Weckers ist hier einfach unvorstellbar. Folglich muss ich also mit den Angriffen der Mücke in Dolby Surround Sound Qualität klar kommen. Zuerst gelten die Attacken den Füßen, denn ich liege im Sarong auf dem dünnen Tropenschlafsack, in dem man trotzdem zu sehr schwitzt. Ich ziehe die Füße in den Sarong und den Sarong bis oben an die Schulter, aber jetzt gelten die Angriffe in kamikazemanier dem Kopf. Ich krieche in den Schlafsack und stülpe mir die Kapuze bis über die Augen. Da der dünne Stoff nicht schalldicht ist, weiß ich ganz genau, wo sie sich hinsetzt. Dort kommt sie auch an mein Blut, wenn sie den Saugrüssel durch den Stoff schiebt. Ich gönne ihr das Tröpfchen und sollte sie eigentlich gewähren lassen, aber irgendein innerer Drang schreit: NEIN ! Das Tierchen ist nicht zu packen. Wenn sie sitzt, und ich draufhaue, ist sie weg. Ich will auch nicht zu laut draufklatschen, denn das hört der Obermönch im Nachbarkuti, und weiß sofort, dass ich soeben eine der 8 Regeln verletzt habe. Neue Taktik: ich decke bis auf mein Gesicht alles ab, denn genau darauf soll sie sich setzen. Dann werde ich die Schlafsackkapuze blitzartig über den gesamten Kopf klappen, und sie ist darunter gefangen. Dann klopfe ich mit sanftem Druck, gerade so viel um ihr das geklaute Blut wieder rauszudrücken, meinen Kopf ab, und kann endlich wieder schlafen. Es klappt - im ersten Teil. Die Mücke sitzt auf der Wange. Kapuze drüber. Ich höre noch ein kurzes Aufpiepsen, und streiche im Bewusstsein jetzt das Gebot zu brechen, trotzdem glücklich über mein Gesicht. Das muss es gewesen sein. Kapuze zurück und Ruhe ist, abgesehen von den unzähligen Dschungelgeräuschen. Dann, nach etwa einer Minute, höre ich sie. Das hohe Sirren ist wieder da. Aber das ist diesmal kein Angriffsflug, es ist Mosquitolachen. Ganz hoch im Ton und wie ein abgehacktes iiii---iii---iii. Ich bin sicher, sie sitzt ganz in der Nähe und lacht ihr Mückenlachen, dass ihr schon der Schaum vorm Saugrüssel steht, in den Augen Mückentränen. Sam ist zusammen mit den Mönchen mit dem Boot rüber gefahren, und wir haben uns voneinander verabschiedet. Er sagt mir, dass die Mönche mit mir, mit meinem Verhalten, zufrieden sind. Insbesondere auch wegen der Geschichte Polgasduwas, in der die deutschen Mönche immer eine wesentliche Rolle spielten, freuten sie sich über einen Deutschen, der an der Lehre Buddhas und an dem Studium der Lehre solches Interesse zeigt. Eine Spende würden sie von mir aber nicht annehmen, ich hatte ihn danach gefragt, denn keiner der Mönche würde Geld auch nur anfassen. Ich solle meine Adresse hinterlassen, damit man sich eventuell mal per Post bei mir melden könne. Beim Sil- Ritual frage ich Sam, wie ich das denn ab morgen hinbekommen soll, wenn mir beim Frage -und Antwortspiel keiner mehr hilft, da ich den Text immer noch nicht kann.Pali in einem Tag geht auch nicht. Er lacht, und sagt, dann eben nur so weit wie es geht zusammen mit den Mönchen. Es ist 10:20 Uhr und die Pflichten des Tages sind weitgehend erfüllt. Gegessen habe ich.Jetzt will ich nur noch einmal um 16:00 Uhr runter um Wasser zu holen und um eine Tasse Tee zu trinken. Gleich neben dem Kuti wollte mir jemand einen angeknabberten Fisch auf den Kopf werfen.Oben in den Bäumen sind große Nester, vermutlich Adler. Die fliegen hier in großer Anzahl.Da der Adler nicht vom Boden essen möchte liegt der Fisch noch da. Ich bin gespannt, wann Familie Mungo auftaucht und sich das Geschenk holt. Das wird ein Regentag, und ich verbringe ihn komplett im Kuti. Habe mir heute ein Buch von Ayya Khema geholt: Buddha ohne Geheimnis Schade dass die akkustische Umweltverschmutzung vom Seeufer nun schon seit 6 Stunden über den See dröhnt. Die Mönche bekommen es dank ihrer langen Übung hin, Störungen dieser Art selbst als Meditationsobjekt aufzugreifen, und regen sich über derart vergängliche Erscheinungen ohnehin nicht auf. Mich zwingt das Gehämmer aber erstmalig auf dieser Reise dazu, die Ohrstöpsel zu benutzen, sonst werde ich selbst in dieser friedlichen Atmosphäre agressiv. Die Wassermassen die hier vom Himmel fallen sind unbeschreiblich. Es beginnt mit einem leichten Rauschen auf dem Blätterdach, dann schwillt es an bis zum Geräusch eines tosenden Bergbaches oder erinnert an vorbeirauschende ICs . In drei Minuten sind die Erdflächen vor meinem Kuti und die Sandfläche vorm Kuti des Obersten ein See. Ich muss auch die Fensterläden schließen, denn der Wind bläst so kühl durch den Kuti, dass ich in den Schlafsack krieche. Werde auch nicht mehr runter gehen, das Restwasser in der Flasche muss reichen bis morgen. Hoffentlich ist es morgen besser. Ich denke an die Mönche, die zum Bettelgang über den See müssen und auch an mich. Bei diesem Wetter, im verrammelten Kuti, und Wänden, die Erinnerungen an Papillon in französisch Guayana oder an den Knast Hanoi Hilton in Hanoi aufkommen lassen, wünscht man sich woanders hin. Da es aber häufig gerade die ungewöhnlichen, extremen, oder unangenehmen Situationen im Leben sind, an die man sich am häufigsten erinnert, wird dieser Tag für mich vermutlich dazu gehören. Es ist 16:40 Uhr, und seit 09:00 Uhr ist zum ersten mal das Bassgedröhne aus. Wenigstens ein Lichtblick an diesem trüben, dunklen Tropenhimmel. Der Fisch ist, etwa ½ Stunde nachdem er vom Himmel fiel, verschwunden. Ich sehe ein Mungopärchen im Laub wühlen, und denke die haben sich das Sonderangebot nicht entgehen lassen. Nach dem Regen hätte der Fisch, an der Stelle an der er gelandet war, auch wieder schwimmen können. 22.AUG 08 "Sie lieben den Regenwald? Bei uns exklusiv, die Krone der Artenvielfalt, auch ohne Regen!"
Das wäre ein Angebot - gibt es aber leider nicht, hier gibt es nur das Original, mit Regen. Wenn sich in der nächsten Stunde, bis 06:30 Uhr nichts wendet, werden die Mönche dadurch müssen zur Almosenrunde. Ich hoffe, dass durch die 2.500 Jahre Erfahrung inzwischen wasserdichte Bettelschalen in Gebrauch sind, und das Futter unverdünnt ankommt. Es hört auf zu regnen und die Sonne kommt raus. Jetzt um 06:45 Uhr ist es wunderbar, allerdings gibt es reichlich Mosquitos nach dem Regen. Wenn die Nässe im Erdreich sofort beginnt zu verdunsten wird es schwül.
Da Sam nicht mehr da ist, muss einer der Mönche den Porridge gemixt haben, und der ist viel besser als sonst. Dicker Reis mit Kräutern, nicht so viel Wasser, und vor allem diesmal mit Chillie. Bei dem Weg hinunter, durch die Dunkelheit des frühen Morgen, sehe ich, was der Regen alles aus dem Blätterdach gespült hat. Als ich einmal die Konzentration auf das Gehen verliere, denke ich an Blutegel. Es bleibt bei dem kurzen Gedanken, die Erfahrung mit den Tierchen bleibt mir erspart. Bei der Sil-Zeremonie bleibt der in der Rangfolge letzte Mönch durch mich unverehrt, weil ich den Text nicht kann. In der Schule ´setzen - sechs´, aber hier kein Problem. Habe an dem gestrigen Unwettertag am Abend die ersten Seiten zum "Majapahit-Geheimnis" geschrieben. Ab jetzt läuft also der Film im Kopf, und ich bin selber auch sehr gespannt wie es im Detail weiter geht. Habe den Film selbst bisher ja auch nur in Ausschnitten, sozusagen als Vorschau, gesehen. Die Disco drüben ist noch aus, es ist wunderbar. War eben zum 2. mal Hockkacken. Geht eigentlich ganz gut, eine Zeitung brauche ich dazu aber nicht mitnehmen. Wenn die Zeitspanne für die Verdauung bis zum Drang zur Entsorgung gleich bleibt, dann werde ich noch zwei mal hocken gehen auf diesem Loch im Loch, bei dem ich immer ans Hanoi Hilton denken muss, den fürchterlichen Knast aus der französischen Besatzungszeit, den wir in Hanoi besichtigt haben. Das Essen ist wieder gut. Diesmal sind zwischen dem Reis ein paar Bohnen und sogar Kartoffeln - ein Hochgenuss, wenn die Ansprüche an das Essen ohnehin gleich Null sind. Als Obst ist auch etwas Rares dabei: ein Apfelstückchen und zwei Weintrauben. Ich habe aber nur eine Weintraube gegessen. Den Mönchen geht es zwar nicht um Geschmack, aber vielleicht taugt die Weintraube ja als Meditationsobjekt über die Wahrnehmung Geschmack und der Substanzlosigkeit der Sinneseindrücke. Habe dann etwas gefegt. Als ich den Weg hinunter zum Damm halb fertig habe, kommt Swami Nanda, der Mönch mit der sanften Stimme, den Weg hoch, und erklärt mir, der Besen sei nur für drinnen und nicht für die Wege. So etwas habe ich mir schon gedacht, denn dieMönche schwitzen längst nicht so beim Fegen wie ich. War wirklich anstrengend mit dem weichen Hausbesen den Wald zu fegen. Swami Nanda bietet mir an, den Besen von der Meditationshalle zu nehmen. Beim Kuti vom Obermönch hängt auch einer, aber ich weiss nicht, ob ich den anfassen darf. Es gibt hier ja so viele ungewohnte Regeln, und ich möchte so unauffällig wie möglich bleiben. Habe mir eben im Haupthaus eine Tasse Tee bereitet. Das warme Getränk tut gut. Das Klima ist derzeit sehr mild, und der Wind kühlt sogar, so dass ich im Kuti auch nicht mehr mit nacktem Oberkörper sitze, sondern ein Hemd überziehe. Ich gehe noch an meinen Lieblingplatz, unten am See, und beobachte die Adler. Die flach stehende Sonne wirft Glitzerpunkte auf den See, und wenn man die Augen etwas schließt, und durch den Vorhang der Wimpern darauf schaut, dann sieht das aus wie ein Regen aus flüssigem Silber. Auf was für Ideen man kommt in der Zurückgezogenheit, wenn die Sinne nicht mehr zugemüllt werden. Aber es sah wirklich wunderschön aus, und wäre, filmisch umgesetzt, ein wunderbarer Beitrag zu den Oberhausener Kurzfilmtagen. Ich lese jetzt noch das Buch von Ayya Khema zu Ende, damit ich mir morgen ein neues aus der Bibliothek holen kann. Die Dame konnte wirklich sehr anschaulich schwierige Dhammathemen erklären. Komisch, dass immer wieder gerade Deutsche beim Theravada Buddhismus, der hier auf Sri Lanka in solchen Einsiedeleien noch sehr autentisch ist, und gepflegt wird, eine wichtige Rolle spielen. Die Mönche sind im Haupthaus heute mit großem Reinemachen beschäftigt. Die Geräte, z. B. der Wasserkocher, werden mit der Zahnbürste geschrubbt, alle Regale ausgemistet usw. Das schwarze, ehemals gelbe Geschirrtuch für die Laienanhänger, wird aber morgen immer noch da sein, da bin ich ganz sicher. Habe heute 40 Minuten Meditation geschafft, gut konzentriert auf die Atmung. Im Dunklen kommt wieder ein Fischerboot ganz nah an die Insel. Man hört die Männer reden und sie hämmern gegen die Bootswand um die Fische zu treiben. 23.AUG 08 Halbzeit in der Island Hermitage auf der Tropeninsel Polgasduwa. Ich gehe mit den Mönchen zum Boot, um zu sehen wie sie zur Almosenrunde aufbrechen, bei der letztendlich mein Essen auch mit herauskommen muss. Heute sind sie mit vielen zusätzlichen Tüten bepackt, weil sie einen anderen Tempel aufsuchen wollen um dort zu opfern. Kaum haben die Jungs das Bootshäuschen verlassen, fängt es kräftig an zu schütten. Mitgefühl, eine der wichtigen Tugenden aus der Buddha-Lehre, ist in diesem Augenblick auf jeden Fall in mir präsent. Die schweren Tücher der Robe trocknen nur sehr langsam, und da es nun seit 20 Minuten sehr stark regnet, bekommen sie nicht einmal die Chance dazu. Ich werde heute beim Essen gegen 10:00 Uhr ganz besonders dankbar sein. Das Wasser ist wieder alle, ich versuche es später noch einmal. In der Nacht hatte mein Kutinachbar, der Vorsteher dieses Klosters, einen schlimmen Hustenanfall. Es war beeindruckend, wie er hörbar bemüht war, dabei leise zu bleiben. Er muss sich sein Kissen voll auf das Gesicht gedrückt haben, genau so hörte sich das an. Eine solche Form der Rücksichtnahme ist aussergewöhnlich, auch dafür, wie für vieles andere, danke. Diese Mönche hier sind alle, ohne Ausnahme, etwas ganz Außergewöhnliches, denn sie sind jetzt schon frei von jeglicher Verstrickung mit der Außenwelt, dem Wunsch nach Sinnesbefriedigung und nach materiellen Dingen. Dazu der anstrengende Tagesablauf, voll gefüllt mit Übungen und Meditationen, um auf dem Weg zur endgültigen Befreiung von der Anhaftung an irgend etwas Dingliches, weiter zu kommen. Von der Almosenrunde bringen die Mönche heute haufenweise Medikamente, Tee, und sonstige verpackte Handelsware mit. In einer Tüte befinden sich sicher 100 kleine Siddhalepa-Packungen, das singhalesische Tiger-Balm. Die Jungs sind auch besonders locker drauf, sie lachen und schwatzen. Ein auffälliger Gegensatz zu den anderen Tagen, an denen nahezu permanent geschwiegen wird. Bei mir ist das Schweigen aber noch ausgeprägter als bei den Mönchen, denn ich rede hier am Tag höchstens 3 Sätze. Habe mir einen Außenbesen mit hoch genommen und den Wald gefegt, schwitze aber immer noch dabei. 50 Minuten meditiert ! Es kam mir kürzer vor, aber so wie die Beine sich nach dem Aufstehen anfühlten, müssen es doch 50 Minuten gewesen sein. 24.AUG 08 Es hat die ganze Nacht geregnet, und zum ersten mal war die Temperatur in dem dünnen Schlafsack ideal, nicht zu warm. Hanoi Hilton ist jetzt wirklich mein Badezimmer. Nach einer Woche habe ich mich den Umständen und der Umgebung bei der Körperpflege angeglichen, und komme ohne schlechtes Gefühl damit klar. Die Lehre des Buddha, die ich hier studiere, erklärt auch solche Situationen sehr gut und anschaulich. Es ist gerade so, als ob der Prinz Siddharta vor 2.500 Jahren schon gewusst hätte, dass ich auf die Insel Polgasduwa komme um ein klein wenig mehr von seiner Philosophie zu erfahren, und das ich ein kleines Anfangsproblem mit den Bedingungen haben würde. Heute sind Tagesgäste vorn im Schulungsgebäude, die vom Chief Unterricht erhalten. Alle in Weiß, wie es sich gehört, Frauen sind auch dabei. Das Essen ist heute überaus üppig. Es ist alles dabei, Reis, Parippu, Kartoffeln, Bananen, Trauben, Obstsalat, Büffeljoghurt mit Palmhonig, Kekse, Kuchen, süßes Gebäck im Papierröllchen und Sandwich. Würde ich das alles essen, dann könnte ich hier sogar zunehmen. Mein Gewicht dürfte jetzt etwa bei 75 kg liegen, eines weniger als bei Abreise, und ich fühle mich sehr wohl ohne die Fettpolster am Bauch. Beim Chef wird gerade von einem Helfer das Kutidach und das Dach von der Wandelhalle abgefegt. Ein paar Dachpfannen werden auch ausgetauscht. Vielleicht regnete es bei ihm auch durch. Bei mir bildete sich nur vor der Tür eine kleine Pfütze, zum Glück nicht auf dem Bett. Heute morgen habe ich einen wunderbaren Platz im Osten der Insel entdeckt. Eine kleine gerodete Fläche, darüber weht, wie an vielen buddhistischen Tempeln, ein Banner in den traditionellen buddhistischen Farben. Habe dort eine kleine, zur Seite gestellt Plattform zum Meditieren gefunden, und es an Ort und Stelle gleich einmal ausprobiert. Es wurden aber nur 10 Minuten. Zu viele Ablenkungen und kein Kissen. Die Mönche fuhren auf dem Weg zur Almosenrunde auch dort vorbei. Vielleicht hat der Mensch mit der lauten Musik ja auch etwas gegeben. Dann sei ihm verziehen, dass er ständig den See beschallt. Vielleicht ist er gnädig und macht in den kommenden 6 Tagen mit etwas reduziertem Pegel weiter. 25.AUG 08 Heute ist mal wieder der 3. Tag,  - Hanoi-Hilton Auf dem Rückweg vom Reissuppenfrühstück und der Sila-Zeremonie bin ich beim Gehen nicht achtsam, denn die Gedanken kreisen um die Frage von einem der Mönche, ob ich beim nächsten mal nicht länger bleiben möchte, so ein oder zwei Jahre. Wenn man über ein solches Angebot genauer nachdenkt, dann haut einen das schon heftig aus den Socken (bzw. nur aus den Latschen, denn Socken trägt man hier nicht). Im Augenblick ist das sicher keine ernsthafte Option für mein Leben. Aber wer weiss denn, welche Schreckschüsse der Gesamtprozess Leben noch so für einen bereithält. Alleine die Möglichkeit zu bekommen, völlig sorgenfrei, denn worum sollte man sich sorgen wenn man nichts hat, in einer paradiesischen Umgebung, ohne Geld und ohne irgendwelche Verpflichtungen, leben zu dürfen, das ist schon ein bedenkenswertes Angebot. In der begrenzten kleinen Welt Polgasduwas kann man, so vermute ich, älter werden als bei uns. Ein entspannteres Dasein ist ja kaum noch möglich. Ich bin froh, dass zwischen diesem Extrem und dem nächsten, entgegengesetzten, der Stadt Bangkok, noch eine gute Woche als Puffer bei Vijith liegt. In direkter Folge hätten Sinne und Geist sonst große Probleme den Schock zu verarbeiten. In der Library, der Bibliothek, soll die Türe wegen der Mosquitos immer geschlossen bleiben. Ich erzähle einem Mönch, dass ich in Sri Lanka schon große Bibliotheken gesehen habe, deren Buchbestand nahezu komplett von Termiten vernichtet wurde, und das ich darin das viel größere Problem sehe. Die Mücken halte ich diesem Zusammenhang für unproblematisch. Er bedankt sich für den Hinweis und wirkte erstaunt. Natürlich sind viele Bücher aus dieser Sammlung hier auch sehr angegriffen. Diese Bücher werden aber auch genutzt. Sie werden ausgegeben, liegen in den Kutis usw. In Anbetracht des Alters vieler Werke, halte ich den Zustand der Bücher, für eine Bibliothek in den Tropen, aber durchaus für ordentlich. Gestern war ich am frühen Morgen kurz an der Bhavana Sala, der Meditationshalle, um mir den Raum näher anzusehen. Durch das Fliegengitter sah ich in dem dunklen Raum das beleuchtete Buddhabild, und unter dem Opfertisch einen mit Öllämpchen beleuchteten Totenschädel. Mitten im Raum saß davor ein Mönch, der die Kutte über den Kopf gezogen hatte, und von hinten selbst wie der Gevatter aussah. Heute ist die Halle leer, der Schädel fehlt auch. Es handelte sich also offenbar um das Meditationsobjekt dieses Mönches, der über die Vergänglichkeit meditierte. Ich habe heute eine Stunde geschafft. Die Essenz einer solchen Meditation ist, dass man am Ende, nach dem Aufstehen, glaubt, man habe die Beine eines anderen. Das war Spaß, aber die Haxen schmerzen beim Aufstehen wirklich, bis die Gelenke wieder gängig sind. 26.AUG 08 Ein Mönch hat heute Besuch von seiner Mutter und seiner Schwester aus Matara. Da die Schwester geheiratet hat, gibt es auch für mich ein kleines Stückchen vom wedding-cake,schön eingepackt. Es ist ein kompletter Regentag, und ich habe mein Kuti nicht verlassen. 27.AUG 08 Wenn ich sehe, wie viele Ameisen auf dem Bettlaken herumkrabbeln, dann staune ich darüber, so gut geschlafen zu haben. Es war in der Nacht aber sehr kühl, und wenn ich eine Decke gehabt hätte, dann hätte ich sie benutzt. Der Regen war kräftig. Irgendwann hat man das Gefühl, jetzt geht nichts mehr, jetzt sind alle Schleusen bis zum Anschlag geöffnet. Das Geräusch eines vorbeirauschenden Schnellzuges scheint nicht mehr zu überbieten zu sein. Doch es geht weiter im Lautstärkepegel und der Intensität des Regens. Der ICE hat auch einen Gegenzug, der auch noch durchrauscht. Es ist seltsam, dass man, bei immerhin noch geschätzten 18-20 Grad, hier ständig verschnupft, wenn Regen dazu kommt. Zum Frühstück nehme ich vorsorglich zwei Tütchen Samahan mit, eine ayurvedische Medizin zur Erkältungsvorsorge, die Vijith mit mitgegeben hatte. Sie wird mit Wasser aufbereitet, enthält 15 Kräuter und Gewürze, und schmeckt sehr gut. Der Chef sieht, dass ich die Medizin einnehme, und erkundigt sich gleich ob ich krank sei. Er ist sichtlich erleichtert, als ich ihm erkläre, dass ich das nur zur Vorsorge nehme, weil ich in der Nacht ziemlich ausgekühlt sei und niesen musste. Meine 5 Päckchen mit Räucherstäbchen habe ich auch abgegeben, und dafür als Gegenleistung vom Mönch "many merits", viele Verdienste, erhalten. Ich könnte die auf meinem Konto sicher gut brauchen, aber ich gebe die sofort an Vijith weiter, denn von ihm kam ja die Idee das Räucherwerk mitzunehmen. Auf dem Rückweg zum Kuti kommt die Sonne durch, und der regennasse Urwald im See lässt Sonnenstrahlen durch das tropfende Blätterdach. Das ist wirklich eine umwerfende Traumnatur. Der wilde, undurchdringliche Dschungel, die Mangroven, die kleinen Häuschen, die Kutis, und dazwischen die wunderbar angelegten und gepflegten Wege. Ich glaube nicht, dass ich irgendwo noch einmal etwas Vergleichbares sehen kann. Heute ist noch einmal das Loch im Hanoi Hilton gefragt. Als das Gröbste erledigt ist, fällt mir ein, dass ich aus dem Zimmer ja das Klopapier mitnehmen muss. Habe zum guten Schluss aber alles ´sauber´ hinbekommen. Hole mir nochmal ein Buch: Christentum-Buddhismus, ein Gegensatz Octopus Verlag ISBN 3-900-290-13xx von Dr. Hans Titschak, und der ist aus Delmenhorst. Er hat ganz nette Vergleiche, die insbesondere den teilweise frappierenden Blödsinn des Christentums deutlich werden lassen. 28.AUG 08 habe noch gar nicht erwähnt, dass ich in den letzten 3 Tagen das Dhammastudium für jeweils 2-3 Stunden am Tag unterbrochen habe. Das gehört sich zwar nicht an diesem Ort, aber ich hatte teils verwandte Thematik als Beschäftigung. Wichtige Schlüsselszenen zum "Majapahit-Geheimnis" sind geschrieben. Das Auffinden der Aufzeichnungen von Sankhasouk in Laos, die Wirkungen des Klangrituals auf Bali, und entscheidende Fragen sind beantwortet, wie z.B. die Frage, warum die Musiker die Wirkung der geheimnisvollen Tonschwingungen nicht spüren. Außerdem: Ich kenne jetzt den Schluss ! Das ist auch für mich überraschend, denn der lag bislang völlig im Dunkeln, jetzt ist er geschrieben. Heute läuft alles etwas durcheinander. Zum Frühstück gibt es keine Reissuppe. Der junge Upasaka, der sie sonst zubereitete, ist abgereist. Dafür haben die Mönche mit Milchpulver einen süßen Kakao gemischt, der mit zwei Keksen auch ganz gut schmeckt, wärmt, und die Nacht vertreibt. Dann wieder die Zeremonie vor dem Aufbruch zur Almosenrunde, deren Text ich immer noch nicht kenne, aber der sich in Teilen immer so anhört: " Sadhu okasah kami kamtumih Banthee Saduh Sadhu enimoor kamtumih Banthee " und der gerade verehrte Mönch flüstert so etwas wie " Suki - soke " Ich muss später mal in den Büchern oder im Internet nachforschen, wie der Pali Text genau lautet. An diesem vorletzten Tag in der Island Hermitage könnte man schon einmal ein Fazit ziehen, ohne vorzugreifen. Die Tage sind ja hier so strukturiert, dass ich heute schon ziemlich genau weiss, was morgen sein wird. Fangen wir mal mit den Prinzipien an, den Regeln, denen ich mich für die Dauer meiner Zeit als Upasaka unterworfen habe. Die Regel, bei deren Einhaltung ich die größten persönlichen Schwierigkeiten vermutet hatte, stellte überhaupt kein Problem dar, das einmalige Essen bis 12:oo Uhr. (Der Grund für diese Regel ist übrigens die Meditation, die mit vollem Bauch nicht gut klappt). Ich hatte nie ein Hungergefühl, und es ist offensichtlich, dass dies auch nicht aufkommt, wenn es einfach nichts gibt. Keine Schublade mit Knabberkram und Süßigkeiten, kein gut gefüllter Kühlschrank oder Brotschrank, keine Konserven - nichts. Und wenn es nichts gibt, oder man erst 1 Stunde mit dem Boot über den See paddeln muss (bei mir wären es wohl eher 3 Stunden geworden), dann ist es so wie es ist, und man denkt nicht einmal ans Essen. Einzig die Vorstellung eines guten Geschmacks kam zwischendurch auf. Ich habe ein paar mal an die leckeren Suppen gedacht, die in Thailand und Laos auf mich warten, und dass ich mir in Bangkok Brot und Käse kaufen kann. Im Gegensatz dazu war die Regel, bei der ich die wenigste Überwindung bei der Befolgung annahm, die mit großem Abstand am schwersten einzuhaltende, die Regel nicht zu töten. Es ist unglaublich, wie wir auf das unbewusste Killen von Lebewesen offenbar schon konditioniert sind. Man denkt dabei gar nicht und weiss in den meisten Fällen auch nicht was man tut. Ein Versuch mit Achtsamkeit und dem reinen Beobachten die Handlungsfolgen zu kontrollieren, bringt es dann an den Tag. Man sitzt am Tisch, bei Lampenlicht, und natürlich summt trotz der Mückengitter, die allerdings auch an vielen Stellen zerrissen oder von den Ratten angenagt sind, überall was herum. Ganz automatisch pustet man den kleinen Punkt, der vor einem auf dem Blatt auftaucht, nicht einfach so weg, sondern man drückt vorher mal noch eben mit der Fingerkuppe drauf, damit alles seine Ordnung hat. Beim Mosquito, der sich gut sichtbar auf dem Arm niederlässt um Dich anzuzapfen, ist es noch relativ einfach, ganz bewusst, und die Regel die es zu befolgen gilt im Hinterkopf, einfach nur zu beobachten. Aber an den nicht einsehbaren Stellen, da wird wieder automatisch draufgeklatscht. Die Ameisen auf dem Bett werden, wenn der Geist nicht voll konzentriert ist auf die Befolgung der Regel, mit der Hand auf eine Art und Weise fortgewischt, das sie garantiert nicht wiederkommen. So ist es auch in der Nacht. Spürt man die Krabbler, dann dreht man sich einmal kräftig an dieser Stelle, so dass man glaubt da rührt sich nichts mehr. Das geschieht auch nur mit halbem Bewusstsein im Halbschlaf. Spüle ich mein Toilettenloch im Hanoi Hilton, und es sitzt eine Spinne oder Ameise am Rand, dann kostet es Überwindung, das Tier nicht mit wegzuspülen mit dem Schwall Wasser aus dem Eimer. Was ist das in uns, das uns so zu permanenten Mördern an Lebewesen macht ? In der absoluten Mehrzahl der ´Tötungsdelikte´ handelt es sich um absolut unschuldige Opfer, die uns garantiert nichts tun. Und wenn ? Ist das Verlangen der Mücke nach einer Winzigkeit unseres Blutes Grund für die Todesstrafe ? Sind wir grundsätzlich so, oder sind wir durch das Christentum so, in dessen Lehre uns Gott befahl uns die Erde untertan zu machen, und wo alle Kreatur vor uns zittern soll. Das war eine interessante Erfahrung, dass trotz des Vorsatzes nicht zu töten, in diesen zwei Wochen sicher 50 - 100 Kreaturen ihr Leben beenden mussten, die ich trotz guten Willens vor mir selber nicht retten konnte. Wieviele wären es ohne den Willen zur Einhaltung der Regel wohl gewesen ? Einmal verletzt habe ich das Gebot, nicht zu lügen, ich habe schon die erfundenen Töchter erwähnt. Alle anderen Regeln stellten keine nennenswerten Hürden dar, und eigentlich habe ich auch nicht nur die 8 Laienregeln befolgt, sondern 10, die Mindestanzahl für Mönche, denn ich habe keinen Schmuck getragen und ich habe auf dem Boden geschlafen. Schiebe mir gerade die Ohrstöpsel in die Ohren, weil jetzt, um 08:15 Uhr, das Bassgedröhn von der anderen Seeseite wieder einsetzt. Das war nicht jeden Tag und nicht ständig, aber doch die Sache, die mich am meisten gestört hat. Rein optisch ist das hier ein Ort, an dem man außer purer Natur absolut nichts vermutet. Dennoch muss man hier durchgeknallte Anlagenbesitzer, Lkws, Autos und Züge ertragen. Da hilft es auch nicht sehr viel weiter, dass auf diesem Ratgama-Lake keine Motorboote fahren dürfen. Nichts desto trotz waren die Naturgeräusche ein großes Erlebnis. Zum Studium der Buddha-Lehre, des Dhamma, so viel: Ich habe in den 14 Tagen 6 sehr interessante Bücher zum Thema Dhamma gelesen, und auch etwas mehr Einblick in schwierige Bereiche wie Karma-Lehre, Daseinsgruppen usw. bekommen. Allerdings ist mir klar, dass das Wissen um diese Zusammenhänge das Eine ist, und das Befolgen der Regeln des achtfachen Pfades das Andere. Sicher werde ich mein Leben jetzt nicht umkrempeln aufgrund der hier gemachten Erfahrungen, aber vielleicht eher mal an eine der überaus vernünftigen Weisheiten denken, wenn eine Entscheidung ansteht. Vielleicht werde ich auch mal ein paar Minuten mit Achtsamkeit oder dem reinen Beobachten verbringen, ohne Bewerten, ohne das Auswerten von Gefühlen, damit der Sinn für das Reale geschärft wird und das nüchterne zur Kenntnis nehmen von Sinnesreizen. Das Meditieren, das ich hier erstmalig versucht habe, ist eine gute Konzentrationsübung. Wenn der Geist kurzzeitig beruhigt werden kann, und die Chance besteht, das Trommelfeuer aufkommender Gedanken für eine Weile abzustellen, indem man sich nur auf eine einzige Sache konzentriert, dann sollte man das von Zeit zu Zeit ruhig tun. Es könnte sein , dass ich auch das von hier mitnehme. Ich werde sehen, wie das in der westlichen Welt umzusetzen ist. Die Mönche sind einfach nur zu bewundern. Es ist kein vergammeln der Tage, was die hier machen, es ist schwere Geistesarbeit, die vielen Meditationen, geregelten Abläufe, ohne jegliche Abweichung, Tag für Tag, Jahr für Jahr, durchzuziehen. Hinzu kommt, das alle handwerklichen Aufgaben durch die Mönche zu bewältigen sind. Ich habe Klempner, Dachdecker, Köche, Zimmerleute, Waldarbeiter und Elektriker gesehen, nicht nur Mönche. Alle waren nett, aber in sich gekehrt, freundlich, aber zurückhaltend, hilfsbereit, aber streng innerhalb der Regeln, wissbegierig und neugierig, aber sanft und leise. In dieser Gesellschaft zu leben war, von dem Moment, an wo man ungefähr wusste, wie hier die Abläufe sind, angenehm. Wenn alles von einem fern bleibt, was Probleme bereiten könnte, dann hat man auch keine. Das ich 14 Tage lang bis auf wenige Sätze nahezu permanent geschwiegen habe, war eher angenehm. Allerdings freue ich mich jetzt auch darauf, mal wieder mit jemandem zu reden. Was die Kutiunterbringung betrifft, war ich zu Beginn erst übersensibilisiert. Es ist einfach ungewohnt für einen westlichen Menschen, große Schnecken, Spinnen, Tausendfüßler und diverses anderes Kleingetier zu Mitbewohnern zu haben. Das brauchte eine Weile der Angleichung für eine Partnerschaft auf Zeit. Aber auch das war letztendlich keine größere Gefühlsaufwallung wert. Wahrnehmen, aber nicht bewerten, das ist es doch was ich lernen wollte, und dazu war die Situation im Kuti und im Hanoi Hilton hervorragend geeignet. So wie es ist, so ist es, dabei gibt es weder gut noch schlecht. Der rote Tausendfüßler sitzt eben auf dem Stück, wo ich nachts barfuß entlang gehe. Da kann ich dann entweder einen Schritt darüber machen, einen Besen nehmen und ihn wegfegen oder warten bis er seine 1000 Füße geschwungen hat. Da ist nichts dabei, über das man sich aufregen oder ärgern müßte, an dieser Tatsache gibt es kein Positiv und kein Negativ. Ich habe auch ein Erinnerungsfoto vom Hanoi Hilton gemacht, aber ich werde es bei keinem Reiseveranstalter zur Reklamation einreichen. Damit meine ich, dass es im Nachhinein keinen Grund gibt, von dem was ich hier vorgefunden habe, etwas schlecht zu machen. Die Zeit in der Island Hermitage wird eine Zeit sein, die so nachhaltig in mir nachklingen wird wie kaum eine andere Zeit in meinem Leben, und ich freue mich schon jetzt auf die Erinnerungen, die irgendwann in mir aufsteigen werden. Erinnerungen an meine Zeit bei den Mönchen in Polgasduwa, bei denen ich am Ende des Aufenthaltes ein ganz tief gehendes Glück empfunden habe, sehr stark, und in dieser Form nie zuvor erlebt. Es ist schwül heute, nicht so kühl wie an den letzten Tagen. Das Fegen lasse ich daher ausfallen, und mache mich über das letzte Buch her, das ich hier noch lesen werde. Hatte gerade noch ein Gespräch mit dem Obersten. Er verlässt morgen Vormittag die Insel und läuft (!) die ca. 25 km nach Galle um dort Leute zu treffen. Es geht dabei um den Bau der großen Stupa, deren Modellzeichnung am schwarzen Brett hängt. Ich kann am Samstag mit dem Boot zur Almosenrunde rüber fahren. Dazu muss ich Vijith noch benachrichtigen, dass er schon um 07:00 Uhr beim Eco Village sein soll, und nicht wie vereinbart erst um 10:00 Uhr. Auf die Frage, ob ich eine Spende da lassen könne, antwortet er, dass er seit 10 Jahren kein Geld angefasst habe, und dies auch in Zukunft nicht möchte.Sogar die Stromrechnung wird von Unterstützern bezahlt. Er sagt, dass ich mit 1 Stunde Meditation nach 14 Tagen schon sehr weit gekommen sei und gibt mir noch weitere Tipps für die Meditation. Finger auf die Nasenspitze um den Druck zu spüren, dann Finger wegnehmen und den Druck weiter empfinden. Kann man dem Druck mit seiner Konzentration nicht mehr nachfolgen, dann neu den Finger auf die Nase und weiter machen. Der Vorteil bei dieser Art der Meditation sei, dass man sich wirklich auf nur eine Sache konzentriere, während man bei der Meditation mit der Ein- und Ausatmung eigentlich schon zwei Dinge beachte. Wenn man fleißig übt, dann taucht bei dieser Meditation bei geschlossenen Augen ein Leuchten auf, das er wie einen Mond beschreibt. Wenn das da ist, dann könne man locker 2 Stunden und länger diese Meditation fortführen, verbunden mit einem Glücksgefühl. Das sei aber noch nicht Jana, die erste Stufe der Versenkung, sondern noch eine Vorstufe. Habe eben Vijith angerufen, dass er schon um 07:00 Uhr da sein soll. Da muss der Arme genau so früh aufstehen wie ich. 29.AUG 08 Heute gehe ich im strömenden Regen also zum letzten mal nach dem Frühstück durch das "No-Entry"-Tor zurück zum Kuti. Wenn das morgen auch so regnet, dann weiss ich ja wie ich aussehe, wenn ich am anderen Seeufer ankomme. Für den Rucksack habe ich zum Glück eine große Mülltüte dabei, damit der wenigstens trocken bleibt. Ven. Gangodawila Muditamano, so heißt der Chef, hat die Mönche in der Zeremonie informiert, dass heute mein letzter Tag ist, und ich morgen mit dem Boot zur Pindapatta, der Almosenrunde, mit hinüber zum Eco-Village fahren möchte. Er spricht dann zu mir und sagt, dass auch die Mönche meine Anwesenheit mit Freude erlebt haben, und ich jederzeit zurück kommen darf. Auch wenn ich Fragen zum Dhamma hätte, könnte ich schreiben, und die Mönche hätten ja auch meine Adresse. Er hatte mir gestern schon angeboten, mir Bücher zu besorgen, wenn ich ganz bestimmte noch gerne hätte. Ich vermute er hat die Deutsche Buddhistische Union oder eine andere Organisation als Kontakt, die das dann regeln würden. Aber so weit kommt das noch. Ich wohne hier 2 Wochen umsonst, bekomme gut zu essen, und dann auch noch Bücher abstauben - Nee, die kaufe ich dann doch lieber selbst, bzw. schreibe sie selbst. Wenn die jetzt rüber fahren, dann hat der Venerable auf jeden Fall 25 km Fußweg in klatschnasser Robe vor sich. Das tut mir aufrichtig leid für ihn. Sam hatte mir sogar erzählt, dass der Chef auch nach Colombo läuft, wenn dort etwas zu erledigen ist. Das sind etwa 100 km, und er ist in jede Richtung mehrere Tage unterwegs. Meinen Müll hatte ich in den 2 Wochen in einer Plastiktüte gesammelt. Der gesamte Abfall aus dieser Zeit würde in meine beiden Hosentaschen passen. Er besteht hauptsächlich aus den Resten der Räucherstäbchenverpackungen, deren Inhalt ich zur Geruchsverbesserung im Kuti abgebrannt habe, und Klopapierblättern, die ich als Taschentücher benutzte. Somit haben wir hier auch die umweltfreundlichste Art zu Leben, die überhaupt praktiziert werden kann. Kein Konsum - kein Müll. Allerdings finden die Reste der Gesellschaft draußen auch ihren Weg nach Polgasduwa. Angeschwemmt in dem Mangrovengürtel, der die Insel teilweise umgibt, findet man den Wohlstandsmüll der Seebewohner, oder heißt das hier Armutsmüll ? Im Gespräch mit dem Ven. gestern Abend habe ich gefragt, was er von diesen Disneyland-Tempeln hält, die in Sri Lanka inzwischen überall stehen. Tempel mit riesigen poppigen Buddhafiguren und Mönchen, die den unzähligen Besuchern an jeder Ecke das Geld aus der Tasche ziehen. Ich habe ihm auch erzählt, dass ich vor Jahren den Chef des Kande Vihare im eigenen Mercedes gesehen habe. Er erklärt mir mit einem Lächeln im Gesicht, dass er jetzt nicht sagen könne, dass diese Mönche schlecht seien. Klatschen und hinten herum über andere was sagen wäre das genaue Gegenteil, der vom Buddha gelehrten rechten Rede. Würde er es also tun, dann hätte er schlecht gehandelt. Er wisse aber genau, dass es viele Mönche gibt, die auf Geld aus sind, und das sei nicht im Sinne des Erfinders Buddha. Zu den poppigen monumentalen Figuren, Stupas / Dagobas meinte er, es sei gut, wenn einfache Leute wie Fischer oder Bauern so etwas sehen, denn dadurch würden sie öfter an die Lehre erinnert. Mit der Größe des Monuments wächst bei diesen Leuten auch die Achtung vor der Weisheit. Sollte einer dieser einfachen Menschen am Abend in seiner Hütte sitzen, und sich an die gewaltige Größe des Buddha oder des Heiligtums erinnern, dann fällt ihm auch ein, welche Werte dahinter stehen, und er verzichtet vielleicht darauf sich zu besaufen. In einem solchen Fall sei der Zweck eines überdimensionierten Buddha erfüllt. Intelligente Menschen brauchen solche Hilfmittel nicht, sie begnügen sich mit einer Miniaturausgabe oder benötigen überhaupt keine Figur um sich der Lehre bewusst zu sein. So betrachtet ist das dann auch für mich ok. Man muss eben nur mit dem Fachmann sprechen, dann wird so manches klarer. An meinem letzten Tag im Paradies zeigt mir der Himmel nochmal, dass eine solch üppige Natur auch von Zeit zu Zeit kräftig gegossen werden muss. Ein Aufklaren ist nicht in Sicht. In der letzten Nacht habe ich in meinem Schlafsack einen Käfer platt gelegen. Ein schlechtes Karma macht das nicht, wie mir der Ven. gestern erklärte, sondern Karmawirkung haben nur die Absichten von Taten. Aber was es auf jeden Fall macht: einen fiesen Fleck ! Morgen hat mich die Außenwelt mit all ihren Verlockungen, Genüssen und Ablenkungen wieder. Habe allerdings nur 2 Wünsche, die ich mir erfüllen möchte, Rolls essen und ein leckeres Stout Bier trinken. Gegen 14:30 Uhr hört es heute zum ersten mal auf zu regnen. Draußen wird es langsam dunkel, und für mich geht hier ein Erlebnis zu Ende, das man mit Geld nicht kaufen kann, wie denn auch, wenn die Mönche nichts annehmen. Es war sehr aufschlussreich zu spüren, was mit einem passiert, wenn auf einmal nichts mehr passiert. Äußerlich passierte nichts, aber wenn ich sehe, was ich an diesen Tagen so alles geschrieben habe, dann war dafür innen um so mehr los. Trotzdem freue ich mich nun auch auf die Rückkehr in die gewohnte Welt. Die Tage hier werden für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Der Ven. hat mir gestern Abend noch eine Karte geschenkt mit einem Foto vom jungen Bodhi Baum, aufgenommen von Eric H., einem ehemaligen Upaska, der lange dort war. Er hat für mich auf Englisch den folgenden Text darauf geschrieben: Lieber Jürgen, ich wünsche Gesundheit, Glück und sei ein Buddhist für immer und immer in diesem unendlichen Daseinskreislauf, und schaffe das wirkliche Glück innerhalb Deines Daseins. mit bestem Lob und mit liebender Herzensgüte
Gangodawila Muditamano
30.AUG 08 bei dunklen Wolken, aber trocken, erreichen wir mit dem Boot das Seeufer beim Eco-Village. Die beiden Mönche ziehen sich die Robe über beide Schultern, und sind von diesem Augenblick an nicht mehr ansprechbar. Schweigend gehen sie barfuß auf Almosengang und schauen nicht mehr zur Seite. Als wir kurze Zeit später mit dem TukTuk unmittelbar an einem der Mönche vorbei fahren, mit dem ich ab und zu sprechen konnte, habe ich keine Möglichkeit mehr, ihm zu winken oder ein Goodbye zuzurufen, er würde es in seiner Versenkung nicht bemerken. Wir sind mit dem TukTuk gleich zu Sankhala, dem Sri Lanka Imbiss mit den leckeren Rolls, und dort habe ich gleich mal gut zugelangt. Am Abend gab es für mich noch 2 Stout und ein normales Bier, und das reichte mir auch. Im Bett habe ich dann auch nach langer Zeit wieder Musik genossen, so dass Geschmacks- und Hörsinn heute mal wieder beschäftigt wurden. Beim Sehsinn wird aber die Mönchsinsel besser abgeschnitten haben. 31.AUG 08 Heute sind wir zum Toddy trinken bei Ananda eingeladen. Der angegorene Palmsaft aus den Blütenständen der Kokospalme ist beim ersten Glas immer noch sehr gewöhnungsbedürftig, aber inzwischen läuft das Zeug schon besser über die Geschmacksknospen. Dazu gibt es leckere Halmesul, die kleinen, in Öl gebackenen Fischchen, die wie Kartoffelsticks aussehen. Die sind in diesen Tagen eine absolute Rarität in der Gegend, und alle wundern sich, wo Ananda die wohl aufgetrieben hat. Ich habe Arrak (200,-RPS) und Süßigleiten (250,-RPS) gekauft, und später noch was zum Knabbern (120,-RPS) Am Nachmittag bin ich beim Frisör und lasse mir eine Glatze rasieren. Mit umgerechnet 4,-€ ist das für Sri Lanka Verhältnisse recht teuer, obwohl der junge Mann ja damit erheblich schneller fertig ist, als wenn er einen prächtigen Haarschopf frisiert hätte. Auf jeden Fall ist die rasierte Glatze viel glatter, als die mit dem Haarschneider auf Stufe Null geschnittene. Im Internat Cafe in Althugama, zu dem man über die halsbrecherisch steile Eisentreppe nach oben klettert, noch die Mails abgerufen. Gerade kommt ein Eisverkäufer durch die Gangaboda Road, mit lauter Erkennungsmusik und einem Anhänger am Moped. Er scheint noch nicht die richtige Verkaufstaktik gefunden zu haben, denn die Kinder, die ihm hinterher laufen und Eis haben wollen, sieht er nicht, und fährt weiter. 01.SEP 08 Vijith war heute schon um 04:00 Uhr auf dem Markt. Um diese kommen die Lkws und liefern die Handelswaren an, die später an den Marktständen verkauft wird. Vijith kauft direkt vom Lkw zu Großhandelspreis, das ist um einiges günstiger als später am Marktstand. Im Ceysand sollen 7 Gäste angekommen sein. Vijith erhält diese Information telefonisch von einem Beachboy-Kollegen, und will auch gleich zum Strand, um zu sehen ob da für ihn was zu machen ist. Es ist schon unglaublich, wenn man sieht, wie viele Familien sich so ein paar Touris ´teilen ´ müssen, um über die Runden zu kommen. o2.SEP 08 Musste mir in der letzten Nacht noch 3 x das Essen durch den Kopf gehen lassen. Evtl. war der Sambal zu den Rolls und zu den Waddaya nicht gut. Zuerst habe ich gefroren und Pullover und Socken angezogen, dann war alles wieder zu warm. Schlafkur bis 15:oo Uhr. Jetzt geht es wieder, dafür schmerzen die Knochen vom langen Liegen und die Haut ist hochgradig sensibilisiert. Die Einladung zu Athula vergessen wir mal. Heute esse ich nur eine Gemüsesuppe. 03.SEP 08 Selten so viel geschlafen . Bis auf drei Stunden nahezu den gesamten gestrigen Tag verpennt, und trotzdem in der Nacht auch noch gut durchgeschlafen. Jetzt habe ich noch Durchfall, fühle mich aber schon bedeutend besser. Bei dieser Gelegenheit habe ich den ersten groben Fehler bei der Zusammenstellung meiner Reiseapotheke festgestellt: es gibt nichts gegen Durchfall ! Die Tropfen sind nur bei Beschwerden im oberen Magenbereich wirksam, und zu nichts zu gebrauchen, was ich jemals auf Reisen an Magen-/Darmproblemen hatte. Wozu habe ich die eigentlich eingepackt ? Ansonsten war die Planung der Ausrüstung perfekt, was Kleidung und Anzahl der Kleidungsstücke angeht. Ein Fehler zeigt sich nur noch beim Sonnenschutz, da habe ich viel zu viel eingepackt. Zum einen brauche ich das Zeug nur ganz selten, und dann nur für die Nase und den Schädel, zum anderen regnet es oft, ist ja auch Regenzeit. Gerade kommt der staatliche Mosquitokontrolleur und sammelt in der Wohnung 2 Exemplare der netten Tierchen ein. Vijith meint, er solle am Abend wiederkommen, dann sei mehr zu holen. Der Beamte ist aber eher an den tagaktiven Mücken interessiert, denn genau die sind die Überträger der schlimmen Krankheiten wie Malaria und den Varianten des Denguefieber. Jedes Haus wird etwa 1 x im Jahr besucht. Sollte irgendwo ein Überträger gefunden werden, wird die unmittelbare Umgebung mit reichlich Insektizid bearbeitet, um den Verbreitungsherd zu eliminieren. Am Abend sind wir mit unserem Freund Ranjith in Dharga Town im Nadha-Garden Restaurant zum Essen. Indisch beeinflusste Moslemküche mit Chicken Tikka, Biriyani usw. Besonders lecker ist das Chicken Kebab, das hat Vijith sich bestellt. Mein Tikka ist aber auch gut. Ranjith nimmt noch 2 Portionen Biriyani mit und zahlt inklusive der Getränke für alles ( 5 x Essen, 3 x Getränk) 1.600,- RPS = 10,- € (Nachtrag: im weiteren Verlauf der Reise, im November auf Bali, erfahre ich durch eine E-Mail von Vijith, dass Ranjith gestorben ist) 04.SEP 08 04:50 Uhr, Fischmarkt in Beruwela. In dem, nach dem Tsunami neu gestalteten Hafen, entlädt um diese frühe Zeit erst ein einziges Fischerboot. Nach und nach werden es mehr, bis gegen 06:30 Uhr der volle Handel blüht. Die meisten der einheimischen Kunden kaufen hier Fisch ein, um ihn auf den Märkten der Umgebung zum doppelten bis dreifachen Preis wieder zu verkaufen. Wir haben im TukTuk einen Fischer mitgenommen, der im Hafen arbeitet, und gute Qualität mit Profiblick erkennt. Trotzdem soll ich am Hafeneingang 75,- RPS bezahlen, weil ich helle Haut habe. Das ist auch Rassendiskriminierung. Vijith handelt das Touri-Eintrittsgeld herunter auf 30,- RPS, weil ich schon so oft in Sri Lanka war und sowieso überhaupt nicht als Tourist unterwegs. Eine Quittung will er auch nicht, und der uniformierte Hafenbeamte steckt sich das Geld in die eigene Tasche.
Für Gourmets, die das wirklich Ausgefallene lieben, ergibt sich auf dem Kai ein Schauspiel der besonderen Art. Es beginnt mit einem Geräusch, das aus diversen Kehlen kommt. Nein, eher tiefer, es ist von ganz tief unten hoch geholt, der 7. Sohle, wie die Bergleute sagen. Dann wird von allen Seiten gespuckt und gerotzt was das Zeug hält. Vom vergleichsweise ansehnlichen Klaren, über den zähen Gelben, bis zu dem, vom Betelkauen rotgefärbten Auswurf, wird der Anlegekai gesprenkelt. Man muss auch gut aufpassen, dass man nicht selbst zur Zielscheibe wird, denn die Männer, die anstehen um im Fischhandel mit zu mischen, suchen nicht erst nach einem freien Fleck am Boden. Sie drehen sich kurz um, und schon fliegt das Zeug. Alle diese Stellen auf dem Kai sind etwa 30 Minuten später mit Fisch belegt: Hafen Curry ! Doch eine Würze fehlt noch. Im Dunkel des frühen Morgens pinkelt einer zwischen die Boote ins Wasser, von den Booten aus wird übrigens auch permanent ins Meer gerotzt. Dann, keine Minute später, wird an genau dieser Stelle vom Boot aus ein Eimer ins Wasser gelassen, um mit dem genau diesem Wasser an Bord die Fische abzuspülen. Liegt der Kai erst voller Fisch, geht die geräuschvolle Speierei aber trotzdem unverdrossen weiter. Jetzt wird nur die Zielfläche erheblich kleiner. Direkt auf die Fische zu spucken, das bringt auch hier keiner, das gehört sich wohl nicht. Wundern würde es zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen Besucher mehr. Wir kaufen einen 5 kg Fisch direkt vom Boot, der hat den Kai noch nicht berührt ! Der singhalesische Name ist Manua. Er hat gutes Fleisch, ähnlich wie der Sear-Fisch, und wird auch gelber Delphin genannt. Der runde Kopf des Fisches erinnert mich an den Fisch, der in Indonesien Mahi Mahi genannt wird, das ist die große Goldmakrele. So einer wird es wahrscheinlich sein, ist auch egal, Hauptsache er schmeckt. Nach der Rückkehr vom Hafen gibt es zum Frühstück String Hoppers mit Fisch Curry. Scharfe Chilliewürze killt Keime und erhöht die Magensaftproduktion. Genau das brauche ich jetzt nach meinen Beobachtungen im Hafen von Beruwela. Eine ganz besondere Situation erlebe ich nach dem Frühstück. Im Eingangstor steht eine junge Frau und blickt fragend in meine Richtung. Ich will von ihr wissen, ob sie zu Vijith möchte. Sie nickt, und ich wundere mich, dass sie nicht wie alle anderen Besucher an der Seite nach hinten geht, sondern dort stehen bleibt. Neben dem Tor wartet noch jemand mit Fahrrad. Vijith kommt und sagt : "Rajah´s Tochter", und ich weiss wer kommt. Der einzige Mensch, der mal mein Freund war, aber meine Freundschaft nicht wollte, sondern dafür vor etwa 18 Jahren versucht hat mich massiv zu betrügen. Offensichtlich hat das Kokosnusstelefon wieder gut funktioniert, und meine bei Ananda geäusserte Überlegung, dass man so diese Erde nicht verlassen sollte, sondern sich vielleicht in 3-4 Jahren doch einmal die Hand reichen sollte, ist schon durchgedrungen zu Rajah. Rajah ist sichtlich aufgeregt, als er mir die Hand gibt und sich setzt. Er umarmt mich im Sitzen mit gesenktem Blick. Nach etwas Wortgeplänkel spricht Mali dann eine Einladung aus, aber die lehne ich ab. Ich sage, dass man sich wieder die Hand geben können muss und auf der gleichen Straßenseite gehen, aber eine Freundschaft nie wieder entstehen würde. Über die Geste habe ich mich aber sehr gefreut, auch wenn Rajah das Wort ´Entschuldigung ´ nicht über die Lippen kam, sonder nur der Tochter. Sie bat mich, ihrem Vater zu vergeben, er habe einen großen Fehler gemacht. Als er geht, sagt er nochmal " I did wrong " . Dann rief auch Deen noch an, unser alter Schmuckhändler Freund, der als einer der ersten unserer Bekannten hochgradig dem Arrak zugetan war, und seine Frau, eine Lehrerin, alleine das Geld verdienen ließ. Da er Muslim ist, hat er jetzt seit drei Tagen zu fasten, es ist Ramadan. Er arbeitet in einem Schmuckgeschäft in der Nähe des Browns Beach Hotels in Negombo. Er meint, auf meiner Fahrt zum Flughafen könne ich doch kurz rein schauen, aber das wird mir zu viel. Deen spricht ein sehr deutliches, klares Englisch, und wir hatten ein gutes Gespräch. Zum Schluss wünscht er mir ehrlich herzlich "May God bless You", und es ist schon leicht verwirrend, wenn dies ein Muslim zu einem konfessionslosen Europäer sagt. Am Abend ist Vijith zu einer Hochzeit eingeladen, für ihn ohne Alkohol. Ich frage Vijith, ob er eigentlich die Mosquitos noch spürt, wenn er in seinem Leben schon 100.000 mal gestochen wurde. Er sagt das es bei ihm genau so juckt, und die Menschen hier auch nicht immunisiert würden gegen die Mückenspucke. 05.SEP 08 Auch heute hat uns der Nordwestmonsun wieder im Griff. Wolken und Regen am frühen Morgen. Die Luft ist kühl, und so feucht, das nichts mehr trocknet. Habe mit Vijith die Details für einen Geschäftsplan entworfen, der das Geldverleihgeschäft regelt. Maximale Verleihsumme, Zinsen, Sicherheiten, Konten, Geheimhaltung, wem -wo - wann, usw. alles haben wir festgehalten und ausgearbeitet. Er hat mir sein defektes Messgerät zur Blutzuckermessung gezeigt. Er benötigt nur das Messgerät und die Messstreifen, keine Nadeln, davon hat er genug. Da Ramini auch Blutzucker hat, und er beim Arzt 400,- PRPS je Messung bezahlen muss, wäre die Möglichkeit zur eigenen Messung für ihn kostensparend. 06.SEP bis um 15:00 Uhr gibt es noch keine nennenswerte Gelegenheit, unter dem Dachvorstand, der Vijith´s Haus umgibt, hervorzuschauen. Der Schauerregen wechselt mit Gewitter, und geht über zu Dauerregen. Selbst wenn es aufhören sollte, werden alle Wege und Plätze in Seenlandschaften mit brauner Brühe verwandelt sein, so dass selbst kleine Besorgungen zum Stepptanz werden. Die telepathischen Fähigkeiten meiner Gastgeber, auch kleinste Bedürfnisse ohne Worte zu wechseln zu erkennen, erleichtern mir den Tag und machen die Überlegung überflüssig, wie man bei diesem Wetter ohne zu schwimmen an ein paar leckere Ingwer-Nuss-Kekse kommen könnte. Wie schon gegen Mittag, als ich nur im Unterbewusstsein daran gedacht hatte eine Kokosnuss zu essen, und Vijith etwa 15 Minuten später mit einem Teller voller frisch geschnittenem weißem Fruchtfleisch einer Kokosnuss aus dem Haus kam, so klappt es auch jetzt. Ich verlasse das Zimmer und denke an einen schönen Tee mit Limone und leckeren Ingwer Keksen, und keine 5 Minuten später steht Ramini mit dem Tablett neben mir, darauf der Tee, die Kekse, und Bananen. Wie machen die das ? Ich möchte den Freunden ganz bestimmt keine Probleme machen, aber die Versuchung ist verdammt groß, jetzt gleich an eine Käsestulle oder an eine Currywurst mit Pommes zu denken. Der Abend ist ebenso verregnet, wie der gesamte Tag. Premalal hat einen großen Korallenfisch aus dem Fluss geangelt, und ihn trotz der Regenfluten gleich hierher gebracht. Auf die Frage an Vijith, warum er das macht, wo er doch bei Siri wohnt und isst, antwortet Vijith "weil er mir den nächsten versprochen hat". Das Abendessen war wieder phantastisch, und die liebevolle Unbeholfenheit, mit der in die kleine Schale mit Obstsalat als Dessert satt eines Dessertlöffels ein großer Esslöffel gesteckt wird, ist einfach nur nett und wärmt das Herz. 07.SEP 08 Ananda kommt, und verabschiedet sich mit einem Geschenk, 2 kleinen Messingvasen. Ich hatte zwar bei jeder Gelegenheit deutlich gemacht, dass ich noch 5 Monate lang unterwegs sein werde, und mit möglichst wenig Gepäck auskommen will, aber es muss wohl so sein, dass jetzt zwei Messingvasen meine weiter Reise beschweren. Vielleicht schenkt mir ja unterwegs noch jemand ganz kleine Blumen, und dann kann ich die Vasen sehr gut brauchen. Ich lade die Familie zum Essen ein, und wir bestellen im Nadha-Restaurant in Dharga Town 5 x Chicken Kebab, 10 x Pommes und 1 x Biriyani mit Strin Hoppers. Diese Biriyani Variante muss ich unbedingt ausprobieren, denn die gibt es vermutlich nur hier. Wir freuen uns schon auf ein leckeres Dinner, das ist dann auch für die Freunde mal was anderes, und vor allem braucht Ramini nicht kochen. Ein großes Lob an die Köche im Nadha, das Essen ist ausgezeichnet. Von dem bestellten Essen für 5 Personen + 1 x 1,5 ltr Fl.Cola für insgesamt 3.000,- RPS = 18,- €, sind am Ende 10 Leute richtig satt geworden. Dafür braucht sich eigentlich keine Köchin mit langen Kochvorbereitungen aufhalten. Wenn die Freunde über dieses Restaurant sprachen, fiel darum auch ständig das singhalesische Wort "labai" und das bedeutet : billig, preiswert. Anerkennendes Lob also für die Küche und den Preis, aber Kritik an das Verhalten der Muslime in Dharga Town. Dort kaufen zwar die Singhalesen ein und machen Umsatz, ein Muslim würde aber niemals bei einem Singhalesen sein Geld ausgeben. Sie wollen unbedingt, so weit wie möglich, alles im eigenen Glaubensbereich regeln, und sie werben auch nicht um die singhalesische Kundschaft, die kommen von alleine. Sind die Singhalesen cleverer, weil sie sich die guten Angebote der Muslime nicht entgehen lassen ? Die Muslime sind fairer als die Singhalesen. In den Geschäften in Dharga Town zahlt jeder den gleichen Preis. Ganz gleich ob Muslim, Singhalese oder Tourist, jeder wird gleich behandelt. Das ist bei den Singhalesen nun völlig anders. Der Touri zahlt das dreifache vom örtlichen Preis, und selbst bei der einheimischen Kundschaft geht es noch nach Sympathie und Bekanntschaftsgrad. 08.SEP 08 Ich habe ja immer gesagt, dass ich den Tropenregen liebe und die Regentage genieße. Jetzt, nach 3 Wochen mit nahezu durchgehendem Regen, lässt die Liebe doch etwas nach, und ich würde gerne mal wieder die Sonne sehen. Im Grunde ist aber tatsächlich so, dass ich es mag einfach nur so da zu sitzen, bei einer Kanne Ceylontee, und zu schauen und zu schreiben. Kann mir gut vorstellen, wie diese Handvoll Touris in den Hotels in die Kissen beißt, wenn sie vielleicht nur 2 Wochen Urlaub haben, und es die ganze Zeit regnet. Wer diesmal meine Gedanken telepathisch empfangen und umgesetzt hat weiß ich nicht, aber es ist 10:00 Uhr, und ich sitze in der Sonne. Es ziehen aber schon wieder Wolken auf, und ich werde nochmal in Aluthgama die E-Mails prüfen und meine senden. Marlon ist zu Hause. Unterhalte mich sehr nett mit ihm, wie immer. Er bekommt im Lanka Princess für 2 Wochen im Monat als Reiseleiter /Gästebetreuer 15.000,- RPS = 90,- € und unterrichtet nebenbei weiter Deutsch. Rajah verabschiedet sich mit Umarmung und übergibt mir als Abschiedsgeschenk ein Buch über das Leben des Buddha, das jetzt Vijith´s Büchersammlung ziert. Die Mosquitos sind zu dieser Jahreszeit ganztägig aktiv, und scheinen Autan regelrecht zu mögen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Hunderte am Tag ihr Ziel erreichen, habe aber das dringende Gefühl jetzt hier weg zu müssen um nicht blutarm zu werden. Allerdings rechne ich nicht damit, dass es in Thailand anders wird. Hoffentlich kommen gleich die Nachbarn von ihrem Dreitagesausflug nach Kataragama zurück, denn die sollten von dort die qualitativ bessere Baumwolle für das von mir bestellte kleine Reisekopfkissen mitbringen. Höre gerade, dass das nicht klappt. Die haben Vijith auf Handy angerufen, dass es im Süden wie aus Eimern schüttet, und die Baumwollhändler nicht die Stände an den Straßen aufgebaut haben. Ramini hat aber schon alles vorbereitet, dass mein Kopfkissen mit dem üblichen Baumwoll-Kokoshaar-Mix gefüllt wird. Dies ist ja auch die Mischung die kenne, und die mich so unglaublich gut schlummern lässt, und nicht irgendwelche Exlusivabmischungen. 09.SEP 08 Tag der Abreise aus Sri Lanka nach Thailand. Wir fahren eine halbe Stunde früher als geplant, da am Morgen schon wieder ein Anschlag in Colombo war, und keiner weiß, wie es auf den Straßen zugeht. Man frisst mächtig Dreck auf dieser 3 Stunden Fahrt. Wegen des Andrangs auf dem Parkstreifen vor dem Abfluggebäude, verabschieden wir uns sehr schnell, aber nicht ganz schmerzlos. Ich verabrede mit Vijith einen Besuch im Jahr 2009, dann ist der erste Monat meiner 6 Monate dauernden Reise, auf der ich auch alle Stationen meines Romans abarbeite um zu recherchieren, vorbei. Im Airbus 340-300 der Sri Lankan Airways sehe ich um mich herum etwa 250 freie Plätze. Ich komme mir vor wie in einem Privatjet. Die Flugzeit nach Bangkok beträgt 3:20 Std. Die Einreisekontrollen in Bangkok sind sehr zügig, allerdings muss ich am Band 40 Minuten warten. Da der junge Mann, der in Colombo bei Einchecken neben mir stand, auch noch wartet, bin ich nicht beunruhigt. Mein Rucksack ist aber dann tatsächlich das letzte Gepäckstück, das raus kommt. Die Taxifahrt zum Rangnam Appartement geht fix, allerdings kann der Fahrer in der dunklen Gasse den Eingang nicht finden. Da ich aber das Haus kenne, steige ich einfach aus und gehe zu Fuß bis zum Ende der Soi 4 und finde dort auch die Reception. Um mir den Schlüssel herauszugeben braucht die Dame ihr Handytelefonat nicht zu unterbrechen, und um 22:00 Uhr stehe ich verschwitzt in der 10.Etage vom Rangnam im Appt. 1003. Sehr einfach, aber der pure Luxus im Vergleich zum Hanoi Hilton. Bei 7-Eleven kaufe ich noch ein paar Bierchen, Knabberzeug und Wasser, dann zappe ich durch die Fernsehkanäle und penne mit Unterbrechungen bis 07:00 Uhr. 10.SEP 08 Bangkok

Nach der vielen Ruhe nun die Mega-Stadt !

Werde gleich mal erledigen, was zu erledigen ist, SimCard besorgen, Umschlag kaufen um die Fotos aus Sri Lanka nach Hause zu schicken, usw.

Um 09:45 Uhr habe ich mir das erste leckere Süppchen für 35,- BHT = 0,70 € gegönnt, nach dem ich so lange gegiert habe. Für ein solches Frühstück würde ich sogar eine Käsestulle liegen lassen. Kulinarisch ist der Tag eine Sensation, denn die Käsestulle gibt es auch noch ! Habe voll über die Stränge geschlagen, und mir im Kaufhaus Big C ein Stück würzigen, alten Gouda gekauft für satte 5,- € und zwei echte Brötchen, die hier "European Roll" genannt werden, und das Ganze mittags um 13:oo Uhr mit kaltem Singha-Bier im Appartement reingekloppt. Wow !! Geschmacksexplosion am Käsenerv !

Die SimCard habe ich von 1-2-call gekauft, im Shoppingcenter gegenüber vom Interconti Hotel auf der Ploenchit, und mit 300,- BHT geladen. Im Rangnam Appt. dann festgestellt, dass das nicht funktioniert. Ich kann keine deutsche Tel.Nr. erreichen. Bin dann am Nachmittag für 20,- BHT mit der BTS (Hochbahn) von Phaya Thai bis Chit Lom gefahren.

Als am Ticketautomaten ständig meine Münzen durch fielen, machte mich jemand darauf aufmerksam, dass man erst die gewünschte Zone drücken muss, und erst dann das Geld einwirft.

Bei 1-2-call erfahre ich, dass ich zusätzlich zur Ländervorwahl noch eine andere VorwahlNr. wählen muss. Die derzeit günstigste ist die 009, damit kostet 1 Minute nur 7,- BHT.

11.SEP 08

Früchtefrühstück ! Am Waschbecken auf dem Balkon die 20 Lychee /Rambutan geschält, die ich gestern für 35,-BHT = 0,70 € gekauft habe. Zur Zeit ist Saison für diese Frucht, und von den 20 pflaumengroßen weißen Bällchen kann man satt werden. Noch ist Regenwetter, aber es klart langsam auf, und vor 10:00 Uhr ist in der Stadt ohnehin alles ausgestorben. Das Grundrauschen des Verkehrsstroms auf mindestens zwei Ebenen mischt sich mit Baustellenlärm. Überall wird an Trassen für Bahnen und Straßen, und an Häusern gearbeitet. Ich fahre mit der BTS bis Siam, gehe zum MBK (MaaBoonKrong-Center), und esse in der Futter-Etage eine leckere chinesische Suppe aus vielen mir unbekannten Bestandteilen, und vom indischen Koch hole ich ein Butter-Chicken. Dazu ein frischer Mangosaft, das Ganze für 165,-BHT = 3,20 € Das Personal an den Garküchen ist sehr ehrlich. An einem Stand war für das Essen 90,- BHT ausgeschrieben, es kostete aber nur 80,- BHT, und ich bekam einen 10er Voucher wieder zurück. Beim Saft-Stand klebten zwei 30er Coupons aneinander. Die Bedienung hat es gemerkt und mir auch 1 x 30 BHT wieder zurück gegeben. Für etwa 2 ½ mal so viel Geld wie ich für das Essen ausgegeben habe, kann ich mich auch noch neu einkleiden (Hemd und Hose). Im großen Sportshop im Central-World sehe ich für Georg nach den Badminton-Schlägern von Yonex. Die Spitzenmodelle kosten dort zwischen 5.500 und 6.300,-BHT. Um 16:00 Uhr treffe ich dann unsere Freundin Tiew, die wir von einer früheren Reise in das nördliche Lanna-Country kennen, im Restaurant Baan Ar Chaan. Wir haben uns 4 Stunden lang gut unterhalten und hervorragend gegessen (Tom Kah Gai, Gemüseteller und Thai dry Fish Salad), dann musste Tiew wieder los nach Nonthaburi. Ihr Studentenleben ist nicht sehr spaßig, weil sie im Gegensatz zu ihren Komilitonen, die von Haus aus reich sind, und sich wenig scheren um Fleiß und gute Noten, sehr ehrgeizig ist, und das Beste leisten will. Ihr Studium wird von der wohlhabenden Tante finanziert, bei der sie nebenher die Kinder und den Haushalt versorgt. Die verwöhnten großen Kinder in dieser Familie nerven sie, weil sie überhaupt nichts tun und sie bei Allem nur stören, aber die muss sie auch noch ertragen. Tiew lacht sich schief, als sie erwähnt, dass sie der 18-jährigen, völlig unselbstständigen Tochter, inzwischen wenigsten beibringen konnte, wie man richtig isst. Wir verabreden, dass ich sie anrufe, wenn ich am 08.OCT wieder zurück in Bangkok bin. Dann will sie das Essen bezahlen, aber das ist natürlich nicht akzeptiert. Sie schenkt mir Tütensuppen für die Reise. Ich muss unbedingt was Süßes besorgen bevor ich sie wieder treffe, damit ich nicht nochmal mit leeren Händen da stehe. In dem Guesthouse Baan Nai Sra, "Haus im Teich" , in der Nähe von Chiang Khong im Norden, wo wir uns damals kennen gelernt haben, läuft es sehr schlecht. Dem Betreiber, ihrem Onkel Adisak Star, ist die Frau weg gelaufen, und es kommen keine Gäste. Das eigene Mekong Boot ist verkauft, da der Anleger zu weit entfernt lag und die Bootsfahrer nicht zu kontrollieren waren. Ein Käufer für das Resort ist nicht zu finden, im armen Lanna-Country hat niemand so viel Geld.
12.SEP 08 das Appt ist schon bezahlt (Nacht 500,-BHT = 10,-€), Check Out ist morgen bis 14:00 Uhr. Ich fahre mit dem Klongboot für 10,- BHT bis zur Fanfaan Pier. Am Zebrastreifen an der Ampel Rachadamnoen - Demokratie Denkmal, steht ein herrenloser alter Hund, und wartet. Als es Grün wird, geht er mit über die Straße. Wie er das wohl gelernt hat ? Mit ausprobieren und Fehler-Richtig Erfahrung, wäre das bei Fehler ja wohl schief gegangen. Sitze in der Traveller Hochburg Khao San Road zum Frühstück. Da mir beim Bestellen die Zunge offenbar irgenwie verklebt ist, habe ich statt Cheese/Ham Sandwich versehentlich Chicken/Ham bestellt. Ist aber super: 4 Scheiben Toast, und dazwischen Hähnchenschnitzel und Schinken mit Salat, Tomaten, Zwiebeln, Chips und Majo, das Gericht für 2,30 €. Um 09:30 Uhr ist hier noch absolut tote Hose. Geöffnete Internet Cafés gibt es aber, und da gehe ich gleich erst einmal hin. Tiew hatte mir geraten, keinen Stopp mehr in Chiang Rai zu machen, sondern mit dem Nachtbus sofort bis Chiang Khong durchzufahren. Da ich gerne früh ankommen möchte, um auch noch ein Mekong Boot zu erreichen, werde ich das auch so machen. Als ich das Internet Café verlasse, laufen schon viele schwer bepackte Traveller durch die Khao San. Da alle überaus frisch aussehen, scheint es sich in der Mehrzahl um Abreisende zu handeln. Nach einem ausgedehnten Fußmarsch durch den historischen Teil Bangkoks, dem Chinesenviertel, bis zum Hualamphong Bahnhof, nehme ich die Bahn, und fahre, mit einem Umsteiger, bis in die Nähe des Erawan-Schreins. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Kaufhaus Big C, wo ich inzwischen in der Restaurantetage bestens Bescheid weiß. Dann gehe ich zum Appartment und verbringe den Abend in dem kleinen angegliederten Restaurant ´Asia Kitchen´ mit essen, trinken, und schreiben. Die haben eine unglaublich umfangreiche Speisekarte, und es scheint auch wirklich alles zu geben was da drauf steht. Da im Rangnam viele Leute aus Pakistan, Indien und Bangladesh, und sogar aus Bhutan leben, ist die Karte angepasst und sehr vielfältig. Die Mitbewohner aus diesen Ländern sind sehr freundlich zu mir, während man die Thai-Männer, die hier abends rumsitzen, durchaus als muffelige Typen bezeichnen kann. Mit schlechtem Gewissen verschenke ich hier die Instantgetränketüten von Tiew an die Bedienung. Aber ganz ehrlich, was soll ich damit ? Selbst hier im Appartement bin ich nicht in der Lage, das erforderliche heiße Wasser zuzubereiten, und auf der weiteren Reise wird das noch weniger möglich sein. Bitte Tiew, verzeih mir, wie ich mit Deinem Geschenk umgehe, aber es scheint mir so am Vernünftigsten. Als ich in den 10. Stock rauf fahre, fragt mich einer von den netten Mitbewohnern, ob ich Muslim sei, und zeigt auf meinen Bart. Ich verneine und frage wo er her kommt. Er sagt aus Nepal, und ich will wissen, ob Kathmandu´s Altstadt Thamel immer noch so aufregend ist wie zur Hippiezeit. Er ist begeistert, das ich das kenne, muss aber bei Etage 8 raus.

Nach 5 Wochen Tour, die in Sri Lanka ja eher von der besinnlichen Art war, flippe ich jetzt aber auch mal wieder schön aus auf dem Balkon, in der 10. Etage über dem Lichtermeer Bangkoks. Mit Jimi Hendrix ´Gipsy Eyes´ auf dem Ohr, dem hohen Bayoke Tower im Auge, tanze ich auf dem Balkon mit Kopfhörern auf, und kann es nicht fassen, wie toll die Musik mich mal wieder mitreisst. Das sind zwar noch nicht ganz die Klangerfahrungen, die ich die Freunde im "Majapahit-Geheimnis" erleben lasse, aber immerhin. Bei ´Speed of Light´von Joe Satriani, fliege ich dann vollends weg. Droge ohne Chemie, ohne Naturstoff und ohne Alkohol. Einfach nur aufgemacht, die Öhrchen, und dazu eine passende Stimmung und Umgebung.

13. und 14.SEP 08 Verbringe den Vormittag auf dem Zimmer, da ich vor der Abfahrt nicht noch groß rumrennen will. Packen, Körperpflege, TV - dann aus checken um 13:00 Uhr. Der nächste Aufenthalt hier, ab 08. OCT, wird mir auch schon bestätigt. Fahre mit dem Taxi für 100,- BHT zum Busterminal für Nordthailand ´Mor Chit´, und kaufe mir dort eine Buskarte nach Chiang Khong für 580,- BHT, die Abfahrt ist um 16:30 Uhr. Im Food Center kann ich mal wieder nicht an dem Suppenstand vorbei gehen, und hole mir für 30,- BHT eine der köstlichen Thai Suppen. Dann suche ich schon einmal die Platform 6, damit ich weiß von wo es gleich los geht. Ich versorge mich noch mit etwas Reiseproviant, dann schaukeln wir durch Bangkok´s verstopfte Straßen und arbeiten uns vor zu den Fernstraßen, die nach Norden führen. An den Raststätten kostet das Pinkeln 5,- BHT. Die sollte man auch passend haben, wie immer, wenn man unterwegs ist, denn sonst gibt es tütenweise Kleingeld oder gar nichts zurück. Hole mir unterwegs zwei Spieße, einen mit Würstchen und einen mit runden Fleischklopsen. Die Bällchen waren von der groben Sorte, ich vermute mal grob gehackte Innereien, und waren kaum zu zerkauen. Darum musste ich die dann wieder in die Tüte spucken, und von der letzten Suppe träumen. Als von etwa 25 Passagieren 22 an einem nächtlichen Stopp, nach 12 Stunden Fahrt, ihre Sachen packen, konnte man annehmen, die Endstation Chiang Khong erreicht zu haben. Ich bin mit zur Gepäckklappe, und habe dort vorsichtshalber noch einmal nachgefragt, ob wir in Chiang Khong angekommen seien. " No, No, No, Sir - Chiang Kham !" Bin dann wieder eingestiegen und noch 2 Stunden weiter mitgefahren. Das wäre spannend geworden, wäre ich ausgestiegen, und hätte bei Dunkelheit in Chiang Kham den Mekong gesucht. Von der Bus-Endstation in Chiang Khong fahre ich für 30,- BHT mit dem TukTuk bis zur Thai Immigration. Als die Grenzstation gegen 08:00 Uhr öffnet, reise ich aus und setze für 40,- BHT mit der Fähre über nach Laos, in den Grenzort Houayxay. Das Laos Visum kostet vor Ort 1.300,- BHT, und für 1.000,- BHT kaufe ich ein Ticket für das langsame Boot, das, mit einem Nachtstopp in Pakbeng, in 2 Tagen nach Luang Prabang schippert.

Bei einem Geldautomaten hole ich mir 500.000,- KIP, und weiß erstmal wieder nicht, was das überhaupt wert ist. Für eine Tasse Kaffe , Knabbersachen und Wasser muss ich auf jeden Fall 50.000,- KIP bezahlen.

Das Wetter ist ideal. Bewölkt, mit Sonnenlöchern, und durch den Fahrtwind des Bootes im Schatten leicht kühl. Die sanften Hügel zu beiden Seiten des Mekong ziehen langsam vorbei, und es tut den Augen gut, nach ein paar Tagen in Bangkok. Dort, wo der Dschungel gerodet, und Flächen kultiviert wurden, sieht das satte Grün aus wie Almwiesen in Europa, und die kleinen Stelzenplattformen mit Dach, wo die Landarbeiter/innen Schatten suchen und ihre Mahlzeiten einnehmen, wirken wie Heuschober. Der Überflutungsbereich des lehmigen Flussufers des Mekong, ragt über dem Fluss noch etwa 5 m steil nach oben, obwohl der Fluss zur Zeit viel Wasser führt. Ein brauner Strom, in dem bei Niedrigwasser überall spitze und runde Felsen die Oberfläche durchbrechen. Jetzt, bei glatter Wasseroberfläche, kann man die Gefahren nur ahnen, oder wie die (hoffentlich) erfahrenen Bootsführer, kennen. Kinder entern mit ihren schweren Körben voller Cola-Dosen und Chips das Boot und rufen "Cheapenco, Cheapenco " , was ich nach einigem Überlegen als ´Chips and Coke´ identifiziere. Erst 2 Stunden nach der Abfahrt in Huayxay sind aber alle noch gut versorgt, und die Kinder können kaum etwas verkaufen. Das Mädchen mit den geschälten Pomelos hat es erheblich leichter etwas zu verkaufen, viele der überwiegend amerikanischen Traveller versorgen sich mit Vitaminen. Nach einer Flussbiegung ist erst einmal die Sonne wieder weg von meiner Bordseite, und das ist angenehmer. Ich frage mich, warum eigentlich so viele Leute, die kaum wissen wie man eine Gitarre richtig hält, ein so sperriges Teil mitnehmen auf die Reise. Vielleicht um in der freien Urlaubszeit zu üben ? Warum gilt nicht ein klitzekleiner Gedanke dieser angehenden Stars mal den Leuten, die beim Gitarreüben nicht unbedingt zuhören möchten? Akkustische Umweltverschmutzung erleidet man immer und an jedem Ort, auch mitten auf dem Mekong. Ich will duschen ! Nach 5 Stunden auf dem Boot, und der vorausgegangenen Nacht im Bus, schmerzt die Haut unter dem geschnürten Hosenbund. Aber es dauert noch eine Weile bis wir in Pakbeng ankommen. Dort angekommen mache ich keine Aktionen mehr wegen der Zimmersuche. Ich schaue nur nach einem günstigen Preis, 40.000,-KIP, handele herunter auf 35.000,- KIP und habe meine Butze. Das müssten so etwa 3,- € sein. Die Höhle ist natürlich entsprechend, aber nach Hanoi Hilton.... . Dafür gibt es eine tolle Aussichtsterrasse über dem Mekong, gleich über der Mekongschleife. Morgen soll hier ein großes Bootrennen stattfinden. Allerdings möchte ich dazu nicht unbedingt noch eine Nacht länger hier bleiben, so gerne ich das auch sehen würde. Der nicht mehr ganz nüchterne Boy erzählt mir, dass sich hier zum Anlass dieses Festes, alle schon ab morgens restlos besaufen werden. Dope zum Rauchen bietet er mir schon an, bevor ich die 35 Riesen für das Zimmer bezahlt habe. Mein Abendessen, Fried Rice mit Ei und Gemüse, wird gerade in Plastiktüten von verschiedenen Läden zusammengekauft. Er fährt nun schon zum dritten Mal mit dem Moped los. Offensichtlich gibt es für jeden Bestandteil einen Spezialanbieter. Bier Lao 10.000,- KIP , Essen 20.000,- KIP Bier Lao schmeckt fantastisch. Liegt das an der Braukunst, oder bin ich nach den anstrengenden 1 ½ Tagen einfach schon für alles weich gekocht ? Aber es ist wirklich auch optisch ein einwandfreies Gebräu. Die Blume ist strahlend weiß und steht wie beim 7 Minuten Pils, obwohl ich aus der 640 ml Flasche direkt ins Glas zapfe. Mit 5% alc/vol gehört es auch nicht zu den ´schlappen´ Bieren, und könnte sogar in Deutschland, trotz des riesigen Angebotes, meine Hausmarke werden. Auf dem Boot sind zur Weiterfahrt morgen wieder die gleichen Leute. Entdeckt habe ich Norweger, Engländer, Franzosen, Holländer und Amis, keine Landsleute. Die Traveller reisen, zumindest fiel es bei diesen 50-60 Bootgästen auf, getrennt geschlechtlich. Zwei bis vier Mädels gemeinsam, genau so bei den Jungs, aber wenig Paare. Die finden sich bestimmt aber ganz schnell mit Hilfe der diversen Kannen Bier Lao, die alle über den ganzen Tag in sich hinein geschüttet haben, die Holländer waren dabei in einer Spitzenposition. Das simple Holzspielzeug auf der Terrasse fasziniert. Einem Holzvogel wird an der Schwanzfeder ein Nagel eingesetzt, darauf dreht sich eine kleine Holzkugel, in der drei ca. 10 cm lange Federn stecken.Wenn der Wind bläst, kreisen die wie ein Propeller, und der Vogel dreht sich in den Wind. Der Besitzer nötigt mir ein Glas Bier ab, was ich nicht so richtig toll finde, aber ich sage auch nicht Nein. Die Familie hat auch gerade gegessen, und er bringt mir von dieser Mahlzeit einen kleinen Teller mit Barbeque-Grillfleisch in gabelgerechten Häppchen. Die sind, bis auf zwei nicht zu zerkauende, sehnige Stückchen zäh, aber genießbar. Die Soße dazu ist mit viel Knoblauch angerührt, er serviert mit den Worten "free for You" und entschädigt damit natürlich sofort für das geschlauchte Bier. Hoffe nur, dass er sich nicht gleich zu mir an den Tisch setzt, und von jeder Flasche die ich bestelle ein Glas abhaben will. Der Laden ist wirklich völlig versifft. Man braucht nur die Beine unter den Tisch stellen, schon kleben von der Tischkante alle möglichen Spinnweben und Zeugs am Oberschenkel. In Luang Prabang werde ich nicht so sehr knausern, und vielleicht eine saubere Unterkunft bekommen. Aber vorher sind noch 7 Stunden harte Sitzbank zu überstehen, die für mich aber auch heute, ohne ein vorher am Anleger gekauftes Sitzkissen, gut zu bewältigen waren. Mit dieser Art von Travellern werde ich im Verlauf meiner Reise auf jeden Fall keinen weiteren Kontakt pflegen. Nett waren die beiden jungen Franzosen, die heute bei der Ausreise aus Thailand mit dabei waren. Konnte den beiden bei der Visaprozedur an der Lao Immigration behilflich sein, denn die kamen mit den Fragen nicht richtig klar. Zum Glück hatten sie die erforderlichen Passfotos dabei, sonst wäre es für sie echt schwierig geworden. Ich fand es auf jeden Fall ausgesprochen nett, dass die beiden als allererstes wissen wollten, wie man auf Laotisch Guten Tag und Danke sagt. Von den Travellern auf dem Slow-Boat hat das mit Sicherheit niemanden gejuckt. Die französischen Jungs waren nicht auf dem Boot. Werde sie wohl in Luang Prabang wieder sehen und dann fragen wie sie dahin gekommen sind. Abendessen und 4 Beer Lao 65.000,- KIP 15.SEP 08 Zum Frühstück Sandwich und Kaffe für 15.000,- KIP Es sitzen Einheimische am Nebentisch, die die gesamten Tischabfälle über das Geländer der Terrasse nach unten ins Gebüsch werfen. Mein Supergastgeber gibt auf 20.000,- raus, da kommt er aber nicht mit durch. Das Boot für die Weiterfahrt ist erheblich kleiner und enger. Auch eine Art von Beschiss, wenn man in Huayxay die Bilder vom großen Boot zeigt um die Tickets zu verkaufen. Die Einheimischen lassen sich auf Matten nieder, damit die langen Touris die Sitze bekommen können. Aus Anlass des Bootrennen, verwandelt sich das Steilufer in eine Zeltstadt aus Bambusstangen und Plastikplanen. Die Bootteams trudeln ein. Mädchen in wunderschönen Trachten nehmen mit dem Siegerpokal unter einer der Planen Platz und werden noch weiter mit Kopfschmuck aufgebrezelt. Die Teams habe gleiche T-Shirts an und/oder gleiche Kopftücher auf, nur der Steuermann hinten, und der Taktgeber im Bug, sind anders gekleidet. Eine Mannschaft ist kunterbunt gekleidet, paddelt nicht im Takt, aber scheint mit Abstand die lustigste zu sein. Die Jungs haben Musikinstrumente mit, sie singen und lachen. Da das Rennen mit einem riesigen Besäufnis verbunden wird, werden die wohl schon damit angefangen haben.

Am Flussufer stehen Bäume, die vollständig mit Rankenpflanzen bewachsen sind. Der Überzug mit diesen efeuähnlichen kleinen Blättern läßt die Pflanzenhülle fast glatt wirken, die Bäume sehen aus wie Skulpturen. So habe ich schon diverse grüne Elefanten gesehen, Figuren mit Geisterhemd und ausgestreckten Armen, schlanke Gestalten mit Umhängen und riesige, 20 m hohe, Strauße. Nein, ich habe mich nicht umentschieden und doch noch von der angebotenen Kifferware genascht, das ist die eigene, unverfälschte Phantasie.

Dazwischen wird mir mal wieder ganz stark bewusst, was für ein ungemein seltenes Privileg ich hier genießen darf. Wir gleiten über den Strom, ganz ruhig, im Ohr meine wunderbare Musik, und die Dschungelhügel ziehen an beiden Seiten vorbei. Ich empfinde ein unbeschreibliches Glücksgefühl in diesem Moment. Dieser Tag ist aber auch wie geschaffen für´s Bootfahren. Eine leichte, kühle Brise durchzieht das Boot, ich habe heute die Schattenseite gewählt. Als eben eine Mitreisende an mir vorbei ihre Bekannte anlächelt, die hinter mir sitzt, fällt mir auf, dass es mir fehlt, mal wieder angelächelt zu werden, so wie es an Tagen, an denen ich mit Anne unterwegs bin, unzählige Male geschieht. Obwohl ich in einer Region der Welt unterwegs bin, in der erheblich häufiger gelächelt wird als in anderen Teilen dieser Erde, gilt so ein Lächeln nur ganz selten mir persönlich. Es gilt meinem Geldbeutel, soll mein Interesse wecken für einen Handel, wird kaufmännisch eingesetzt, oder ist grundsätzlich aufgesetzt und eingefroren, wie bei den mitreisenden Ami-Mädels. Auf dem Fluss schwimmt ein totes Schwein, aufgebläht wie ein Ballon, die Beine nach oben. Ist wahrscheinlich irgendwo vom lehmigen Ufer abgeglitscht, die dumme Sau. Nach der Mündung des Nam Ou, bei der Pak Ou Höhle, verbreitert sich der Mekong enorm, etwa auf die doppelte Breite gegenüber oberhalb der Mündung. Phou Si, der Hausberg von Luang Prabang, zwischen dem Mekong und dem Nam Khan gelegen, und der Tempel auf seiner Spitze, sind als erstes zu sehen. Das Aussteigen ist angenehmer als in Pakbeng. Hier werden die Guesthouses mit freundlicher Zurückhaltung angeboten, nicht so aufdringlich und fordernd wie dort. Die Preise für ein Einzelzimmer mit Bad liegen zwischen 40.000 und 50.000 Kip. Ich lasse mich nicht aufhalten, und maschiere erst einmal mit vollem Gepäck bis zur Hauptstraße, der Sisavong Road, denn zum Glück kenne ich mich durch den vorherigen Aufenthalt in Luang Prabang vor drei Jahren, hier schon aus. In einem Reisebüro frage ich nach einem Stadtplan, denn aus dem Internet habe ich zwei Andressen von Guesthouses, bei denen ich es zuerst versuchen möchte. Die verlangen für eine Karte von Luang Prabang sage und schreibe 50.000 Kip, das sind 5 Bier ! Ich finde mein Ziel auch so, denn das gebe ich nicht aus, zumal ich zu Hause Karten liegen habe. Im Silichit GH, was ich mir vorher schon ausgesucht hatte, zahle ich 60.000 Kip = 5,- € / Nacht . Nach der Dusche und der allgemeinen Körperpflege mache ich mich ausgehfein. Ich verfüge sogar noch über 3 saubere Hemden / T-Shirts. Esse irgendwo Gemüse mit Chicken für 25.000 und trinke Beer Lao. Dann sende und empfange ich meine Elektronikpost im Internet Café für 5.000,- KIP = 0,40 €, das ist nur ein Drittel der in Sri Lanka und Bangkok berechneten Gebühren. Ich schlendere einmal den Nachtmarkt entlang. Die Produkte sind so schön, dass ich einen ganzen Container füllen könnte mit den wunderbaren Sachen. Völlig dezent erklingt ein leises "Sabai Dee", wenn man interessiert irgendwo hinsieht, und die dringlichste Aufforderung zum Kauf, an einem der ca. 200 Stände, war ein "please buy something, Mistää" Es ist sehr angenehm, hier einen Markt zu besuchen - immer noch. Die Leute sind sehr nett, wollen natürlich das eventuell einzige Geschäft des Tages oder gar der Woche machen, aber halten sich dermaßen zurück, dass das schon eine gewisse Bewunderung bei mir auslöst. Die Stadt am Abend ist entspannend, leise, angenehm, entschleunigend. Bei dem großen Angebot an Lokalen und Shops entsteht auf den Straßen trotzdem nicht die geringste Hektik. Keine Lautsprecher dudeln, niemand brüllt die Passanten an. Luang Prabang ist schöner als je zuvor. Allerdings ist jetzt keine Saison, die beginnt erst im Oktober. Dann soll es Tage geben, an denen sogar alle Guesthäuser ausgebucht sind. Diese Zeit muss ich bei meinen künftigen Reiseplanungen immer berücksichtigen, denn dann möchte ich nicht hier sein. Die Ruhe im Ort hat mit den vielen Tempeln, den Vat (Tempeln) , und dem Status als Weltkulturerbestadt zu tun. Genau wie alle Neubauten und Renovierungen im alten Luang Prabang Stil erfolgen müssen, so ist auch die Ruhe der Stadt verordnet worden. Ein segensreiches Gesetz in diesem kommunistischen Staat. Die Mopeds und Autos fahren auffallend langsam, keiner rast, keiner dreht auf, um Lautstärke zu demonstrieren, und ich habe bisher auch noch keine Hupe gehört. Der Traum von einer liebenswerten asiatischen Stadt, und sicher gut für einen 1-wöchigen Aufenthalt, wenn man die Umgebung mit erkundet. Ja, hier möchte ich durchaus auch einmal für längere Zeit wohnen. Für mich könnten es auch 4 Wochen an diesem Ort sein, das wäre mir recht. Das Abendessen geniesse ich beim Inder. Der ist zwar ein wenig teurer als die Restaurants in der Nachbarschaft, aber 60.000 = 5,-€ für ein Chicken Rohan Josh, einem Beer Lao, 1 Fl. Wasser und einem Lemon Juice fand ich noch akteptabel. Beim Guesthouse trinke ich noch ein Bier und kaufe Wasser für die Nacht. 16.SEP 08

Luang Prabang - Laos - langsam - leise - liebenswert

Viele L kennzeichnen diesen Ort, wobei ´leise´ hier nur dem Vergleich mit anderen Städten in Asien standhält. Kaputte Auspuffanlagen an TukTuks und Mopeds gibt es hier auch, aber eben alles drei Nummern kleiner als andernorts.

Im Guesthouse ist um 06:00 Uhr auch die Nacht vorbei. Wenn die Fenster- und Türläden geöffnet werden und unten Tische und Stühle gerückt, dann ist Schluss mit Nachtruhe. Von den 2 großen Betten die im Zimmer stehen, habe ich wieder zielsicher genau das ausgewählt, das auf der Ameisenstraße steht. Es wimmelt von kleinen Ameisen auf dem Laken, ich habe aber trotzdem hervorragend geschlafen. Werde heute abend dann auf die ameisenfreie Seite wechseln. Sollte ich dort schlechter schlafen, dann brauche ich nach 5 Wochen Reise vielleicht schon das Gekribbel auf der Haut für einen guten Schlaf.

Auf der Suche nach einem guten Frühstück, komme ich eben an einem Vat vorbei, wo unter dem Dachüberstand ein Fernseher aufgehängt ist, der zu dieser Stunde bei den jungen Mönchen bereits für Abwechslung sorgt. Also diese Möchtegernmönche sind nun wirklich von ganz anderer Art als meine Jungs in der Island Hermitage in Sri Lanka. Diese lungern hier nur herum, hängen in den Internet Cafés, halten sich ihre Handys mit Musik ans Ohr, und quatschen die Touristen an. Auf mich wirken sie eher wie Beachboys in Orange. In einem kleinen Restaurant am Mekong bestelle ich schwarzen Kaffee. Der zieht wirklich die Schuhe aus, hätte ich nicht schon Latschen an. Sehr gut ! Jetzt kommt die spicy Noodle Soup with Chicken, und die sieht auch super gut aus. Ja, scharfe Suppe und starker Kaffe, das weckt die Lebensgeister (15.000,-KIP) . Werde mich dann mal auf den Weg machen, und das Hospital suchen. Damit wäre dann auch eine Pflichtaufgabe für Luang Prabang im Zusammenhang mit den Recherchen zum "Majapahit-Geheimnis" abgehakt. Im Laufe des Tages dann noch ein paar Vat ansehen und auf das Abendessen freuen. Ich werde länger als geplant in der Stadt bleiben, und nur für 3-4 Tage zu Khoun und Khone auf´s Land gehen. Einsamkeit hatte ich zur Genüge, und ich werde im Prince John Dive Resort auf Sulawesi, am Ende der Reise, ja auch wieder mehr oder weniger alleine sein. So will ich diese gemütliche Stadt, die an jeder Ecke herausgeputzt wird, noch etwas länger genießen und auf mich wirken lassen. Die städtische Klinik besteht aus mehreren Gebäuden, die wie größere Wohnhäuser aussehen. "Hygiene und Epidemologie Section" - "Kardiologie" (mit der Partenstadt Montpellier) - "Section Ophtalmology" - und "Dentalogy". Man sagt, dass für alle größeren Sachen als ein glatter Bruch, ein Ausfliegen nach Thailand ratsam ist. Krankenschwestern in Blau-Weiß sitzen vor dem Gäude an schmutzigen Gartentischen. Dazwischen werkelt ein Gartenarbeiter mit einem urzeitlichen Rasenmäher. Im Eingangsbereich stehen Rollstühle und ein Behandlungsstuhl, die allesamt als Sitzgelegenheit für Personal, Patienten und Besucher dienen, und große Sauerstoffflaschen. "Today no Doctor" sagt eine ältere Dame zu mir, die etwas Englisch spricht, und lacht dabei herzlich. Sie ergänzt das, zu den Schwestern gewandt, um ein paar Worte Laotisch, die vielleicht so etwas bedeuten wie "der hat heute was Besseres zu tun" , und alle amüsieren sich köstlich. Nun bin ich ja nicht krank, aber wenn ich mir vorstelle, ich hätte mich mit letzer Kraft hierher geschleppt, und müsste mir dann diese flappsigen Späße anhören, dann wäre ich darüber nicht sehr amüsiert. Ich sehe in ein Zimmer. Das Zimmer im Guesthouse sieht sauberer aus. An der Straße mahnen Schilder, nicht zu hupen im Krankenhausbereich. Eine Behandlung würde dadurch heute zumindest nicht gestört. Auf dem Weg zurück in die Stadt bekomme ich reichlich Sonne ab. Ich kaufe zum Lunch ein Hühnchensandwich an einem Straßenstand. Das Brot, das wie ein kurzes Baguette aussieht, ist süß, und die Soße, die nach Rückfrage scharf sein soll und nicht süß, ist natürlich auch süß. Es schmeckt fürchterlich, aber ich werde satt für 15.000 KIP. Von der jungen Frau lerne ich auf jeden Fall noch die gesteigerte Form von Danke, Danke vielmals oder Danke sehr, "Khap Chai Lai Lai ". Im Guesthouse trinke ich ein Bier Lao. Ein Service ist dort praktisch nicht vorhanden. Man könnte Stunden dort auf der Terrasse zur Straße sitzen, niemand würde fragen ob man etwas trinken möchte. Vielleicht will man ja nicht stören. Sucht man sich aber jemanden, von dem man meint er könnte zum Haus gehören, dann klappt das sofort. Zweimal habe ich Leute um Bier gebeten, von denen ich nur hilflose Blicke bekam, aber die gehörten hier nicht hin. Kann ich ja nicht wissen, ist eine große Familie hier. Auf dem Nachtmarkt habe ich mich noch einmal neu eingekleidet. Ich kaufe eine rote Hose (25.000,-) und ein Hemd (35.000,-), das sind zusammen 5,-€. Bin mit dem Handel auch zufrieden. Die Hose könnte etwas weiter sein, aber vielleicht wachse ich nach einer eventuellen Durchfallwoche ja noch rein. Zum Abendessen bestelle ich Laksou und Springrolls mit Ei. Das ist ein ziemlicher Reinfall. Die Springrolls sind völlig ohne Eigengeschmack, und die Laksou, die aussah wie die leckere Laksa in Singapore, ist eine Suppe aus gutem Fleisch, Kartoffeln, Tomaten und Möhren. Das hört sich ja erst einmal gut an, aber das gesamte Dünne an der Suppe ist purer Ketchup. K o t z ! Ich hab´s gegessen, und bin auch satt, aber schade ist es doch, wo es so viele gute Sachen hier gibt. Zum Tagesabschluss trinke ich im Guesthouse noch ein Bier, der eklige Ketchupgeschmack muss ja schließich auch noch weg. 17.SEP 08 wieder ein interessanter Tag in Luang Prabang Der Morgen beginnt mit großer Hektik im Silichit GH. Um 05:50 Uhr wird an der Tür des Nachbarzimmers geklopft weil ein Abholerfahrzeug mit laufendem Motor draußen steht, aber noch niemand, der abgeholt werden will. Nach 15 Minuten haben die beiden es dann endlich geschafft, und der Wagen fährt ab. Der laufende Motor hat mich veranlasst, aus dem Fenster zu sehen. Dabei kann ich beobachten, dass die Almosenrunde der Mönche heute durch die Nachbarstraße führt. Wenigstens dabei sehen die oberflächlichen Mönche dieser Stadt einigermaßen ernst und seriös aus. Nach meinen Erfahrungen mit den ernsthaft praktizierenden Mönchen in Sri Lanka, halte ich diese Inszenierung dennoch für eine Farce. Einige Frauen bieten den Touristen fertig gepackte Futterrationen zum Kauf an, damit die dann den Mönchen auch mal was geben können. Alberner kann man diese ursprünglich ernsthafte und stille Handlung des Almosengangs nicht kommerzialisieren. Konnte gestern, bei dem Besuch eines Vat, auch in ein hiesiges Kuti schauen. Diese Wohnung eines Mönches war sehr klein, hatte aber immerhin ein Bett. Soweit mir bekannt ist, darf ein Mönch nach den Theravada-Regeln nur auf dem Boden schlafen. Vielleicht war der Mönch ja krank, und sein Oberster hat die Regel für ihn aufgehoben. Ich glaube zwar selbst nicht an diese unwahrscheinliche Erklärung, aber man sollte beim Menschen ja immer das Gute zuerst annehmen. Warum ich die ´strebsamen´ Mönche auch immer über den Nachtmarkt bummeln sehen kann, bleibt mir auch ein Geheimnis der Luang Prabang-Mönchsregeln. Wenigstens holen sie sich an den Essenständen nicht noch ein Nachtmahl. Dafür würden sie sich wahrscheinlich auch noch damit entschuldigen, dass es doch dann auch wieder vor 12:oo Uhr sei. Der Reis kostet hier 5.000,-KIP je Kilo, das ist ungefähr der gleiche Preis wie man auf Sri Lanka für die niederen Qualitäten bezahlt = 0,40 € , und darüber haben dort alle ganz fürchterlich geklagt, genau wie hier auch. Für den Urlaub zu zweit entdecke ich ein wunderschönes Guesthouse am Mekong, mit etwas mehr Komfort und sehr schön im alten Luang Prabang Stil neu gebaut, das Bouakham Chantasack GH Tel. 071-254991, Zimmerpreis 30,- USD/ $ Es ist kurz nach 08:00 Uhr, und auf der Restaurant-Terrasse, 10 m über dem Mekong, ist es noch angenehm kühl. Habe schon eine Runde durch den ganzen Ort gedreht und eine Tasse Kaffee-Lao getrunken, der heute allerdings nicht so extrem stark ausfiel wie gestern. Die Wartezeit bis zum Servieren meiner bestellten Hot and Spicy Soup, wird mir mit einem kostenfreien Lao-Tee verkürzt, einer Tasse mit heißem Wasser, in dem die Teeblätter schwimmen, und auf denen man nach jedem Schluck herumkaut. Der riesige Topf Suppe, der dann zum Tisch gebracht wird, hätte gut für drei Personen gereicht. Ich bekomme dazu gesondert eine Suppentasse. In der Suppe schwimmen jede Menge von den weißen Pilzen, die ich eben noch auf dem Markt gesehen habe. Hoffentlich sind das nicht die berüchtigten Magic Mushrooms, sonst werden die Erlebnisse dieses Tages zum Aufschreiben ins Tagebuch nicht mehr geeignet sein. Die Suppe ist fantastisch: große Stücke Hühnerfleisch und viel unbekanntes Grünes schwimmen darin, die Stücke von großen, und taubeneigroße kleine Tomaten, geben ihr den säuerlich frischen Geschmack. Die vielen Zwiebeln, die allerdings nicht ´zwiebelig´ sondernd süß schmecken, müssten mich bei einer ähnlichen Wirkung wie bei unseren Zwiebeln im Laufe des Tages explodieren lassen. Vielleicht sollte der Tee ja die Wirkung bremsen (35.000,- KIP). Ich beobachte, wie sich die Langboote für die Passagierschiffahrt mit großer Geschwindigkeit flussabwärts bewegen. Etwa 200 m vor dem Anleger drosseln die Bootsleute den Motor, stellen das Boot quer zur Flussrichtung, und lassen sich von der Strömung des Flusses direkt zum Anleger schieben. Das Boot behält dabei die gleiche hohe Geschwindigkeit. Zum direkten Anlegemanöver dreht der Bootführer das Boot dann ganz kurz komplett gegen den Strom, und mit sehr wenig Motoreinsatz wird sanft angelegt. Das Ganze sieht regelrecht elegant aus, wie ein Tanz mit dem Fluss, und die Kapitäne müssen für dieses Manöver Entfernung, Schubrichtung und Schubkraft des Mekong sehr genau ins Verhältnis setzen. Luang Prabang war ca. 700 Jahre lang die Hauptstadt von Lane Xang, dem früheren Königreich Laos, vom 14.Jahrhundert bis 1893. Man nannte es das Königreich der 1 Million Elefanten, und die besten Künstler der oberen Mekongregion schufen die Ausstattung der Tempel. Im 18.Jahrhundert gab es davon in der Stadt 65, nun sind es noch 34, von denen aber nicht immer alle aktiv den Tempelbetrieb aufrecht erhalten. Aber wie vor Jahrhunderten schlagen immer noch die Mönche den Takt der Stadt auf den großen, hängenden Trommeln. Ich sitze mit Kham Chai, einem Mönchlein von etwa 16 Jahren, unter einer Plane. Es regnet, und er werkelt mit dem Stechbeitel an einer hölzernen Buddhafigur. Der Rohling sieht noch nicht so aus, als ob jemals etwas daraus würde, aber hier, im Tempel Xieng Mouane, ist die handwerkliche Ausbildung für etwa 20 Mönche, die dann später als Restauratoren eingesetzt werden. Von ihm erfahre ich etwas, über die alten Tempel auf der anderen Mekongseite. Für die Beschreibung des alten verfallenen Tempel, in dem die Hauptfiguren meines Romans die Aufzeichnungen des Mönches Sankhasouk und damit das "Majapahit-Geheimnis" entdecken, muss ich noch einen Tempel finden, der als Modell für die Beschreibung taugt. Regionales Telefongespräch nach Ban Na Det zu Khone 8.000,- KIP im Internet Café Mit ihr vereinbare ich die Abholung vom Silichit GH für morgen 10:00 Uhr. Ich überlege noch, ob ich dorthin wieder zurück gehen soll. Bis auf den Service ist es dort eigentlich ok, und Service brauche ich nicht unbedingt. ImTempel Ban Xieng Mouane treffe ich Oudon, einen jungen Studenten, der offensichtlich viel vom Kommunismus hält. Er ist politisch sehr interessiert, aber ziemlich einseitig. Er will alles erfahren über Honecker, die Wiedervereinigung, und ob es eine kommunistische Partei im vereinigten Deutschland gibt. Wir reden eine ganze Stunde lang, während Kham Chai weiter den Holzklotz bearbeitet. Bis zur Fertigstellung des Holzbuddha mit ca. 20 cm Höhe, wird er noch etwa 3 Wochen benötigen, wie er sagt. Ich stelle meine Fragen bzgl. der in den Vats aufbewahrten Chroniken und Schriften. Historisches, traditionelles und lokale Dorfgeschichten werden nämlich in den Vats aufbewahrt, auch ein wichtiger Aspekt im Roman, den ich gerne bestätigt haben möchte. Aber weder der Novize noch der Kunststudent können dazu etwas sagen. Ich frage Oudon nach alten Tempeln in der Umgebung, und er empfiehlt Vat Long Khoun auf der anderen Mekongseite.
Ich mache mich gleich auf den Weg, derRegenschauer ist auch vorbei, und suche mir einen Fährmann zum Übersetzen über den Mekong. Für 40.000 werden wir uns einig. Dafür will er 1 Stunde auf mich warten, während ich Tempelkunde betreibe. Der große Kahn fährt für mich alleine über den Fluss, und es ist wirklich bescheuert, was für große Schiffe hier immer bewegt werden für 1-2 Touris.
Beim Vat gehe ich die lange Steintreppe hinauf. Die unteren Stufen sind dick mit angetrocknetem Flussschlamm bedeckt. Der Tempel ist ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, wurde aber als das erste Gebäude 1994 unter der fachlichen Aufsicht der UNESCO im traditionellen Stil restauriert. Ich laufe ein wenig herum und sehe, dass die Kutis der Mönche bewohnt sind. Als ich alles gesehen habe und den Rückweg zur Treppe antrete, wird plötzlich der abseits unter einem Baum stehendeTisch von einem ´Zivilisten´ und zwei Novizen besetzt, und man fordert mich freundlich aber bestimmt auf, das Eintrittsgeld 5.000,- KIP zu zahlen. Dann kommen die beiden Novizen Dinh und Dao mit ihren Taschenlampen, und führen mich ca. 200 m auf schmalem steilem Weg entlang des Mekong zu einer verschlossenen Höhle. Die erweist sich als sehr dunkel, mit extrem glitschigen Stufen, und die LED Lampen bringen überhaupt keine Erleuchtung. Die drei Buddhas im Höhleneingangsbereich waren bereits ohne Köpfe. Vielleicht stehen die für viel Geld in der Vitrine eines reichen Menschen. Dann geht es weiter hinunter über die glatten, nassen Stufen, ohne eine Möglichkeit sich irgendwo mit der Hand fest zu halten. Je beschwerlicher
Zugang, um so mehr Köpfe haben die Buddha-Figuren behalten. Vermutlich wollten hier schon keine Antiquitätendiebe mehr entlang stolpern. Als die beiden Novizen (ca. 9 und 10 Jahre alt) Dinh und Dao, noch weiter hinuntersteigen wollen, sage ich Stopp. Das Risiko, hier mit einem Sturz meine Reise vorzeitig zu beenden, wird mir zu groß. Draußen betreten wir dann noch ein völlig verfallenes Holzhaus, das ehemalige Vat Hat Siao. Unter den durchlöcherten morschen Holzplanken sehe ich ebenso verrottete Tragbalken, und 5- 6 m darunter das Mekongufer. Und auch hier gehe ich schnell wieder raus. Wenn auch die beiden Leichtgewichte vor mir über die Reste der Holzbehausung laufen können, so ist muss das bei meinen 76 kg nicht unbedingt ebenso klappen. Es ist einfach zu gefährlich, und ausserdem wurde auch hier alles geklaut, was irgendwie noch auf dem Kunstmarkt zu verhökern ist. Auf dem schmalen, an den Rändern dicht bewachsenen Dschungelpfad arbeiten wir uns zurück. Hinter mir verlangen die beiden Mönchknirpse Dinh und Dao pausenlos ´Money ´, und ich denke wieder mit Hochachtung an die Mönche in der Island Hermitage. Da einer der beiden Novizen etwas Englisch versteht, frage ich ihn, ober er einmal Mönch werden will, um ihm dann einen Vortrag halten zu können über Dhamma, Sangha, deren Bezug zu Geld und zu materialistischem Besitz, der Leere der dinglichen Welt usw.. Aber was macht der Bengel? Als ob er meine Gedanken gelesen hätte antwortet er nach kurzer Überlegung mit :"Nein" , und verlangt auf den letzten Metern weiter nach ´Money´ . Für solch kleine ´Schein-Heilige´ habe ich aber keinen KIP übrig und verschwinde wieder über die Treppe zum Mekong hinunter aus dem Tempelbereich.

Mein Bootsführer ist nicht da. Der andere Kapitän der dort angelegt hat zeigt flussaufwärts und deutet mir mit Gesten an, das er dort angelt. Ich erkläre ihm, dass ich die Fahrt bezahlt habe, und falls tatsächlich eine Fischmahlzeit dabei heraus kommen sollte, dann wollte ich eingeladen werden. Das Ganze wird auf Lao hinübergerufen, und mein Bootmann kommt lachend zurück und erklärt, er habe nichts gefangen. Wir fahren über den Fluss zurück nach Luang Prabang.

Mittags wieder Nudelsuppe im Luang Prabang Stil am Mekong, dazu frischer Limonensaft und Wasser. Anschließend gehe ich zum Internet Café und mache Pause bis zum Sonnenuntergang. Bin heute auch nur mit Kopftuch gelaufen, denn gestern kam etwas zu viel Sonne an die Murmel.

Ich weiß nun, wie es sich für DDR-Bürger früher anfühlte, im Ausland immer als Deutsche 2. Klasse behandelt zu werden, sofern sie überhaupt dorthin kamen. Hier ist es genau so, nur anders herum. Wenn ein Laote hört, dass ich aus Deutschland komme, dann ist er voll des Lobes über die ewig währende Freundschaft, die viele Bruderhilfe zum Glück des Volkes usw., und ich weiß natürlich, dass er nicht ´mein´ Deutschland meint, sondern das des abgewickelten östlichen Teiles.

Bei einem GH in der Nähe des Palastmuseums, wird ein Fruchtmix mit Joghurt und Honig für 8.000,- KIP angeboten, so viel wie mein Ortsgespräch heute gekostet hat. Ich wollte das schon ein paarmal probieren, aber es war nie jemand da. Heute ist der Stand besetzt - lecker !

150,-€ getauscht, da ich heute das GH bezahle und ab morgen keine Bank mehr erreichen kann. Es ist Beer-o-clock (17:00 Uhr) und ich suche mir ein nettes Plätzchen.

Bin beim Inder gleich um die Ecke gelandet, da ich mir denke, dass es indisches Essen auf dieser Reise nicht mehr so sehr oft geben wird, dafür Fisch jede Menge. Bei diesem Inder kostet ein Gericht 12.000,- KIP, das ist 1,- € - es ist nicht zu fassen - ! Für Palak Paneer (Tofu mit Spinat) und Mutton Keema Curry mit Reis und 1 Beer Lao, bezahle ich 37.000,- das sind etwa 3,- €. Ein indisches Essen, das großartig schmeckt und auch besser ist als bei dem 2 x teureren Inder an der Hauptstraße. Die Krönung war allerdings, dass ich Tara Candra (der Name ist von der tibet. Grünen Tara abgeleitet), einen sehr interessanten Amerikaner, kenngelernt habe. Er ist ein 63 jähriger ehemaliger Professor für philosophische Theosophie, der in Honolulu auf Hawai lebt. Jetzt ist er Fotokünstler und stellt seine Bilder im Internet kostenlos zur Verfügung, einfach nur so, damit interessierte Leute sich seine Bilder zur Entspannung ansehen können. Das Mekong Bild ist aus dieser Gallerie. http://www.taracandra.com/ Er hat in Tübingen Indo-Ethnologie studiert und dort Pali und Sanskrit gelernt. Seine ehemaligen Deutschkenntnisse sind noch rudimentär vorhanden. Wir unterhalten uns aber auf Englisch. In den späteren Jahren, als er als Professor und Yogalehrer Geld verdiente, kaufte er dann nur deutsche Produkte, um den Deutschen für sein Studium zu danken und um etwas zurück zu geben. Zur Vietnamkriegszeit war er ein engagierter Gegner und hat dafür in den Staaten reichlich Ärger bekommen. Er erstaunt mich nicht nur dadurch, dass er einfach umwerfend nett und angenehm ist, er hat auch noch mein Lieblingsbuch, ´Eiland´ von Aldous Huxley, fast komplett im Kopf. Unangenehme Dinge gibt es für ihn auf dieser Welt nicht, weil er in der Lage ist, mit seiner Sichtweise alle Aspekte in den Augenblick zu übersetzen als ein erfreuliches Erleben. Beispiel: er sitzt und will Ruhe, dann schreit ein Kind und er nimmt es wahr als "wunderbar, ein Kind schreit, es lebt, es will etwas" oder es ertönt plötzlich laute Musik: " toll, da freut sich jemand über diese Musik oder seine neue Anlage" Ich finde es bewundernswert, wenn es ein Mensch geschafft hat die Welt so zu sehen. Taracandra ist Hinayana Buddhist und damit der tibetischen Ausrichtung nahe. Er war für lange Zeit in Sikkim und Darjeeling. Insgesamt ein irre interessanter Typ mit langem weißem Haar und Zopfknoten ganz oben auf dem Kopf. Und wie lernt man einen solchen Menschen kennen ? Zuerst einmal haben wir uns freundlich angelächelt als ich vorher schon einmal an diesem Restaurant vorbei lief. Da war schon eine gewisse Symphatie entstanden, ohne dass ich mit ihm gesprochen hätte. Als ich dann eine Weile später an einem Tisch neben ihm saß und mein Abendessen genoss, drehte er sich zu mir um und fragte einfach, ob mir das Essen gut schmeckte. Dadurch entwickelte sich ein Gespräch, das ich gerne mit ihm weiterführen würde in den nächsten Tagen, aber leider reist er genau wie ich morgen aus Luang Prabang ab. Mit ihm zu philosophieren war ein Highlight, denn in Gedanken und Gefühlen waren wir uns nahe, und ganz sicher das beste Gespräch bisher auf dieser Reise. 18.SEP 08

Tag der Abreise für den Abstecher nach Ban Na Det und zu den Hmong

Vor dem Suppenfrühstück für 20.000 KIP bin ich schon herumgelaufen und habe nach schönen GH Ausschau gehalten, für meinen nächsten Aufenthalt in L.P. Alle die, die wirklich schön sind, liegen zwischen 30,- und 45,- USD, und das ist für mein Traveller Budget eindeutig zu viel. Also werde ich nach meinem Besuch bei Khoun und Khone wieder ins Silichit zurück gehen, auch wenn beim Neubau nebenan den ganzen Tag lang die Kreissäge läuft. Ich vermute, dass ich in den Hügeln um Na Det genug Ruhe haben werde. Khone kommt pünktlich mit dem amerikanischen Uraltjeep vorgefahren. Das Gefährt tuckert langsam, aber scheinbar unverwüstlich, durch die südlichen Vororte von Luang Prabang, wo hauptsächlich Metallwaren und Mopeds verkauft werden. Außerhalb folgen dann noch die beiden luxuriös aussehenden Hotels Grand Luang Prabang und Santi Resort, beide aber schon zu weit weg von der Stadt. Khone wechselt auf die verschlammte Straße, die in die grünen Hügel hinauf führt. Sie bewegt den Wagen sehr geschickt durch die braunen Bäche, die die Straße herunter fließen, und schaltet gefühlvoll, was bei diesem Wagen nur mit Zwischengas funktioniert und auch ordentlich Kraft erfordert. Die Gegend ist schön. Ich werde hier im Roman das alte verfallene Vat hier hinstellen in dem die Schriften entdeckt werden. Toll, wie man als Autor alles manipulieren kann. Ich kann Menschen nach meinen Vorstellungen erschaffen, ihnen einen Lebenslauf verpassen, und ich kann Landschaften und Orte so manipulieren wie es mir gerade in den Kram passt.

Nach ca. 20 Minuten haben wir das Resort erreicht, und mir ist sofort klar, dass es eine gute Entscheidung war hierher zu kommen. Ich habe die Wahl und entscheide mich für den höher gelegenen Bungalow, der weiter vom Restaurant entfernt ist. Dort sitze ich erst einmal ein paar Minuten auf dem Balkon und lasse die Ruhe auf mich wirken. Die Zikaden sägen ohne Pause. Manchmal hebt sich ein Exemplar ab. Dieser Vertreter sitzt näher und ist lauter als die entfernt musizierende Verwandtaschaft. Nach dem Auspacken, hier gibt es seit Bangkok den ersten Schrank, und Duschen, gehe ich über die grüne Wiese hinunter zum Bretterbuden-Restaurant mit Rezeption. Ich erzähle kurz von meinen Tagen in Luang Prabang, und dass ich mit den Mönchen, so wie sie dort herumlaufen gar nicht glücklich bin. Dabei erfahre ich, das Khoun´s Eltern als Mönch und Nonne leben. Khone findet es auch unmöglich, dass die gelb-orangenen in L.P. sich als Touristenführer hervor tun und Geld wollen. Nach dem Ausfüllen der obligatorischen Anmeldung, die monatlich gesammelt von den GH-Besitzern bei der Behörde vorgelegt werden müssen, bestelle ich günen Tee. Die Blätter sind hier nicht sehr ergiebig, denn auch die letzte der vier Tassen bleibt noch dünn, obwohl der Tee lange ziehen konnte. Während der Fahrt hierher berichtete Khone, dass sie mit ihrem Mann vor 8 Jahren aus der Nähe von Vientiane nach Luang Prabang gekommen sei, und zuerst in der Stadt gewohnt habe. Dort gefiel es ihnen nicht, und das Resort entstand. Die Preise im Resort sind alle in USD ausgewiesen und deutlich höher als in Luang Prabang. Allerdings unterstützen die beiden ein Hmong Dorf und bitten auf einem Infoblatt im Zimmer auch um Bekleidungsspenden oder Bücher. Auch die berechneten 40,- USD für den Trekking-Ausflug zum Hmong Dorf und weiter zum Wasserfall, kommen z.T. den Hmong zu Gute. Diese Einstellung zur Hilfe ist bewundernswert, da hier sonst jeder nur an den eigenen Profit und Vorteil denkt. Es gibt auch die Überlegung, das Resort zu verkaufen. Das wundert mich nicht, denn ich habe in der Registrierliste gesehen, dass mit mir in den vergangenen 4 Wochen 6 Gäste hier waren, die im Durchschnitt 3 Tage bleiben. 18 Übernachtungen in 4 Wochen, obwohl bei den 7 Bungalows 196 möglich wären, also keine 10 % Auslastung. In Geld ausgedrückt, sind bei einem Übernachtungspreis von 18,- USD im letzten Monat also ca. 200,-€ eingenommen worden. Für die Unterhaltung der Anlage, Benzin für den Jeep und mindestens 3 Personen Personal ist das auch für Lao - Verhältnisse nicht viel. Ich bekomme Bananen. Die könne ich immer haben, denn die wachsen in der Anlage. Dazu schneidet Khone mir eine Frucht in Gabelhäppchen, die so etwas wie eine Gurke sei, aber ein wenig süß. Für mich ist das Avocado. Vielleicht kannte sie den englischen Namen nicht. Grade fährt einTruck mit großen Holzstämmen auf dem Weg vor dem Resort vorbei. Hier wird also auch der Wald vernichtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Land dieser Region in der Lage wäre Schutzmaßnahmen zum Erhalt der herrlichen Wälder aktiv durchzusetzen.

Der Fernseher läuft auf Dauerbetrieb. Aber anders als sonst ist hier der Ton immer ganz leise eingestellt. Wer etwas mit bekommen will, hockt sich direkt vor den Bildschirm.

Die Katzen sitzen auf den Tischen, das dürfen sie hier. Wie für die Kinder gibt es hier auch für die Tiere keine Verbote. Man schützt sich aber davor dass alle Hunde die Restaurant-Terrasse bevölkern dadurch, dass am Eingang ein kleines Tor angebracht ist. Der Haushund träumt eine Episode aus seinem unruhigen Hundeleben und knurrt unter der Terrasse im Schlaf. Um 13:00 Uhr ist hier jeder etwas schläfrig, Tier und Mensch. Khone massiert die Katzen indem sie bestimmte Stellen am Rücken drückt. Die genießen das sehr. Auch der Hund liebt die Katze sehr. Ständig leckt er sie ab und ständig versucht er Katzenhunde zu produzieren, was die Katze erstaunlicherweise auch alles mit sich machen lässt. Ganz offenbar sind beide Exemplare schwer sexuell verwirrt, was möglicherweise die Einsamkeit mit sich bringt.

´Saeblai´ heißt - lecker. Und lecker ist auch der Pfannkuchen mit Ananas. Die Zutaten wurden frisch gekauft, nachdem ich bestellt hatte, darum dauerte es auch etwas länger. Die 2. Kanne Tee habe ich gleich leer, und ich merke schon wieder, dass ich in dieser entschleunigten Umgebung, wie schon in der Island Hermitage, sehr viel mehr schreibe.

Khoun ist jetzt da, und er ist ein ganz Netter. Ich soll mich wie zu Hause fühlen. Er erzählt wie er die Hmong unterstützt, indem er 20-25 % des Tourpreises, den Gäste bezahlen, für den Bau einer Wasserversorgung nutzt. Ich bezahle für die 5 Übernachtungen und die ganztägige Trekkingtour zum Hmong-Dorf und zum Wasserfall insgesamt 80,-€ (Zimmer 50,- / Tour 30,-). Für mein Zimmer in Luang Prabang bezahle ich für 5 Nächte 25,-€, also die Hälfte, aber dafür habe ich hier auch was Außergewöhnliches gefunden. Ich würde mir wünschen, dass sich Khoun und Khone für ein Weiterführen der Anlage entscheiden, denn dies ist sicher einer der Orte, an die ich gerne einmal wieder zurückkehren würde.

Khone holt am Nachmittag Sohn Phlai (Fly) und Tochter Mimi mit dem Moped aus der Stadt ab. Auch hier im Resort fällt mir auf dass es, wie im gesamten Norden Laos den ich bereist habe, keine, oder nur ganz wenige Vögel gibt. Nur in der Nähe der Flussmündung des Nam Ou habe ich am Ufer des Mekong einige Bäume mit weißen Reihervögeln gesehen, sonst aber ist der Himmel über den riesigen Dschungelgebieten vogelfrei. Khone bestätigt mir, was ich bereits seit der ersten Laos-Reise 2005 wusste: die Dorfleute schießen auf alles was sich bewegt mit der Zwille, oder fangen die Vögel auf andere Weise, um sie zu essen. Sie hofft, dass sich auf dem Gelände des Resorts vielleicht wieder Vögel ansiedeln, weil hier nicht gejagt wird.

Als wir uns über die typischen Lao-Gerichte unterhalten, die man hier so in der Region kennt, erwähnt Khone, dass es nichts mit Fisch gibt. Ich erzähle ihr von meiner Beobachtung, dass ich zweimal auf dem Frühmarkt zwar Fisch gesehen habe, der dort aber alles andere als frisch aussah. Aus diesem Grund hätte ich mir auch im Restaurant nie ein Fischgericht bestellt. Sie bestätigt, dass es in den Flüssen fast keine Fische mehr gibt, und fragt, ob ich die kleinen Fische gesehen hätte. Hab´ ich, die waren unglaublich mickrig und ich habe auch Fischer beobachtet, die nach Stunden ohne Anglerglück wieder abziehen mussten. Es gibt in Laos kein Gesetz zum Schutz der Natur. Ganz offiziell dürfen alle Vögel ausgerottet und auch noch der winzigste Fischnachwuchs aus dem Wasser gezogen werden. Khone nimmt das Problem sehr ernst und ist, so scheint es, eine überzeugte Grüne. Da am Vormittag der Holztruck vorbei fuhr frage ich auch nach, ob der Holzeinschlag legal oder illegal sei. "Was soll ich da sagen - wie soll ich das erklären ?" Khone sucht nach Worten, obwohl ihr Englisch ausgezeichnet ist. Sie gibt mir ein Beispiel: Mit Genehmigung des Dorfchefs wurde für eine 15 m lange Brücke in Ban Na Det durch eine Abholz-Company eine große Menge Holz aus dem Gemeindewald geschlagen. Von der Brücke sind 9 m fertig, und es geht nicht mehr weiter. Das Holz, das aus dem Wald geholt wurde, hätte aber für 2 Brücken mit 15 m Länge ausgereicht. So läuft das hier ! Es ist der Schwund, mit dem das illegale Geschäft gemacht wird. Die beschissenen sind immer die Dorfleute, die außer ihrer nutzbaren Natur nichts weiter besitzen. Wir unterhalten uns weiter über die Drogenproblematik, was alles machbar ist und was nicht. Selbst die saubere Khone kann da aus Erfahrung mitreden. Auch sie hat in jungen Jahren, noch ohne Familie und Verantwortung für Kinder, zu Neujahr mit Freunden ein kräftiges Marihuana-Süppchen bereitet und Reis-Schnaps konsumiert. Als ein schweizer LSD-Konsument sie einmal dazu aufforderte Magic Mushrooms auf Büffelkot zu züchten, weil das ein Riesengeschäft sei, sagte sie strikt NEIN. Wenn er das wolle, dann solle er doch lieber zu der Bergdörfern gehen, wo die Pilze aus der Scheiße wachsen. Ihr sei das Risiko auf jeden Fall zu hoch, dass einer der Gäste den Löffel abgibt und sie in den Knast wandert. Ihr Schwager, Khoun´s Bruder, betreibt in Luang Prabang ein GH und hat ein großes Alkoholproblem. Er wird im Suff streitbar, ausfallend und hoch aggressiv. So manche Traveller haben wegen der nächtlichen Randale in seinem Haus nicht bezahlt. Sie wissen nicht wie sie ihm helfen sollen. Khoun schmaucht mit den Hmong ab und zu ein Opiumpfeifchen, aber nur wenn Khone zurück fährt. Fahren mit Alkohol oder anderem Nebel im Kopf kommt für die beiden nicht in Frage. Diese eine gemütliche Pfeife gehört einfach dazu, wenn man mit den Hmong enge Kontakte pflegt, wie diese beiden Unterstützer, sie gehört zur Tradition. Auf die Suchtgefahr angesprochen meinte Khone, es sei nicht gefährlich wenn man nur dann und wann mal was raucht. Die Dauerkonsumenten in den Dörfern sind aber nicht arbeitsfähig. Da gibt es Leute, die seit 30 Jahren und mehr auf der Matte liegen und nur Opium rauchen, von der Familie versorgt. Als sie jünger war, und etwa 40 km von Vientiane entfernt mit den Eltern am Fluss lebte, da wurde der Anbau von Marihuana wegen der enormen Verdienstmöglichkeiten sogar vom Staat gefördert. Es kamen staatliche Helfer, die zeigten, wann man wo etwas an den Pflanzen zu beschneiden hatte um einen besseren Ertrag zu erzielen. Überall im Land flogen die Militärhubschrauber herum und sammelten die Ernten ein um irgendwo das dicke Geld damit zu verdienen. Heute will die Regierung im Welthandel mitspielen, und dazu muss sie sauber bleiben. Jetzt ist jeglicher Drogenanbau verboten und wird streng verfolgt. Die Bergvölker, die nie anderes gekannt haben als den Mohnanbau, sollen nun sogar auf den Anbau zum Eigenbedarf verzichten. So etwas kann nicht funktionieren ohne im Einverständnis mit den Ethnien Alternativen gefunden zu haben. Nach dem leckeren Red Chicken Curry unterhalten wir uns am Abend noch weiter über Politik und die Hintergründe der Familie. Die Eltern waren keine Mitläufer, sondern Verweigerer der kommunistischen Ideologie. Als arme Leute und von Krieg vertrieben aus der Heimat, waren sie zu einem Neuanfang bei Null gezwungen. Auch ihre junge Familie ist aus armen Verhältnissen ohne Starthilfe von außen gegründet worden, alles wurde selbst erarbeitet. Da sie nach meiner Ansicht ein wunderbares Resort betreiben, müssen sie viel geackert haben. Die ganz ungewöhnlich leise und liebevolle Art wie sie mit den Kindern umgehen, spricht für sich. Ordentlich erzogene, aufgeweckte Kinder mit freundlichen Gesichtern, die immer wieder im Laufe des Abends zur Mutter gehen, sie umarmen und ihr ein Küsschen geben. Was für ein Unterschied zu dem Balg aus der Brut des Silichit GH in Luang Prabang. Das verzogene Monsterkind griff sich aus dem Souvenirshop des Hauses wahllos einen Korb, ohne dafür kritisiert zu werden, und in einer etwa 1-stündigen Aktion versuchte es durch treten, werfen, an Wände pfeffern, am Boden schleifen, gegen Autos schmettern und am schwarzen VW-Oldtimer vor dem Haus vorbeikratzen, mit vor Zerstörungswut verzerrtem Gesicht, das Teil zu zermalmen. Ich bin wirklich froh diesen Ort für mich entdeckt zu haben. Wir sprechen über Saddam Hussein, Georg W. Bush und aktuelle Weltpolitik und stellen immer wieder fest, das wir die gleiche Meinung teilen. Wen würde es nicht freuen solche Menschen weit weg von zu Hause kennen zu lernen. Jetzt verstehe ich, warum frühere Gäste ins Gästebuch geschrieben hatten, dass sie die Familie als Freunde wieder verlassen hätten. Khone kennt auch ganz genau die Vorstellung westlicher Touristen und ist bemüht und ängstlich darum besorgt, alle Eventualitäten schon vor der Ankunft mitzuteilen, damit nicht wegen einer Spinne im Zimmer die Gäste am nächsten Tag wieder abreisen, wie schon geschehen. Es gab mal einen Kontrakt mit Italienern, der wegen zu vieler Beschwerden aber wieder gelöst wurde. Da bin ich aber froh darüber, denn ein Tisch mit Italienern würde die friedliche Stimmung leicht stören. 19.SEP 08 Ohne Ohrstöpsel gut geschlafen, denn hier ist es ruhig. Der Frühstückskaffe ist gut, die Suppe war allerdings in Luang Prabang besser. Hier wird das gesamte Grünzeug, die Chillies und die Limone zum säuern, auf einem gesonderten Teller serviert. Ich staune immer wieder, wie schnell die Suppen fertig sind. Müssen die hier die Nudeln nicht erst kochen ? Ich bekomme noch einen Obstsalat mit einer himmlischen Mango, Avokado und Banane. Dann will ich erst mal den nächsten Ort erkunden und dort das Vat ansehen. Über den völlig verschlammten Weg begebe ich mich auf einen 2 km langen Eiertanz bis zum Dorf Ban Na Det. Aus jedem Haus höre ich "Farang", und weiß, das ich gemeint bin. Einige grüßen sehr freundlich, andere vergessen vor Staunen das obligate Lächeln, und wenige schauen eher verstört bis grimmig. Hier laufen für gewöhnlich kaum Langnasen herum, und ich habe für jede Reaktion Verständnis. Ich suche das Vat, das auf der linken Seite, etwas oberhalb der Straße liegen soll und sehe die leuchtenden Orangeroben unter einem Holzdach flattern. Vor einem Steinhaus, das wie ein ganz normales Wohnhaus aussieht, steht ein älterer Mönch. Ich grüße ihn, und er grüßt mit "Sabei Dee" zurück, dann ist er verschwunden. Keine Chance ihn etwas zu fragen, und ich will auch nicht einfach so in dieses Haus gehen, bei dem es sich scheinbar schon um das Vat handelt. Äußerlich kann man es auf jeden Fall nicht erkennen, ganz im Unterschied zu den prächtigen, farbenfrohen, mit Schnitzereien und Kunsthandwerk bunt verzierten Tempeln in Luang Prabang. Vor dem Gebäude hier steht eine weibliche Figur, die in der rechten Hand ihre langen Haare hält. Diese Figur ist häufig zu sehen in dieser Region, es ist Nuang Torani, die Mutter der Erde, die ihre Haare auswringt um eine Flut über die Erde zu bringen, die alle Dämonen fort schwemmen soll, die der Erleuchtung des Buddha im Wege stehen. Der Kerl, der auf einem Holzklotz pennte, wird wach und tippt auf meine Plastiktüte, in der ich Notizbuch und Fotoapparat mit mir herumtrage. Er will, so wie das aussieht, irgend etwas von mir haben. Keine Ahnung wo er das gelernt hat, denn in Luang Prabang wird nicht gebettelt. Es ist heiß, und ich bin nach dem Fußausflug froh wieder im Resort zu sein. Trekking bei diesen Bedingungen wird morgen sehr anstrengend. Ich versuche bei den Frauen, die Khone bei der Hausarbeit und im Restaurant helfen, einen Lemonjuice zu bestellen, aber das klappt nicht. Eine hat die rettende Idee, und gibt mir meinen Zimmerschlüssel, weil sie denkt das sei mein Wunsch. Als ihr zeige, dass es das nicht war, lacht sie herzerfrischend mitreissend und ruft Khone. Die ist gerade im Aufbruch, um in der Stadt die E-mails zu prüfen, aber das mit dem frischen Lemonjuice, mit etwas Zucker, das ließe sich machen. Kaum ist sie weg, bekomme ich ein Kännchen Tee, und diesmal lache ich. Ich sage nichts weiter, ich werde einfach am Nachmittag, wenn Khone zurück ist, noch einmal versuchen Lemonjuice zu bekommen. Ohne solche Missverständnisse wäre eine Asienreise nicht vollständig. Der Fried Rice mit Hühnchen am Abend war ok. Ein 17-jähriger junger Mann, Songporn, löffelt eine Nudelsuppe und setzt sich zu mir an den Tisch. Es folgen die üblichen Fragen: wie heißt Du - woher kommst Du - wie lange in Lao - sprichst Du Lao - wie alt bist Du - verheiratet ? - Kinder ? - Beruf ? - Irgendwie habe ich den Ex-Reisebürokaufmann in mir noch nicht ganz verdrängen können, obwohl dieser Lebensabschnitt abgeschlossen sein sollte. Immer wenn man mich nach dem Beruf fragt sage ich "Writer" , aber nie ohne die 40 Jahre im Tourist-business mit zu erwähnen. Als Kombination kommt das auf jeden Fall immer gut an, denn alle nicken anerkenned. Songporn soll morgen die Trekking Tour begleiten, weil Khoun nach einem Hundebiss und derzeit 39 Grad Fieber ausfällt. Die Impfung, die er daraufhin bekommen musste, kostete 15,- USD, davon soll der Hundebesitzer die Hälfte bezahlen. Khone erklärt, dass der normalerweise alles bezahlen müsse, aber sie habe sein Haus gesehen, und das sah so ärmlich aus. Schließlich sei das ja auch so etwas wie ein Unfall, von ihm nicht verursacht, so dass sie nur die Hälfte von ihm verlangen würden. Habe Larp Beef mit Aubergine gegessen, das ist klein geschreddertes Fleisch, wie Gehacktes, mit vielen Kräutern und Chillies. Ganz ausgezeichnet, und an die vielen bitteren Blätter, die man dazu knabbert, könnte ich mich auch gewöhnen. Wie es aussieht, fällt die Trekking-Tour morgen ins Wasser, und zwar in genau das Wasser, was gerade in Strömen vom Himmel fällt. Bei nassen Wegen ist der Weg zum Hmong-Dorf nicht begehbar. Der Dschungelpfad ist sehr steinig, und die Steine bei Nässe extrem rutschig. 20.SEP 09 Auch in der Nacht hat es geregnet, und so wird es definitiv nichts mit Trekking. Ich weiß, dass die 40,- USD für meine Gastgeber natürlich eine Versuchung sind, den Farang auch über glitschige Steine zum Hmong-Dorf zu führen, bevor es nun täglich weiterregnet, und die Tour vielleicht nicht stattfinden kann. Ich spreche mit Khone und sage ihr klar, dass ich nicht das Risiko eingehen will, mir durch einen Sturz mit Folgen den weiteren Trip zu versauen. Der Frühstückskaffe ist unglaublich schwarz, und fließt wie Teer in die Tasse. Mir ist dieses tiefschwarz schon häufiger aufgefallen, aber heute ganz besonders. Den ganzen Vormittag schreibe ich am Roman. Es macht besonderen Spaß die Geschichte dort zu entwickeln, wo sie handelt. Am Mittag esse ich einen Luang Prabang Salat. Was ist denn mit mir los ? Habe mir noch nie und nirgendwo einen Salat bestellt ! Aber hier gibt es so viele leckere Blätter und Stengel in jedem Essen, dass ich einfach mal das ganze Paket will. Ei, Tomate und Gurke sind auch noch drin, und bis auf ein paar Salatblätter esse ich sogar alles auf. Und - Achtung - ich bekomme auch den frischen Lemonjuice. Khoun´s Fieber ist gesunken. Heute musste er beim Arzt die Wunde reinigen lassen. Er schläft viel. Ab 14:00 Uhr ist es wieder heiß, die Sonne brennt vom Himmel. Jetzt bitte kein Regen mehr bis morgen, dann können wir vielleicht morgen gehen. Ich sitze im Schatten vor der Hütte und höre Musik aus dem Ipod. Mit der Vorauszahlung des Zimmerpreises habe ich offenbar einen groben Fehler begangen. Mit dem Geld wurde Baumaterial gekauft, und seitdem wird in der Anlage gesägt und gehämmert um einen neuen Bungalow fertig zu stellen. Khone hat sich schon dafür entschuldigt, aber gemeint, das müsse sein. Im Oktober beginnt hier die Saison, und dann können sie natürlich Geld verdienen. So lange ich mir die Lalla auf die Ohren geben kann oder die Stöpsel darin versenke, ist das in Ordnung. Vor allen Dingen ist es hier in den Früh- und Abendstunden ruhig, im Gegensatz zu dem Hausbau in Luang Prabang, neben dem Silichit GH, wo von sehr früh bis sehr spät gewerkelt wurde. Songporn erzählte mir gestern, dass er in Luang Prabang im Blue Lagoon Restaurant als Arbeiter beschäftigt ist. Habe noch gar nichts zum Tourist-Info-Büro in Luang Prabang geschrieben. Der Laden hat es aber verdient, dass man vor ihm warnt. Die residieren zwar in einem großen Haus, existieren aber so gut wie nicht mehr. Für den ehemals kostenfreien Stadtplan nehmen sie nun 50.000 KIP = 4,-€ ! Ansonsten wird man weder angesprochen wenn man den Laden betritt, noch gibt es irgend eine Information über die Stadt Luang Prabang. Was dort ausliegt sind einzig wenige Handzettel von Hotels und Touranbietern und, weil kostenfrei, das gesamte ausführliche und informative Prospektmaterial von Malaysia und Singapore. Selbst vom Nachbarn Thailand, das ja auch über ein sehr rühriges Tourist Board verfügt, gibt es hier nichts. Dass das eigene Land so wenig übrig hat für diese UNESCO-Weltkulturerbestadt, ist mehr als traurig. Khone hat mich gestern gefragt, ob ich das Zimmer gereinigt haben möchte. Da ging´s noch, aber heute ist es notwendig. Durch das Strohdach rieselt bei Regenwetter ständig etwas herunter, und man hört in der ganzen Nacht die Tiere kratzen, scharren und fiepen, die wollen alle rein. Morgens liegt durch diese Viecher dann noch mehr Dreck auf dem Bett und auf dem Boden. Auch im Badezimmer liegt ständig Schmutz auf dem Boden, obwohl dort ein Blechdach draufliegt. An der Natursteinwand im Bad kann man sehr viele interessante Insekten beobachten. Die Spinne, die unter der Klobrille wohnt, habe ich allerdings erst einmal mit einem Wasserstrahl als Umzugfahrzeug zum Ortswechsel überredet. Beim "Majapahit-Geheimnis" ist heute mal wieder ein guter Tag für die Beschäftigung mit philosophischen Fragen, die Story hat Pause. Damit geht es dann erst wieder weiter, wenn ich Luang Prabang bin, denn ich muss erst noch einmal in das düstere Vat mit den vielen Statuen und dort mit dem Bleistift und dem Notizbuch die Stimmung einfangen. Bei der philosophischen Betrachtung der Frage, was wäre, wenn jeder auf der Welt die Möglichkeit bekäme, die Wahrheit, das Wesen aller Dinge zu erkennen, kam ich an die persönlichen Grenzen. Es wurde derart kompliziert sich das auszumalen, dass auch diese Stelle im Buch nach kurzer Reflexion abgewürgt werden wird. Nach der 2. Beobachtung dieser Art bin ich jetzt ziemlich sicher, dass Khoun und Khone ihre Zimmer auch stundenweise vermieten. Irgendwie muss ja Geld reinkommen.
21.SEP 08
Mein Gastgeber ist kein Freund des kommunistischen Regimes in Laos, mag diese "korrupte Bande" nicht, wie er beteuert. Er berichtet, dass die wichtigen Leute einfach kommen, Zimmer verlangen, und auch Bier und Essen, das Ganze natürlich ohne zu bezahlen. Wenn erkennbar ist, das Gäste im Resort sind und dadurch Einnahmen fließen, dann würde auch schon einmal nach Bargeld verlangt.
Der größte Wunsch von Khoun ist es, nach Tibet zu reisen. Nicht wegen der Kultur der Tibeter. Ihn fasziniert die kahle Landschaft der Hochebenen vor den Bergen, und dass die dort aus Scheiße Häuser bauen und mit getrockneter Scheiße Feuer machen. Zusammen mit einer Familie würde er gerne in einer Hütte dort wohnen und auf dem Fußboden schlafen.
Khone möchte gerne Bhutan sehen. Der Fernsehsender strahlt bis hier sein Programm aus.
Über lange Zeit des Tages ist nur ein Standbild der Hauptstadt zu sehen, bei Nacht die Lichter.
Sprecher in traditioneller Kleidung und religiöse Feste bestimmen das knappe
Sendeprogramm. Khone weiß aber auch, das der geforderte tägliche Pflichtumtausch für sie nie bezahlbar sein wird. Die Hochburgen des Tourismus und die Strände in Thailand, dem direkten Nachbarn und nächstgelegenen Reiseland, interessieren die beiden überhaupt nicht. Sie können den Lärm nicht ertragen und gehen nur dort hin, wo es ruhig ist.
Gestern Abend hatte ich Pad Grapow mit Chicken zum Abendessen. Das ist Huhn, mit einem großen Bündel frischem Basilikum - das Leckerste bisher aus dieser Küche.
Heute früh hatte ich in der Suppe einen langen Plastikstreifen, der genau wie eine der Nudeln aussah. Als ich darum bat, diese Nudel doch bitte noch etwas länger zu kochen, sie sei noch hart, erst Entsetzen, dann aber, als sie merkten dass ich nicht böse bin darüber, allgemeine Erheiterung. Bekam dann als Zugabe noch einen tollen Obstsalat.
Die Mangos hier sind die süßesten die ich je gegessen habe - Saeblai !
Aus dem eigenen Garten kommen sämtliche Kräuter, Chillie, Basilikum, Ingwer, die Bananen, Avokados und Papaya.
Wenn es bis zum Mittag nicht mehr regnet, dann wollen Khoun und ich mit dem Jeep versuchen ein Hmong-Dorf zu erreichen. Er kennt eines, zu dem man, wenn es nicht zu nass ist, auch mit einem Allradfahrzeug hinkommen kann. Die Trekkings, die er leitet, bereitet er immer sehr sorgsam vor. Um auf alle Gefahren des Dschungels vorbereitet zu sein, hat er immer einen 1.Hilfe-Koffer mit dabei und eine Vakuumpumpe, mit der man bei Schlangenbiss versuchen kann das Gift abzupumpen.
Ich habe ihm meine Wundsalbe geholt, denn die Wunde vom Hundebiss ist immer noch offen.
Einen Verband trägt er nicht, denn darunter hatte sich Eiter gebildet. Gegen Erkältungen habe ich gleich noch 4 Päckchen von der Sri Lanka-Medizin Samahan da gelassen.
Die Kinder, Mimi und Phlai, sind wirklich ganz außergewöhnlich. Habe bisher noch nicht ein lautes Wort oder Zank von ihnen gehört. Sie bewegen sich, wenn sie nicht gerade spielen, wie Erwachsene und sind total vernünftig. Mimi, die Tochter, ist eine ganz niedliche. Sie strahlt eine solche Zufriedenheit und ein solch kindliches Glück aus, wie es mir vorher bei einem Kind noch nie aufgefallen ist.
Als Khoun gestern Abend vom Restaurant zum Wohnhaus der Familie humpelte, legte sein Sohn Phlai den Arm um ihn, um ihm zu helfen. Da der Kleine das allerdings nur in der Höhe des Hinterns hinbekam, sah es nicht nach Entlastung für Khoun aus, war aber ein tolles Bild, als sie so die Wiese hinauf gingen.
Khoun erzählt, dass die Hmong ihn gerne mal zum Rauchen einer Opiumpfeife auffordern, und frage ich ihn wie das denn so ist. Er beschreibt, dass er davon total müde wird und sich übergeben muss. Als er bei einem späteren Besuch wieder aufgefordert wurde mit zu rauchen, versuchte er sich zu drücken, sagte, dass er das als Nichtraucher nicht immer machen könne wenn er hoch kommt zum Dorf, und wolle erst im nächsten Monat wieder paffen. Die Hmong meinten nur, das sei doch alles kein Problem. Im Dorf gäbe es 60 jährige, die schon seit 35 Jahren Opium rauchen. Khoun weiß aber auch, dass diese Leute zu keiner Arbeit taugen, denn die liegen nur schläfrig im Bett.
Weil die Hmong nur den Dschungel als Toilette benutzen, haben Khoun und Khone schon Toiletten in ein Dorf gebracht, und Material zur Wasserversorgung. Die Zustände müssen dort katastrophal sein, weil selbst die menschlichen Grundbedürfnisse, wie Wohnung, Kleidung, Essen, kaum erfüllt werden in den Dörfern.
Wenn es so bleibt wie jetzt, und nicht gleich wieder der Regen einsetzt, bringt mich der Uraltjeep ja hoch, und ich kann heute noch mit eigenen Augen sehen, wie es in einem dieser Dörfer zu geht. Zur Vorbereitung der Fahrt wurde heute Morgen schon ein spiegelglatter Ersatzreifen von dem netten Arbeiter des Resorts angeschraubt, Khones Bruder.
Das Fahrzeug, das eigentlich nur noch aus dem Chassis besteht, wird im Resort eingesetzt um
Baumaterial den Hügel hinauf zu bringen. Der Motor bekommt nicht ausreichend Sprit und geht ständig aus. Eine Fahrt mit dem Teil ist schon Abenteuer an sich, auch wenn das Ziel nicht ein Hmong-Dorf im Hochland von Laos ist.
Bin gespannt, ob Khoun trotz der Bissverletzung heute fahren kann, und ob das Wetter hält.
Habe heute mal einen Vogel gehört, das ist in dieser Region schon ziemlich einzigartig. Vermutlich wird er es schwer haben sich fort zu pflanzen. Aber wo Haushund und Hauskatze es unablässig miteinander treiben, da könnte sich der Piepmatz ja auch einen der großen Schmetterlinge greifen.
Um 13:00 Uhr fahren wir los, die Hitze ist fast unerträglich in der direkten Sonne. Zuerst springt der Jeep nicht an, und es wird noch die Batterie aus dem anderen Jeep eingebaut. Mimi und Phlai wollen auch mit. Sie sitzen hinten auf den Radkästen, und ich sehe im Rückspiegel, wie der Junge seiner Schwester fürsorglich zeigt, dass sie sich festhalten soll.
Die Straße ist nur mit Allrad zu befahren. Ich bewundere die Frauen, die mit riesigen Körben an ihren Mopeds über große Steine und durch Schlammlöcher fahren. Da die ja immer zum Markt müssen, auch in der stärksten Regenzeit, fahren die auch wenn alles hier nur noch eine einzige Schlamm- und Geröllwüste ist. Khoun erzählt, dass die Straße in den nächsten 2 Jahren ausgebessert werden soll, weil es für die Dorfleute sehr gefährlich ist, und viele stürzen.
Mit unseren 4 Rädern geht das auf alle Fälle besser als mit zweien. Die Reifen können nicht sehr lange halten, so wie die über die teils spitzen Steine geprügelt werden. Für solche Strecken sind die alten Ami-Jeeps vielleicht die besten Fahrzeuge.
Nach etwa einer Stunde Fahrt gibt Khoun auf.
Manchmal mussten wir stehen bleiben, weil der Motor nicht genug Sprit bekam. Wenn ich Khoun richtig verstanden habe, dann hat er mangels Ersatzteilen den 43 Jahre alten Jeep mit
390.000 gefahrenen Meilen auf der Uhr, mit einem 50 ccm Mopedvergaser ausgerüstet.
Dann ist natürlich klar das dem 2000 ccm Motor an der Steigung die Luft ausgeht.
Der Patient ist nach der Transplantation zwar noch lebensfähig, kann aber die Wohnung nicht mehr verlassen. Der Hügel ist zu viel, und Khoun findet es zu gefährlich mit dem kraftlosen Jeep weiter hinauf zu fahren. "Safety First" , sagt er. Das ist zwar Schade, aber für mich natürlich akzeptabel.
Die Hitze in dem offenen Fahrzeug und bei praller Sonne ist grenzwertig.
Auf dem Rückweg stoppt Khoun bei einem alten Ehepaar, die einen Obst- und Gemüsegarten bewirtschaften. Phlai soll dort in die Bäume um Avocados zu pflücken. Wir gehen mit dem Hausherrn hinunter in ein kleines Tal, über eine Bambusbrücke und vorbei an einem Tümpel mit aufgestautem Wasser, als wir in der Brühe eine Schlange schwimmen sehen. Mimi ist von diesem Augenblick an wie verwandelt. Offenbar hat sie einen riesigen Respekt vor Schlangen. Sie bleibt wie versteinert stehen und kommt nicht weiter. Ich zeige ihr, dass ihr vor ihr gehe und bei jedem Schritt kräftig auftrete, so dass jede Schlange das Weite sucht, aber sie traut der Situation nicht und schaut ängstlich. Als Khoun mit bekommt, das seine Tochter solche Angst hat, bricht er für sich und seinen Sohn lange Äste ab, mit denen sie auf die Büsche und Sträucher einschlagen, um alles Getier zu verjagen, und Mimi geht ganz vorsichtig und mit sehr ernstem Gesicht weiter.
Wir trennen uns dann, ich gehe mit dem alten Mann weiter. Wir wollen 2 Kokosnüsse holen, die der Opa mit einer langen Stange aus dem Baum schlägt. Die Kugeln sind gewaltig groß und schwer. Wir bringen die Nüsse zum Haus und gehen dann zu den anderen. Phlai ist schon etwa 8 m bis in die Spitze eines Avokadobaumes hinauf geklettert und zieht mit einer Stange die Früchte ab die er nicht mit der Hand erreicht, oder durch schütteln abwerfen kann. Auf diese Weise erntet er etwa 10 Stück, Khoun schätzt 3 kg. Wir holen noch eine gigantische Grapefruit, die fast so groß ist wie die Kokosnüsse und 5 Früchte, die Khoun Ölfrüchte nennt. Sie sehen aus wie die Avokados, haben aber keine genoppte, sondern eine glatte Außenhaut. Wir tragen die Ernte zum Jeep, und ich sehe wie Khoun dafür 15.000 KIP = 1,25 € bezahlt.
Auf dem Weg zum Resort sehen wir mehrmals Jungen, die mit Schleudern bewaffnet sind und auf den Dschungelpfaden verschwinden. Sie sind unterwegs um "Dschungelfood" zu besorgen. Bei Einbruch der Dunkelheit müssen sie wieder aus dem Wald heraus sein, sonst wird es zu gefährlich. Mit der Zwille können sie meisterhaft umgehen und schießen eigentlich auf alles was sich bewegt. In erster Linie sind das Vögel, Schlangen und Ratten, das Abendessen der armen Leute.
Ach ja, zu den Grundstückpreisen habe ich die Information, dass 2 ha Land hier 15.000,-€ kosten. Das Land neben dem alten Bauern war zu verkaufen. Die alten Leute haben aber ihr eigenes Land schon nicht mehr im Griff, denn es verlangt im Dschungel sehr viel anstrengende Arbeit ein Grundstück sauber zu halten. Das Unterholz muss immer weg, das Laub aufgesammelt und der Bewuchs kurz gehalten werden. Wenn man das nicht mehr schafft, dann entwickeln sich sofort Paradiese für Mosquitos, Schlangen und Ratten.
Weiter die Hügel hinauf sieht man Grünflächen, die wie Almen aussehen. Dort wird überall Gemüse angebaut.
Zurück im Resort wird dann probiert. Zuerst die Ölfrucht, die aber gar nichts Öliges an sich hat, sonder säuerlich schmeckt und ziemlich hart ist. Man isst die Schale mit, aber aus Vorsicht entscheide ich mich nach dem 2. Stück doch für´s Abschälen. Dazu reicht man eine Mischung aus Zucker, Salz und Chillie.
Dann bekomme ich eine der gewaltigen Kokosnüsse mit Strohhalm. Khoun glaubt, dass ich diese Menge nicht trinken kann, aber ich kontere, dass ich ja auch 5 große Bier trinken könne, da sollte so eine Nuss ja wohl eine leichte Übung sein. Dann gibt es noch 2 Stücke der bowlingkugelgroßen Grapefruit. Die Zwischenwände zwischen dem Fruchtfleisch sind hart wie Leder, aber das Fruchtfleisch schmeckt hervorragend. Zum guten Schluss esse ich noch mit dem Löffel die Hälfte des weichen Kokosfleisches aus der Nuss und bin satt.
Bis zu einem Hmong-Dorf bin ich also nicht gekommen. Egal, ich werde ja noch ein ziemliches Stück durch Laos reisen, mal sehen was noch kommt.
Kann am Abend noch ein paar Fragen stellen, nachdem Khoun´s ehemaliger Studienkollege wieder weg fährt, der Maler ist und in Luang Prabang seine Bilder verkauft. Er ist mit Frau und Balg da gewesen. Balg deshalb, weil das dreijährige Mädchen nur rumrandaliert hat und mit seiner Plastikpistole auf alles anlegte, was sich bewegte. Dazu schrie sie dann so etwas wie ´Peng´auf Lao. Seltsame Erziehung kann man das nicht nennen, denn wie in Asien üblich, gibt es überhaupt keine Erziehung. Kinder werden nicht gemaßregelt. Entscheidend für die Entwicklung eines Kindes scheint ausschließlich zu sein, welche Verhaltensweisen dem Kind vor gelebt werden, und die es dann nachahmt. Sind die gut - wird das Kind gut.
Khoun beantwortet meine Frage, ob in den Hmong-Dörfern Lao gesprochen werde, mit Ja,
untereinander reden die aber Hmong. Wir sprechen auch noch einmal über die seltsamen Mönche in Luang Prabang. Meine beiden Gastgeber finden es extrem schlecht, wie die sich dort benehmen, und was die Tempel denen erlauben. TV und Internet ist in den Klöstern inzwischen normal, und wenn die Internet in der Bude haben, dann ist ja auch klar, welche Seiten die abrufen. Bestimmt nicht die für das Dhammastudium hilfreichen.
Am heftigsten hat Khone sich aufgeregt über einen Mönch, der sich einmal mit unter ihren Sonnenschirm drängte. Erst einmal ohnehin sehr dreist, und als Mönch eine Frau zu berühren ist hochgradig tabu.
Zur Zeit der Dämmerung ist Wetterleuchten.
Ich habe keine Ahnung wie viele Millionen Watt man benötigt, um über 2 Stunden den gesamten Himmel alle 3 bis 4 Sekunden zu erleuchten, aber ich vermute, das hätte für eine ganze Weile die gesamte BRD mit Strom versorgt.
Den Führerschein gibt es in Laos mit 18. Khoun und Khone fahren seit 8 Jahren Auto - ohne Lizenz. Das sei hier ziemlich egal, sagt Khoun.
Das Tier, das regelmäßig in der Nacht gegen 03:30 Uhr in meine Hütte will und dabei in der Zwischenwand ein mächtiges Getöse veranstaltet, ist mit große Sicherheit eine Ratte. Ich habe von den nächtlichen Störungen erzählt und gefragt ob es Ratten gibt. Es gibt hier viele ! Mit Gift haben sie es auch schon versucht, aber das gab einen unerträglichen Gestank, weil die toten Viecher dann unerreichbar in den Zwischenwänden verfaulten. Die Katzen räumen nun allerdings einigermaßen auf, und sind bei Nacht nicht wieder zu erkennen. Der Einsatz von Gift ist nun wegen der Katzen nicht mehr möglich.
Bei Tage sind diese Katzen unglaublich unaufmerksam. Wenn eine auf der Bank oder dem Tisch döst, dann kann ich 20 cm davor oder dahinter mit den Fingern auf dem Holz trommeln und am Tisch kratzen, und die bewegen nicht einmal die Ohren - Null Reaktion.
22.SEP 08
In der Nacht war wieder Rattenrennen, diesmal schon ab 02:00 Uhr. In der anderen Betthälfte kann eigentlich schon niemand mehr liegen, denn darauf fallen auch größere Stängel und Späne der Dachabdeckung herab, wenn die Biester darüber geräuschvoll quiekend herumrasen.
Habe mir das von außen angesehen. Es ist ein ausgefressenes Loch im Dach erkennbar.
Um 08:00 Uhr läuft im Fernseher beim Restaurant wieder die Thai-Nationalhymne, wie jeden Morgen. Im Thai Fernsehen laufen nur dümmlichste Seifenopern oder stundenlange Diskussionsrunden mit 2-3 Personen. Dieses TV-Angebot muss aber dennoch besser sein als Lao-Fernsehen, denn sonst würde ja der hiesige Sender eingeschaltet.
Heute früh hat ein Vogel gesungen! Es ist unglaublich, wie sehr das auffällt, wenn im Regelfall keine Vogelstimmen zu hören sind. Nach der guten dampfenden Nudelsuppe sitze ich wieder auf dem Balkon meines Bungalows. Khone hat angeboten, dass ihr Bruder sofort zur Reparatur des Daches hoch kommt, aber ich habe darum gebeten das erst morgen zu machen, wenn ich wieder weg bin. Ich kann mir vorstellen was die Arbeiten am Dach für eine Dreck verursachen, und bevor ich meine sämtlichen wenigen Sachen versaue, lebe ich lieber noch eine Nacht lang mir den Ratten .
Im Stützpfeiler des Balkonvordaches wird ebenfalls schwer gearbeitet. Ich höre ein ständiges Knarren und Schaben aus dieser Richtung und lege mein Ohr an den Pfosten. Und richtig ! In dem Holzpfahl ist ein Miniabbruchunternehmer damit beschäftigt den Stamm auszuhöhlen. Ich glaube in dieser Natur ist einzig Plastik sicher vor Verwertung und Zersetzung. Jedes organische Material und auch Metall, wird angegriffen, und nach dem Einsatz von mehr oder weniger Zeit, vernichtet. Das ist hier natürlich nicht anders als bei uns in Europa, aber die Anzahl der Verwerter ist höher und die äußeren Bedingungen geeigneter, so dass die Zeitspanne bis zur restlosen Zerlegung kürzer ist.
Heute ist Arbeitsstopp am Neubau, und ich kann den Tag so richtig genießen. Die Stille ist herrlich und das Schaben im Stamm im Augenblick das lauteste Geräusch.
Khone wollte wissen ob ich mit in die Stadt möchte oder etwas benötige. Aber da ich morgen sowieso wieder in Luang Prabang bin bleibe ich lieber hier, und ich brauche auch nichts.
Manchmal schwillt der sirrende Ton der Zikaden an und ab. Es hört sich an wie ein blechernes, elektronisch erzeugtes "Ssay-Ssay-Ssay-Ssay-Ssay".
Habe gestern beobachten können, was der Zimmermann für etwa 9 Stunden Arbeit am neuen Bungalow bekommen hat. Es waren 50.000 KIP = 4,-€ . Khoun sagte, der Bau hätte angefangen werden müssen, weil die Familie des Arbeiters kein Geld mehr hatte, und es ihr schlecht ging.
Man stelle sich das bei uns vor: Da wird ein Auftrag an einen Handwerker vergeben, nicht weil ich diese Arbeitsleistung jetzt benötige, sondern weil der Handwerker die Einnahmen dringend braucht, und ich gerade das Geld habe.
Seit 2 Tagen Husten. Samahan hilft mir nicht so schnell wie in Sri Lanka. Vielleicht sollte ich hier auch auf eine lokale Medizin zurück greifen und mir Lao-Hustensaft besorgen. Hoffentlich wird das nicht wieder so langwierig wie der Husten in Hanoi, nachdem ich 5 Monate lang inhalieren musste.
Khoun spricht sehr gut Englisch, Khone noch besser. Bei Khoun hapert es manchmal mit der Aussprache einzelner Worte. Das Englische ´Problem´ ist bei ihm immer ein ´Plompem´
und ´to fix´ wird bei ihm ´to fick´ weil er, wie viele Asiaten, den letzten Buchstaben weg lässt.
So erzählt er mir im Laufe des Tages was so alles reparaturbedürftig ist, und womit er gerade beschäftigt ist:
" I have to fick the Leicooker (Ricecooker)"
oder "I´m going to fick the lawn-mower" oder " I want to fick the water supply"
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen bei der Vorstellung, was so ein Laote im Laufe eines Tages so alles zu ´ficken´gedenkt. Ich hoffe er wartet bei Khone nicht auch so lange bis sie kaputt ist.
23.SEP 08
Khone´s Bruder hatte gestern etwas viel Bier. Zusammen mit einem unangenehmen Typen von der Wasserversorgung, der sich hier anscheinend mal wieder einen ´Bonus´holen wollte, hat er sich ordentlich abgefüllt, und fuhr dann, so breit wie er war, mit dem Moped weg. Ich glaube nach 2-3 Bieren fallen die Jungs hier aus den Schlappen.
In der Nacht halte ich die Ratten zuerst mit Zischlauten "sssssss" etwas ruhiger. In einem Laos-Heftchen habe ich hier gelesen, dass in Pakbeng so eine Ratte die Größe eines Beagle gehabt hätte, und im Zimmer herum lief. Hier habe ich auch das Gefühl, das bellende Fauchen und die Kampfgeräusche wären nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt.
Muss in der Nacht 2 Halsschmerztabletten schlucken, den Hals mit Siddhalepa einreiben und ein Handtuch darum wickeln, denn die Halsschmerzen werden schlimmer. Gehe auch so zum Frühstück runter, und Khone bietet mir Limonensaft mit Honig an. Ich will den aber nicht, denn Zitronensäure am entzündeten Hals ist sicher auch nicht das Ideale. Die Suppe esse ich heute auch mal ohne Chillie. War trotzdem schweißtreibend mit dem Handtuch um den Hals und dem Langarm-T-Shirt an . Khone fragt scherzhaft, ob die Halsschmerzen vielleicht vom vielen Biertrinken kommen könnten, dabei hatte ich nur 4.
Hier im Resort wachsen übrigens auch die Sa-Bäume, aus deren Rinde die Pampe zur Herstellung des Sa-Papiers gewonnen wird. Das dicke Papier sieht mit den eingestreuten Blättchen als Lampenschirm besonders schön aus. Die beste Qualität sind die hauchdünnen Papiere, die man allerdings nur von einer Seite beschreiben kann, weil alles durch scheint.
Meine Sachen sind gepackt. Damit geht eine wichtige Etappe meiner Reise zu Ende, auf der leider nichts so geklappt hat wie geplant. Wegen des täglichen Regens und der Altersschwäche des Jeeps habe ich kein Hmong-Dorf besuchen können. Allerdings habe ich andere Dörfer gesehen und kann mir gut vorstellen, wie es bei den noch ärmeren Hmong aussieht.
5 Tage bei einer jungen und sehr netten Lao-Familie zu wohnen, die ein vorbildliches Familienleben vor leben, wie es nur selten zu finden ist, war auch überaus angenehm, und eine sehr schöne Reiseerfahrung. Die tolle Atmosphäre, die Ruhe (zwischen den Bauphasen) und gemütliche Plätze zum Sitzen und Schreiben, haben mich beim "Majapahit-Geheimnis" auch wieder einige Seiten weiter gebracht.
Mir fällt ein, dass ich zum Gegenlesen und zur eventuellen Korrektur der buddhistischen Aussagen, ein Manuskript an Adrian schicken könnte, meinem Vorgänger als Gast in der Island Hermitage, der sich sehr gut auskennt und kurz vor der Ordination steht. Als angehender Mönch dieser Gemeinschaft, die die Anforderungen sehr hoch ansetzt, wäre er der geeignete Prüfer.
Khone berichtete gestern Abend von ihrem abgebrannten Haus in Luang Prabang, das noch gleich 2 Nachbarhäuser mit abgefackelt hat, das ganze Unglück auch noch ohne Versicherung.
Die Police war ausgefüllt, aber nicht abgeschickt. Dadurch haben sie Verzicht gelernt und aus dem absoluten Nichts alles geschaffen, was sie nun haben. Mit dem Resort gelten sie nun als wohlhabend. Khoun verdient als Trekking Guide auf Abruf dazu.
Ich habe mich sehr darüber gefreut zu sehen, wie die Geschwister Phlai (10 Jahre) und Mimi (8 Jahre), miteinander spielen, und sage das Khone. Niemals gibt es zwischen den beiden ein "ich will aber" , "gib das her", "das ist meins" usw., sondern nur gemeinsame Freude am Spiel. Fürsorge vom größeren Bruder, Lachen, und immer wieder ein Umarmen zwischendurch. Khone erklärt dazu, dass sie die Kinder ganz gezielt zu solchem Verhalten dadurch erzogen hätten, dass es nie ein Geschenk oder Spielzeug für nur eines der Kinder gegeben habe. Immer war ein neues Spielzeug für beide. Im gesamten Haus gäbe es keinen Artikel, von dem eines der Kinder sagen könne, das sei seins, von der Kleidung mal abgesehen. Als es das kleine Mountainbike gab, war von vornherein klar, dass Phlai zwar in die Pedalen tritt, Mimi aber mit hinten drauf sitzt, wenn sie möchte, und so düsen beide mit großem Spaß den Hang hinunter.
Bin wieder in Luang Prabang, der Jeep hat es geschafft.
Im Silichit gibt es Theater wegen des Preises. Ich bitte um ein Zimmer in der ersten Etage, und der Neue zeigt mir ständig Zimmer im Erdgeschoss. Ich erkläre ihm den Unterschied zwischen Ground-floor und First-floor. Es folgen wilde Diskussionen mit der Oma, die mich wiedererkannt hat. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich alleine bin und einen Single-Room
benötige, fragt er nun wie viele Betten ich brauche. Um zu verkürzen frage ich nach Zimmer 4, das hatte ich beim ersten Aufenthalt hier, aber er meint das sei nicht möglich, denn das sei ja ein Doppelzimmer. Nach dem ganzen Hin und Her, wir gehen zwei mal in die erste Etage, wo er mir Zimmer zeigen will, die aber doch alle belegt sind, dann wieder runter, aber Erdgeschoss will ich nicht. Neue Diskussion mit der Oma, Treppe wieder rauf. Zimmer 11 ist frei, ein echtes Einzelzimmer mit winzigem Bad. Ich frage was das kostet, und er verlangt 60.000 KIP, genau so viel, wie ich für das geräumige Doppel bezahlt hatte. Ich biete 50.000 , aber er steigt nicht ein, redet etwas von einem vielleicht möglichen Rabatt. Jetzt reicht´s ! Ich gehe runter, schnappe meine Sachen und will gehen, da hakt Oma ein und 50.000 ist auf einmal ok. Na bitte, warum nicht gleich so? Immerhin sind das bei 3 Tagen 3 Bier oder 6 x Internet .
Habe geduscht und bin mit meinen Schreibunterlagen vom Guesthouse geflüchtet, wegen des Lärms beim Neubau nebenan. Sitze wieder oberhalb des Mekong-Ufers. Unten auf dem Sandufer spielen Kinder ein Spiel. Es werden Linien und Felder in den Sand gezeichnet, die dann irgendwie überquert oder gewechselt werden müssen, wenn einer losläuft, abklatschen ist auch noch mit im Spiel.
Trinke erst Kaffe, dann, zur beer-o-clock Zeit, ein Bier Lao. Vorm Abendessen ist noch mal eine Dusche fällig, denn ich bin patschnass geschwitzt. Wenn man nicht schwimmen oder tauchen geht, ist die schwüle Hitze schon sehr heftig.
Habe im Vat Visoun die Notizen für die Beschreibung des Tempel gemacht, der im Buch der Ort sein wird, an dem die abenteuerliche Geschichte mit dem Auffinden der Aufzeichnungen Sankhasouks, der Beschreibung des "Majapahit-Geheimnisses" , so richtig Fahrt aufnehmen wird.
24.SEP 08
Am Ende der Sisavong esse ich in einer Bretterbude Nudelsuppe. Bin inzwischen ein Nudelsuppenspezialist geworden und habe unzählige Variationen kennen gelernt. Zu der großen Schüssel mit Bandnudeln und geschabtem Fleisch, Salat und Gewürzen, gibt es hier einen Extrateller mit Kräutern und den ganzen Blättern und Zweigen, die ich von Khoun und Khone schon kenne, Salat, Chillie, Limonen, und ein Schälchen mit Chillie-Paste, die hier auch überall verkauft wird. An der leckeren Suppe, die mit den vielen Bestandteilen wie ein Menü serviert wird, kann man sich fast 1 Stunde lang hoch ziehen. Preis : 10.000,-KIP = 0,80 €
Der Museumseintritt kostet 30.000 KIP. Hier bin ich etwas enttäuscht, denn es gibt keinerlei Dokumente aus der Zeit um 1850, nach denen ich suche, keine Fotos aus dieser Zeit, und Auguste Pavie, der damalige Vizekonsul, wird nicht einmal irgendwo erwähnt. Komme also hier auch nicht weiter bei meinen Recherchen zum Buch.
Nur die Königssippe selbst wird gefeiert, die Geschenke, die aus dem Ausland zu irgendwelchen Anlässen überreicht wurden, sind in großer Zahl ausgestellt. Mit den Palmblatt-Manuskripten und den dazu gehörigen Archiv-Boxen, habe ich am Ende aber doch noch etwas entdeckt, was im Buch wichtig sein wird, und eine Art Gamelan, der bei Ramajana-Aufführungen zum Einsatz kommt.
Im ersten Versuch im Internet Café nicht weiter gekommen, da im Ort für etwa 3 Stunden Stromausfall ist. Im Saffron Café trinke ich teuren Ice-Tee, der ist mit 15.000 genau so teuer wie der Kaffe dort, und kostet damit 3 x so viel wie in den anderen Lokalen.
Nach einer 2-stündigen Mittagsruhe im Zimmer buche ich den Bus nach Vang Vieng für 135.000,- KIP = 12,- € , gehe ins Internet Café und dann runter zum Mekong. Bestelle mir einen gemischten Obstteller mit Papaya, Starfruit und Apfel und einen Mangoshake. Es ist 16:15 Uhr, und ich gehe, glaube ich, erst mal wieder duschen.
Man kann gar nicht so viel oben reinschütten, wie über die Haut wieder raus fließt!
Beim "Majapahit-Geheimnis" bin ich jetzt dort angekommen, wo zum ersten mal die bereits vorher geschriebenen Schlüsselszenen eingefügt werden müssen. Bei diesen Passagen überprüfe ich dann jeweils genau, ob der aktuelle Handlungsverlauf noch mit dem früher ausgedachten Inhalt überein stimmt. So hatte ich mir in der Szene, die die Auffindung der Aufzeichnungen Sankhasouks in dem verfallenen Tempel beschreibt, bei der ersten Niederschrift ausgedacht, dass die Jungs das Buch im Fuß einer Buddhastatue aus Messing finden. Nun habe ich bei den vielen Recherchen in den unzähligen Vats nirgendwo eine Buddha Figur dieser Größenordnung gesehen, die aus Metall war, dafür stehen reichlich Statuen aus Holz herum. Also schreibe ich diesen Punkt um, und sie finden die Aufzeichnungen in der Sockelhöhlung eines hölzernen Buddha.
Esse noch einmal beim Inder. Das Essen ist gut, das Bier ist extrem warm. Und das sage ich, der kein kaltes Bier mag. Leider sind die Leute auch nicht in der Lage ein kaltes Bier zum Mischen zu besorgen, obwohl 10 Restaurants mit garantiert kaltem Bier in unmittelbarer Nähe sind.
Dann bringt jemand Eis, allerdings nachdem ich 3 mal danach gefragt habe und mit dem Essen fertig bin. Mit dem Inder bin ich nun auch fertig und werde morgen sicher nicht mehr dort futtern gehen.
Die Schlussrunde nach dem Essen ist heute besonders ergiebig:
"You want Lady, Sir ?" und auch " Opium?" war dabei. Was wird aus Luang Prabang ?
Die Asiaten, gleich in welchem Land, und zu welcher Volksgruppe zugehörig, entwickeln eine gemeinsame Kultur, die Müllkultur der Drecksäcke. Alle vermüllen alles, und die Typen werden überall mieser. Das muss mit dem wachsenden Wohlstand zu tun haben. Das Geld verdirbt diese ursprünglich wunderbaren Menschen, die Jugendlichen wollen nur noch Party und Computerspiele. Zum Glück findet man aber auch überall noch die Überreste der alten Tradition, des respektvollen Umgehens miteinander, man muss nur etwas länger suchen, manchmal.
Die Kleine, die in der ganzen Stadt mit ihrem Bauchladen herumläuft um Kleinkram zu verkaufen, spricht mich wieder an, als sie hinter mir, entlang des Nam Khan Flusses, Richtung Vat Visoun läuft. "Sabaidee, Mistä, I remember You" und sie zeigt an ihrem Kinn einen Bart "Saw You eating in Restaurant two times. Where You going ?" Ende vom Lied ist, dass ich natürlich wieder was kaufen soll, und auch wieder NEIN sage. Sie kennt das bei mir ja nun auch schon, und ist nicht mehr so ausdauernd hartnäckig wie in der letzten Woche.
Am Vat in der Sisavanvatthana, der Straße in der mein GH liegt, sitzen Novizen lässig auf der Treppe. Die Beine lang ausgestreckt, die Arme nach hinten abgestützt, oder mit übergeschlagenen Beinen, die Roben ungeordnet. Drei Mönchlein, und alle drei haben Handys in der Hand, und hören daraus krächzende Musik. Bei diesem Bild wird die Dekadenz des Mönchtums hier wieder richtig deutlich.
Mir fällt dazu aber auch ein, dass es in den Deko-Abteilungen unserer Großkaufhäuser und Baumärkte immer noch diese unsäglichen Schunddrucke mit röhrenden Hirschen vor Bergkulissen, Stilleben Obstschale mit Wasserglas und auch die Bier saufenden dicken Mönche am schweren Eichentisch zu kaufen gibt. Das Bild zeigt dann die Dekadenz unserer Mönche.
Heute ist es bei uns ja nicht mehr so, dass die Mönche biersaufend in den Wirtshäusern herum hängen, das hat sich ganz anders entwickelt. Die brauen ihre Biere im ganz großen Stil und machen wie im Beispiel Andechs eine Großbrauerei daraus mit riesigem Ausstoß. Lässt sich mit Mönchtum auch nicht vereinbaren, und trägt weder zur Kontemplation noch zur sonstigen geistigen Entwicklung bei.
25.SEP 08
Auf was für Ideen man kommt, wenn man 3 Stunden lang in einem Restaurant am Mekong
sitzt ? Habe die Flussgeschwindigkeit des Mekongwassers auf etwa 10 km/h geschätzt und ausgerechnet, dass ich dann in 4-5 Tagen in Vientiane das gleiche Wasser wieder sehen werde, was jetzt gerade hier so trüb braun vorbei fließt. Gerade wurde ein Elefant auf einem Spezialboot hergebracht. Bestimmt muss er künftig mit Touristen sein Grünzeug verdienen.
Wenigstens trompetet er sie nicht an : " TukTuk ? - Waterfall ?"
Für 42.000 KIP = 3,50 € hatte ich 2 Kaffe Lao, 1 Suppe mit gelben Eiernudeln, 1 Mango-Shake,
und ich habe ´Longlet ´ erfunden, das Hmong-Dorf, in dem im Buch C. erst krank wird, und dann, auf ganz erstaunliche Weise, durch die Hmong wieder geheilt wird. Bis dahin ist die Story grob im Kasten.
Weil mir im Augenblick das Asienfutter etwas über ist, versuche ich mal beim Deutschen, auf der Sisavong Road, Bratkartoffeln mir Würstchen und Kaffee. Die Würstchen sind die gleichen, die es bei uns auch im Glas gibt, aber die Bratkartoffeln - voll daneben. Alles klebt zusammen und schwimmt im Fett. Statt Senf ist Ketchup auf dem Teller, wenigstens nicht darüber geschüttet, so dass ich die Würstchen noch essen kann. Um doch noch Kartoffeln zu essen bestelle ich am Fluss einen Teller mit Pommes.
Heute Abend laufe ich mal zum Nam Khan. Hinter dem Phou Si Hügel gibt es eine Pizzeria, die die Pizza nicht nur mit Mozzarella, sondern auch mit anderem Käse anbietet. Mache dann den Europatag für mich mal komplett und nehme den Weg auf mich.
Dieser Weg wird dann doch noch zur ganz großen Runde, mit Nachtmarkt und ganz Luang Prabang, weil es dort, bei dieser Pizzeria, stockdunkel ist, und ich bei diesem Schummerlicht nicht essen will. Wenn die Bar und Restaurant gleichzeitig betreiben wollen, dann sollten sie vielleicht getrennte Bereiche schaffen. Die Beschreibung war verlockend: knusprige Steinofenpizza mit gutem Belag und 4 Käsesorten, aber wenn ich nicht sehe, was ich esse, dann ist das alles nichts. Bin dann zur Luang Prabang Pizza an der Sisavong und bestelle mir dort einen Lao-Wein für 25.000 = 2,-€ . Der ist so süß wie der Brem auf Bali und auch vom Geschmack her so ähnlich. Wenn man nicht an Wein denkt, dann ist das süße Zeug mit viel Wasser genossen ganz in Ordnung.
Das Zimmer habe ich bezahlt, das Reisegepäck steht fertig bis auf mein Waschzeug, und draußen tobt heute mal nicht, wie sonst an jedem Abend, die Familie. Was ist los ? Wollen die dass ich bleibe ? Keine Chance, denn jetzt will ich weg, es muss weiter gehen. Hatte heute so ein Gefühl von Reisemüdigkeit. Zum ersten Mal fühle ich mich seltsam kraftlos und würde gerne etwas relaxen. Mal schauen ob es in Vang Vieng was wirklich Nettes gibt, zahle dann eventuell für ein gemütliches Wohlfühlzimmer auch ungerne mal etwas mehr, und bleibe statt der geplanten 1-2 auch mal 3 Nächte. Einfach um nichts zu tun oder in Ruhe zu schreiben, so wie bei Khoun und Khone.
Wenn der Körper sich meldet und sagt ´mach mal Stopp ´ , dann sollte man darauf hören. Die Temperaturen hier machen auf Dauer aber auch fertig. Zur Abwechslung ein paar Tage mit Air Condition ließen mich auch aufleben. Es fehlte auf der gesamten bisherigen Reise grundsätzlich die Möglichkeit zum Baden im Pool oder Meer. Die Abkühlung, die man dadurch bekommt, wirkt ja nach, und erfrischt wenn man länger im Wasser war, für Stunden.
Ist man nur ausschließlich der Hitze ausgesetzt, bei mir ist das nun seit 7 Wochen so, dann weicht die Birne regelrecht auf.
26.SEP 08
bin in Vang Vieng. Eigentlich wollte ich schön am Fluss entspannen, aber das ist hier dermaßen Scheiße, das ich auf jeden Fall übermorgen weiter fahre. Aber, der Reihe nach. Im Regen bin ich in Luang Prabang los gefahren und habe es mir im Minibus gemütlich gemacht. Toll, genau der Platz neben mir ist frei geblieben. Die Freude währt nur etwa 2 km, dann ist nämlich der Busterminal erreicht, und alles wird neu verteilt. Rucksack auf´s Dach, und mein schweres Handgepäck mit den Unterlagen zum Buch, auf den Schoß. Bei diesen Kurven und Holperstraßen permanent 8 kg auf den Beinen, das ist äußerst unbequem. Für etwa 1 Stunde sind die Berge im Nebel der tief hängenden Wolken noch zu erkennen, dann umgibt uns nur noch grau. In den ganz wenigen Augenblicken, wo der Grauschleier aufreißt und ein Ausblick möglich wird, kann man erkennen, dass wir durch eine grandiose Berglandschaft fahren, mit Dschungel bis ganz oben. Die Straße ist hier extrem kurvenreich, aber sonst sehr gut - eine echte Motorradstraße. Wir fahren schon etwa 2-3 Stunden, da ertönt ein seltsames Geräusch,
"Tok-Tok-Tok "am linken Hinterrad. Ich tippe auf Radlager oder etwas in der Art und denke schon: "Klasse, Panne am Arsch der Welt, im strömenden Regen, auf der berüchtigten Nationalstraße 13 in ihrem heißesten Abschnitt, wo die Anzahl der Überfälle immer noch viele vom Befahren der Route abhält." Das auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für dieses Teilstück auf seiner Laos-Informationsseite.
Der Fahrer ist sehr aufmerksam, und versucht erst gar nicht weiter zu fahren. Allerdings liegt er mit seinem Tipp, wo der Fehler liegen könnte, total falsch, denn er macht die Heckklappe noch mal richtig zu und fährt dann vorsichtig weiter. "Tok - Tok -Tok " . Hinter uns hält bereits der zweite Minivan, der mit uns in Luang Prabang abgefahren ist. Alle aussteigen im Regen. Es stellt sich heraus, dass die Radmuttern an diesem Rad lose sind. Eine heikle Angelegenheit, aber alle sind froh dass es weiter gehen kann, und wir dort nicht hängen bleiben. Nur etwa 20 Minuten später fährt ein entgegen kommender Pickup quer über die Straße und stürzt etwa 4-5 m tiefer in ein Bachbett, wo er auf der Frontpartie senkrecht stehen bleibt. Fahrer und Beifahrerin sind unverletzt. Vermutlich auch ein technisches Problem, denn hier fahren eigentlich alle sehr langsam, mehr geben Fahrzeuge und Straßen auch nicht her.
Bei einer Rast kaufe ich Chips, damit ich dem Engländer und dem Dänen mal was zurück geben kann, die mir im Van pausenlos etwas anbieten. Die Toilette ist grausig, schlimmer als Hanoi Hilton, denn Hanoi Hilton habe ich selber sauber gehalten. Aber ich vermute mit Recht, dass es bis Vang Vieng noch eine lange Fahrt ist und drücke ein paar Unterleibstränen ab.
Im District Kasi, und später Vang Vieng, wird die Straße katastrophal, riesige Löcher, Ausspülungen, weggebrochene halbe Fahrbahn. Wir fahren höchstens mit einem Stundenschnitt von 30 km/h. Die Landschaft wird atemberaubend. Hier, tiefer unten im Tal, sind wir unter den Wolken, die jetzt in den Karstkegeln hängen, und es ist, als ob wir von einer chinesischen Tuschezeichnung in die nächste hineinfahren. Mit Wolken finde ich diese wunderbare Gegend viel schöner, als wenn die pralle Sonne darauf scheinen würde. Sie wirkt mystisch, die Kontraste verwischen.
Neben der Nationalstraße 13 stehen die Dörfer der Hmong, der Yao und der Khmu, die aber alle gleich aussehen. Alle völlig verschlammt, die Häuser mal höher, mal niedriger auf Stelzen, die im Matsch lebenden Menschen blicken alle ernst.
Die Reisfelder strahlen, trotz der dichten Bewölkung, ein Leuchten in Grün aus, so als ob sie von unten, aus ihrem nassen Inneren heraus, angestrahlt würden. Selbst die Partyjungs neben mir geraten in Verzückung, angesichts dieser unglaublich schönen Landschaft.
Bald ist Vang Vieng erreicht, natürlich wieder am Busbahnhof, außerhalb der Stadt. Dort steht ein Schild "Riverside-Bungalows" , von denen ich gelesen hatte, dass sie schön ruhig am Fluss liegen, nicht weit von der City. Die TukTukfahrer sind unverschämt. 10.00 KIP pro Person für 2 km und 5-6 Personen passen rein. Das sind 5,- € , und das passt nicht ins regionale Preisniveau.
Obwohl es für mich ja nur -,80 gewesen wären, mache ich das Spiel nicht mit, denn ich habe was gegen überzogene Touristenpreise, schnappe mir mein Gepäck, und laufe los. Als ich beim Riverside ankomme wird es auch Zeit, denn nach 1,5 km mit Gepäck bin ich ziemlich geschafft.
Ich frage dort nach einem Air Condition Zimmer, bekomme aber zur Antwort "No AC, only Fan". Das kann hier doch nicht ausgebucht sein, ist mein erster Gedanke, sehe aber dann, dass an den besseren Bungalows gearbeitet wird und will den Fan-Room sehen. Was ich dann sehe, das geht jetzt überhaupt nicht ! Eine dreckige Hütte mit einer Matratze auf dem Boden. Ich will das einfach nicht, und mit Mühe raffe ich mich auf, den Hügel vom Fluss aus wieder hoch zu latschen und weiter zu suchen. Oben dann ein schönes neues Haus, nette Mädels davor, und AC-Zimmer - was will man mehr ? Daneben allerdings eine Baustelle, das kenne ich zur Genüge, und das will ich auch nicht. Von 08:00 Uhr bis 17:00 ist es laut, bestätigen die Mädels, also wieder weiter. Vorbei an zig GH, die entweder übel aussehen, oder eine Baustelle daneben haben. 
Ich komme so allmählich an meine Grenzen. In der City steuere ich ein GH an, was ordentlich scheint. Das Zimmer ist viel zu teuer, und ich muss wieder handeln. Die Leute hier sind extrem unfreundlich. Bei 60.000 sage ich ok und will nur noch unter die Dusche. Geht nicht, denn es ist kein Handtuch da. Die Kleine sagt, " one moment please" aber auch nach 10 Minuten ist noch nicht zurück mit einem Handtuch. Jetzt reicht´s, Gesichtsverlust hin oder her, jetzt gehe ich runter und frage ob es nun ein Handtuch gibt oder nicht. Jetzt kommt der Typ auch noch, und fordert mich auf, zuerst die Anmeldung auszufüllen. Ich bin kurz vor der Explosion, bleibe aber immer noch so zurückhaltend, wie es mir in dieser Situation möglich ist, denn eines will ich ganz sicher nicht : weiter suchen. Nach weiteren 5 Minuten kommt ein Mädchen mit einem Handtuch. Da ich mich bisher, auch nach mehrfacher Aufforderung, geweigert habe die Anmeldung auszufüllen, mache ich das nun.
Auf dem Zimmer sehe ich beim Licht der Deckenbeleuchtung was für ein Bruch die Dusche ist.
Bei diesem Pack an Personal fühle ich mich auch dermaßen unsicher, dass ich zusätzlich ein Schloss von meinem Rucksack mit an die Tür hänge zum Verriegeln. Ist aber völlig sinnlos, denn die Fenster kann man von außen locker aufhusten. Also lege ich die schweren Buchunterlagen und Papier raus, und nehme mein Handgepäck mit allen anderen wichtigen Dokumenten mit zum Abendessen. Ich gehe davon aus, dass das handbeschriebene Papier ohnehin für niemanden von Interesse ist und nicht geklaut wird, obwohl das Manuskript der Teil meines Reisegepäcks ist, der für mich den allergrößten Wert darstellt.
Mein erstes Ziel ist es, eine andere Unterkunft zu finden. Wenn mein Bauchgefühl mich dermaßen dringend warnt vor dieser Hütte, dann muss ich darauf hören. Mein Bauchgefühl hat in meinem Leben bisher fast alle wichtigen Entscheidungen bestimmt, von denen ich verdammt viele zu treffen hatte, und nur ein einziges mal habe ich daneben gelegen. Also ist auf dieses Bauchgefühl Verlass, und ich brauche nie viel überlegen. Habe dann die Villa Vang Vieng gefunden. Dort gibt es ebenfalls für 60.000 ein Fan-Zimmer, aber sehr schön, ruhig, und mit netten Menschen als hilfreiche Geister an Rezeption, im Restaurant und im Service.
Das Haus hat eine Terrasse auf der man wunderbar sitzen kann. Dorthin werde ich morgen für 1 Nacht umziehen, um wenigstens etwas von Vang Vieng zu sehen.
Ich bin sicher, dass die Fahrt hierher das sehenswertere Erlebnis war. Der ganze Kram, der hier für die Party-Jugend angeboten wird, lockt mich nicht: Rafting, Tubing, Caving, Bunjee - die gesamt Spaßpalette. Spaß ist gut, aber nicht alleine, und nicht hier.
Das alter Traveller-Phänomen erlebe ich auch hier: man trifft sich wieder. Sehe hier nach 14 Tagen wieder jemanden, der auch auf dem Slow Boat ab Houysay auf dem Mekong war.
Um von Vang Vieng doch noch was Gutes in Erinnerung zu behalten, gehe ich zum Abendessen zum Inder. Bestelle dort Dum Alloo (Kartoffeln) und Spicy Chillie Chicken. Ich bekomme an Stelle der Dum Alloo keine Kartoffeln sondern Kochbanane im Curry und ein Hühnchen, wie es in keinem indischen Restaurant dieser Welt aus der Küche kommen dürfte: ersäuft in Ketchup, mit einer geschnittenen Chillie oben drüber gestreut. Jetzt fühle ich mich restlos verarscht in diesem Kaff, aber ich bin fair, das Nest bekommt morgen noch eine Chance. Inder: 55.000 Kip
Werde für den 28. auf jeden Fall die Weiterfahrt klar machen, das hier ist nichts für mich, und dort, wo die Landschaft am beeindruckendsten war, nur verschlammte Hmong-Dörfer.
Stelle gerade fest, das es in diesem katastrophalen Thavisoukh GH kein Toilettpapier gibt, Seife sowieso nicht. Wenn man sich am Waschbecken wäscht, dann läuft einem das Wasser aus dem Abfluss direkt auf die Füße, denn es fehlt das Abflussrohr. Nach 7 Wochen ist dies die schlechteste Unterkunft die ich bis hierher hatte. Hanoi-Hilton, tobende Ratten in der Zwischenwand, alles Dinge mit denen ich klar komme, denn es war vorhersehbar. Ein Laden aber, der Hotelstandard vorgaukelt, und hinter der Zimmertür nicht einmal den niedrigsten Guesthousestandard erfüllt, ist auch bei 5,- € eine üble Sache. Zumal ich inzwischen weiß das es auch besser geht zu diesem Preis.
27.SEP 08
Habe gewechselt zur Villa Vang Vieng, dem sehr schönen, neuen GH , mit außerordentlich zuvorkommendem Personal. Wie alle, sind aber auch diese netten Leute hier sofort mit den Gedanken woanders und abgelenkt, wenn der Fernseher läuft. Hier schauen sie auch den unbegreiflichen Schwachsinn, den die Thais zur Volksverdummung über die Grenze senden.
Es läuft irgend ein Kinderquatsch mit Geistern und zurück in die Flasche á la Sindbad, aber alle sind sie hin und weg. Da darf man mit seinem läppischen Wunsch nach Wasser auch nicht stören.
Habe Wäsche zur Reinigung abgegeben, denn ich werde noch eine Nacht anhängen und länger hier bleiben. Der Minibus nach Vientiane ist gebucht für den 29. für 80.000,- KIP
Der Barber hat mir für 30.000 den Schädel wieder blank rasiert. Da ich mein Kopftuch mit in die Reinigung gegeben habe, muss ich jetzt zum ersten mal zum Sonnenschutz was auf die Glatze schmieren. Gehe dann erst mal ins Internet Café, denn es ist Mittag und wieder sehr heiß draußen.
Ach ja, beim Check Out aus dem Chaoten GH will die Lady wieder diskutieren. Es geht darum, ob ich die Air Con genutzt habe. Ich hatte mit AC 60.000 vereinbart, was viel zu viel war, aber wenn ich ok sage, dann stehe ich dazu. Nicht so offenbar diese Bande missgelaunter Laoten. Leider musste ich mich auf die Diskussion einlassen, denn ich hatte die 60.000 nicht passend, sondern 100.000 hin gegeben, und ich bekam noch Wechselgeld zurück.
Im schönen GH habe ich dann die Morgentoilette erledigt und gefrühstückt. Da war die Welt wieder in Ordnung.
Gehe zum Nam Xong (Song). Das Wasser ist nicht kalt, nur leicht kühl. Es ist ein ruhiger Tag,
und bei Blaubeerpfannkuchen verfolge ich das Formel 1 Qualifying in Singapore. Alonso auf Pole. Werde gleich mal meine Dokumententasche schnappen, und noch etwas am "Majapahit-Geheimnis" arbeiten.
Vang Vieng ist die Stadt der Gockel. Wo andernorts die Hunde bellen und die Katzen jaulen,
wird hier kikerikiet bei Tag und bei Nacht.
Im Tempel ist ein Fest. Von überall kommen Leute mit Pickups. Jede Gruppe hat einen Trommler, der einen einfachen Takt trommelt. Die Frauen machen mit Gong und Trommel eine eigene Runde auf und tanzen um das Vat. Der Takt wird mit geklatscht. Die tragen auch weiße Schärpen, wie ich in der Island Hermitage.
Vorweg trägt jede Gruppe eine Art Weihnachtsbäumchen aus Drahtgestell mit angehefteten KIP-Scheinen, Spende für den Tempel. Essen gibt es auch. Von einem Tresen werden Suppenteller gereicht. Davor sind Zeltdächer aufgebaut. Ich frage vier Personen was das für eine Feier ist, und auch den Barbier vor dem Eingang, aber keiner kann mir dazu was sagen.
Beim Abendessen laden mich die GH-Leute ein, von ihrem Essen mit zu essen.. Ein zusätzlicher Stuhl wird ran gestellt, ein Schälchen mit Löffel steht auch sofort da. Ich frage was sie essen, aber keiner kann es erklären. Es ist keine Schlange, aber wie eine Schlange. Da das Gericht für mich nach Fisch aussieht, und auch so riecht, frage ich "Fish?" Antwort, nein, aber auch im Wasser. So langsam dämmert´s, es ist Aal. Ich probiere den in Suppe gekochten Aal. Eine tolle Suppe mit vielen Gewürzen, und dem Aal, die hervorragend schmeckt. Nicht so fett wie bei uns, aber reiner Aalgeschmack. Muss ich zu Hause unbedingt ausprobieren: Aalsuppe mit Gewürzen.
Als Hauptgang bestelle ich Spaghetti mit Creme-Cheese Sauce, und tausche das dazu gehörige Seafood gegen Beef aus. Ein sehr käsiges Geschmackserlebnis, noch erhöht durch die Frage, ob ich Parmesan dazu möchte. Ich möchte unbedingt ! Eine kostenbewusste Dame hinter dem Tresen ruft dem Anbieter des Parmesan etwas zu, und ich verstehe ´Niit Noi ´, was im Thailändischen ´wenig´ heißt. Vermutlich schaufeln alle Gäste die kleine Dose mit dem hier sicher teuren Reibekäse leer, und ich nehme ganz zurückhaltend nur ein wenig von dem
´Kaviar´, denn so wertvoll kommt erscheint mir Käse nach so langer Zeit Käseabstinenz.
28.SEP 08
Tag ohne Höhepunkte
Suppe in der nebenan gelegenen Suppenküche gegessen, zu der die Dame mir keine Chillies geben will. Ich frage wiederholt, denn natürlich hat sie Chillies, eine ganze Tüte voll, aber sie bleibt beim kategorischen NEIN. Verstehe überhaupt nichts mehr, das ist mir noch nie passiert. Vermutlich hat sie mich auch nicht verstanden. Aber warum sagt sie dann NEIN, zumal das klare, definitive NEIN in Asien nur sehr selten angewendet wird.
Schreibe etwa 4 Stunden am Buch und gehe dann ins Internet Café . Anschließend Pause auf dem Zimmer. Draußen explodiert gerade der Ort. Ein unglaubliches Tropengewitter knallt herunter. Der Lärm, der Donner ist unbeschreiblich, und die Wassermassen, die vom Himmel fallen, sind es auch. Würde ich da jetzt auch nur eine Sekunde hineingehen, wäre ich bis auf die Haut nass. Der Donnerknall klingt scharf, als würde auf riesige Bleche geschlagen. Ich wollte gerade ins Restaurant, und der Weg ist nur etwa 5 m nicht überdacht, aber das geht jetzt wirklich nicht. Nach dem Regen schwimme ich nach vorn. Der Papayasalat, der in Thailand eines der schärfsten Gerichte ist, der ist hier auch nicht ohne. Ich bin froh einen Mangoshake mit Milch daneben stehen zu haben, das mildert sofort.
Ansonsten mit den frittierten Hähnchenstücken und Pommes heute sehr viel ungesundes gegessen, aber das muss nach 7 Wochen Asienfutter einfach mal sein. Auf den Speisekarten hier findet man überall auch Fischgerichte. Aber wie soll der hier frisch sein ? Wird doch alles eingeflogen.
Suche mir den Kanal für die Übertragung des Formel 1 Rennen aus Singapore und stelle mir schon einmal einen Stuhl vor die Flimmerkiste. Nach den Vorberichten , 5 Minuten vor dem Start, gehe ich noch zum Zimmer zur Toilette. Als ich zurück komme, ist mein Stuhl besetzt, und es läuft Fußball. Zwei Lao-Jungs haben den Fernseher erobert, und ich frage sie ob sie jetzt Fußball sehen wollen. Stumpfes Nicken. Ich bezahle, und sage dem netten Manager, dass ich heute Abend gerne geblieben wäre, aber weil ich das Rennen sehen möchte würde ich zur Sports Bar gehen. Das Problem ist , das in ganz Vang Vieng kein Mensch das Formel 1 Rennen sehen will. Dort wo die Traveller abhängen laufen von früh bis spät englischsprachige Filme,
in den Sport Bars ausschließlich englische Ligaspiele. Ich frage in einem Restaurant, in dem kein einziger Gast sitzt, und im Fernsehen ein Go-Kart Rennen läuft, ob er umschaltet auf Formel 1. Er lehnt ab. Bin drauf und dran mich zu besaufen, da sehe ich Formel 1 in der Pizzeria. Zwar ist dies der Kanal in Thai, aber das ist mir nun auch egal. Ich setze mich vor den Fernseher, bestelle Bier, und sehe einen tollen ersten Nacht-Grand-Prix, bei dem Massa die komplette Tankanlage mit nimmt. Clever, wenn er die gleich dabei hat, brauch er zum Tanken nicht mehr rein. Alonso macht 14 Plätze gut und gewinnt.
Während ich das Rennen sehe, gibt es keinen, der auch nur einen Blick dafür hat. Formel 1 ist hier ähnlich populär, wie es bei uns die Übertragung eines Kricketspiels wäre.
Freue mich auf morgen und die Weiterreise nach Süden.
29.SEP 08
und da bin ich nun, in Vientiane, der Hauptstadt von Laos.
Nach nur etwa 3 1/2 StundenFahrt waren wir um 13:00 Uhr in Vientiane. Im Bus treffen sich 5 der 7 Personen wieder, die bereits von Luang Prabang nach Vang Vieng zusammen reisten.
Die holländische Familie mit Kindern ist wieder dabei, ich bin ´begeistert´. Der Bus hält am Mekong, diesmal direkt im Zentrum der kleinen Hauptstadt. Ich ignoriere die Angebote der TukTukfahrer, zumal ich auch nicht wüsste wohin ich fahren sollte, und gehe mit meinem Gepäck los.
Es gibt viele GH, die aber schon äußerlich wie Absteigen aussehen. Ich gehe in eine Gasse, neben dem Vat Haysake zum Orchid Lani GH. Die wollen 25,- USD für ein Zimmer, und das sieht nicht einmal gut aus. Ich bin entsetzt über das Preisniveau. Ist es hier so viel teurer ?
Noch ein paar 100 m mehr, und ich bin wieder fertig. Die Hitze haut mich um. Das GH, in das ich als nächstes gehe, sieht sehr gut aus, das Management ist chinesisch. Preis 16,- USD.
Da ich genau weiß, dass ich sowieso nicht weiter gehe, egal wie das Zimmer , nehme ich zur Zimmerbesichtigung meinen Rucksack gleich mit hinauf in die 2. Etage. Das Zimmer ist wunderbar. Sehr schön, sehr sauber, und mit AC und TV, und auch sonst komfortabel. Ich bin glücklich, buche 2 Tage, und gehe 30,- € tauschen. Das müsste dann nach meiner Rechnung aus bis zur Ausreise aus Laos reichen.
Bei dieser ersten Runde lande ich im East-West-Restaurant, das von einer Sri Lanka Frau und einem sehr höflichen Briten betrieben wird. Ich bestelle mir eine Portion Pommes, Wasser und Coke, und die Pommes sind wirklich sehr gut. Nebenan sitzt ein Ami, ziemlich angetrunken, und immer mit sehr viel Spucke redend. Er schaut mich an und sagt, " Mann , Du bist ja ich ! "
Er erklärt mir mühsam, dass er auch so einen Bart gehabt habe und zu dieser Zeit auch einen kahlen Kopf, und er hat wirklich sehr große Ähnlichkeit mit mir. Der Typ hat seine Gitarre dabei, und spielt abends in den Clubs und Restaurants. Er raucht Opium und ist überhaupt sehr fertig. Sechs Jahre in Asien, er ist satt vom Reisen, aber bekommt den Absprung nicht. Wir quatschen über dies und das und ich erwähne, das ich 1974 in den USA gewesen bin. "Eine gute Zeit war das" kommentiert er das, und dass er Greatful Dead ungefähr 10 x live gesehen hat, davon 1 x im Rollstuhl, voll mit LSD, und das sei überhaupt das Größte gewesen. Manchmal wäre Jerry Garcia auch gut gewesen, aber bei den Dead-Konzerten sei es nur um die Party gegangen. Auf seiner Gitarre will er mir noch ein Stück von Hendrix vorspielen und erzählt, dass er in seinem Studio eine Doppel CD von Hendrix gehabt hätte, auf der Jimi nur mit Akustik Gitarre gespielt habe. Die sei absolut das Beste von ihm gewesen, leider alles weg. Ein Bekannter von Lee Harvey Oswald, mit dem er befreundet gewesen sei, habe ihm auf dem Sterbebett erzählt, wie das mit dem Kennedymord war. An diese Geschichte glaubt er, weil auf dem Sterbebett keiner lügt. In dieser Version spielt Kuba überhaupt keine Rolle, sondern nur die Tatsache, dass Kennedy den Vietnamkrieg beenden wollte. De Gaulle war involviert, weil Frankreich sich wegen der vorausgegangenen hohen Investitionen in Indochina, die man nicht so einfach abschreiben wollte, stärker einbringen wollte, und Amerika quasi ablösen als kriegführende Nation. De Gaulle sei zu dieser Zeit ebenfalls sehr anschlaggefährdet gewesen usw. Klingt nicht völlig abwegig, aber er redet zu wirr und kann das nicht mehr richtig zusammen bringen. Er ist süchtig und außerdem in Thailand noch von einer Prostituierten ausgenommen worden, die ihm Haus und Geld abgezogen hat. Er sagt, er habe es nicht anders verdient, er hätte es besser wissen müssen, aber er wolle die Frau auch nicht schlecht machen, nicht schlecht von ihr reden, das täte man nicht. Kommt mir bekannt vor (Island Hermitage), und der Junkie hat meinen ehrlichen Respekt.
Abendessen im Lotus-Restaurant, Nähe GH, mit 2 Bier Lao, Entencurry - sehr gut.
Als ich ins GH komme, ist die Zimmertür unverschlossen und leicht geöffnet. Es fehlt aber nichts. Der Verschlussknopf funktioniert nicht richtig. Ich muss das nächste mal unbedingt besser aufpassen beim Zuziehen der Tür.
30.SEP 08
schon sehr früh, vor der großen Hitze, gehe ich zum Talat Khuadin Bus Terminal um herauszufinden wie ich weiter komme, und zu welchem Preis. Es gibt lokale Busse, die zur Friendship-Bridge fahren, der Grenze nach Thailand, die Linien 14 und 45.
Es gibt aber auch internationalen Bus Service bis Nongkhai für 15.000 KIP + 2.000 für die Thai Immigrations, Schmiergeld, damit es besser läuft. Die TukTuk Preise in Vientiane für 2 Minuten Fahrt sind 4 x so hoch wie die Busfahrt nach Thailand. So etwas Idiotisches mache ich nicht mit, und werde um 06:45 Uhr zu Fuß mit meinem Gepäck zum Terminal laufen. Bin dann am Bus Terminal sicher wieder schön durchgeschwitzt.
Am Bahnsteig frage ich eine Busfahrer nach Tickets, und er will wissen, ob für heute oder für morgen. Da ich erst morgen fahren will, schickt er mich zum Ticket-Schalter.
Ich warte sehr lange in der Schlange. Als ich endlich kurz vorm Schalter bin, sehe ich, dass die Kunden vor mir ihre Thai-Pässe mit vorlegen. Ich frage, ob man zum Ticketkauf den Pass benötigt, denn der liegt im Zimmer . "Yes" lautet die klare Antwort.
Also wieder 20 Minuten Fußweg zurück zum Hotel, den Pass geholt, und 20 Minuten wieder hin. Dann erhalte ich die niederschmetternde Auskunft von der sehr unfreundlichen Schalter-Tante, dass es heute noch keine Tickets für morgen verkauft werden, die gibt es auch erst morgen. 
Die hasst ihren Job ganz fürchterlich. Sie quält sich an den Schalter, sie windet sich, wenn sie angesprochen wird, und sie gibt entsprechend ruppige Antworten, denn reden will sie natürlich auch nicht. Bin drauf und dran sie zu fragen, warum sie sich nicht einen Job sucht, der ihr Spaß macht. Den wird es aber nicht geben, da bin ich auch ganz sicher.
Auf dem Rückweg laufe ich dann Richtung Mekong. Vorbei am Krankenhaus, und dem Vat Sisaket, von dem man kaum etwas sieht, weil eine große Mauer darum gezogen ist, am Präsidentenpalast und dann ins Zentrum. Esse dort Nudelsuppe mit Ei. Darin sind die bislang besten Nudeln. Echte selbst gezogene, dicke, weiße Nudeln, mit tollem Geschmack und Mundgefühl. Die Zwiebelstangen oder junger Porreé, keine Ahnung was das ist, sind auch ein Genuss, die schmecken leicht süßlich. Zusammen mit einem fettigen Gebäck, das aussieht wie ein Knochen, 9.000 KIP. Das ist genial ! Dann lande ich an einer kleinen Kaffebude in einem fröhlichen Englischunterricht, denn die fragen sich gegenseitig Vokabel an, mit viel Singen. Das Personal an diesem Stand ist mit Freude bei der Arbeit und richtig gut drauf. Ich trinke einen sehr starken Lao Kaffee, und lasse noch ein ordentlichen Trinkgeld da. Auf der Tipp-Box steht:
"4 happy staff ", und happy sind sie wirklich. 
Im Hotel dann die Wahnsinnsüberraschung: zum ersten Mal seit 7 1/2 Wochen wurde mein Bett gemacht, es hängt ein neues Handtuch da, in der Schale ist neue Seife und am Bett steht eine kostenfreie Flasche Wasser. Ich breche fast zusammen vor Glück, schleppe mich noch bis zum Bett, und liege vor Freude schluchzend für Stunden da und kann die Welt nicht mehr verstehen. Dieses Hotel muss von mir mit einem Internet-Kommentar bedacht werden, der über Jahre das Haus füllen wird, wenn ich wieder zu Hause bin, das bin ich denen jetzt einfach schuldig.
01.OCT 08
Am frühen Morgen verlasse ich das gastliche Vayakorn GH und mache mich zu Fuß auf den Weg zum Busterminal. Nach 20 Minuten bin ich dort und kaufe ein Ticket nach Nongkhai. Ich sitze um 07:05 Uhr als erster im Bus, die Abfahrt ist um 07:30 Uhr. Auch am Morgen ist es angenehmer im Bus kühl zu sitzen und auf die Abfahrt zu warten, der Fußweg mit Gepäck hat mich wieder erhitzt. Die Abfahrt ist pünktlich . Wie schon im Zentrum von Vientiane fällt auch in den Vororten der Stadt auf, dass am Mekongufer gewaltige Sandsackbarrieren aufgetürmt sind. Die Überflutungen müssen heftig ausfallen in dieser Region.
Sogar einige Geschäfte und Restaurants in der Innenstadt hatten Sandsäcke vor den Häusern aufgetürmt. Wir fahren vorbei an Industriezonen mit sehr modernen Gebäuden, gesponsert von Korea und China, der Brauerei des hervorragenden Beer Lao, und der Zigarettenfabrik. Nach 30 Minuten erreichen wir die Lao-Immigrations an der Mithapap (Friendship)-Bridge. Ausreisestempel holen, und wieder einsteigen.
Ein Schild weist hier vorsichtshalber darauf hin, dass auf der anderen Seite der Brücke links gefahren wird. Zur Einreise nach Thailand muss ich wieder die Einreisekarte ausfüllen, meine Passdaten habe ich inzwischen bestens im Kopf. Das Gepäck bleibt sowohl hier, als auch auf der Lao-Seite im Bus. Einen Zollbeamten sehe ich nicht. Über diese Grenze könnte problemlos alles geschmuggelt werden.
Nongkhai sieht bei der Einfahrt schon so aus, dass man hier nicht unbedingt wünscht zu bleiben. Vom Busbahnhof aus gehe ich einmal ein Stück die Hauptstraße hinauf und wieder hinunter, und ziehe Thai-Baht vom Geldautomaten.
Dann entschließe ich mich nach Udon Thani weiter zu fahren. Am Busbahnhof kaufe ich für 40,- BHT das Ticket (50,- BHT= 1,- €) , werfe meinen Rucksack in den Gepäckraum und sofort fährt der Bus ab. Die Busfenster sind weit herunter gezogen und riesig, so dass man sehr gut sehen kann. Nach 60 km ist Udon Thani erreicht. Leider ist der Busbahnhof mal wieder weit außerhalb der Stadt, so dass ich mit TukTuk für 80,- BHT (doppelt so teuer wie die Fahrt hierher) bis zum Zentrum zum Robinson Shopping Center fahre. Gehe eine Straße entlang, und sehe kein einziges GH/ Hotel. Frage einen Europäer mit Thai-Girl. Er meint in der anderen Richtung gäbe es etwas.
Ich marschiere also weiter, und werde nach etwa 5 Minuten von einer Thai-Frau angesprochen. Sie zeigt mir eine Straße in der es GH gibt, und fragt, wie viel ich ausgeben will. Ich sage maximal 500,- BHT, und sie geht zu einem Appartement Haus um heraus zu finden was die für mich haben, aber dort ist leider ausgebucht. Sie zeigt dann auf ein neues Haus, TOP-Mansion, dort gäbe es Zimmer für 350,- BHT mit allem, Kühlschrank, TV, AC und Service. Hört sich gut an, ist auch frei, allerdings muss ich eine halbe Stunde warten bis sauber gemacht ist. Esse während dessen irgendwo eine obligatorische Suppe und lasse während der Zeit mein gesamtes Gepäck in der Rezeption stehen. Das macht mir dann so große Sorge, dass ich kaum in Ruhe essen kann, denn im Handgepäck sind ja nicht nur meine gesamten Schreibarbeiten, sondern auch Pass und Geld. Wenigstens den Handgepäckrucksack hätte ich mitnehmen müssen, zumal das hier eine ziemlich wilde Gasse ist. Eine Bar eben der anderen, und entsprechendes Volk. Vor lauter Grübeln kann die Suppe nicht genießen, diesmal Nudeln in dicker brauner Brühe, und mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich meine Klamotten in den Top Mansions wieder in Empfang nehme. Bis auf den Pass mit dem indonesischen Jahresvisum, was ich nur in Deutschland bekomme, habe ich ja nichts, was unersetzbar wäre, aber im "Majapahit-Geheimnis" stecken seit den ersten Aufzeichnungen inzwischen 1 1/2 Jahre Recherche und viele Stunden Arbeit, und ganz sicher sehr viele Gedanken und Formulierungen, die ich nicht reproduzieren könnte.
Ich erkunde noch Robinsons Shopping Center, den Markt davor, und probiere dort die leckeren trockenen Büffelwürste. Am Abend erklärt mir Schwätzer Nobi, der deutsche Metzger, der gegenüber von den TOP-Mansions eine Bar mit deutscher Küche, deutschem Wein und Schnaps für perverse deutsche Opas betreibt, dass diese Würste zwar sehr gut schmecken, aber als luftgetrocknete Würste für die meisten europäischen Mägen nicht geeignet sind. Die Sonne sei hier aber auch anders als bei uns, hier trocknen Fleisch und Fisch schneller, und mit weniger Bakterienbildung. Der chemische Prozess ist ein anderer, aber eben doch nur für erprobte Mägen. Meiner erweist sich als so ein asienresistenter, denn ich habe kein Problem und werde mir morgen noch mehr luftgetrocknete Büffelwurst holen.
Am Abend sitze ich beim Bier in der Bar nebenan, hinter dem Tresen die nette Dame, die mir bei der Zimmersuche behilflich war. Die Mädels lassen mich in Ruhe mein Bier trinken, bis auf einen schrägen tätowierten Katoi, einen Ladyboy, der mir ständig im Vorbeigehen an die Hüfte oder ans Knie packt. Bei den anderen Bars ist immer großes Geschrei, wenn ich vorbei gehe
" Please Mistää, come in" , "Hello, Sawadee Khaa", aber alles sehr nett und unaufdringlich. Wechsele dann, weil die Musik unerträglich wird, zu Nobi, dem Deutschen. Hier trifft sich das gesamte Gesocks der deutschen Kolonie, denn es gibt Wurst, Käse, Schinken aus der eigenen Räucherei, Wein, Obstbrände und deutsche Biere. Die alten Säcke haben nur ein einziges Thema: wann - wo - zu welchem Preis. Die Mädels werden abfällig nur als Nutten, Schlampen, und noch übler bezeichnet, es gibt nicht ein nettes Wort, nur offene Verachtung, obwohl die Drecksäcke ja offenbar täglich diesen ´menschlichen Abschaum´ aufsuchen.
Der eine ist seit 6 Jahren hier, ein anderen seit 9 Jahren, seit er Rentner ist, und die können auch alle Thai. Eine Keksverkäuferin wird auch gleich angemacht von der Bande, und alle amüsieren sich köstlich, als sie ihr erklären, wie sie ihr die Hängetitten wieder schön straff massieren wollen. Nobi, meint, er würde die nicht mit der Zange anfassen. Ein anderer würde schon, es dürfte aber nicht mehr als 50,- BHT kosten. Es ist abartig, die ganze Stadt ist voll mit diese Typen. Engländer sind auch in großer Zahl vertreten.
Esse dort eine Currywurst, die mit Tabasco dann auch einigermaßen schmeckt. Soße und Wurst sind selbst gemacht. Dann bestelle ich einen Obstbrand, und bekomme für 100,- BHT einen Doppelstöcker
02.OCT 08
Robinsons öffnet erst um 11:00 Uhr. Bis dahin erkunde ich den zentralen Busbahnhof. Am Zug-Bahnhof ist es sehr unübersichtlich, da komplett alle Fahrpläne nur in Thaischrift verfasst sind. Ich komme dort nicht ohne Hilfe klar. Will ja sowieso Bus fahren, ich weiß nur noch nicht wann und wohin. Auf jeden Fall werde ich ein Ziel nehmen, zu dem ich an der Central Bus Station einsteigen kann, denn zu dem außerhalb gelegenen Busbahnhof möchte ich nicht wieder erst hinaus fahren.
03.OCT 08
Brot und Wurst geholt, und Busticket nach Rayong für morgen 17:00 Uhr gekauft. Am Abend esse ich den Fisch in der Salzkruste, den es hier an unzähligen Ständen des Nachtmarktes gibt. Das ist ein Süßwasserfisch, schmeckt sehr gut, und wird serviert mit Knabberzeug, Soßen, Knoblauch, Zwiebeln, Nudeln und einer Schüssel voller Grünem für 120,- BHT = 2,40 €. An den Essständen gibt es immer auch Toilettenpapier zu kaufen, das sind die Servietten.
04.OCT 08 - 05.OCT 08
Nachtfahrt durch Thailand
um 11:00 Uhr räume ich das Zimmer und versuche dann, möglichst lange in der Lobby sitzen zu bleiben um Zeit zu überbrücken. Das schaffe ich ohne jegliche Beschäftigung 2 Stunden lang, Island Hermitage sei Dank, und gehe dann zum Robinsons Shopping Center. In der Restaurantetage versuche ich auch länger als gewöhnlich zu sitzen und esse in Zeitlupe. Anschließend gehe ich hinunter in das Swensens Eis Café. Der Laden ist gerammelt voll, und mit meinem Gepäck bin ich ein Störfaktor auf den Laufwegen der Bedienung. Dann rüber zur Central Bus Station. Als für die Abfahrt um 17:00 Uhr um 16:50 noch immer kein Bus an der Rampe für Rayong steht, frage ich nach, und man schickt mich zum Office, vorn an der Hauptstraße. Dort erfahre ich, dass der Bus nicht im Terminal sondern gleich neben dem Eingang des Office abfährt. Toll ! Da halte ich seit einer Stunde mein Ticket offen in der Hand, weil jeder mich fragt wohin ich will, mehrere Angestellte habe es gelesen, ich saß an der Rampe für den Bus 590 nach Rayong, und habe auch mehreren Leuten erzählt, dass ich nach Rayong will. Trotzdem sagt mir keiner, dass ich dort nicht richtig bin. Immer muss man hier auf der Hut sein, ständig rückfragen und mehrfach rück bestätigen lassen. Hilfe von außen darf man bis auf wenige Ausnahmen nicht erwarten, man muss sich immer selber helfen.
Im Bus sitzt eine pummelige Frau neben mir, sehr nett, sehr lustig. Als der Mangoverkäufer ihr klar macht, sie müsse für ihren Mann, damit meint er mich, unbedingt frische Mango kaufen, denn die machen gesund und kräftig, lacht sie sich schief und haut mir mit der Hand auf den Oberschenkel. Im Laufe der Fahrt macht sie sich aber noch viel breiter als sie ohnehin schon ist, die Füße müssen unbedingt auch noch mit auf den Sitz.
Die Fahrt wird anstrengend, denn mein schweres Handgepäck passt nicht in die Ablage und auch nicht zwischen die Sitze, unter meine Füße, und ich packe mir die 8 kg auf die Beine.
Da ich so keine ausgleichenden Bewegungen machen kann, schmerzt nach einigen Stunden Fahrt mein Rücken. Aber es geht, und nach 12 Stunden Nachtfahrt steige ich in Pattaya Klang aus. 
Morgens um 05:00 Uhr ist es noch stockdunkel, und ich weiß noch nicht wie es weitergeht. Ich warte bis es hell wird und frage einen Moped-Taxi-Fahrer, was die Fahrt nach Pattaya-Center kostet, er will 100,- BHT. Das haut mich nun schon wieder aus den Latschen, denn dafür fahre ich Bangkok eine ganze Stunde Taxi, klimatisiert und ohne Gepäck am Körper, und er verlangt das für 5 Minuten auf dem Moped. Ich gehe also erst einmal wieder zu Fuß los, zum Glück ahne ich die Richtung, in der die City liegt, die aufgehende Sonne hilft bei der Orientierung. Nach 200 m frage ich noch einmal einen Moped-Taxi-Fahrer, und der möchte nur noch 40,- BHT. Ich steige auf. Diese Hauptstraße führt kerzengerade zum Meer, so vermute ich, aber er biegt in winzige Gassen und ich verliere die Orientierung. Ich frage ihn was das soll, denn mir kommt das mehr als seltsam vor, und er antwortet, dass er nach Pattaya Center fährt. Was soll ich machen ? Abspringen ? Ich sitze hinten und vertraue darauf, dass er nicht in eine dunkle Sackgasse fährt, wo eine Diebesbande mir mein Gepäck klaut und damit verschwindet, und wir erreichen tatsächlich die Beachroad in Pattaya.
Ich frage in einigen Hotels nach dem Zimmerpreis, der liegt aber immer weit über meinem Budget. Kurz bevor ich unter meinem Gepäck am Straßenrand zusammenbreche finde ich Jasmin Mansion. Die chinesische Dame sieht nett aus, ist freundlich, und ich handle den Zimmerpreis von 700 auf 600 BHT herunter.
Mit ausruhen und schlafen ist nicht viel drin, denn unten in der Soi Diana randalieren um 06:00 Uhr schon oder noch die besoffenen Engländer. Mit Pausen auf dem Zimmer erkunde ich im Laufe des Tages den Ort, obwohl es hier nicht sehr viel zum Erkunden gibt. Die gesamte innere Stadt besteht aus Bierbars in denen sich die Prostituierten tummeln, und aus den Kunden dieses Angebotes. Die gesamte Atmosphäre wirkt auf mich wie ein Oktoberfest aus Perversen und Huren.
In der Bar neben Jasmin Mansion trinke ich noch 3 kleine Singha-Bier. Die Bedienung dort ist überhaupt kein typisches Bargirl, eher Typ Studentin oder Bibliothekarin mit Brille. Sie wirkt verschüchtert und ängstlich. Ich befürchte, dass der Boss, ein fetter Philippino, sie dressieren wird. Er brüllt im Hintergrund herum, wie sie mit mir kommunizieren soll und zeigt auf den Nachbarladen, der voll ist mit Perversen, und wo alle Mädels nuttig aussehen, gackern und kreischen. Sie bleibt ganz ruhig und fragt nur wie ich heiße. Da sie kaum Englisch spricht, holt sie ein Wörterbuch. Ich erfahre, dass sie aus Loei kommt, einem Dorf im Isan, der Gegend aus der ich gerade komme, und erst seit zwei Wochen in Pattaya ist. Es gefällt ihr überhaupt nicht, und als ich ihr erkläre, dass mir auch nicht liegt, was hier abgeht, verstehen wir uns auch ohne viele Worte.
Mobile Händler tauchen auf, die Reizwäsche für die Mädels anbieten. Einige Mädels suchen sich höchst interessiert Kleidungsstücke in Briefmarkengröße aus, in den Bars nebenan sehe ich auch Kunden der Damen, die die Ladies aus diesem Angebot nach ihrem Geschmack
´einkleiden´.
06.OCT 08
schlendern durch Pattaya
Man kann noch so lange durch die Stadt laufen, sie wird dadurch nicht schöner. Kein Ort, an dem ich lange bleiben möchte.
Am Abend sitze ich wieder in der kleinen Bar. Ein labernder Holländer, der seit 20 Jahren in Pattaya lebt, erzählt, dass er am Vormittag bereits versucht habe der netten Bedienung Englisch beizubringen ( ist ja nicht zu begreifen warum sie es dann immer noch nicht kann), und dass er sie für eine absolute Niete hält. Kann ich mir denken. Ong, so heißt die Dame, sieht nicht aus wie eine Prostituierte, und ist offenbar auch (noch) keine, und damit für ihn wertlos.
Ich antworte ihm, dass ich gerade sie für eine echte Perle halte zwischen dem ganzen Strass, und er sieht mich an, als ob ich der Perverse sei. Er denkt, dass ich auf so etwas stehe, und das stimmt ihn wieder freundlich. Denn es bestätigt ihn, dass es in Pattaya wirklich für alle Abarten was gibt, und er habe ja auch schon alle durch. Er merkt, dass er mit ´alle´ etwas hoch gegriffen hat und korrigiert sich auf ´reichlich ´.
Die junge Frau tut mir aufrichtig leid, aber was kann ich tun außer ihr ein Trinkgeld unauffällig direkt zuzustecken statt es in die Rückgeldmappe zu legen. Es wäre für sie das Beste, möglichst schnell hier zu verschwinden bevor sie endet wie Tausende andere hier. Sie wird es anders sehen, denn für sie kann es nur das Beste sein, möglichst viel zu verdienen, damit sie zurück in ihren Ort fahren kann, nach Loei im Isan.
07.OCT 08
heute versuche ich mal möglichst spät erst das Hotel zu verlassen, denn die Läden machen ja doch erst zwischen 11:00 und 12:00 Uhr auf in dieser Stadt, die hauptsächlich nachts lebt.
Die Arbeitszeit der Barangestellten ist von 08:00 Uhr - 02:00 Uhr, wobei Arbeit nicht passend ist, es ist eher Anwesenheit. Bei den derzeit überschaubaren Gästezahlen über Tag beschränkt sich die Bedienung auf wenige Flaschen Bier, und erst in den Nachtstunden ist dann mehr los.
Ich freue mich schon auf die Abreise von hier, denn mir gefällt das alles nicht, und ich freue mich auf die Ankunft von Eric und seiner Familie, in 5 Tagen in Bangkok.
Es fällt mir auf, dass die Tatsache, seit 2 Monaten nicht mehr so richtig Deutsch gesprochen zu haben, genau das ist, was mir am meisten fehlt. Sich nicht wie gewohnt in der eigenen Sprache unterhalten zu können, ist ein Mangel, der durch die Kindersprache mit den wenigen Leuten,
die etwas Deutsch können, nicht aufgefangen wird. Mit den Deutschen, die hier rumlaufen, will ich auch nicht reden. Mit denen dürfte ein vernünftiges Gespräch aufgrund ihres Erbsenhirns ohnehin nicht möglich sein. Die Unterhaltungen in Englisch, die ich mit vielen Einheimischen und Reisenden aus anderen Ländern führen konnte, bleiben auch auf gewisse Weise immer oberflächlich. Für tiefgreifende philosophische Betrachtungen oder echtes Einsteigen in eine bestimmte Thematik, reicht es nicht. Man verwendet immer die Vokabeln seines Sprachschatzes, und für Gespräche dieser Art muss man wegen der fehlenden Worte, ständig mit den zur Verfügung stehenden umschreiben und beschreiben, um das auszudrücken was man eigentlich mit entsprechender Sprachkenntnis direkter hätte sagen können.
Meine rudimentären Kenntnisse der Landessprachen sind zwar sehr hilfreich im Restaurant oder beim Einkaufen, reichen aber nicht für Unterhaltungen.
Was mir auch fehlt, wenn ich es richtig bedenke, dass ist das herzhafte Lachen. Selbst wenn ich hier jemanden zum Reden habe, mit wem könnte ich so rumalbern wie mit meinen Freunden zu Hause? Mal so richtig laut Lachen, das fehlt tatsächlich. Selbst bei der täglichen Arbeit im Büro habe ich erheblich mehr zu Lachen gehabt als in den vergangenen 2 Monaten dieser Reise.
Gehe am Abend noch einmal in Jony´s Bar, um mich bei 2 kleinen Singha-Bier von Ong zu verabschieden, der netten jungen Frau aus Loei, die so gar nicht hier her passt. Auch heute ist sie wieder ganz normal gekleidet mit Bluse und Jeans, und ist zwischen den Mädels im Nuttenoutfit eine Ausnahmeerscheinung. Dem Boss wird es gar nicht gefallen. Sie hat den anderen Ladies erzählt, ich sei anders als die anderen Farangs und nicht auf Sexabenteuer aus. Die akzeptieren das, und bewundern das sogar, auch wenn sie durch mich kein Geld verdienen. Ich merke das an der Art, wie sie jetzt mit mir sprechen und mich ansehen. Ong meint, ich sei ´noted´ , also bekannt, bei den Damen. Eine Frau zu haben, der man treu sein will, und für ´Liebe´ nicht zu bezahlen, das sind Prinzipien, die hier nur selten bei den Gästen zu finden
sind, und unter denen ich damit genau so auffalle, wie Ong unter den Mädels.
Die ´absolute Null´Ong, die mit ihrer äußeren Erscheinung wohl selten im Bett eines Farang landet, wird auf einmal von den anderen Mädels auch geachtet. Dass gerade sie so einen " sexy man" fängt, wie die schärfste der Hausdamen mich nennt, wird allgemein anerkannt, auch wenn der außer einem guten Trinkgeld nichts einbringt. Ong erklärt mir mühsam mit Hilfe des Wörterbuches, dass sie mich nicht vergessen wird, und ohne es zu bewerten fügt sie an, dass ich in der vergangenen Nacht im Jasmin Appt. geschlafen habe, sie zeigt auf das Schild, und sie in ihrer Dachkammer im Obergeschoss der Bar. Ich weiß, was sie damit sagen will, nämlich dass sie das schade findet, aber ich weiß auch, dass sie mich nur wegen meiner Prinzipien sympathischer findet als die anderen Farangs.
Ich bin auf jeden Fall froh, morgen hier zu verschwinden, denn außer prinzipientreu zu sein bin ich auch Mann. Als solcher wird man an diesem Ort ziemlich reizüberflutet, und irgendwie passt das alles nicht gut zusammen. Um 19:50 Uhr bin ich daher schon auf dem Zimmer, mit 2 Flaschen Bier aus dem 7-Eleven Shop. Packen kann ich auch noch morgen. Jetzt stülpe ich mir die Kopfhörer über und höre nach den ganzen ´Tanz an der Stange-Rhythmen ´ jetzt was Anständiges. Dabei fällt mir auf, dass mir noch etwas fehlt: lautes Mitsingen bei lauter Musik.
Wenn ich über die Kopfhörer Musik höre, dann kann ich ja schlecht mitsingen. Schon gar nicht wenn Leute in der Nähe sind.
08.OCT 08
Gegen 09:00 Uhr verlasse ich Jasmin Mansion und laufe Richtung Nord. Dort, wo ich wegen Mopedtaxi täglich mehrmals angequatscht wurde, schlafen die Jungs nun noch in den Ecken, oder sind nicht da. Ich muss ca. 150 m gehen, bis die ersten aktiven Mopedtaxi-Fahrer auftauchen. Die Fahrt bis zum Bus Terminal Nord soll 60 BHT kosten , ich biete 40 und wir einigen uns bei 50. Das hört sich auf alle Fälle schon anders an als bei der Ankunft.
Im Busbahnhof kaufe ich ein Ticket nach Ekamai, das ist der östliche Bus Terminal in Bangkok, und mache wieder den Suppentest. Allerdings muss ich hier die Suppe hastig reinlöffeln, weil bei einem Bus nach Ekamai schon die Fahrgäste einsteigen. Die Eile ist aber umsonst, denn der Bus, in dem ich gebucht bin, fährt erst in 15 Minuten. Das Ticket nach Bangkok kostet 128 BHT = 2,50 €. Als wir los rollen höre ich hinter mir türkische Worte. Dort sitzen vier Türken, und ich brauche mich nicht lange zu fragen, welche Art von ´Urlaub´ die wohl gemacht haben in Pattaya. Geschäftsreise, Strandurlaub, oder eher Studienreise ?
Außerhalb von Pattaya sehe ich ein großes Schild über der Straße : Chonburi - Bangkok links, Rayong rechts. Der Busfahrer biegt in die Richtung Rayong ab. Es folgt der Hinweis auf einen U-Turn, eine Wendemöglichkeit, und ich vermute, er wird dort auf die Gegenrichtung gehen.
Falsch vermutet, er fährt weiter in Richtung Rayong. Erste Zweifel kommen auf, ob ich alles richtig gemacht habe. Ist Ekamai vielleicht doch nicht nur der Name der Busstation in Bangkok, und irgend ein Ort im Süden, Richtung Rayong - Trat, heißt auch noch so ? Aber wieso werden die Busse dort hin, in die Provinz, dann voll, ist doch unwahrscheinlich ? Sitze ich wirklich im richtigen Bus ? Nach 3-4 angespannten Minuten kommt wieder eine Ausfahrt Richtung Chonburi - Bangkok. Die nimmt er, und meine kleine Traveller-Welt ist wieder in Ordnung.
In Ekamai geht das Elend wieder los. Ich verlasse bewusst den Busbahnhof, gehe vorbei an den dort wartenden Taxis und bis zur Straße, wo die Taxis angefahren kommen, und halte dort ein Fahrzeug an. In verständlichem Thai sage ich wohin ich will, ich hatte im Bus schon geübt:
" Thanón Sri Ayuttaya Soi Sii Rangnam Appartement" und zeige auf das Taxi -Meter, auf dem die 35,- BHT Grundgebühr schon eingeschaltet sind. Er nickt, ich werfe meine Rucksäcke auf die Rückbank, und 10 m später, an der Sukhumvit Road, sagt er: " No Meter " Zuerst weiß ich nicht was das nun soll, aber nach mehrmaliger Wiederholung " No Meter" und seinem deuten auf das Gerät, ist es klar, er will nicht mehr. " No Meter - No Taxi" , sage ich, steige wieder aus, gehe ein paar Meter, halte ein Taxi an, und fahre für 100 BHT + Highway Gebühr 45 BHT bis zur Sri Ayuttaya Road. Man fragt sich nach solchen Aktionen wirklich, was in den Köpfen der Taxifahrer vor sich geht. Gibt es tatsächlich so viele Touristen die sich verarschen lassen, dass man eine normale gute Fahrt dafür sausen lässt ? In meinem Bus saß zumindest nur noch ein Farang, und der sah sehr reiseerfahren aus. Manche Taxifahrer scheinen absolut ´satt ´, und auf Fahrten, die 100 BHT einbringen = 2,- €, und etwa 20 Minuten dauern, nicht mehr angewiesen zu sein. Wenn ich das hoch rechne und je Stunde 20 Minuten für die Suche von Anschlussfahrten berücksichtige, dann bringt ein Taxi bei einem 10 Stunden Tag 40,- € ein.
Für Thai Verhältnisse ein richtig fettes Einkommen. Das Gas, das dabei verfahren wird, ist bei den wenigen Stadtkilometern zu vernachlässigen. Die Fahrzeuge stehen ja mehr im Stau als zu rollen, so dass der Faktor Zeit entscheidender ist. Was wollen die Jungs also ? Blitzartig reich werden ? Eine Fahrt wie mit großem Gewinn, damit die anschließende Pause länger sein darf ?
Im Rangnam Appartement sitzt wieder der elende Kotzbrocken als Wächter. Einer der wenigen Menschen, denen man einfach so, ohne Vorwarnung, eine reinhauen möchte, weil seine Art einen regelrecht dazu einlädt. Er sieht mich wieder so hasserfüllt an, als sei ich einer, der hier Bomben legen würde, mustert mich von oben bis unten (ich bin durchaus ordentlich angezogen), und öffnet dann mit größtem Widerwillen nach 2-facher Aufforderung "please open" , die Türe.
Die Dame an der Rezeption weiß sofort Bescheid, sieht mich, und gibt mir ohne weitere Fragen den Schlüssel. Ich muss nur noch einmal nach einem Handtuch fragen, denn im Appartement ist keines, sonst ist alles ok.
Es ist ein gutes Gefühl jetzt 7 Tage nicht mehr umziehen zu müssen.
Sitze nach der Runde Central-World - Big C - Pratunam Market im Asia-Kitchen, dem Restaurant, unten beim Rangnam. Im 7-Eleven wollte man mir kein Bier verkaufen, weil es erst 16:00 Uhr ist, und Alkohol erst ab 17:00 Uhr verkauft werden darf.
Im Kühlschrank liegt ein Baguette für´s Frühstück und Jackfruit. Werde demnächst auch mal Durian kaufen, die Stinkefrucht, und die auf dem Balkon essen, damit die mich hier nicht raus schmeißen.
Im Big C-Kaufhaus habe ich mir eine Kokosnuss gekauft, bei der die Kokosmilch geliert ist. Dazu gibt es einen kleinen Plastiklöffel, für das weiche Fruchtfleisch. Wie Wackelpudding aus Kokossaft, und genial zu transportieren.
Im Asia-Kitchen, dem kleinen Restaurant unten beim Rangnam, staune ich wieder über die umfangreiche Karte mit den preiswerten Gerichten. Der Laden ist für mich als Traveller mit Budget sehr interessant, auch der Bierpreis kommt mir sehr entgegen.
Der Papayasalat, der aus unreifen gurkenähnlichen Papayas gemacht, und mit Chillie sehr scharf gewürzt wird, ist lecker, das Grapow auch, das ich ja aus Laos schon kenne. Dieses Restaurant ist eine echt preiswerte Option für authentisches Thai-Essen wenn Eric mit seiner Familie kommt, und ich muss die Riesenportionen nicht immer alleine aufessen.
09.OCT 08
bin seit 10:00 Uhr in Bangkok auf den Beinen.
Mit BTS und MTR, den beiden Schiensystemen innerhalb der Stadt, fahre ich bis zum Hua Lamphong Hauptbahnhof. Von dort gehe ich die 250 m bis zum Wat Trimitr, in dem der berühmte golden Buddha zu Hause ist. Die 5 1/2 Tonnen schwere goldene Figur des sitzenden Buddha, wurde durch Zufall entdeckt, als beim Umsetzen einer Stuckfigur der Stuck brach, und darunter das Gold zum Vorschein kam. Leider ist diese beeindruckende, wunderschöne Figur
nicht zu besichtigen, denn sie ist zur Restauration ausgelagert. Nun weiß ich, dass ich mit den Freunden hier nicht her zu fahren brauche, wenn sie in 3 Tagen in Bangkok ankommen.
Für den anstrengenden Tag mit viel Fußweg und Wäsche waschen (habe Wäscheleine und ein Bierglas für 0,50 € gekauft), belohne ich mich mit einem dieser Super-Eisbecher bei Swensens. Der Junge dort ist sehr freundlich, aber spricht ein Englisch mit mir, als ob er einen Werkzeugkasten im Mund hätte. Ich glaube, ich würde eher verstehen, wenn er Thai mit mir reden würde. Das ist wirklich die Krönung. Er spricht fließend, ohne nach Worten zu suchen, aber ich verstehe von diesem Englisch kein einziges Wort. Mit ein paar Gesten und mit Zeigen begreift man am Ende ja alles, z.B. dass er mir sagen will, dass ich bei dem bestellten Eisbecher die Eissorten selber auswählen kann, aber seine Fragen sind unverständlich.
Sitze nun, nachdem ich mit Frans, Tiew und Eric telefoniert habe, wieder im Asia-Kitchen und esse Dry Curry mit Seafood, eine leckere Mischung, die in Alufolie gegart wird.
10.OCT 08
heute buche ich die Dinner-Cruise auf dem Chao Phraya River für den 13.10.
Bis zum Victory Monument gehe ich zu Fuß. Unterwegs suche ich nach einem Appartement für Franz und Pen, die für den nächsten Bangkok Aufenthalt noch eine Unterkunft brauchen. Starry Place in der gleichen Straße wie Rangnam sind ausgebucht, Rangnam selbst auch, und die Krungthep Apts auf der Rangnam Road für 600,- BHT ebenfalls. Finde ein sehr schönes neues Haus in der Gasse neben dem Peace Park. www.royalviewrangnam.com Der Promotion Preis dort für ein Studio A mit 35 qm beträgt 1.500,-BHT = 30,- € . Sehr schön für 2 Personen auf Bangkokbesuch, es gibt dort auch Twin-Rooms.
Am Victory Monument erfrage ich den Preis für eine Fahrt mit Mopedtaxi zur Thonburi-Brücke. Man verlangt 100 BHT. Für diese Entfernung habe ich einen Taxipreis von 70 - 80 BHT angenommen, und ich frage, vorsichtshalber auf Deutsch, ob er noch ganz dicht ist. Als ich weg gehe brüllt er mir noch "80 BHT" hinterher, aber wer mich einmal verarscht, hat jede Chance vertan mit mir Geld zu verdienen, das ist inzwischen auch zu einem Prinzip geworden. Es gibt ja durchaus faire Einstandspreise, und das Angebot ist in allen Bereichen immer so groß, dass man nie auf den einen Anbieter angewiesen ist. Ich gehe also auch hier etwas weiter und halte ein Taxi an. Leider versteht der Junge weder Riverside-Hotel, noch Thonburi-Bridge, und auch "other side of Chao-Praya River" bewirkt nur den ratlosen Blick. Ich steige trotzdem ein, denn ich weiß, dass wir nur geradeaus fahren müssen und zeige einfach an jeder Kreuzung wie er fahren soll. Vorbei am Chitralada Palast, dem Präsidentensitz, dem Zoo, Vimanmasek Mansion, dem Museum, dann kommt die Auffahrt zur Thonburi Brücke und bei ihm die Erleuchtung. Er zeigt auf das Riverside-Hotel auf der anderen Flussseite, und entschuldigt sich vielmals. Er ist so nett, dass wir beide über dieses Verständnisproblem herzlich lachen können.
Die Fahrt kostet 75,- BHT, ich gebe ein Trinkgeld, und er bedankt sich höflich.
Am Eingang zum Anleger der Boote fragt mich eine Dame, was ich dort will. Ich erkläre ihr, dass ich eine Reservierung für die Dinner-Cruise machen möchte, und sie geht mit mir ins Hotel zu dem Reservierungsbüro. Als wir an einem Shop vorbei gehen, scherzt eine Frau und sagt lachend etwas. Aus den Reaktionen verstehe ich leicht, dass es darum geht, ob meine Begleiterin nun mit mir auf Zimmer gehen würde, was gewöhnlich ja immer so ist, wenn eine Thaifrau und ein Farang gemeinsam in einem Hotel auftauchen. Wir lachen herzlich darüber.
Ich reserviere für den 13. vier Plätze auf dem Boot, zu je 1.200 BHT. Das übersteigt mein Traveller-Budget ganz erheblich, aber Eric und Familie sollen ja auch das offizielle Bangkokprogramm wenigstens zum Teil erleben, und nicht nur gemeinsam mit mir in die Hinterhöfe der Stadt blicken.
Zurück fahre ich für 14 BHT mit dem Bus bis zum Victory Monument. In der Nähe des Chitralada Palastes steht Polizei in schwerer Ausrüstung, mit Schilden und Vollschutzhelmen in Fünfergruppen. Wenn man im Bus stehen muss kann man nicht hinaus sehen, denn die Fenster sind viel tiefer als der Kopf. Um zu sehen wo wir sind, und ob ich schon aussteigen muss, mache ich viele Kniebeugen.
Essen im Indra Center, dem Kaufhaus für Souvenir-Jäger. Im Supermarkt an der Sri Ayuttaya kaufe ich für mich Kekse und Cola und für meine nächtlichen Mitbewohner Kakerlakengift.
Nach dieser Tour bin ich um 14:30 Uhr auch reif für eine ausgedehnte Pause im Zimmer. Ich rufe Franz in Deutschland an um ihm zu sagen, dass die Rangnam Appts zu seinem Termin ausgebucht sind und erfahre, dass er schon was anderes im Internet gefunden hat. Da hätte ich mir die Suche sparen können, aber so kenne ich ein paar Appartementhäuser mehr und die Bewegung tat auch gut.
Das Wäschewaschen ist hier ein Vergnügen. Im Gegensatz zu Sri Lanka, wo das Trocknen 2 Tage dauerte, und das auch nur, wenn man vor den herunter stürzenden Regenmassen seine Wäsche rechtzeitig immer wieder in Sicherheit brachte, ist das Trocknen auf dem Balkon hier eine Sache von 2 Stunden. Der Kauf der Wäscheleine hat sich gelohnt. Die vermeintliche Leine bestand übrigens aus lauter Einzelstücken von ca. 1,50 m Länge, was exakt der örtlichen Balkonbreite entspricht. Mit diesen Stücken kann man wunderbar den Balkon bespannen.
Den Muffelkoppwächter unten an der Tür beachte ich gar nicht mehr. Ich begegne ihm genau so wie er mir. Ich grüße nicht, sage nicht danke, gucke grimmig und zeige nur auf die Tür, wenn ich sie geöffnet haben will. Das ist die Sprache, die er versteht.
Der andere Wachmann, der ab 17:30 Uhr Dienst schiebt, ist sehr nett. Er ist freundlich, immer bereit für ein paar Worte und kleine Späße und lacht gerne. Die Arbeit macht ihm Spaß, oder er hat tatsächlich begriffen, dass es die Mieter des Hauses sind, die letztendlich sein Gehalt bezahlen.
Das Thailand grundsätzlich das Land des Lächelns ist, stellt sich als hohle Werbebotschaft des Touristenbüros heraus. In Wirklichkeit ist es nicht so. Vermutlich wird man hier als Farang, als Langnase, immer noch höflicher und freundlicher behandelt, als ein Exot auf Deutschlandbesuch von unseren Landsleuten, aber es gibt Zurückhaltung an allen Orten, wenn man die ausgetretenen Touristenpfade verlässt. Für Geld ist man immer sehr freundlich. Ist aber der übliche überzogene Touristenpreis von diesem Gast nicht abzuziehen, dann lässt die Freundlichkeit auch sehr schnell nach. Ich kann es nicht beurteilen, vielleicht ist es dann auch nicht Unhöflichkeit, sondern nur eine gewisse Reserviertheit, Ängstlichkeit gegenüber dem Fremden oder Unsicherheit. Im Falle des üblen Türwächters allerdings, dessen gesamte Sippe neben der Asia-Kitchen ein undurchschaubares Geschäft betreibt, mit Friseur und Getränken und auch Essen, und die ebenso übel drauf ist wie der Alte, kann man die Ablehnung aber sehr deutlich spüren. Diese Art ist das, was wir bei uns als Fremdenhass bezeichnen. Für mich als Deutscher, in dessen Heimatland dieses Verhalten vielerorts nicht unüblich ist, eine gute Erfahrung. So bekomme ich einmal hautnah mit, wie sich so etwas anfühlt.
Von der Bank vor der Asia-Kitchen beobachte ich die zur Sippe des Türwächters gehörende junge Thaifrau mit der Superfigur, nebenan beim Essen. Das gesamte Reizvolle dieser Erscheinung fällt dabei umgehend in sich zusammen. Mit offenem Mund kauen, reinschieben und dabei reden, so dass immer wieder Teile der Bissen heraus fallen, das wirkt derart abstoßend, dass auch die beste Figur das nicht ausgleichen kann. Dazwischen pult sie sich noch, allerdings mit der linken Hand, wie es sich für die unreinen Körperregionen gehört, zwischen den Zehen.
In der Asia-Kitchen ist bemerkenswert, wie die sich das Aufschreiben der bestellten Getränke nach jeder Runde ersparen. Die sammeln einfach alle Flaschen am, auf oder unter dem Tisch, und zählen erst dann zusammen, wenn man zahlen will. Stelle mir vor, welches Chaos dieses System bei größeren Parties verursacht.
Das Auslegen des Kakerlakengiftes scheint das Erscheinen der unangenehmen Insekten vorerst nicht einzuschränken, sondern sie eher aufzuschrecken. Vor etwa zwei Stunden habe ich das Zeug im Bad und auf den Laufwegen der Viecher ausgelegt, und seit dem findet ein Rennen im gesamten Appartement statt. Überall laufen sie, als ob mein Pulver sie angelockt hätte. Ich haue mit der Bangkok-Post darauf, und befördere die Krabbler von der 6. Etage auf Null in 2 Sekunden, und ich bin sicher, dass sie das auch überstehen.
11.OCT 08
der Kampf geht weiter !
Im Laufe des Tages zwei dahin weggespült, woher sie kamen, diesmal aber ohne Wiederkehr mit dem Pulver am Wanst. Wie war das noch mit dem Prinzip in der Island Hermitage ?
Ist schon sooo lange her.
War im Atrium Center, um bei 1-2-call meine Telefonkarte nach zu laden, aber der Shop ist weg. Werde dann morgen mit Eric im Big C in den Shop gehen, denn ich gehe davon aus, dass er auch ein Starter-Kit für sein Handy kauft.
Habe mir das Hotel Bangkok City Inn angesehen, was für Anne, Franz und Pen, Georg und Ulli
gebucht ist, und die Buchungen dort rück bestätigen lassen. Liegt sehr gut, direkt neben dem Big C-Shopping Center.
Im Big C esse ich Tom Yam Soup mit Special Balls, sehr gut, sehr lecker, aber etwas mühsamer als die anderen Supen, denn diese Suppe hat viele Bestandteile, die man nicht mit essen kann.
Im Siam Paragon kaufe ich Käse, Brot und Kuchen für eine antiasiatische Zwischenmahlzeit im Appartement.
In einer kleinen Gasse zwischen Rangnam Road und Victory Monument gehe ich in ein Internet Café. Der Laden ist übervoll mit Kindern, die Ballerspiele spielen. Im zweiten Anlauf gibt es für mich einen freien Platz, und mit 15,-BHT je Stunde ist es das günstigste Internet Café bisher.
Freue mich schon sehr auf morgen und das Treffen mit Eric´s Familie. Ist eine echte Sensation für mich nach 2 Monaten ohne Deutsch. Werde einen ganz gemütlichen Tag einplanen, mit ausreichend Pausen im Hotel für die Neuankommer. Auf jeden Fall wird Eis essen bei Swensens ein Programmpunkt sein.
Gerade habe ich mir einen ´Fluffy Eatfish Salad´ bestellt, und keine Ahnung was da für 70 BHT gleich kommt. Bin bei den kulinarischen Experimenten bisher nie enttäuscht worden, aber mich interessiert sehr, was ein ´Eatfish´ist, wenn bei dem das Außergewöhnliche ist, dass man ihn essen kann. Ok, ich weiß jetzt Bescheid. Eine Art Wels, bei dem zum Servieren nur der Kopf ganz bleibt. Alles andere wird geschreddert und knusprig gebraten. Dazu gibt es unreife Papayastreifen, den üblichen Papayasalat, Zwiebeln und ganz viel Chillie. Ich glaube, dass diese Mahlzeit die schärfste der gesamten bisherigen Reise ist. Habe tapfer aufgegessen, jetzt haut mich nichts mehr um. Wenn Pen zu Hause Thai-Essen zubereitet hat, kam mir das manchmal aber noch schärfer vor, als wie es hier in der kleinsten Garküche angerichtet wird. Wenn das alles hier für Thai-Küche normal ist, dann war Pen´s Küche unnormal, oder ich empfinde es einfach anders nach so langer Zeit mit Asienfutter auf den Geschmacksnerven.
Gerade geht draußen ein Regenguss herunter, der alle halb getrockneten Sachen auf meiner Wäscheleine wieder zu patschnassen Wäschestücken werden lässt. Ich denke an die Dinner-Cruise übermorgen und wünsche uns besseres Wetter. Vielleicht hätte ich beim Erawan-Schrein auch die Hände falten sollen.
Im Übrigen sind die Thais vermutlich das einzige Volk der Erde, das sich fortbewegen kann ohne die geringste Körperaktivität. Ein Thai schleicht so schläfrig vorwärts, dass dies als zielgerichtetes Fortbewegen kaum bezeichnet werden kann. Hinzu kommt der permanent eingeschlagene Konfrontationskurs bei Begegnungen in den engen Gassen. Gehe ich rechts, wie gewohnt, kommt mir immer frontal jemand entgegen, so dass ich vermute, man geht wie man fährt, also links. Keine Veränderung . Die direkt Anrempelei ist auch auf dieser Seite unvermeidbar. Man versucht also antizipierend den Weg zu gehen, aber auch das schlägt fehl. Mal weicht der Gegenüber auf links, mal auf rechts aus, unplanbar. Mit den unbewegten Figuren die scheinbar stehend ihr Ziel erreichen, und deren Gedanken und Überlegungen sich unmittelbar in die Beine fortsetzen, muss man hier klar kommen und sich anpassen.
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12.OCT - 23.OCT 08
während dieser Zeit bin ich zusammen mit den Freunden Eric, Beate und Laura, von Bangkok nach Phuket und Ao Nang, durch Südthailand bis Pak Barra, nach Koh Lipe und über Satun und Tam Malang Pier nach Malaysia auf die Insel Langkawi gereist. In Kuala Lumpur haben wir uns dann wieder getrennt.
In diesen 1 1/2 Wochen habe ich nicht am Buch gearbeitet und kein Tagebuch geführt.
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24.OCT 08
Flugtag Kuala Lumpur - Bali
Nach dieser touristischen Einlage, bei der das Reisen etwas angepasster verlief als beim Alleinreisen (und teurer), sitze ich nun wieder allein im Flughafen Kuala Lumpur und warte auf meinen Air Asia Flug nach Denpasar / Bali. Die An- und Abreise vom/zum LCCT, dem Low-Cost-Carrier-Terminal in Kuala Lumpur, in/aus der etwa 50 km entfernten City, ist einfach und günstig. Für den Skybus der Air Asia zahlt man 9,- RM (Malaysische Ringgit) und für die S-Bahn innerhalb der Stadt noch mal 1,- RM, das sind zusammen ca. 2,- €. Die gesamte Fahrzeit beträgt etwa eine Stunde. Das Hotel Chinatown II habe ich schon wieder vor gebucht für meinen nächsten Aufenthalt hier im Dezember. Das fensterlose Zimmer empfand ich zwar wie eine Innenkabine auf einem Schiff, es fehlte das allmorgendliche Hellwerden, der Ausblick auf irgend etwas und das Einstimmen auf die aktuelle Regenmenge, aber preislich gibt es keine akzeptable Alternative. Hotel Swiss Inn sieht nett aus, ist aber mit 30,- € fast doppelt so teuer, so dass ich mir dieses Hotel merke für eine künftige Reise zu zweit.
Den Flieger nach Bangkok mit den Freunden an Bord sehe ich raus rollen auf die Startbahn.
Mit mir wartet ein Indonese vom Typ ´Hassprediger´ . Ein kleines dünnes Kerlchen mit nackten Füßen in alten Latschen (wie bei mir), schwarze Hose, abgewetzte Kunstlederjacke Marke DDR, weißes Käppi und im Gesicht die unvermeidliche Sonnenbrille mit den möglichst
großen und möglichst dunklen Gläsern, hier im sonnenfreien Warteraum ein besonders wichtiges Utensil. Dazu das kleine Kinnbärtchen und ein grimmiges Gesicht - fertig ist der Bombenleger der Jemal Islamia, so wie man ihn sich vorstellt, denn die echten Bali-Bomber sahen ja auch so aus. Leute mit dieser Erscheinung, werden oft unterwürfig verehrt, ich konnte das schon mehrfach beobachten.
Für den Traveller ist das Internet eine tolle Sache, denn so kann man sich vor Ankunft schon gut über die Zielorte informieren. Durch die vorangehende Beschäftigung mit den örtlichen Angeboten weiß ich, wo ich nach Ankunft hin kann.
Nachdem die chaotischen polnischen Neubetreiber des Prima Cottage erst meine Termine nicht bestätigt hatten, dann aber doch, mit einem Preis der noch unter der Summe lag, die ich bereit war zu zahlen, um dann 4 Wochen vor der Ankunft das Gesamtprogramm wieder abzusagen, bin ich mit Flashbacks in Sanur in Kontakt getreten. Das ist ein nettes kleines GH mit Swimmingpool mitten in Sanur, Jln. Danau Tamblingan 110, mit dazu gehörigem Café und Imbiss, gutem Bintang Bier und einer insgesamt sehr angenehmen Atmosphäre.
Entweder man ist sofort angetan von einer Unterkunft, oder es stört etwas. Wenn etwas stört, dann bleibt man unter Umständen trotzdem, weil der Preis sehr verlockend ist, oder man nach einem langen Reisetag einfach nicht mehr weiter suchen will. Hier ist das Zimmer einfach, aber es hat auch was ganz individuell Nettes. Das Personal und Peter, der australische Chef, machen die Entscheidung leicht, und ich buche erst einmal drei Nächte. Sollte ich vor Ort eine Möglichkeit bekommen, etwas mehr über den Gamelan Beleganjur zu erfahren, dann würde ich hier auch länger bleiben. Mal sehen wie die Mosquitosituation ist. Dass das Bad außerhalb ist, stört mich überhaupt nicht, denn Dusche und Toilette sind sehr sauber. Mit 13,- € gefällt mir der Zimmerpreis inkl. gutem Frühstück auch sehr gut, außerdem kann man jederzeit kostenfrei Kaffee, Tee selber zubereiten und Trinkwasser bekommen.
Werde hier gleich mal ein paar Termine mehr fest machen, und für die Nacht nach der Ankunft von Anne ein Zimmer mit Bad, die Suite, um sie nicht von Hundert (häuslicher Luxus) auf Null (Travellerstandard) runter zu bringen.
Soeben kam ein britisches Paar mit Mietmoped und berichtete, dass sie von einem Polizisten gestoppt wurden, weil sie die weiße Linie mit dem Rad berührt hätten. Die Moped Lizenz des Vermieters wurde einbehalten, und es musste eine Strafe gezahlt werden. Die Frau vom Flashbacks-Personal zeigt auf die helle Haut der Beifahrerin und sagt, nur deshalb muss gezahlt werden, denn jeder Einheimische berührt nicht nur die weiße Linie, er überquert sie ständig.
Ich überlege, ob es nicht sinnvoll ist, immer den Namen einer einflussreichen Persönlichkeit der Region parat zu haben für solche Fälle. Es hängen ja genug Plakate mit Politikern auf den Straßen, so dass man sich davon einen merken könnte. Wenn man den Namen der Persönlichkeit fallen lässt, konsequent und bestimmt nach dem Namen des Polizisten fragt, nicht bezahlt, und wieder auf den hochrangigen ´Freund´ hinweist, sollte das ausreichen um einen korrupten Polizisten derart zu verunsichern,
dass er sogar vorweg fährt, damit man
ungestört nach Hause kommt.
25.OCT 08
Nach Laos habe ich heute das erste mal wieder am " Majapahit-Geheimnis" gearbeitet. Die größte Hilfe um aktuelle Informationen verarbeiten zu können, sind, wie schon zum Thema Buddhismus in der Island Hermitage, auch hier die vorhandenen Bücher. Es gibt hier Bücher, in denen die Majapahit-Zeit erwähnt wird, und aus denen ich historische Fakten entnehmen kann, die ich bisher noch nicht kannte.
Bin eine große Runde gelaufen, bis die Sonne, die auch durch die Wolken eine große Kraft hat, unerträglich wird. Im Kaufhaus Hardy´s kaufe ich eine Flasche Brem, einen Bali-Likörwein, und die Zutaten zu einer scharfen Soße, denn das indonesische Essen ist nicht so gut gewürzt wie ich es von den vorigen Ländern und von zu Hause kenne.
Beim Abmischen und Zubereiten von Fischsauce, Soyasauce, frischen Chillies und Tomaten, erstaunte Gesichter bei den Roomboys. So etwas Scharfes wollten sie noch nicht einmal probieren. Habe mir die Mischung zum Haltbar machen mit Öl auffüllen lassen, und die überzähligen Gewürze in der Küche abgegeben. Nun steht die Turbo-Mischung, versehen mit meiner Zimmernummer, im Kühlschrank. Sollte jemand im Dunkeln die Flasche verwechseln und einen Schluck daraus nehmen, ich bin sicher, ich würde den Schrei in meinem Zimmer
hören, bevor demjenigen die Luft zum Schreien für längere Zeit weg bliebe.
Bin etwa 20 Minuten im Pool gewesen, und noch jetzt, nach schwimmen, duschen und 2 Stunden Pause, brennt meine Hand, mit der ich die Chillies gehalten habe beim Schneiden, wie Feuer.
Konnte inzwischen 3 Leute über den Gamelan Beleganjur befragen. Made, ein junger Mann an der Ecke zur Jln. Bumi Ayu, hatte die meiste Ahnung. Bei allen dreien klang durch, dass ich das meiste in einer der Art-Schulen erfahren würde. Der Ort Gianyar ist auch ein Tipp, und so wechsele ich übermorgen erst einmal in das nahe gelege Ubud. Dort habe ich ab 29. das Guci GH gebucht für 18,- € Zimmer/Nacht
Im kleinen Pool des Flashbacks machen sich gerade Eltern, die mit ihrem Kind spielen, zu Idioten. In Idiotensprache, mit Idiotengesten und Idiotenstimme versuchen sie mit dem Kind zu kommunizieren, aus dem, wenn es diese Art der Verständigung übernehmen sollte, zwangsläufig auch ein Idiot werden wird.
26.OCT 08
es gefällt mir wirklich ausgezeichnet im Flashbacks. Die Stimmung ist locker und freundlich, der Service verlässlich. Der Pool lädt ein zur Abkühlung, und ich komme wieder häufiger zum Schreiben.
Die Flasche Brem aus dem Supermartkt war lecker. Das süße Gebräu aus Reis lässt sich sehr gut mit Soda trinken.
Der Strand in Sanur sieht gepflegt aus. Man hat die Promenade befestigt, und es lässt sich dort besser flanieren als an der Jln. Danau Tamblingan, der Straße mit den meisten Hotels, Shops, Restaurants in Sanur.
Beim Abendessen höre ich dann den vielleicht einzigen Beleganjur, den ich hier erleben werde. Vier Jungs grasen die Restaurants ab um Geld zu verdienen und spielen sehr schlechten Beleganjur. Ich bin trotzdem darüber froh und gebe auch etwas. Meine Frage, ob das Beleganjur sei was er da spiele, versteht er nicht.
27.OCT 08
 Tag in Sanur / Bali
bin heute die Straße in Richtung Süd-West gelaufen und habe das indische Restaurant nicht wieder gefunden, in dem wir vor Jahren mit Lotti und Alfi gegessen haben, bei unserem Zwangsstopp auf Bali auf dem Weg nach Maumere / Flores.
Auch diese Seite des Strandes ist neu gestaltet.
Beim deutschen Honorarkonsul weht eine deutsche Flagge, und ein Tourist fotografiert. Hier wird gnadenlos alles geknipst. Ein Japaner liegt fast auf dem Rücken und fotografiert in den Baum. Ich schaue nach oben, was es dort so besonderes gibt, aber da ist einfach nur Baum. Kein Effekt, kein Tier, keine Blüte und keine interessante Form, einfach nur ein Baum, aber dem Japaner eine ganze Bilderserie wert. Wie unterschiedlich Menschen die Welt wahrnehmen.
Ich frage mich nur, ob die Menschen, denen er vielleicht die Bilder in seiner Heimat zeigen wird, auch alle Baumfetischisten sind.
Die ständige Frage nach Transport, Taxi usw. wird langsam lästig. In einer Stunde Laufen an der Straße wird man etwa 10 - 20 mal danach gefragt. Dazu hupt jeder vorbei fahrende Bemo- oder Taxifahrer (beide Richtungen) um Aufmerksamkeit, oder fährt mit Schrittgeschwindigkeit nebenher. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ein Expat, jemand der hier vielleicht für Jahre lebt und arbeitet, auf Dauer damit klar kommt. Da ich Zeit habe, picke ich mir einzelne Angebote heraus, und unterhalte mich. Ich frage die Leute, ob sie sich vorstellen können, wie oft man bei täglich 2 Stunden Gehen und 4 Monaten Indonesien so nach Transport, Taxi etc. gefragt würde. Die meisten überlegen kurz und kommen auf eine Zahl zwischen 1000 und 3000 mal. Das kommt hin. 120 Tage mal 20 x täglich = 2.400 mal. Kein Mensch fährt aus dem Grunde Taxi, weil es ihm gerade angeboten wird. Wenn ich ein Taxi benötige, dann gehe ich, genau wie die Indonesier auch, an den Straßenrand, halte die Hand raus und winke ein Taxi heran. Aber ich laufe doch nicht herum um ein Taxi zu bekommen. Da das eigentlich
niemand macht, verstehe ich nicht, was die Fragerei überhaupt soll. Meist lachen die Jungs wenn ich solche Überlegungen anstelle und zucken mit der Schulter. Wenn ich mit einem Fahrer darüber rede, dann weiß ich, dass wir beide das System nicht ändern werden, aber es ist für den Gast einfach nervig ständig das Gleiche gefragt zu werden und schwierig, dabei
dauerhaft freundlich zu bleiben. Man kann Gäste damit so vergraulen, dass sie nicht wieder kommen.
Seit Vang Vieng sitze ich heute zum ersten mal wieder beim Barber zum Glatze scheren.
Peter, den GH-Besitzer und selbst auch Glatzenträger, hatte ich gefragt, wohin er geht zur Schädelrasur, aber er geht überhaupt nicht, er macht selber. Ist ja auch vernünftig, aber da mir hier zur Kopfrasur mit Klinge die nötigen Rückspiegel fehlen, lasse ich das wegen der Verletzungsgefahr lieber machen. Die Dame im Salon ´Chic ´ lässt sich von mir 3 mal bestätigen, dass ich auch wirklich die Haarlänge Zero wünsche, den totalen Kahlschlag, und geht dann mit der Haarschneidemaschine so vorsichtig zu Werke, dass ich sie kaum spüre. Im Gesicht will sie auch noch an meinen Augenbrauen herum schnippeln, aber das erlaube ich nicht. Die Prozedur ist mit 4,- € nach Aluthgama und Vang Vien die teuerste, aber immer
noch ok.
Es ist kaum vorstellbar, dass die paar Flusen auf dem Kopf vor der Rasur, Schutz vor der Sonne geboten haben sollen, aber nach meinem Spaziergang von etwa einer Stunde ist es passiert: der erste Sonnenbrand seit fast 3 Monaten in der Sonne, und viel längeren ´Ausritten ´ als dem heutigen. Das gibt mir das Gefühl, dass die wenigen Haare vielleicht doch noch Schutz waren, aber das ist natürlich Quatsch.
Was die Glatze im Allgemeinen angeht, so scheint sie unter den männlichen Gästen der derzeit gängigste Kopfschmuck zu sein. In Laos habe ich auch eine Frau damit gesehen. Sollte sich das als Trend auch bei uns durchsetzen, dann müssten einige über mächtig große Schatten springen um up to date zu sein. Was bisher für eine verlorene Wette als Opfer dargebracht wurde, das würde normal, und die Haarträger sieht man komisch an. Im Flashbacks sind derzeit 7 männliche Gäste, davon tragen 4 Glatze und Peter, der Chef, auch. Wir sind in der Überzahl !
Peter meint, dass es bei mir besonders toll aussieht und ich das sehr gut tragen könne. Ist der schwul ? Sitzt man in einem Café an der Straße, so wie ich gerade im Mango Café an der Jln. Danau Toba, dann sieht man die Herren, die oben blank gehen, pausenlos. Für einen Augenblick betrachte ich die Herren mit mittellangem normalen Haar, wie man derzeit häufiger Raucher sieht. Die wirken auf mich irgendwie ungesund mit ihren Haaren, außerhalb der Gesellschaft, nicht mehr ´In ´, mit Extraabteilen in Restaurants und auf Flughäfen.
Die Langhaarigen hingegen sind von mir voll akzeptiert, denn gepflegtes langes Haar hat in den meisten Fällen Stil und hebt die Persönlichkeit, genau wie die Glatze.
Die etwa einstündige Dunkelheit durch Stromausfall, bzw. -abschaltung ist vorbei. Ich bestelle mir die feurigste Pizza der Karte ´Fuoco di Diavolo ´ , und ich bekomme eine Pizza, die in der Rangfolge der schlechtesten Pizzas meines Lebens einen absoluten Spitzenplatz einnimmt. Der Teig schmeckt süß, der Belag nach nichts. Keine Chillie weit und breit, von Schärfe oder überhaupt der Andeutung von ein wenig Geschmack, keine Spur.
Meine Ohren sind total dicht, und ich höre schlecht. Als die Live-Musik loslegt, halte ich mir die Nase zu, puste einen Druckausgleich, und erschrecke über die Lautstärke als die Öhrchen frei werden. Vielleicht ein natürlicher Selbstschutz, dass die Lautstärke bei mir schon
körperlicherseits gedimmt wird. Der Gitarrist spielt Stücke von Simon und Garfunkel und sogar ´The wind cries Mary´ von Hendrix. Ich applaudiere als einziger, und er fordert mich auf Wünsche zu äußern. Bin aber wunschlos glücklich nach dem ganzen Happy Hour Bintang. Die miese Pizza verzeihe ich denen aber deshalb trotzdem nicht. Ich gehe zu dem Musiker und erzähle ihm, dass er hier alle diese schönen westlichen Lieder spielt, und ich aber eigentlich unterwegs sei, um etwas über den Gamelan Beleganjur zu erfahren. Er kommt später an meinen Tisch und wir reden weiter. Er ist sich sicher, dass ich in Sanur mit Beleganjur nicht weiter komme. Die Gegend um Ubud sei da besser, denn dort gäbe es Schulen, und die Lehrer wüssten mehr. Auch in Denpasar an den Kunst- und Kulturhochschulen gäbe es Leute mit Ahnung.
Ich gehe leicht angesäuselt zurück und früh schlafen.
28.OCT 08
Ob ich auf dieser Reise noch mal eine Unterkunft erleben werde, in deren Nähe nicht gebaut wird ? Bisher gab es das noch nicht, und selbst in der Island Hermitage in Sri Lanka ging es laut zu mit den Geräuschen vom anderen Seeufer, und in der Stille der Hügel bei Luang Prabang, bei Khoun und Khone, wurde gehämmert. Ich glaube nur in Vientiane war keine Baustelle, sonst überall. Bin schon gespannt, wie es morgen bei Uli und Nyoman im Reisfeld zugeht. Bestimmt wird dort mit modernen landwirtschaftlichem Gerät geackert und geerntet.
29.OCT 08
bin schon früh um 11:00 Uhr in Pengosekan bei Ubud angekommen,
und muss noch eine Weile auf´s Zimmer warten. Der Bunglow ist sehr schön, allerdings gibt es keinen Pool in der Anlage. Hatte das wohl falsch in Erinnerung. Egal, werde gleich, wenn die größte Mittagshitze vorbei ist, mal die Umgebung erkunden. Hier wird nicht gebaut, noch nicht, nur Handwerksarbeit an einer proportional viel zu großen Brücke über den kleinen Gartenteich.
Der junge Arbeiter singt hemmungslos seine Indoschnulzen. Mal normaler Gesang, dann werden die Instrumente nachgeahmt, zwischendurch wimmert er wie ein Hund um dann wieder lauthals los zu schreien. Leider verstehe ich kein Wort seiner Hymne, die für meine Ohren so fremdartig klingt, dass ich trotz großen Interesses an Weltmusik, eine Gewöhnung an diesen Singsang für immer ausschließen kann.
Breche dann auf über die Jln. Hanoman in Richtung Ubud, und esse beim Inder ein Butterchicken. Was sind das bloß für falsche Inder ? Die verwenden auch Ketchup für die Soße, wie ich das schon einmal in Luang Prabang erlebt habe. Vergessen ! Mit 90.000,- auch zu teuer für diese miese Qualität. Vielleicht gebe ich denen noch einmal eine Chance mit Dum Alloo und Palak Paneer in den nächsten Tagen. Wenn in der Küche Indonesier kochen, dann wird das aber nicht besser sein.
Die Gehwege sind lebensgefährlich. Riesige Löcher, lose Platten, die kippen wenn man darauf tritt, Gitter die beim Betreten des Randes hoch klappen, ein Meter darunter der Kanal. Ich traue auch keinem aufgelegten Betonklotz mehr, und mache lieber einen großen Schritt darüber oder wechsele die Straßenseite, wobei das bei dem Verkehr hier nur selten möglich ist. Durch Ubud´s Zentrum gehe ich über die große Querstraße Jln. Rya, und dann biege ich bei der Jln. Cak Gede Rai wieder nach Süden ab. 
Bei einem Pura, einem heiligen Tempel-Areal mit Pavillions und Schreinen, sehe ich eine festliche Gesellschaft. Die Männer tragen das traditionelle Batikkopftuch ´Kain Kepala´, weiße Hemden, Sarong und über dem Sarong noch ein Hüfttuch ´Saput ´, reich bestickt mit Gold- und Silberfäden.Die Frauen tragen über einem über der Brust gewickelten Stofftuch eine ´Kebaya´, eine aus feinem durchbrochenen Stoff gearbeitete durchsichtige Bluse oder langarm Jäckchen über dem Sarong ´Kamben ´. Auf der Straße rollen per Moped oder Auto immer mehr Besucher heran, und eine Ordnertruppe in Sarong, roten Hemden und roten Kopftüchern, stoppt bei Bedarf mit schrillen Trillerpfeifen den Verkehr. Ich gehe über die Straße und frage einen der Festteilnehmer ob er Englisch spricht, und was der Grund für diese Feier ist. Er erklärt mir, das ein heiliger Kris aus dem Dorf Mas, ein kunstvoll und aufwendig geschmiedeter Dolch mit Silber und Edelsteinen, hier im Tempel mit mystischer Kraft ausgestattet wurde. Er war dort eine gewisse Zeit aufbewahrt, und wird heute mit einer Prozession ins Dorf zurück gebracht. Jeder der Teilnehmer wolle von den übermächtigen Kräften des Kris profitieren, und deshalb seien die vielen Leute mit Opfern und Gebeten dabei. Der Termin ist bestimmt durch den balinesischen Kalender, und die Verbindung mit den Ahnen macht die ganze Aktion heilig und würdevoll. Das hört sich gut an, denn ich weiß, dass solche Zeremonien oft vom Gamelan Beleganjur begleitet werden und frage ihn danach. Er meint, wenn es sich ergibt, und alles passt, dann würde am Ende der Prozession der Gamelan gebildet. Die Musiker seien da, aber es ist nicht sicher, dass es die Stimmung auch wirklich erlaubt, den Gamelan Beleganjur anzustimmen. Jetzt werde ich hellwach: Prozession, Beleganjur. Auf die Frage wie lange die Weihe des Kris noch dauern wird bis es losgeht, meint er, vielleicht noch eine Stunde.
Für mich ist natürlich klar dass ich warte, obwohl am Himmel dunkle Wolken aufziehen. Jetzt bin ich ganz nah dran an der Situation, die ich erhofft hatte, und die auch für die Beschreibung der geheimnisvollen Ritualmusik im Buch so wichtig ist. Ich gehe noch ein Stück die Straße hinunter, bis ich an einem Kiosk eine Flasche Wasser kaufen kann, warte ich einen Regenschauer ab, und schlendere zurück zum Pura. Zum Schutz vor Sonne und Regen stelle ich mich auf der gegenüberliegenden Seite unter.
Ein Polizist beginnt ein Gespräch mit mir, und wir unterhalten uns eine ganze Stunde lang. Wayan Hendra erzählt viel von der Kriminalität auf Bali und in Indonesien allgemein. Er mag die Moslems nicht, die all dieses üble Verhalten erst ins Land gebracht hätten. Vorher hätte man als Tourist sein Gepäck an die Straße stellen können, und niemand hätte es weg genommen. Er erklärt mir sämtlich Tricks der regionalen Diebe. Ich soll ihn mal besuchen, und er würde mir bei allen aufkommenden Problemen auf Bali helfen. Die Frage nach der Korruption der Polizei kann ich mir nicht verkneifen. Daraufhin erklärt er mir wie wenig ein Polizist verdient (2 Millionen /Monat = 140,- €) , und dass nach einer Stunde im Warung-Imbiss davon 50.000,- immer schon gleich wieder weg seien. Er selbst würde die korrupte Art des Zuverdienstes ablehnen, sie zeugte von wenig Charakter. Er bestätigt aber, dass viele seiner Kollegen so handeln. Er wirkt so ehrlich und aufrichtig, dass ich ihm sogar glaube dass er nicht dazu gehört.Er habe auch schon Touristen die ohne Helm Moped fahren schon sausen lassen mit einer einfachen Ermahnung. Ich erzähle ihm von meiner 1.200 ccm BMW, und er wird blass. Obwohl ich mit diesem dicken Moped schon 75.000 km gefahren bin, würde ich niemals auf Bali Moped fahren. Das Risiko erscheint mir bei dieser unbekannten Fahrweise zu groß. Als er dass hört, habe ich seine Anerkennung. Nach seiner Meinung überschätzen sich in dieser Hinsicht sehr viele Touristen hoffnungslos. Wir reden noch über Politik, die deutsche Wiedervereinigung und Terroristen auf Bali, Sulawesi und den Molukken. Dann kommt Bewegung in die festliche Gesellschaft gegenüber.
Mein erster Gesprächspartner, vor dem Polizisten, war Pica, der seinen Neffen auf dem Arm trug. Er arbeitet für die Gesellschaft www.zukunftfuer-kinder.ch , und bot mir an, für mich einen Sarong von zu Hause zu holen, damit ich auch mit in den Tempel kann. Ich bedankte mich für das Angebot, aber an der Weihe des Kris teil zu nehmen interessierte mich nicht so sehr, denn von drinnen war noch kein Beleganjur zu hören.
Ab und zu kommt ein Balinese aus dem Pura, der aussieht wie ein Brahmanen-Priester, oder eine besonders wichtige Person bei diesem Ritual, und bespritzt die Ahnenhäuschen und Statuen mit Wasser (oder Schnaps ?). Dann verlässt die ganze Gesellschaft den Pura. Die Polizisten und Ordner sperren wechselseitig je eine Spur der Straße, und die Prozession nimmt auf der Straße Aufstellung. Ganz vorne gehen die kleinen Mädchen mit kleinen Opferschälchen auf dem Kopf, die mit Stroh- oder Silberdeckeln abgedeckt sind. Dann folgt eine Gruppe mit Fahnenträgern. Sie halten lange gebogene Bambusstangen mit den traditionellen Tempelfahnen, dem schwarz-weißen Karostoff, aber auch knallbunte schmale Fahnen, die nach oben in den Zentimeterbereich auslaufen und etwa 3 m hoch sind. Dahinter Fahnenträger mit kurzen Fahnenstangen und Mädchen mit Räucherwek in Schalen auf dem Kopf, welches zum Teil heftig qualmt. Dann folgt die große Gruppe der Frauen mit kunstvoll zusammen gesteckten Opfertürmen aus Esswaren. Diese ´Gebogan´ können bis zu 20 kg wiegen. Da die Götter lediglich die Essenz der angebotenen Speisen entnehmen, kann die weltliche Hülle von Obst, Reiskuchen, Eiern und Hühnchen durchaus später verzehrt werden. Die Frauen lächeln mir schüchtern zu, als ich vom Rande der Straße das Geschehen beobachte.
Vor allen Dingen bemerke ich nun, dass 20 Personen gänzlich anders gekleidet sind als der Rest der Prozessionsteilnehmer. Sie tragen nicht die festlichen Adat-Gewänder, sondern schwarz-rote Sarongs und rote Hemden und das Batikkopftuch, dann nehmen sie Instrumente auf: der Gamelan - Beleganjur ! Jetzt merke ich, wie in mir eine ungeheure Spannung aufkommt. Ich bin jetzt richtig aufgeregt, und hoffe, dass es gleich so richtig abgeht mit der faszinierenden Musik, wegen der ich diese Reise nach Bali überhaupt angetreten habe, und kann kaum erwarten den ersten Ton zu hören.
Pica hatte mir vorher schon erzählt, dass der Weg zum Dorf Mas etwa 7 km sein lang ist. Wenn die jetzt tatsächlich mit Beleganjur los gehen, so viel ist mir klar, dann werde ich vermutlich den gesamten Weg mitgehen.
Nachdem alles geordnet steht, die Spitze muss weiter vor rücken, damit die ganze Gesellschaft Aufstellung nehmen kann zwischen den wartenden Autos, kommen noch Frauen in festlichen gestickten weißen Blusen, die Träger mit der Sänfte, in der der Kris liegt, und eine lange Reihe von Teilnehmern, die eine etwa 20 m lange Stoffbahn über sich gespannt halten. Dann setzt sich der Zug in Bewegung, der Gamelan hatte schon kurz vorher eingesetzt.
Der tiefe, in den Unterbauch fahrende Klang des großen Gong, beeindruckt mich schon aus der Entfernung. Als der Gamelan neben mir ist, laufe ich auch los. Es ist mir leider nicht möglich die Musiker zu beobachten, weil die katastrophalen Fußwege meine ganze Konzentration verlangen. Der Klang des Gamelan Beleganjur trägt mich aber, und ich schwebe mit ganz leichten Beinen, wie auf einem fliegenden Teppich neben der Gruppe her. Nach einigen Kilometern merke ich, dass die Musiker über mich reden. " Der läuft schon seit Ubud mit", und einer der Träger der Stange an der der Gong hängt, der selber ja nicht aktiv musiziert und sich nicht auf den komplizierten Rhythmus konzentrieren muss, spricht mich an. Ich erzähle ihm, dass ich sehr glücklich darüber bin den Beleganjur zu erleben, und nur darum auf Bali bin. Im Laufe des nächsten Kilometers hat er das weiter gegeben an die anderen Musiker. Einer fragt mich dann, ob ich wirklich weiter mitgehen will, und ich bejahe. Ich will, egal was kommt, ich will, deshalb bin ich hier, diese Gelegenheit lasse ich mir doch nicht entgehen. Meine alten Barfußlatschen sind erprobte Langstreckenlatschen, mit vielen Kilometern Asiens auf den Sohlen.
In Mas angekommen verlässt die Prozession die Hauptstraße und biegt ab in die Reisfelder. Ich überlege kurz und denke an den Rückweg. Von der Hauptstraße komme ich immer weg, aber gibt es im Dorf in Reisfeldern auch ein Taxi ? Außerdem ist es 17:00 Uhr und kurz vor dem Einsetzen der Dämmerung. Meine Wünsche und Gedanken gehen an der Abzweigung mit dem Gamelan in die Reisfelder, aber ich bleibe stehen. Als ob die Jungs der Beleganjur-Gruppe es geahnt hätten, drehen sich viele um, und winken mir zu. Alle hatten mitbekommen, dass ich die Gruppe bis hierher begleitet habe, und waren durch mein Gespräch mit dem Gongträger auch informiert über mein Interesse am Beleganjur. Ich fand es sehr emotional, wie die Jungs, den langen Weg anerkennend, den ich bis hierher mitgelaufen war, mich durch ein freundliches Lächeln, Kopfnicken, oder auch Umdrehen und Winken, an dieser Ecke verabschiedeten.
Etwas wehmütig sehe ich hinterher, wie sie in einem Tal, zwischen den Reisfeldern und einem Wäldchen, aus dem Blick verschwinden, den Takt des Gamelan höre ich noch leise.
In dem klaren Bewusstsein, nun eine weite Strecke wieder zurück gehen zu müssen, mache ich mich auf der linken Seite der Straße auf den Weg. Hier hupt keiner und bietet mir Transport an. So gehe ich etwa 300 m, als ein Mopedfahrer mich fragt " Where You Going ? " . Hier, neben der Landstraße, ist das ja auch keine so blöde Frage wie in Sanur oder einer der anderen touristischen Hochburgen. Ich sage, dass ich nach Pengosekan muss, und er bietet mir den Rücksitz seines Mopeds an, will mich dort hin bringen. Vorsichtig geworden durch die vielen Abzocker,frage ich nach dem Preis. Er überlegt kurz, sagt 10.000 RPS , aber sofort hinterher "For You nothing" . Er hatte mich mit der Prozession kommen sehen. So fahren wir die wenigen Kilometer, die zu Fuß aber ziemlich lang geworden wären, und erreichen das Guci GH in Pengosekan. Ich will ihm Geld geben, aber er lehnt ab. " For You nothing" wiederholt er.
Ich bedanke mich und freue mich über die Situation als solche. Sie zeigt mir, dass Bali nicht nur aus Abzockern besteht, und nicht jeder Tourist 10 bis 100 x mehr bezahlt als ein Einheimischer.
Beim Guci GH hole ich mir zuallererst ein Bier aus dem Kühlschrank. Ich bin überglücklich, fertig und kaputt zugleich. Nach kurzer Rast gehe ich aber wieder los, denn eine Kleinigkeit muss jetzt noch in den Magen. Da ich nicht mehr so sehr weit gehen will, und Soto Ayam, die indonesische Hühnersuppe auf keiner Karte auftaucht, gehe ich in das Thai-Restaurant und esse Tom Yam Goong, die scharfe Suppe mit Zitronengras und Garnelen. Mit Bier 67.000 RPS, lecker und empfehlenswert. Von gegenüber tönt Live-Musik, die von Traffic oder Steve Winwood sein könnte. Sind die auch hier gelandet ? Wo doch schon Mick Jagger und David Bowie zeitweilig ihre Luxusdomizile in Ubud aufgeschlagen haben ?
Zum Abschluss des erfolgreichen Tages trinke ich noch ein paar Bierchen auf der wunderschönen Terrasse meines Bungalows. Die Getränke holt man sich selbst aus dem Kühlschrank und führt eine Strichliste auf dem Zimmer. Für Wasser werden leere Plastikflaschen zum Nachfüllen angeboten, eine sehr nachahmenswerte Idee zur Vermeidung des unsäglichen Plastikmülls. Die Teilnehmer der Prozession hatten dieses Umweltbewusstsein nicht, denn die geleerten Trinkbecher mit Wasser, die bereitgehalten wurden, flogen überall in die Gegend.
Auf der Terrasse läuft einige mal eine Ratte ihren Weg entlang der Hauswand. In den Reisfeldern gibt es sicher viele dieser Nager. Im Badezimmer sitzt auf den hellen Fliesen eine handtellergroße Spinne, und ich spüre hier zum ersten Mal ganz deutlich, wie viel neue Gelassenheit mir diese Reise gebracht hat. Mit dem Notizbuch schiebe ich sie ins Außenbad, und weiter berührt mich das nicht. Früher hätten Spinnen dieser Größe bei mir für großen Schrecken und heftige, länger anhaltende innere Aufruhr gesorgt.
Mit Geckoschnalzen und dem Beleganjur im Ohr, den ich heute fast 1 1/2 Stunden genießen durfte, schlafe ich höchst zufrieden ein.
30.OCT 08
hier ist wieder Hühnerland, denn nicht Hundegebell, wie in Sanur ist mein Weckruf, sondern der klassische Hahnenschrei gegen 06:00 Uhr. Da Frühstück erst ab 08:00 Uhr zu bekommen ist, lege ich mich noch mal hin. Um 10:00 Uhr laufe ich nach Ubud, nachdem ich zuvor 1 Stunde in die Reisfelder marschiert bin. Es ist schon heiß, und ich suche die Schattenseite der Straße
Jln Hanoman. Im Zentrum, an der Jln. Raya, gehe ich nach links, vorbei am Markt, der aber weitgehend touristisch ausgerichtet ist, mit viel Souvenir- Handarbeiten, und natürlich wieder mit unzähligen Taxi- und Mopedangeboten. Im Innenhof eines Pura sehe ich die hohe Konstruktion einer Bambustreppe und eines Turmes für eine Kremation. Ich frage wann die statt findet, Morgen um 11:00 Uhr soll der Fußweg beginnen bis zur Verbrennungsstätte. Es ist eine ganz große Sache, denn es ist die Kremation eine Dame aus dem Königs- oder Fürstengeschlecht von Ubud, und der Aufwand wird entsprechend groß. Auf jeden Fall begleitet den Zug mindestens eine Beleganjur Gruppe, so dass ich also schon wieder fündig geworden
bin, und morgen pünktlich da sein werde.
Zurück gehe ich durch Nebenstraßen, obwohl dort auch pausenlos Mopeds und Autos durch fahren, ist das sehr viel angenehmer. In einem kleinen Restaurant esse ich Soto Ayam und trinke Lemon Juice und Wasser. Ein junger Mann unterhält sich freundlich mit mir, und ist interessiert, als er den Grund meines Aufenthaltes erfährt. Nyoman ist Taxifahrer, wie so viele hier, und wohnt auf dem Dorf, 30 Mopedminuten von hier, und er hat 2 Kinder. Er freut sich, dass ich mich für den Gamelan interessiere, erzählt, dass er auch in einer Gruppe spielt, und lädt mich zu einer Kremation auf dem Dorf in 5 Tagen ein, bei der er die Gamelanrichtung Angklung spielen wird. Nun interessiert mich Angklung weniger, und ich biete ihm meinerseits an, mich am 04.NOV mit seinem Taxi nach Sanur zu bringen. Er freut sich über das kleine Geschäft, hat allerdings ein spürbares Problem damit das Datum einzuordnen, und die Tage bis dahin abzuzählen. Fünf Tage von heute, ist das nun der 05. oder der o4.NOV - oder gar der
03.NOV ? Immer wieder bemüht er seine Finger und den Kalender, um dann betrübt festzustellen, dass er am 04. in seinem Dorf sein müsse, und mich doch nicht fahren kann. Wir einigen uns darauf, dass ich am Samstag, übermorgen, wenigstens ein Moped von ihm leihen werde. Wir lachen darüber, wie verrückt die Welt ist, weil ich eine Arbeit mit einem guten Verdienst aufgegeben habe, während er dringend danach sucht. Jetzt, wo der den Auftrag hatte für eine Fahrt nach Sanur, geht aber Adat vor, die dörfliche und familiäre Tradition. Er glaubt, dass auf Bali nur wenige Leute Geld verdienen können, da immer Verpflichtungen im Zusammenhang mit Adat und dem Dorf dagegen stünden, die aber von jedem höher und wichtiger eingestuft werden müssten als Arbeit.
Bin um 14:00 Uhr wieder beim GH und schreibe. Leider haben die Mädels das Mandiwasser ablaufen lassen, das ich gestern mühsam, da nur leicht tröpfelnd, habe einlaufen lassen. Da will man nun sparen, aber die hauen es sinnlos weg. Die Dusche bringt nämlich z.Zt. so wenig Wasser, dass die Mandikelle hier angenehmer ist. Werde künftig Kelle für Kelle füllen und mir über den Kopf schütten ohne das Mandibecken zu füllen, damit nicht wieder alles vergeudet wird.
Habe auf der Jln. Pengosekan den empfohlenen Bingin Warung gesucht, aber nicht gefunden, und bin dann zum Nuriani Sunset Restaurant gegangen, wo ich schon am Mittag gesessen hatte.
Der Laden macht seinem Namen alle Ehre, denn ab 18:00 Uhr kann man von hier wunderbar den Sonnenuntergang hinter den Reisfeldern beobachten.
Auch der Arbeiter im Reisfeld, der mit einer Machete die Pflanzen vom Deich am Feldrand abschlägt, hält ab und zu inne, und schaut hinüber zu dem Palmenhain, über dem der Feuerball knallrot leuchtet. Die Wolken bieten die grandiose Dramatik zu diesem kostenfreien Naturspektakel.
Die beiden Mädchen, die im Restaurant bedienen, gehen abwechseln zum Geländer der Terrasse und lächeln versonnen in die untergehende Sonne. Die Einheimischen genießen dieses, für sie doch eigentlich alltägliche Schauspiel, genau so wie ich. Das ist schön, und zeigt, wie verbunden die Menschen hier noch mit der Natur sind. Welche junge Frau würde bei uns, selbst wenn sie einen Balkon mit freier Sicht nach Westen hätte, hinausgehen um sich einen Sonnenuntergang anzusehen ? Auch wenn schöne, spektakuläre Sonnenuntergänge bei uns eher selten sind, dafür den Platz vorm Fernseher oder Computer verlassen, oder das Handygespräch unterbrechen, das käme wohl niemandem in den Sinn. Nur wer gerade im Auto sitzt und nach Westen fährt, der sieht den Sonnenuntergang. Vielleicht dann auch schimpfend, weil die Scheiß Sonne ihn blendet. Der Arbeiter, der bei uns seine Arbeit unterbrechen würde um hin zu
sehen, würde von seinem Vorarbeiter angepfiffen nicht in den Himmel zu starren, sondern zu malochen.
31.OCT 08
Frühstück im Guci GH: Zimtpfannkuchen mit Banane
Hier im Guci bekommt man ein fertiges Frühstück, es gibt keine eigene Wahl. Das ist ok so, denn es bietet am Ende vielleicht mehr Abwechslung, als wenn man selber jeden Tag das gleiche Frühstück bestellt. Einen Zimtpfannkuchen mit Banane hätte ich mir dann vermutlich nicht ausgesucht, und was Leckeres verpasst.
Die Männer arbeiten noch im schwarzen Schlamm des Teiches um ihn zu säubern und tragen die Pampe weg um sie auf die Beete im Garten zu verteilen. Ein anderer kommt mit Räucherwerk und einem Tablett voller geflochtener Opferschälchen, die er in der gesamten
Anlage verteilt. An den Schreinen und Stelen werden Räucherstäbchen entzündet und Blüten abgelegt. Da dieser Mann das täglich hier macht, sieht es aus, als ob er eigens dazu engagiert sei.
Gegen 10:00 Uhr gehe ich los, diesmal über die Affenwaldstraße, nach Ubud Zentrum. Dort versammelt sich allmählich schon eine Zuschauermenge, um den Abtransport des fast 20 m hohen Verbrennungsturms und des Verbrennungssargs in Form eines schwarzen Stiers, der hier die Zugehörigkeit zur Ksatria Adels-Kaste signalisiert, zu verfolgen. Bis auf eine Höhe von ca. 8 m ist an dem Turm noch eine Bambustreppe angelegt. Weit oben befindet sich in einer Nische der Sarg, darunter hockt ein naher Verwandter in einem Hohlraum. Auf beiden Seiten des pagodenartigen Turmes sind Sitze gezimmert für die Musiker, die Gamelanistrumente spielen, die Xylophonen mit Metallplatten ähneln. Um 12:00 Uhr ist immer noch nichts in Bewegung, und ich gehe etwas die Straße hinauf. Als ich zurück komme, sind die Träger des Stieres bereits auf der Straße und die Beleganjur Gruppe ´Puri Kelodan Ubud´ ist im Einsatz.
Ich frage mich, wo die etwa 200 Träger für Stier und Bade, dem Verbrennungsturm, und die 25 Musiker der Beleganjur Gruppe, versteckt waren, dass sie so plötzlich loslegen konnten.
Ich höre den kraftvollen Rhythmus, und bin sofort hin und weg. Was für ein Sound ! Die Gruppe besteht zu 60 % aus Kindern, Jungen zwischen 10 und 14 Jahren. Der Rest sind Jugendliche zwischen 15 und 20. Außerhalb der Musikgruppe laufen noch Offiziele mit der gleichen Kleidung mit. Die Jungs sind um Klassen besser als die vom Dorf vorgestern. Es ist ihnen eine unglaubliche Spielfreude anzusehen. Sie befeuern die Träger, die mit der unvorstellbar schweren Konstruktion des Turmes zu kämpfen haben, und sich selbst. Zwei oder drei der Spieler geben die Zeichen für Tempo- und Taktwechsel und Einsätze. Der Kreasi-Stil dieses Beleganjur beinhaltet Passagen, wo nach einem schnellen Ceng-Ceng Takt (Zimbeln) die ganze Gruppe auch mal einen Ruf loslässt, wie " Ho" oder " Hua" . Ganz kurz und knapp, und dem Takt angepasst. Das sitzt ! Ich bin begeistert. So kleine Jungs spielen hier einen dermaßen packenden Rhythmus, der mit zur besten Live-Musik zu zählen ist, die ich je gehört habe.
Manchmal nehmen sie die schneidenden Ceng-Cengs raus, fahren den Dampf zurück, und lassen den Takt regelrecht einschlafen. Es wird immer langsamer und langsamer, bis nach einem kurzen Zeichen eines der beiden Trommler, einem kurzen Doppelschlag, der Hochdruck wieder da ist. Sie können die Geschwindigkeit der Takte und die Lautstärke der Ceng-Cengs so hochpuschen, dass Zuhörer am Rand sich teilweise die Ohren zu halten. Zu solch einem anstachelnden Druck werden sie immer dann angepeitscht, wenn die Träger besonders schwierige Passagen, wie Kreuzungen, oder zu weit auf der Straße parkende Autos, zu bewältigen haben. Im letzteren Fall wird bei dem Auto kurzerhand die Scheibe eingeschlagen, und das Auto zur Seite geschoben.
Der Turm wird nie weiter als 30 m getragen, dann benötigen die Träger eine Pause. Sie bekommen Wasser und werden auch mal vom begleitenden Feuerwehrauto aus nass gespritzt.
Das kommt gut an bei den Trägern. Sie johlen und feuern sich an durchzuhalten . Während der Standzeiten stellen sich die Spieler des Gamelan-Beleganjur z.T. im Kreis auf, oder sie setzen sich auf die Straße. Die Qualität und Diversität ihres Spiels leidet dadurch in keiner Weise.
Ich freue mich mit ihnen, als ich sehe, wie sie nach besonders komplizierten Passagen erleichtert lachen, und dann sofort wieder voll konzentriert bei der Sache sind. Was müssen die Dreikäsehochs erst für Musiker werden wenn sie älter sind, wenn sie jetzt schon diesen Wahnsinn drauf haben. Was ich hier zu hören bekomme ist einfach unglaublich. Hätte ich Haare auf dem Kopf, dann stünden sie jetzt wie statisch aufgeladen senkrecht. Nach etwa 1 1/2 Stunden ist der Verbrennungsplatz erreicht. Ich finde einen Platz neben der ´Band ´ unter einer Überdachung. Sie fetzen noch mal so richtig los, und am liebsten würde ich herumspringen zum mitreissenden Takt um meine Begeisterung raus zu lassen. Ich glaube, ich würde in Deutschland für eine solche Live-Performance genau so viel Geld bezahlen, wie für ein Peter Gabriel Konzert.
Mädchen verteilen Getränke und Essenpakete, dann ist erst einmal Pause. Im Hintergrund sehe ich wie der Stier aus Papier, Bambus und Holz, aufgeschnitten, und der Leichnam hinein gelegt wird. Es folgt das Bestücken mit den diversen Beigaben durch Familienangehörige und einen Hindupriester.
Das ist mir eigentlich alles Wurscht. Ich will ´verbotene Kinderarbeit ´! Ich will die Gruppe noch einmal hören, und ich habe Glück. Im Sitzen, in den Pfützen umgekippter Wasserdosen und zwischen dem Müll ihrer Luchboxen, legen sie wieder los und geben Alles. 
Jemand von außerhalb, ich vermute ein Lehrer, setzt sich dazu, mit dem Gesicht zu den Musikern. Durch die Bewegungen seines Oberkörpers, die wie ein Tanz wirken, und haargenau zu dem gespielten Takt passen, dirigiert er die ganze Gruppe, und manchmal auch nur einzelne Abteilungen. Als draußen am Stier etwas Weihevolles und Wichtiges passiert, peitscht er die Jungs zur Höchstleistung. Dann zeigt einer mit den Fingern eine Null, ein anderer nimmt das Zeichen auf und zeigt es auch noch einmal, damit es alle mit bekommen, und mit einem atemberaubenden Wechsel zwischen Trommeln, Gongs, Kebar und Ceng-Ceng ist Schluss, das unglaubliche Ensemble macht Feierabend.
Keiner klatscht. Für mich gehört an dieses Ende der Sturm von Begeisterung. Der Europäer klatscht, wenn ein Flugzeug landet - lächerlich. Aber nach dieser Darbietung der Spitzenklasse klatscht niemand. Na ja, ist ja auch eine Beerdigung, allerdings eine fröhliche. Ich sehe die Familienangehörigen lachend an der Öffnung im Rücken des Stieres hantieren.
Für mich ist hier auch Schluss. Bis zum Anzünden kann es sich noch Stunden hinziehen. Mein Traum wurde auf jeden Fall erfüllt, ich konnte einen sehr guten Beleganjur hören, für fast 1 1/2 Stunden. Aus einem kurzen Gespräch am Rande erfahre ich, dass dies die einzige Gruppe in Ubud ist, die diesen Stil spielt. Ich frage, ob es davon auch eine Aufnahme gibt, er bejaht, aber derart zaghaft, dass es auch ein Missverständnis sein konnte.
Während des Schlussaktes der Wahnsinnsshow dachte ich daran, dass ich, wenn ich ein Handy dabei gehabt hätte, bei Herbert in Deutschland angerufen hätte um ihn teilhaben zu lassen an diesem außergewöhnlichen Erlebnis. In Deutschland wäre es zwar erst 06:00 - 6:30 Uhr gewesen, aber Herbert ist der vermutlich einzige Mensch aus meinem Kulturkreis, der meine Leidenschaft für den Beleganjur versteht und sogar teilen kann.
Nach dem 3 km langen Rückweg zum Guci GH in Pengosekan, bin ich geschafft. Die Hitze, nichts getrunken, Hunger - ich schaue nach einem Warung-Restaurant, aber um 15:00 Uhr scheint das irgendwie schwierig, etwas zu essen zu bekommen.
An einem Verkaufsstand gegenüber sehe ich in der Auslage Nudeln und Grünzeug, und ich vermute, dass es dort Suppe gibt. Ich setze mich auf die schmale Holzbank, meine Knie passen nicht unter den Tisch. Keine Ahnung was jetzt passiert, denn erst einmal ignoriert mich der Suppenkoch. Eine Dame bekommt einen Teller Suppe mit Fleischbällchen, ´Bakso daging´. Die Portion ist kleiner als die mir bekannten Schüsseln, aber ich sage ihm auf Indonesisch, dass ich das Gleiche möchte. Nun strahlt er, und es wird klar, dass er kein Englisch kann und Hemmungen hatte mich anzusprechen. "Bakso ?" fragt er, und ich sage Ja. Ich kenne Bakso schon aus Singapore. Es gibt diese Bällchen in der Suppe als Fleischbällchen, Hühnerbällchen und Fischbällchen. Dann bitte ich ihn noch die Suppe schön scharf zu machen, und er zeigt mir auf dem Tisch ein Töpfchen mit scharfer Chillie-Paste, mit der ich mir problemlos die Suppe sogar ungenießbar machen könnte. Als er mir den Teller hin stellt, gebe ich ihm
10.000 RPS = -,80 €, weil ich denke das müsste so hin kommen, und er gibt mir 5.000 RPS wieder zurück. In der -, 40€ Suppe sind Nudeln und 5 Meatballs. Ich würze nach und der Geschmack entwickelt sich phantastisch. Die Fleischbällchen sind sehr lecker. Die´weißen Bällchen ´geben sich dann aber als Schwarte, Haut oder so etwas zu erkennen, und ich lasse die 4-5 Stücke über, denn das ist nicht mein Fall. Trotzdem aber eine gute Suppe.
Im GH kippe ich dann fast einen ganzen Liter Wasser auf Ex weg und hole auch noch gleich Nachschub, so ausgetrocknet bin ich. Nach einer Abkühlung aus der tröpfelnden Dusche lege ich mich erst einmal hin und schlafe eine halbe Stunde. Da immer noch an der Entrümpelung des Teiches gearbeitet wird, bekomme ich keine Ruhe. Der Schlamm wurde inzwischen auf alle Beete der Anlage verteilt, und Beete, Wege und Arbeiter sehen gleich schwarz aus.
Um 22:15 Uhr höre ich wunderbare Klänge. Ein fantastisches Stück, mit Sitar gespielt, klingt leise herüber auf meine Terrasse, wo ich gerade 3 weitere Seiten vom Buch geschrieben habe.
Die Musik ist unglaublich gut, aber leider dreht derjenige, bei dem sie läuft, die Lautstärke zurück. Immer, wirklich immer auf dieser Reise, war ich froh darüber, wenn jemand die Lautstärke herunter drehte. In diesem Fall allerdings, da hätte er gerne richtig aufziehen dürfen.
Zum Abendessen war bin in der Pizzeria. Nach dem Reinfall in Ubud hatte ich ja erst Bedenken, mir wieder Pizza in Indonesien zu bestellen, aber mit einer Pizza Tirolean habe ich es gewagt. Obwohl ich extra scharf mit zusätzlichen Chillies auf dem Belag bestellt hatte, ist auch diese Pizza überhaupt nicht scharf, aber trotzdem gut. Guter Teig, satter Gorgonzola-Käsegeschmack, und Schwarzwälder Schinken, der nach dem Backofen aufgelegt wurde, das ist fein.
01.NOV 08
Gehe um 09:00 Uhr zum Nuriani Restaurant, um mir von Nyoman, wie vereinbart, das Mopd abzuholen. Nyoman ist nicht da, und hat sich außer der verpassten Fahrt nach Sanur am 04.NOV nun auch noch um dieses kleine Geschäft gebracht. Er hatte absolut Recht mit seiner Annahme, dass mit der Einstellung, die den Balinesen eigen ist, niemand auf der Insel Geld verdienen kann. Im Hintergrund sitzt denn auch in der Realität meist ein Chinese, der das Geld scheffelt. Im bin nicht böse darüber, nun statt auf zwei Rädern durch den chaotischen Verkehr zu rollen, weiter auf meinen Füßen unterwegs zu sein, und laufe weiter nach Ubud Center. Im Musikgeschäft erwerbe ich 2 Beleganjur-CDs , dann laufe ich auf dem schmalen Fahrweg kostenlos durch den Affenwald. Statt auf den zu bezahlenden Touristenwegen gehe ich 20 m daneben, sehe die gleichen Affen, den gleichen Wald, den gleichen Bach unten in der Tiefe, ich muss nur auf die Mopeds acht geben, die eng an mir vorbei knattern, und mich rechtzeitig an den Wegrand drücken um auszuweichen.
Als ich in Pengosekan beim GH ankomme brauche ich erst Pause, dann gehe ich zu Pizza
Bagus, wo mächtig viel Betrieb ist. Eine komplette Busladung mit Australiern macht sich breit.
Vor dem Restaurant ist ein kleiner Markt mit Bio-Produkten aufgebaut. Ich bestelle scharfe Ancovis-Sauce-Spaghetti Calabrese. Die schmecken ausgezeichnet, aber machen mich nicht satt. Darum schiebe ich noch ein Bruschetta Rustica hinterher, das auf der Karte auch als sehr scharf bezeichnet wird. Die Chillie, die man da verarbeitet hat, ist wirklich ´pedas´ , scharf, und alles ist gut. Im GH lege ich erst mal eine Stunde auf´s Ohr. Ruhe gibt es aber nicht, denn der Teich wird immer noch entrümpelt.
Auf dem Weg zum Affenwald hat es ein Zeitungsverkäufer geschafft mich zu verwirren. Ich wollte bei ihm eine Daily News kaufen, und er sagt mir als Preis 90.000 RPS. Da ich 10.000 für angemessen hielt, hatte ich auch schon einen 10.000 RPS-Schein in der Hand und frage nach
"Sembilan Puluh ? " Neunzig ? Er bestätigt den Preis, also etwa 7,- € für eine Tageszeitung, und meint dazu, die sei so teuer weil heute Sonntag sei. Ich frage ihn ob er der Meinung sei ich hätte ein ´Otak kosong ´ - ein leeres Hirn, um einen solchen Preis für eine Zeitung zu bezahlen, dafür kaufe ich sonst dicke Bücher, und gehe weiter. Er kommt hinter mir her und fragt "Wieviel?" Ich kaufe bei ihm nicht und sage ihm das deutlich. Sein Angebot liegt inzwischen bei 20.000, aber auch für 10.000,- , die ich eben schon in der Hand hielt, würde ich nun bei ihm nicht mehr kaufen. Da bin ich nachtragend. Er macht also kein Geschäft mit mir, aber er hat mich damit verwirrt, dass heute Sonntag sein soll. Meine Uhr zeigt den 01.NOV und Samstag, und so bin ich auch mit meinem inneren Kalender eingestellt. Da man auf so einer Reise ja durchaus mal um 1 Tag ´verrutschen´ kann, frage ich Uli im GH welcher Wochentag ist. Ich liege richtig, und die Weltordnung ist wieder hergestellt.
02.NOV 08
Ein echter Sonntag ! Alle Mädels vom Personal laufen weiß gekleidet, die Arbeit am Teich ruht, und es beginnt zu regnen ist mein Glück perfekt, denn ich brauche nicht rumlaufen. Bei schönem Wetter fühle ich mich immer auf eine unbestimmte Weise verpflichtet los zu gehen, was zu sehen, zu erleben, und kann mich nicht einfach locker hinsetzen und schreiben. Heute ist Regenwetter, darum schreibe ich in einem echten ´Lauf ´ fünf Seiten. Anschließend rufe ich Madé, den Fahrer, in Sanur an, und mache für Dienstag meine Abholung klar. Ich will in Blahbatuh noch stoppen, um mir die Gießerei für Gamelan-Instrumente anzusehen. Vielleicht kann ich dort ein paar Ceng-Cengs erstehen. Die Druckmacher des Gamelan Beleganjur gehören eigentlich in meine Sammlung. Wenn ich dann mit den Ceng-Cengs zu Hause die neuen Beleganjur CD´s begleite, werde ich vermutlich bald sehr einsam sein.
Die traditionelle Methode des musikalischen Üben auf Bali, und beim Beleganjur im Besonderen, besteht aus ständigen Wiederholungen, nicht aus dem Begreifen der Struktur oder gar Notenlesen.
Versuche es noch einmal mit dem Inder und bestelle dort Gemüsecurry. Das ist diesmal ohne Ketchup und schmeckt gut.
Im Internet Café nebenan hat das Mädchen vergessen mir einen Touristenpreis zu machen, und ich bezahle für 1 1/2 Stunden 9.000 RPS = 0,80 €, das ist Spitze !
Um 16:oo Uhr gebe ich Beer-o-clock für mich frei. Schließlich habe ich heute was geschafft. Zum Abendessen gibt es Traveller-Food. Ich zum Bakso-Suppen-Mann gegenüber. Die Suppe mit den Fleischbällchen war ja sehr lecker bei ihm, allerdings will ich diesmal nicht die Haut darin haben und sehe im indonesischen Sprachführer nach was ich nun bestellen will und wie:
" Satu Bakso tetapi tanpa kulit, dangin bola dan mie saja. " Eine Bakso, aber ohne Haut, nur Fleischbällchen und Nudeln. Das klappt. Ich behalte das alles bis zum Essensstand und bestelle so. Er versteht sofort, sagt "Aaah Ya" und zack habe ich super Suppe auf dem Tisch. Ich haue von der wirklich scharfen Soße noch was rein und bin gut drauf. Mein Gefühl für die Sprache scheint sich langsam zu entwickeln, sonst hätte ich die fremden Worte an der Hausecke schon wieder vergessen. Er fragt mich, ob es diese Suppe in Deutschland nicht gibt, und eine Dame, die gerade zahlt, fragt mich " Enak ?" lecker ? und ich antworte " Enak banyak, saya mau satu lagi" Sehr lecker, ich möchte noch eine. Alle lachen, der Chef versteht, und die Suppe steht schon dampfend vor mir. Am Ende zahle ich -,80 € habe was gelernt und gut gegessen, was will ich mehr ?
Bei der Anwendung des Schulenglisch hatte ich noch nie so viel Freude.
Eine fremde Sprache macht einfach mehr Spaß. Nicht nur dem, der sie lernt, sondern auch den Leuten die man anspricht. Die freuen sich darüber, dass sich mal wieder einer bemüht. Allgemein fällt hier aber auf, dass sehr viel Weiße ausgezeichnet Bahasa Indonesia sprechen. Hier ist der Anteil der Touristen die Bahasa Indo sprechen sicher höher als der der deutschen Reisenden in Reiseländern wie Spanien, Italien oder auch der Türkei, mit Kenntnissen der Landessprache. Vielleicht liegt es daran, dass man dort überall Deutsch reden kann und trotzdem verstanden wird. Allerdings spricht hier fast jeder Einheimische Englisch, und trotzdem können viele Gäste Bahasa. Der Grund kann aber auch sein, dass die Sprache verhältnismäßig einfach zu erlernen ist. Viele der hellhäutigen, die Indo gut sprechen, sind ältere Herren, die hier mit den jungen Mädchen herumturnen. Das waren in Thailand ja auch schon die, die gut Thai sprachen, da sie teilweise schon lange im Land lebten.
Bewundere gerade die Kletterkünste der Frösche, die einem Gecko in nichts nachstehen. Glatte Fensterscheiben oder Fliesen hindern keinen Frosch daran hoch zu gehen. Er springt sogar daran und bleibt haften. Es gibt hier auch die schön gezeichneten großen Geckos mit der kräftigen Stimme, die man allerdings seltener sieht. Zuerst hört mann eine Art Klacken oder Knacken, dann deutlich das Lautbild von ´Gecko´ etwa 8-10 mal, und dann nur noch ´o ´, welches immer leiser wird bis Ruhe ist.
Fotografiert habe ich sehr wenig bisher, 61 Bilder. Das waren immer Orte, an denen ich am
" Majapahit-Geheimnis" geschrieben habe. Hoffentlich werden die alle mit dem Besucherstrom fertig, wenn das Buch ein Weltbestseller geworden ist, der Film dazu für den Oskar nominiert ist, und die Massen sehen wollen, wo der geniale Buchautor das alles geschrieben hat. Es gibt die ´Harry-Potter´- Reise nach England, warum nicht auch die Reise´Zu den Spuren des Majapahit-Geheimnisses´ nach Thailand, Laos und Bali ?
Hemingway´s Haus auf Key West ist zwar noch Pilgerziel, aber das wird bald verblassen. Dann wollen die Leser dieser Welt nur noch Eines: sehen wo der Roman handelt und entstand, der seit Wochen die Charts anführt. So viele Pilgerwege kann H.P. gar nicht erwandern und beschreiben, dass er das Majapahit-Geheimnis noch einmal von der Spitze verdrängen könnte.Vier Bintang tun ihre Wirkung ! Ich fange langsam an zu spinnen. Aber das sind doch schöne Träume. Ich genieße die Spielereien meiner Phantasie und schaue einfach was die macht. Eigentlich ist das genau so wie beim Schreiben, wenn ich beobachte, wie die Phantasie die Geschichte weiter entwickelt, während ich wie ein Reporter das Ganze nur noch aufschreibe.
03.NOV 08
Es regnet wieder- wie wunderbar !
Schon gestern habe ich es genossen bei Regen auf dieser schönen Terrasse im Grünen zu
sitzen. Die Regentage sind einfach die schönsten in den Tropen. Dabei meine ich nur diesen gerade herunter fallenden Schnurregen, nicht die Monsunregen mit Sturm und sich
biegenden Palmen, bei dem man auch auf keiner Terrasse mehr sitzen kann.
Nein, aber dieser Landregen, bei warmen Temperaturen, ist beruhigend, schafft angenehme Luft, und bedeutet hier im Guci GH zudem, dass die Arbeit am Teich wieder ruht, also kein Lärm.
Bei Sonnenwetter könnte ich natürlich auch jederzeit auf der Terrasse sitzen bleiben und schreiben, lesen oder Bahasa Indo lernen. Mache ich aber im Regelfall nicht, ich gehe dann wie automatisch los. Ich bin sicher, dass einige der anderen Gäste auch viel lieber gemütlich auf ihrem Hintern sitzen blieben, als nach dem Frühstück mit dem Tagesrucksack auf dem Rücken los zu laufen. Die müssen aber, denn ihre Zeit ist meist sehr begrenzt, und sie wollen was sehen. Ich muss nicht ! Ich habe meist viel Zeit an den Orten meiner Reise, und was ich nicht sehe, das bleibt mir eben für einen späteren Besuch. Trotzdem fühle ich bei Sonne immer so eine gewisse ´Pflicht´los zu laufen, und das endet meist damit, dass ich nach 4-5 Stunden völlig verschwitzt und kaputt wieder im GH ankomme. Nur durch solche Exkursionen habe ich allerdings die beiden Zeremonien mit Beleganjur erleben können und überhaupt erst davon erfahren. Selbst die große Verbrennungszeremonie mit Scharen von Touristen wäre an mir vorüber gegangen, hätte ich nicht in Ubud zufällig den Verbrennungsturm gesehen.
Während ich sitze und schreibe hört der Regen auf. Aus der Traum, gleich muss ich wohl wieder los. Dann könnte ich mal den Trick versuchen, um dem ewigen Taxi,Taxi, Transport zu entgehen, mit Ohrenstöpseln los zu marschieren.
Bin eisern, und auch ohne Selbstvorwürfe nichts zu unternehmen, sitzen geblieben. Dabei sind 25 Seiten zum Buch entstanden, bisheriger Schreibrekord. Mir tut davon auch die Schreibhand weh. Um 15:30 Uhr habe ich Hunger und gehe zum Bakso-Mann. Obwohl ich den Spruch noch kann ´ohne Haut ´ zu bestellen, kann ich mir das Vorgespräch sparen, denn er stellt mir die Suppe sofort so hin, wie ich sie möchte. Er fragt, was ich für einen Beruf habe, und ich staune, dass ich das verstanden habe mit meinen wenigen Sprachkenntnissen. Ich antworte " Menulis buku" Buch schreiben, und er nickt. Ich glaube, jetzt muss ich die Touristik-Jahre nicht mehr erwähnen. Es scheint, als sei ich darüber hinweg. Obwohl es auch täuschen kann. Denn jemandem, der ausschließlich Indo spricht, als jemand der kaum Indo spricht, zu erklären, dass man 40 Jahre in der Touristik gearbeitet, im August aufgehört hat und nun als Buchautor unterwegs ist, dass wäre verdammt kompliziert geworden, und ich bin vielleicht nur den bequemeren Weg gegangen.
Gerade spricht mich ein Deutscher Gast an, ob ich auch Deutscher sei, und er habe mich in den vergangenen 4 Tagen immer mal auf der Terrasse sitzen sehen, jedes mal hätte ich geschrieben. Noch nie, er sei jetzt 60 Jahre alt, habe er jemanden so viel schreiben sehen und da müsste er jetzt doch mal nachfragen. Ich erzähle, dass ich an einem Roman arbeite, dass das mein Beruf sei, und dass ich wegen des Gamelan Beleganjur hier bin, den ich hier auch ausführlich erleben durfte. Dann müsse ich ja wohl Musikprofessor oder - Forscher sein, meint er. Ich bestätige ihm, zwar ein ausgeprägtes Musikinteresse zu haben, aber rein privat und nicht akademisch.
Der Beleganjur hätte einfach nur eine Hauptrolle in meinem Roman, und da ich die ganze, im Grunde unmögliche Geschichte, trotzdem real erscheinen lassen möchte, und nicht wie mein erfolgreicher Kollege Schätzing im letzten Drittel seines ´Schwarm´ ins Esoterische abrutschen will, suche ich nach möglichst vielen Fakten.
Ich erinnere mich auf der Straße an den Text zu einem Musikstück das ich vor Jahren geschrieben habe "A new hole in the walkway" , denn genau das ist hier gerade vor mir. Auf dem inzwischen gewohnten Weg klafft an einer Stelle, wo man die Abdeckung abgehoben hatte, ein neues tiefes Loch von 1 m Breite. Gewohnheit darf hier auf keinen Fall zur Gewohnheit werden, das könnte böse enden. Achtsamkeit ist jederzeit gefordert, und die letzten Biere sollten grundsätzlich im zu Hause auf Zeit getrunken werden, denn auf diesen Fußwegen angetrunken entlang zu gehen ist eindeutig zu gefährlich. Heute haben die Pizzabäcker die Tirolean Pizza mit Schinken ganz genau richtig gemacht. Scharf, wie bestellt, und sie haben mich wahrlich zum Schwitzen gebracht! Wow, was für eine Pizza, lecker Schinken, lecker Käse, und scharf wie Sau. Das war verdammt ok als vorläufiger Abschluss an diesem Ort.
Im Guci trinke ich Bali Hai, da das Bintang Bier nicht mehr im Kühlschrank ist. Jetzt weiß ich auch, warum ich immer Bintang trinke: Ich muss vorher schon einmal Bali Hai probiert haben. Das ist genau wie mit Chang und Singha in Thailand, da kann man getrost das Chang Bier vergessen. In Laos ist es einfacher, da habe ich außer Beer Lao kein anderes lokales Bier gesehen.
War äußerst leichtsinnig, denn ich hatte meinen gesamten Aufzeichnungen auf dem Terrassentisch liegen lassen. Zwar klaut keiner das viele beschriebene Papier, aber Regen von der Seite, plötzlicher Sturm, die alles zerfleddernden Hühner und Hähne, oder die Katze, die vom Nachbarbungalow heute schon die Dachpfannen abgeräumt hat, kackende Geckos und Frösche, hätten mir ziemlich was verderben können. Ist aber alles in Ordnung, und ich werde künftig besser aufpassen.
Bezahle am Abend die Guci-Endrechnung bei Uli: 140,- € für die 6 Übernachtungen und die Getränke.
04.NOV 08
Madé holt mich pünktlich beim Guci ab und wir fahren los. Ich sage ihm , das ich auf dem Weg noch nach Blahbatuh möchte um mir dort eine Fabrik für Gamelan-Gongs anzusehen. Er fährt erst nach Mas und dann wieder zurück nach Ubud-Pengosekan. Ich kann mir nicht verkneifen ihn darauf hinzuweisen, dass das Guci GH nur 2 Fußminuten entfernt ist, und wir aber schon seit 10 Minuten fahren. Er reagiert schlagfertig und sagt, dass er das wisse, aber die Fahrsicherheit ginge vor, und auf dem direkten Weg sei die Straße sehr löchrig und kaum befahrbar. Ich muss grinsen, denn den Weg bin ich in den vergangen Tagen 3 x gelaufen, und die Autos ballerten an mir vorbei wie überall, von Löchern keine Spur. Eher ein besonders schnell befahrbares Stück. Er hatte schlicht den Weg nicht gefunden, aber die prompte Ausrede war klasse.
Zwischen Buruan und Blahbatuh ist das Schild der Gong-Fabrik. Im Laden ist kein Mensch, aber es liegen dort die Reyong, Ceng-Ceng und Gongs, sowie die Metallophone des Gamelan. In einer Vitrine liegen die Plüschbommel, mit denen die Ceng-Ceng verziert werden, das Paar für 30.000 RPS Ich hatte erst gedacht das dies der Preis für die Ceng-Ceng sei und wollte schon kaufen. Die Ceng-Ceng kann man nicht einzeln kaufen, es gibt sie nur im Satz für 700.000,-RPS = 56,-€ . Zu einem Satz gehören 4 Paar und eine Holzschildkröte, auf der die Zimbeln abgelegt werden. Die komplette Gruppe von 8 Ceng-Ceng im Beleganjur liegt also bei 116,-€
Das ist hier lediglich der Verkaufsraum, die Fabrik ist in einer Nebenstraße in der Nähe, und die will ich auch noch sehen. Über den Innenhof eines Wohnhauses führt ein kleiner Pfad nach hinten. Die Holzgestelle für den Gamelan Angklung werden hier geschnitzt und mit roter und goldener Farbe bemalt. Das Grundrot wird aufgespritzt, der gesamte Boden und die Wände dahinter sind knallrot. Mein Hemd an einer Stelle auch, muss wohl irgendwo angekommen sein. Überall liegen die Bronzekessel, die in die Holzgestelle eingepasst werden. Unter einem anderen Dach ist die Metallbearbeitung zu sehen. Hier werden die Metallplatten der Metallophon-Instrumente bearbeitet. Einer geht mit der elektrischen Flex daran, ein anderer benutzt einen Hobel um feine Späne abzuschaben und den Ton zu verändern. An anderer Stelle wird der Ton geprüft indem einer die Platten gegeneinander schlägt, mit einem Hämmerchen anschlägt oder sie einfach mit der Stirnseite kurz auf den Steinboden fallen lässt.
Ein mit Holzkohle gefülltes Loch im Boden ist der Schmelzofen. Es werden Metallplatten hinein geworfen und noch mal Holzkohle darüber geschaufelt. Das Loch ist etwa einen halben Meter tief, einen halben Meter breit und 1,5 m lang.
Eindrucksvoll war am Ausgang ein hängender Gong. Im Knubbel in der Mitte, der angeschlagen wird, ist ein Loch ausgebrochen, vielleicht ja sogar absichtlich, wegen des Klangs. Ich schlage mit dem Fingerknöchel dagegen, und es macht ganz normal - Gong -. Dann zeigt mir Wayan, der Begleiter bei dieser Fahrt, wie man einen besseren Ton heraus holt. Man ballt eine Faust und schlägt ganz leicht, eigentlich ist das nur ein Berühren, mit der weichen Außenseite beim kleinen Finger gegen den Buckel. Der gesamte Kessel beginnt mit einem dumpfen Grollen zu schwingen, es ist unglaublich. Ich hatte den Gong doch nur ganz leicht berührt ! Aber der Ton ist mächtig und schwingt sehr lange nach. So etwas zu fertigen muss eine große Kunst sein, ich bin beeindruckt. Leider konnte ich nicht beobachten wie ein großer Gong gefertigt wird. Diese Handlung muss mit vielen Opferzeremonien einhergehen. Hier stehen überall die geflochtenen Schälchen mit Opfergaben, Reis, Betel und Blüten für die Götter, und selbst am glühenden Ofen lagen auf der Ummauerung glimmende Räucherstäbchen. Vielleicht ist das ja die Erklärung für die ´göttlichen Klänge´ die am Ende der Produktion heraus kommen.
Bei Hardy´s in Sanur esse ich Beef Rendang, ein traumhaftes Stück Rinderfilet, fest gebraten, aber nicht zäh, dazu dicke Bratensoße mit Kartoffeln und extra ein scharfer Chillie-Sambal.
zusammen mit einem köstlich frischen, gemischten Fruchtsaft 4,- € , Super !
05.NOV 08
ein sehr anstrengender aber erfolgreicher Tag in der Hauptstadt Denpasar
Nach Denpasar fahren ab Sanur die blauen Bemos mit weißer Stoßstange, aber davon kommen nur wenige auf der Jln. Danau Tamblingan vorbei, und ich muss ca. 30 Minuten warten.
In dieser Zeit wimmele ich Taxiangebote ab wie man anschwirrende Mosquitos weg klatscht. In Denpasar frage ich den Fahrer, welche der 3 innerstädtischen Bemo-Stationen er anfährt,
damit ich weiß, von wo ich wieder zurück komme nach Sanur, es ist ´Tegal´. Beim Matahari-Shopping Center steige ich aus. Das hatte ich viel eindrucksvoller in Erinnerung, und die Futter-Etage ist auch eher unscheinbar. Jetzt, nach den unzähligen Centern in Thailand und in Kuala Lumpur kommt einem dieses hier vor wie eine Kleinstadtfiliale von Woolworth im Vergleich zum KaDeWe. Gegenüber ist eine Mall von Robinsons, aber auch eher eine bescheide Ausgabe dieser Kette. Beide sind zum Einkauf preiswerter Bekleidung aber sehr gut. Ich entdecke günstige Hemden und T-Shirts in ordentlicher Qualität, aber ich brauche ja nichts. Mein Bestand reicht bis zum Ende der Reise bei regelmäßiger Wäsche, und die war bisher immer gewährleistet. Kaufe mir für 1,-€ noch einen Bleistift mit Ersatzminen. Die Mine ist sehr fein und schreibt wunderbar, ein guter Kauf.
Es folgt ein langer Fußweg durch die Stadt, denn ich will zu dem Tempel, der mit seiner Gründung in die Majapahit-Zeit zurück reicht, dem Pura Maospahit.
Ein Security-Mann den ich frage wo wir sind, hat Probleme mit Karten. Wir finden aber heraus, dass an der Kreuzung die Jln. Diponegro ist, und ich zeige auf der Karte wohin ich will. Er zeigt mir die Richtung, und ich laufe so los, als ich endlich erfolgreich die Hauptstraße überqueren kann. Nach 100 m kommt mir das alles komisch vor und ich frage vorsichtshalber noch einmal nach. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, denn ich laufe genau in die falsche Richtung. Der hatte echt keine Ahnung von Karten. Dann folgt ein verdammt schweißtreibender Gang durch die Straßen Denpasars, wo sich, wie ich sehen konnte, auch eine ganze Anzahl Ratten tummeln. An einer Stelle hat man offenbar etwas dagegen unternommen, denn dort liegen gleich drei tote Ratten an einer Stelle. Ich laufe durch Nebenstraßen und Gassen, vorbei am Kaufhaus Suci, dem Zentrum des Gold- und Schmuckhandels, der Optikergasse, und einem kleinen Gemüsemarkt. Diese Richtung muss stimmen, so viel ist klar, aber ich will auch nicht zu weit abweichen, das Stadtlaufen ist beschwerlich genug bei dieser Hitze, darum frage ich nach der Jln. Sutomo und dem Pura Maospahit, und da ist es nur noch eine Straßenecke entfernt.
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Das kleine hölzerne Eingangstor ist verschlossen. Ich gehe in die nächste Gasse um einen eventuellen Seiten- oder Hintereingang zu finden, und frage einen Mann, der in der Hocke vor seinem Haus sitzt. Freundlich schickt er mich zurück und deutet auf die andere Seite des Tempelareals. Also, Rückzug, und in den Pfad hinein, an dem Gang II steht. Zuerst kommt ein 
Eisentor, - auch verschlossen. Ich befürchte schon, dass die Majapahit-Ruinen ohne meinen Besuch durch die nächsten Jahrhunderte kommen müssen, da sehe ich noch ein steinernes Eingangstor. Ich betrete einen Vorhof, in dem ganz besonders ein Candi-Bentar auffällt, ein Eingangstor zu einem Zwischenhof. Zwei steinerne Götter bilden die Wächter. Im Zwischenhof stehen wieder Bale, die offenen Pavillions. In einem sitzen 6 Frauen, die Schmuckelemente basteln. Ich grüße höflich, aber sie sehen mich eher unfreundlich an und erwidern auch den Gruß nicht. Als ich weiter in Richtung innerer Tempel gehe, spricht mich eine andere Frau an. Sie erklärt mir, ich müsse einen Selendang tragen, den Stoffgürtel, einfach ein schmales buntes Tuch. Ich gehe mit ihr zum Eingang zurück und sie gibt mir den blauen Schal, den ich mir um den Wanst binde
Dann gehe ich zurück und stehe vor dem Gedong Maospahit, dem Schrein, in dem noch heute die Ahnen der Majapahit-Dynastie verehrt werden. Das ist für mich ein irres Gefühl hier zu stehen. In meiner erfundenen Geschichte werde ich Figuren aus dieser Zeit wieder lebendig machen und das Ritual am Hofe des Königs Dewa Trunyan schildern. Alles erfunden, aber bei mir entsteht trotzdem das Gefühl einer Verbindung mit diesen alten roten Backsteinen des Tempels, in dem Figuren aus dieser Zeit bis heute verehrt werden. 
Die Balinesen kennen die Götter und Ahnen aus dieser Zeit genau so wenig, wie ich meine Figuren kenne. Gemeinsam haben wir aber diese alten Steine, die die Brücke in diese Zeit bauen. Ich schieße ein paar Fotos. Das will was heißen, und zeigt, wie wichtig mir der Besuch hier ist, dann gebe ich den Selendang wieder ab.   
Ich frage, ob die Basteleien der Frauen eventuell bedeutet, dass  Odalan gefeiert wird, der Tempelgeburtstag, der immer im Abstand eines balinesischen Jahres stattfindet, also alle 210 Tage. Die Frau versteht Odalan, nickt, und sagt mir dann auch, wann genau die Feier ist. Leider kann ich das nicht richtig verstehen. Ich bedanke mich und sage, dass der Tempel wunderschön ist. Dabei erwarte ich, dass sie nun mindestens 5.000 RPS für das Ausleihen des Selendang verlangt, aber sie legt mir lediglich ein Gästebuch vor. Siehe da, gestern waren Deutsche da. Aber seit drei Monaten nur insgesamt 20 Besucher, das ist nicht sehr viel. Ist aber ja auch nicht so leicht zu finden, und wen interessiert schon Majapahit ? Wenn alle diese Besucher mit Interesse an der Geschichte des Ortes hier waren, dann sind das auf jeden Fall einige potentielle Käufer des Romans. Auf dem Weg zur Tegal-Bemostation muss ich erst mal was trinken, und hole mir Wasser und Cola. Mein Schweißhandtuch, das ich mir um den Kopf gebunden habe, ist schon völlig durchnässt. Ich warte an der Station in Tegal bis eine Public-Fahrt los geht, die Bemo-Special (nur für mich) lehne ich ab. In Sanur gebe ich für die Fahrt statt 3.000, wie für die Hinfahrt, diesmal 5.000 RPS, denn für eine Fahrt von 50 Minuten scheinen mir auch auf Bali -,25 € zu wenig, und ich erhöhe freiwillig auf -,40 € . Am Morgen war ich der einzige Fahrgast, zurück sitzen 4 Gäste im Bemo.
Weil im Pool nervige Kinder kreischen, mache ich erst einen Strandgang und esse die lebenswichtige Suppe. Anschließend sind die Bälger auch weg und ich kann im Pool herunter kühlen.
Für Anne beginnt heute in Deutschland die Reise, Amerika hat einen neuen Präsidenten, und für mich naht Beer-o-clock. Überall auf der Welt geschehen eben wichtige Dinge.
06.NOV 08
Anne kommt an
 Habe mit Made ausgemacht, dass wir um 13:45 Uhr zum Flughafen fahren, wenn 14:15 Uhr der Flieger ankommt. Ich will schon um 13:15 Uhr los, aber das sei viel zu früh hakt Madé ein, und er muss ja besser wissen. Gehe vorher noch zu Hardy´s und kaufe eine Flasche Begrüßungs-Brem und ziehe mir 1,5 Millionen . Wenn man schon so viel Geld aus einem Automaten ziehen kann, dann muss man das einfach mal ausnutzen.
06.NOV - 04.DEC
4 Wochen mit meiner Frau, mit den Freunden Georg und Uli, Detlef und Helga, und mit Freunden dieser Freunde, die z.Zt. auch auf Bali sind und mit uns den 50. von Georg feiern.
Wir sind auf Lombok, in Ubud, Sanur, und fahren über die Pupuan-Road in den Norden Balis, nach Lovina, wo wir im GH von Burgel, dem Saraswathi GH, schöne Tage verbringen. Wir machen Ausflüge zum Bratan, Danau Tamblingan und nach Singaraja, und wir baden in den heißen Schwefelquellen. Außerdem bekomme ich in Lovina noch einmal eine Chance, und erlebe den Beleganjur bei einer Kremation zum dritten Mal bei diesem Bali-Aufenthalt.
Während dieser ´Urlaubszeit´ führe ich kein Tagebuch und schreibe am " Majapahit-Geheimnis " nicht weiter.
Ich muss Indonesien verlassen, weil mein Jahresvisum zwar unbegrenzte Einreisen erlaubt, aber der Aufenthalt darf nie länger als 60 Tage sein. Darum besuche ich noch einmal Malaysia und Thailand und reise am 16.DEC für den zweiten 60 Tage Aufenthalt nach Indonesien zurück.
04.DEC 08
die Reise geht weiter, diesmal aus Kuala Lumpur !
Nach dem Urlaub auf Bali und Lombok mit Anne und den Freunden bin ich nun wieder alleine unterwegs. Fühle mich auch etwas alleine, denn meine Mails der letzten Tage blieben komplett unbeantwortet. Will jetzt keiner mehr mit mir zu tun haben ?
Der Tag war anstrengend. Ab 09:00 Uhr war ich 12 Stunden auf den Beinen in der großen Stadt. Am Haupbahnhof, der in Bahasa ´Sentrel´heißt, vom Englischen Central, frage ich nach Zügen in Richtung Thailand. Für Ipoh gibt es derzeit ein Superangebot, der neue Shuttle-Zug wird für 1,- € angeboten. Bedingung: man muss den ersten Zug um 05:00 Uhr nehmen. Da die normale Verbindung etwa 10,- € kostet, vergesse ich liebe diese üble Zeit. Aber es gibt ein Problem, denn alle Züge sind auf 2 Tage im voraus ausgebucht. Sicher hängt das mit der Flughafensperrung durch Demonstranten in Bangkok zusammen. Darum sind viele Reisende in ganz Asien hängen geblieben oder müssen die wildesten Alternativen in Kauf nehmen. Anne und die Freunde sind beispielsweise von Bali über Tokio nach Deutschland geflogen wegen des Ausfalls von Bangkoks Flughäfen. Habe mir dann den Busbahnhof gesucht. Puduraya ist ein riesiges Terminal und liegt nicht weit von meinem Hotel in der Jln. Petaling entfernt, in Chinatown. Von den etwa 40 Buslinien, die Haad Yai in Südthailand anbieten, hat nur eine noch Platz. Ich hoffe das klappt auch.
Im Terminal nerven die Schlepper noch mehr, als alle Taxifahrer auf Bali. Es ist unbeschreiblich, was für ein Geschrei und Gedränge dort herrscht. Die kleinen Counter sind vollgeklebt mit den Buszielen der verschiedenen Linien und Unternehmen, und erinnern irgendwie an Wettbüros. Durch die abgeklebten Scheiben mit Zielen, Preisen und Fotos der Busse, ist es im Inneren der Kabinen wohl schummrig genug zum Schlafen, denn macht hier jeder 2. bis 3. des Personals, mit dem Kopf auf dem Tisch. Vielleicht sind da auch noch welche dazwischen, die noch Platz hätten für meinen Termin, aber man will ja nicht stören. Für 70,- RM= 15,- €, bekomme ich ein Ticket für morgen 09:00 Uhr, die Fahrtzeit beträgt 9 Stunden.
05.DEC 08
Königs  81. Geburtstag  
Bin in Haad Yai angekommen, sitze in einem kleinen Restaurant und trinke auf sein Wohl. Bei dieser Gelegenheit stelle ich fest, dass die Uhr hier 1 Stunde früher anzeigt als meine, es gibt eine Stunde Zeitunterschied zwischen Malaysia und Thailand.
Um hier im Oriental Coffeeshop und Restaurant in Haad Yai zu sitzen, wo der Fernseher am etwa 10 m entfernten anderen Ende des Lokals so laut brüllt, dass mir die Ohren weg fliegen,   
habe ich mal wieder einen ausgefüllten Reisetag hinter mir. 
Die Puduraya-Busstation ist vom Hotel Chinatown II aus ganz leicht zu Fuß zu erreichen, auch mit Gepäck. Dort habe ich Wanton-Noodle gefrühstückt. Für die nächsten 10 Tage bin ich ja noch im kulinarischen Paradies, bevor es auf Sulawesi 2 Monate lang Einheitsfutter geben wird.
Fußweg 10 Minuten, essen 15 Minuten, zum Bahnsteig 5 Minuten. Eine halbe Stunde nach Verlassen des Hotels sitze ich im Bus, der 35 Minuten später pünktlich aus der Station im Untergeschoss des Gebäudes hinaus auf die belebten Straßen Kuala Lumpurs rollt. Die Bestuhlung ist sehr großzügig. Auf der linken Sitze 1 Sitz, dann der Gang und rechts 2 Sitze. Der Sitzabstand ist so groß, dass der Vordermann sich komplett lang hinlegen kann ohne zu stören.  
Malaysia ist ein wunderschönes Land, trotz der Monokulturen mit Ölpalmen und Kautschuk. Die Qualität der Autobahn ist beispielhaft, nicht nur für Asien. Auch wenn man aus dem Land kommt, in dem das Auto erfunden wurde, und in dem es vermutlich dem zur Folge die ersten befestigten Straßen gab, kann man nur mit größtem Respekt anerkennen, was hier vorbildlich angelegt wurde. Die Grünbereiche entlang der Strecke sind wie Parkanlagen angelegt. Man sieht keinen Müll, und die Betreiber der Autobahn scheinen außerdem die größten Produzenten von Teakholz zu sein, denn entlang hunderter Kilometer sind Teakbäume hinter der Leitplanke gepflanzt. Diese Autobahn ist sehr motorradfreundlich angelegt. Jede Brücke wird mit einem Schild 200 m vorher angekündigt, auf dem ein Moped und ein Regenschirm zu sehen sind. Unter der Brücke ist die Leitplanke mit abgerundeten Ende unterbrochen, und die Zweiradfahrer können sicher hindurchfahren um geschützt hinter der Leitplanke unter der Brücke im Trockenen zu stehen. Absolut vorbildlich, und es wert, auch im Westen nachgeahmt zu werden.
Während der Fahrt durch die wunderbare Landschaft Malaysias verschaffe ich mir ein Dejavú -Erlebnis erster Güte: wie schon etwa vor 20 Jahren, als wir mit dem Bus von Nord nach Süd durch Malaysia fuhren, habe ich mir die Musik von ´Propaganda´ auf´s Ohr gelegt. Damals waren es Neuseeländer, die diese einmalige Musik über Buslautsprecher laufen ließen, nachdem sie den Busfahrer gebeten hatten die Kassette einzulegen. Diesmal ist es mein Ipod, und Top-Qualität, denn die CD hatte ich mir damals nach der Reise gleich gekauft. Die Neuseeländer, die diese Musik dabei hatten, waren sehr erstaunt über meine Frage, wer denn da so wunderbar aufspiele. Sie dachten als Deutscher müsse ich die kennen, denn schließlich wäre die Band aus Germany - Düsseldorf.
Eine tolle Fahrt. Die Musik habe ich laufen lassen um das Geschrei der beiden Kinder zu übertönen, die in der Reihe vor mir die Fahrt zu überstehen haben. Eigentlich sind die ganz lieb, aber für Minis ist so eine lange Fahrt nix. Der skandinavische Papa der skandinavisch-englischen Mischehe spricht mich auf der Toilette der Raststätte an. Er habe mich im Busbahnhof in Kuala Lumpur schon ohne das Kopftuch frühstücken sehen, und im Bus dann mit Kopftuch wiedergetroffen. Er erzählt mir, dass er einen Freund habe, der ganz genau so aussehe wie ich. Der hat die gleiche Platte, er trägt auch so ein Kopftuch, und hat den gleichen grauen Bart. Er sei wirklich völlig platt gewesen zu Beginn der Fahrt, die Ähnlichkeit sei erstaunlich.
Das Busteam von KKKL-Tours ist ausgesprochen gut. Die beiden Fahrer schlafen abwechselnd, um dann jeweils drei Stunden zu fahren. Die Stopps sind ausreichend, und die Qualität der Raststätten hat zugenommen gegenüber den Überlandfahrten vor Jahren.
Die Grenzformalitäten laufen langsam, aber problemlos. Wie schon beim Grenzwechsel von Laos nach Thailand interessiert sich auch hier kein Mensch für die Zollangelegenheiten, die Station ist noch nicht einmal besetzt, obwohl jeder Busgast  sein gesamtes Gepäck aus dem Bus mitnehmen muss zum Grenzübertritt.
Dann kommt der Stempel, und das ist der Knüller: zum ersten Mal erhalte bei einer Einreise nach Thailand nur 14 Tage Aufenthaltserlaubnis. Das stört mich diesmal nicht, denn ich reise ohnehin eher wieder aus, aber was soll das ? Nachdem die Demonstranten in Bangkok es geschafft haben,  dem Tourismus ein Messer in den Rücken zu stoßen, treten die Offiziellen mit solchen Maßnahmen dem am Boden liegenden Opfer auch noch kräftig in die Innereien, damit es auch ganz bestimmt so bald nicht wieder aufsteht.
Am Abend ist Feuerwerk in Haad Yai, aus Anlass des Königsgeburtstags. Durch die Knallerei neugierig geworden, lasse ich mein Bier stehen und gehe nach draußen. um zu sehen was los ist. Über den Dächern der Stadt sehe ich noch die Raketen, die am höchsten steigen, und wünsche seiner Majestät alles Gute.
Die Rückankunft im ´Swensens-Land´ habe ich mit dem aktuellen Angebot, dem Apple-Pie-Tower, gebührend zelebriert. Insgesamt macht Haad Yai einen netten Eindruck, ganz anders als noch vor Jahren. Es ist sehr angenehm, über die ordentlichen Bürgersteige zu laufen, durch Marktstände und an Geschäften vorbei, ohne ständig angesprochen zu werden. Die Straßen sind leicht zu überqueren, es herrscht vergleichsweise wenig Verkehr. Die Preise sind sehr niedrig, und Shopper könnten hier das Paradies vermuten.    
Das Oriental Hotel liegt zentral, Zimmer mit AC, TV, Bad für 500,- BHT = 10,- € sind absolut ok. Leider sind auf meiner Etage auch weitere 4 Zimmer an eine asiatische Großfamilie vermietet, die aber eigentlich die Zimmer nicht benötigt hätte, weil sie eher mehr als weniger auf dem Flur wohnt. Die brüllen und lärmen so laut, dass sie auch die anderen 8 Etagen bestimmt noch gut unterhalten.
06.DEC 08
Ich sitze im Bus nach Surat Thani. 
Den Preis für den Minibus aus der Stadt habe ich gestern beim Office von KKKL erfragt,
280,- BHT . Entschieden habe ich mich dann aber für den Linienbus, und das war der erste Fehler des Tages. Mit dem Mopedtaxi düse ich für 40,- BHT zum Busbahnhof, die Fahrkarte für den Bus kostet von dort 240,- BHT. Da hätte ich also genau so gut mit dem Minibus ab Hotel fahren können. Im Wegfahren sehe ich aus dem Busfenster die Beschriftung auf einem anderen Bus  Phuket - Phang Nga´. Da will ich ja hin ! Wenn das geht, warum sitze ich dann im Bus nach Surat Thani ? Von den vielen Leuten, denen ich erzählt habe dass ich nach Khao Lak will, hat mir das aber keiner gesagt.
Das hängt mit den mangelhaften Geographiekenntnissen der ungebildeten Masse der Asiaten zusammen. Selbst im eigenen, überschaubaren Ort, wissen sie oft nicht weiter, wenn man nach einer bestimmten Adresse fragt. Hier ist das Leben auf das Notwendigste beschränkt. Wo es etwas zu essen gibt, und wie man die verdauten Reste wieder los wird. Das weiß hier jeder. Mehr als liebenswürdige Hilflosigkeit darf man bei geographischen Fragen nicht erwarten. Und so gehe ich einfach mal davon aus, dass die Leute es einfach nicht wussten wie man am schnellsten nach Khao Lak kommt, und mir deshalb den Bus nach Phang-Nga /Phuket nicht angeboten haben. Man muss sich also auch hier, wie immer und überall, selber kümmern. Man muss prüfen, welche Busse fahren, bevor man sich für eine mögliche Variante entscheidet.
Es ist der totale Regentag. Sogar die Fahrt zum Busbahnhof mit dem Moped fand schon im Regen statt. Der Kasper hat mich vor einem Reisebüro abgesetzt, und ich habe protestiert, denn  diese Minibusangebote der Reisebüros hatte ich auch vor der Haustür des Oriental schon genug. Der Schweinepuckel hat mich zwar zum Busbahnhof gefahren, aber statt mir zu sagen oder zu zeigen, dass hinter der langen Mauer die Busse stehen, lotst er mich in das Tour-Büro um evtl. Provision kassieren zu können. Das ist leicht zu durchschauen, und nach etwas Protest kam der Fingerzeig Richtung Mauer und Terminal.
Die Fahrt soll 5 Stunden dauern, nach 6 Stunden kommen wir an. Ich sehe hinter dem Schild Richtung Phuket /PhangNga, etwa eine halbe Stunde vor Surat Thani, einige Leute aussteigen und denke, hier müsstest Du eigentlich auch raus, und einen Bus in diese Richtung nehmen. Das Umsteigen an einem Busbahnhof scheint mir aber sicherer, und so fahre ich weiter. Das war der 2. Fehler !
In Surat Thani steigt eine Frau aus, und ich sehe ein Schild  ´Bus-Terminal ´, bin aber nicht sicher, ob dies vielleicht noch ein Vorort ist oder schon die Stadt. Außerdem gehe ich davon aus, das der Bus am Surat Thani Busterminal seine Endstation hat. Das war der 3. Fehler !      
Der Bus hält zwar an einem Sammelplatz, aber es gibt keinen Ticketschalter, keine Schilder mit den Zielorten, keine Parkbuchten für die Busse, so wie sonst an den Bus-Terminals. Hier sieht es eher aus wie auf einem Wochenmarkt, an dem auch mal Busse halten.
Die Schlepper stürmen auf mich los, und als ich sage, dass ich nach Khao Lak will, heißt es - andere Seite, und ich sehe dort, auf der anderen Straßenseite auch Busse stehen. Gleich der erste hat die Aufschrift ´Phuket´. Ich wundere mich, dass ich nicht einsteigen, sondern erst ins Ticket-Büro soll. Fahrkarten gibt es doch immer auch im Bus. Klar, die Provision, aber was soll dann der Umweg, die würde er sich vom Busteam doch auch holen. Es keinen  Sinn die Jungs abschütteln zu wollen, sie sind wie die Kletten. Ich gehe in das Office und erfahre, dass es heute nach Khao Lak nicht mehr geht, aber in 30 Minuten nach Phang Nga, Preis 350,- BHT. Mir bleibt die Spucke weg. Für Haad Yai bis hierher habe ich 240,- BHT bezahlt und soll nun, für eine Strecke, die mehr als die Hälfte kürzer ist, so viel mehr bezahlen? Ich sage ihm, dass sei eindeutig zu viel, und was ich bis hier bezahlt habe und er meint, das sei ein anderes System. Klar, denn er betreibt das Abzocke-System ! Als ich nicht locker lasse kommt der Spruch, dass die Strecke bis Phang Nga weiter sei als Haad Yai. Jetzt reicht´s mir. Ich gehe erst mal raus und schaue nach Alternativen. Busse stehen dort viele, aber alle mit Ziel Krabi. Die Schlepper nerven auf Schritt und Tritt, und es ist eher eine Flucht, als ich ein anderes Office betrete. Die Männer dort sind als Drogensüchtige leicht auszumachen. Verhalten und Gerede lassen eindeutig auf Drogen oder eine Kiste Lipovitan schließen. Hier wollen sie auch 350,- BHT, der Preis ist offenbar abgesprochen. Wenn  das so ist, dann habe ich hier keine Chance auf einen fairen Preis, so viel ist mir klar, und ich kaufe das Ticket. Aus diesem beschissenen Mistort will ich jetzt auch ganz schnell weg. 
Das Busteam ist genau so eine bekiffte Truppe, mit Jamaika-Strickmützen und Bob Marley-und Marihuanablatt-Aufklebern im gesamten Bus. Egal, ich will jetzt los, und dieser Bus ist der einzige. Die Abfahrt ist pünktlich. Es folgt noch eine Stadtrundfahrt einschließlich Zug-Bahnhof, den ich von früher wieder erkenne, mit den gegenüber liegenden Schlepper-Bars.
Nach etwa 2 Stunden bin ich dann wieder an der Stelle, wo der Abzweiger Phuket-Phang Nga ist. Hier hätte ich sicher einen erheblich günstigeren Preis für die Weiterfahrt bekommen.
Der durchgeknallte Kartenverkäufer hatte mir als Ankunftszeit 17:30 Uhr genannt. Um diese Zeit sind wir noch 1 1/4 Stunden von Phang Nga entfernt, denn wir kommen an um 18:45 Uhr,
und zwar am Busbahnhof, und nicht in der Innenstadt. Nach 10 Stunden Busfahrt habe ich genug, ich will ein Ende. Als man mir ein Taxi für 1.000 BHT anbietet, sage ich zu, denn die Übernachtung in Phang Nga hätte erst noch gefunden werden müssen. Einen direkten Bus gibt es auch nicht, nur wieder mit umsteigen. Es reicht mir. Ich fahre mit einer Limousine weiter, und bin um 20:00 Uhr in Khao Lak. 
Es ist dunkel, das GH, bei dem der Fahrer mich raus lässt ist ausgebucht. Es geht also noch weiter, ich bin noch nicht am Ziel. Im übrigen habe ich denn ganzen langen Tag nichts gegessen und nur 3 Schluck Wasser getrunken. Nachdem ich erleben durfte wie unsere Bekannte auf Bali auf ein verspätetes Mittagessen reagierte, wäre sie nach diesem Tag vermutlich schon tot oder hätte Tobsuchtsanfälle. Eine volle Blase und keine Chance abzustrahlen, würde mich auf jeden Fall mehr quälen als ein Tag ohne Essen und Trinken, und darum sahen meine Reisetage meistens so aus. Die Busstopps waren häufig auch unberechenbar kurz, ein Essen in Ruhe oft nicht möglich. Die Kontrolle der Passagiere durch das Busteam fehlte gänzlich. Was wäre, wenn der Bus abfährt, und das gesamte Reisegepäck liegt drin ? Nee, da bleibe ich lieber sitzen, zum Klo muss ich dann einfach nicht.
        
In Khao Lak ist es stockfinster, aber es gibt reichlich Restaurants. Eine Bleibe ist schnell gefunden für nur 400,- BHT, im Khao Lak Youth Club (die haben mich wirklich rein gelassen!)
07.DEC 08
Da hier nur wenig Verkehr ist, habe ich ein Moped gemietet, und bin etwa 30 km in Richtung Takua Pa gefahren. Auf der Strecke nehme ich alle Ausfahrten Richtung Strand und ins Inland unter die Räder.
Bemerkenswert ist das Frühstück im Youth Club. Das Personal ist selbst mit mir, als dem einzigen Frühstücksgast zu dieser Zeit, hoffnungslos überfordert. Wieder die typische Hilflosigkeit, die hier schon fast Angst vor dem Gast zu sein scheint. Die jungen Leute sind den Umgang mit Gästen nicht gewohnt, und trauen sich auch nicht Englisch zu sprechen, weil sie das kaum können. Die Rezeptionistin ist hier scheinbar das Mädchen für alles, sie vermietet Zimmer, verleiht mir das Moped (mit Einweisung und Gebrauchsanleitung), sorgt nun auch für´s Frühstück und managt die Küche. Was dabei herauskommt für 100,- BHT = 2,- € ist wieder einmal mehr als erstaunlich: ein Omlett, ein Toast mit Käse, ein Toast mit Kochschinken, ein kleines Würstchen, 1 Teller mit Wassermelonenscheiben, eine große Tasse Kaffee und ein Saft.
Da kann man doch wirklich nicht meckern, auch wenn es in der Abwicklung etwas schleppend geht. Ein junger übergewichtiger Mann taucht auf, der zum Frühstück lieber Suppe möchte. Ich horche auf, das wäre auch mein Geschmack. Da es keine Speisekarte gibt, sondern nur Frühstück, denke ich nicht dass das klappt. Die Rezeptionistin mit Küchendienst grinst aber nur und zeigt Warten an, redet mit den Leuten in der Küche, offenbar um zu klären, was an Zutaten vorhanden ist, und sagt dem Gast mit strahlendem Lächeln " Yes- I will make You soup" und verschwindet in der Küche. 
Im Augenblick ist es 17:40 Uhr , ich sitze beim ersten Bier des Tages auf der großen Terrasse, da setzt das fürchterliche Kreischen der winzigen Kreissägen ein, die den Wald oberhalb des Youth Club bewohnen. Das ist purer Dschungel, der beim Tsunami aber sicher mit geflüchteten Menschen voll saß, denn die Welle ging fast bis dort oben.
Wie war der Tag ?  Hier geht es weiter :
Mit dem neuen Automatik-Moped (920 km) fahre ich zum Tanken. Ich habe keine Ahnung was so ein Teil verbraucht, und wie weit ich damit fahren kann, also voll tanken. Der Tank ist etwa halb gefüllt, und die andere Hälfte kostet 60,- BHT = 1,20 € . In den nächsten Tagen werde ich dann wissen, wie weit ich mit einem vollen Tank komme, ich schätze 150 km ( für 2,40 € ). Wäre das bei uns so billig, dann käme man über die überfüllten Straßen nicht mehr vorwärts.
Niemand hätte mehr Hemmungen jeden Weg motorisiert zurück zu legen. Vielleicht ist es daher ja ganz gut, unser Benzinpreisniveau? 
Ich fahre gemütlich, so mit 50 - 60 km/h. Einmal will ich allerdings wissen, wie schnell das Spielzeug so geht, und bei 100 km/h habe ich vorsorglich den Hahn wieder zu gemacht, weil mir das viel zu unsicher vor kommt. Es ist schon enorm, wie diese kleinen Mopeds abgehen. Nicht im Anzug, aber in der Endgeschwindigkeit. Viel zu schnell für Bauart und Bremsen.
Meine Freunde Alex und Gaby fahren auf Bali auch immer Moped, wobei das Fahren dort, bei dem Gemetzel auf den Straßen, schon die absolute hohe Schule ist. Wenn Gaby hinten sitzt hat Alex die Vorgabe, nicht schneller als 40 km/h zu fahren. Das scheint mir vom Fahrgefühl her bei diesen Maschinen auch die vernünftigste Fahrgeschwindigkeit zu sein, auch im Bezug auf die manchmal unvorhersehbaren Aktionen der anderen Verkehrsteilnehmer. Anders als bei uns muss man in Asien grundsätzlich den gesamten Gegenverkehr mit im Auge haben.
Ausweichmanöver, Löcher, Tiere etc. können unter Umständen von einer Sekunde auf die andere, die komplette Gegenfahrbahn beanspruchen, auch wenn dort der Verkehr rollt.        
Verlassen darf man sich aber keinesfalls darauf, dass der Entgegenkommer die Situation erfasst hat. Dafür ist ausgiebiges Hupen dann der ´Wecker´ , der im letzten Moment alles regeln muss.
Es scheint zu funktionieren, obwohl es rätselhaft bleibt, warum beim ständigen Gehupe überhaupt noch jemand darauf reagiert.
Anderes Thema, denn ich beobachte gerade, dass doch so einige junge Paare die Dormitories bewohnen. Es gibt zwei davon. Ein Raum mit 13 Betten, und einer mit 14 Betten mit jeweils einem Bad für alle. Ich staune darüber, dass die jungen Leute die Privatsphäre, die doch gerade in den sexuell aktiven Jahren ein wichtiger Aspekt einer gemeinsamen Reise ist, so leicht dem finanziellen Vorteil um vielleicht 300,- BHT = 6,- € , opfern. Traveller hin, Traveller her, sparsames Reisen ist eine lobenswerte Sache und bietet viel mehr Erlebnis als arrangierter Pauschalkomfort, aber hier sollten die Teenies doch mal an sich denken und an den versäumten Spaß für nur 3,- € pro Person.
Gerade blicke ich noch einmal rüber und stelle entsetzt noch viel Schlimmeres fest:
die trinken auch noch Wasser !  um 18:30 Uhr,  1 1/2 Stunden nach beer-o-clock   Wasser trinken. Da hört die Sparsamkeit endgültig auf und wird zu Geiz. Ist natürlich nur ein Scherz, denn im Grunde bewundere ich die Leute. Die trauen sich was, haushalten ohne Ende um die Reise überhaupt realisieren zu können, und haben unvergessliche Eindrücke die sie mit nach Hause nehmen. Was für eine echte Elite gegenüber den Pauschalurlaubern, die sich schon über 1-2 Stunden Transferzeit aufregen, und überall und jederzeit den Arsch nachgetragen bekommen möchten. Die hilflos jeder ungewohnten Situation gegenüberstehen, und die im Ausland, insbesondere im fernen, wie Kleinkinder sind, die die Mama, den Reiseleiter/In brauchen, denn sonst geht gar nichts mehr. Diese jungen Traveller hier haben auf jeden Fall meine Hochachtung, und ich freue mich immer wieder, wenn sie in mir den erfahrenen Reisenden  erkennen, und mich Dinge fragen.
Am Wasserfall z.B. wollen junge Leute, die mich zuvor um ein Foto gebeten hatten, das klare Wasser trinken. Der gestempelte Engländer dreht sich vorher noch zu mir um, und fragt ob das  ok sei.  Ich sage ihm, dass zwar oberhalb des Wasserfalls wohl kaum etwas das Wasser verunreinigen würde, wir aber hier in den Tropen sind, wo alle möglichen Bakterien darin herum schwimmen könnten. Vermutlich sei dies das gleiche Wasser, das in Khao Lak aus dem Wasserhahn kommt, und das trinken wir ja auch nicht. Aus Frischwasser wird Trinkwasser erst durch diverse Filteranlagen und den Einsatz von Chemie. Das gilt in Europa, aber mehr noch hier in den Tropen. Er ist geschockt, und marschiert durstig die 1,5 km den Berg hinunter, aber vielleicht habe ich ihm einen deftigen Durchfall ersparen können.
Was ist jetzt los ?  Habe mich gerade erst eingeschmiert, und die Mosquitos schlagen trotzdem gnadenlos zu. 
Sehe die Top-Hotels außerhalb Khao Laks. Die Strände sind schön, am White-Sand-Beach gehe ich etwas spazieren. 
Bei der Fahrt durch die Kautschukplantagen fällt mir auf, dass die Auffangschalen nicht mehr mit Kokosseil am Baum festgebundene Kokosschalen sind. In der Neuzeit benutzt man Plastikschalen und befestigt sie mit Draht am Baum. Bei diesen unglaublich riesigen Flächen, die mit Kautschukbäumen bepflanzt sind, von Südthailand über ganz Malaysia bis nach Singapore, dürften durch diesen Wechsel alte Hersteller von Kokoshälften und Seil in großer Zahl ihre Arbeit verloren haben. Plastik und Draht kann doch auch nicht günstiger sein ?
Stehe beim Polizeiboot 813, dass etwa 500 m vom Strand entfernt vor einem Hügel liegt, gerade auf dem Kiel, wie hin gestellt, weit jenseits der Straße, die in Nord-Südrichtung mit großem Abstand zum Strand verläuft. Das beeindruckt mich stark, denn ich sehe die Größe des Schiffes und stelle mir vor, dass das Wasser hier immerhin noch so hoch gewesen sein muss, um dieses Schiff auch noch zu tragen. Es gibt dort eine Dokumentation mit vielen brutalen Farbfotos aus der Folgezeit des Tsunami, und vom 26.12.2004 selbst. Würde ich unbedingt für 3,- € kaufen, aber da ich nichts mehr mitschleppen  will, lasse ich es bleiben. Das wäre mal ein echtes Souvenir gewesen, zumal das Geld für wohltätige Zwecke verwendet wird.
Bringe meine Hose zum indischen Schneider, da eine Taschennaht auf 2 cm Länge aufgegangen ist. Genau diese Hosentasche ist meine ´Kleingeldtasche´ und muss darum dringend wieder abgedichtet werden. Der Schneider erledigt die Arbeit für 50,- BHT = 1,- €, und vermutlich wird nun diese Naht an der 7,- € Hose die Lebensdauer der gesamten Hose sicher überstehen.
Auf der Fahrt mit dem Moped über Nebenstraßen sehe ich eine überfahrene Schlange. Wenn die so giftig war, wie ihre giftgrüne Farbe das vermuten lässt, dann bin ich froh dass sie tot war. Natürlich soll das arme Tier leben, aber ich fahre manchmal so langsam, dass ein schneller Biss meinen hängenden Fuß erreichen könnte. Ich weiß, dass das Quatsch ist, und hängende Füße von Mopedfahrern nicht in das Beuteschema von Schlangen passen, aber solche eingebildeten vermeintlichen Gefahren peppen das einsame Travellerleben ein wenig auf, machen es spannender. Ich kenne da noch die ´Gefahrenberichte´ von Pauschalurlaubern aus meiner Reisebürotätigkeit zur Genüge. Da wurden ganz gewöhnliche Pauschalreisende zu 
´Abenteurern´ , weil sie das ganz Normale und Alltägliche in der bereisten Region und der Menschen dort wegen mangelnder Reisevorbereitung und Landeskenntnis schon für Gefahrensituationen hielten und nicht richtig einschätzen konnten. Hauptsache sie hatten etwas Spannendes zum Erzählen für die Daheimgebliebenen, die noch weniger Ahnung hatten.
Trotz tausender Leichen bei einer der größten Naturkatastrophen unserer Zeit, die diesen Landstrich schlimm getroffen hatte, riecht es nicht mehr nach Tod. Hier, unmittelbar im Zentrum des touristischen Khao Lak, ist nur Leben. Dafür verströmen einige Gullis einen heftigen Kloakengeruch, manchmal unmittelbar vor einem Restaurant. Für Thaiverhältnisse wirkt Khao Lak sehr aufgeräumt, sauber, und modern. Zum größten Teil liegt es daran, dass die Erneuerung durch die Zerstörungen der Riesenwelle aufgezwungen wurde, und an den Geldern, die noch lange anschließend in die Region geflossen sind. Von der Gesamtspendenhöhe dürfte aber nur ein Bruchteil bei den tatsächlich Bedürftigen angekommen sein, obwohl hier sicher mehr durchgereicht wurde als beispielsweise in Sri Lanka. Die Straßen die ins Land führen sind auf 4-5 km alle asphaltiert und sichtlich neu angelegt. Weiterführende Regionalstraßen und Fernverbindungen haben zwar nicht das Niveau des malaysischen modernen Straßensystems, sind aber immerhin für mich motivierend genug, mir für 5,- € /Tag ein Moped zu leihen. Es ist zynisch, aber ich bin sicher, dass es die Spenden für die Tsunamiopfer sind, die mir ein angenehmes Fahren auf den Straßen dieser Region ermöglichen. Ich danke allen Spendern dafür, ich selbst habe ja auch dazu beigetragen, immerhin. Die Leute, die so richtig abgesahnt haben, und die mein Freund Vijith in Sri Lanka als die ´Schlipsträger´ bezeichnet, dürften hier in Thailand wohl die ´Uniformträger´ sein. 
Die Demonstrationen in Bangkok, und die Belagerung der Flughäfen, dürfte der Ökonomie Thailands schwer geschadet haben. Im Touristikgeschäft zählt langjährige Verlässlichkeit, und die wird durch so etwas erheblich gestört. Aber es gibt im Land noch ein ordnendes, regulierendes Etwas, das auch bei politischen Auseinandersetzungen, obwohl ohne direkten Einfluss auf die Politik, beruhigen kann, das ist der König. Bhumipol, der Mann, den ich nur auf einem Jugendfoto mal lächelnd gesehen habe, und der sonst immer ernst schaut, ist die eigentliche Ordnung in Thailand. Auch die Militärs wagen es nicht, eine Entscheidung gegen die Linie des Königs zu treffen, ein Volksaufstand wäre sonst die Folge. Ein alter Mann von 81 Jahren, der nicht zu seinem Alter stehen darf. In der Öffentlichleit werden nur Jugendbilder gezeigt, ab und zu, in letzter Zeit auch Bilder bis zum 60. Lebensjahr. Ist Alter hier so Tabu ?
Im buddhistischen Thailand ist das unverständlich und sollte anders sein. Warum muss er optisch immer verjüngt werden ? Man will verdrängen, dass die Zeit ohne den König näher rückt. Was wird sein, wenn in absehbarer Zeit der König nicht nur sein Amt, sondern auch sein irdisches Dasein beenden muss? Wird dann das Militär versuchen die schwachen Erben der Königsfamilie so zu beeinflussen, dass das Ende der Monarchie herbeigerufen wird ? Genau das befürchte ich, und es wäre verbunden mit unvorstellbaren Unruhen und Ausschreitungen im ganzen Land, gegen die die aktuellen politischen Parteigeplänkel sich wie Kindergartenstreit ausmachen. Die Königstreue der Thais ist wie eine Religion. Man kann die nicht einfach durch etwas anderes ersetzen, nicht einmal durch lupenreine Demokratie. Die Freiheit zu wählen wird ja regelmäßig ausgehebelt, indem die unterlegene Partei der Wahl innerhalb der Legislatur den Wechsel durch massive Demonstrationen und Blockaden erzwingen will. Wirtschaftlich geht es darum nicht so rasant vorwärts in Thailand, wie in anderen Staaten Asiens.
Ich stelle fest, dass AUTAN-Family- Creme keinerlei Schutz vor den hiesigen Mosquitos bietet. Erst vor wenigen Minuten habe ich mir die Füße damit eingeschmiert, und nun spüre ich schon das Jucken der Mückenspucke nach erfolgreichem Abzapfen.
Habe beschlossen, morgen bis nach Kho Khao hinauf zu fahren. Das ist mit dem kleinen Moped sicher Maximalentfernung, denn 80 km hin und dann wieder zurück wird mit der ´Eierfeile´ ziemlich hart. Aber ich bin hier um Erfahrungen zu sammeln, und darum geht es nach dem Frühstück gleich auf Tour. Ich darf dann nicht vergessen mir die Nase einzucremen, sonst fällt mir nach ein paar Stunden Sonne der Zinken verkohlt ab. Oder es regnet, das ist nach der aktuellen Wetterlage auch möglich. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, im Zimmer hängen auch zwei Schirme, aber Mopedfahren mit Schirm lasse ich auch beim Automatikmoped lieber bleiben.
08.SEP 08
Fahrt nach Kho Khao
 
Um 08:40 Uhr fahre ich nach dem Frühstück in Richtung Norden los. Ich tanke für 40,- BHT, nicht einmal ein Euro für die gesamte gestrige Fahrerei von mehreren Stunden. Die Jungs an der Tankstelle amüsieren sich über meinen zusammen gebundenen Bart, so etwas haben sie noch nicht gesehen, und wünschen mir gute Fahrt, als sie hören, dass ich bis nach Kho Khao hinauf will. Die Straße ist leer, und ich knattere absolut stressfrei durch die grüne Natur. Überall sieht man nur neue Häuser. Meist auf Stelzen oder mit hohem Betonsockel. Die Bauweise soll vor der nächsten Welle schützen, aber ob die Häuser in 5.000 Jahren noch stehen, wenn der nächste Tsunami vielleicht mal wieder hier anrollt ?                    
         
Nach etwa einer Stunde erreiche ich Baan Nam Kham, einen Ort, der vom Tsunami komplett wegradiert wurde. Auch hier nur neue Häuser -  viele stehen aber leer. Ob es hier den gleichen Grund hat wie auf Langkawi ? Dort stehen auch viele der mit Tsunami-Spenden gebaute Häuser leer, weil die Menschen in einer neuen Umgebung nicht leben wollen. Sie ziehen da hin, wo die Familie, oder Reste davon wohnen, aber nicht in ein zugewiesenes neues Haus, auch wenn es fast umsonst zu haben ist, und viel schöner und moderner ist, als sie es von ihren einfachen Hütten gewohnt sind. Eine gewachsene Dorfstruktur ist den Menschen  wichtiger, als ein neues Haus.
Ich folge der Ausschilderung zum Tsunami Memorial Park. Zuerst fallen die völlig zertrümmerten Häuser auf. Die Dächer sind alle wegrasiert, manchmal stehen noch Außenmauern. Die Welle ist  hier in 5 m Höhe über die Häuser hinweg gerauscht, und man  kann sich die Ungeheuerlichkeit dieser Wasserwand angesichts der Ruinen gut vorstellen. Da das Hinterland flach ist, erahnt man, wie weitreichend die Zerstörungen noch weit entfernt von der Küste gewesen sein müssen. 
Beim Memorial läuft man auf Betonkreisen mit Lotusblüten in der Mitte. An einer Stelle wird ein Uniformträger mit einem Denkmal geehrt. Der auffälligste Teil der Anlage ist ein Fischerboot, dass in einer Mulde steht. 
Geht man darum herum, dann kommt man zum eigentlichen
Gedenkort, einem künstlichen Gang, dessen eine Seite eine im oberen Bereich nach innen geschwungen Betonwand bildet, in die waagerecht, wie ein Fenster, eine etwa 15 m lange Öffnung eingearbeitet ist. Durch dieses ´Fenster´ blickt man auf das Fischerboot. Die andere Seite ist eine schräge Wand, in die zwischen vielen Mosaiken Gedenktafeln angebracht sind. Es stehen dort zum Beispiel alle Länder aufgeführt, aus denen die Opfer des Tsunami stammten. Ich habe sie nicht gezählt, aber es sind verdammt viele. Sogar afrikanische und südamerikanische Länder sind dabei und nahezu alle europäischen Staaten.
Es gibt Tafeln in Thaischrift, und besonders viele auch in Deutsch. Erinnerungen an Deutsche, Österreicher, z.T mit frischen Blumen geschmückt, mit laminierten aufgeklebten Fotos und persönlichen Erinnerungssprüchen. Darunter auch viele Kinderfotos von den Kindern, deren Eltern überlebt haben, und die hier mit ihren Worten an die verstorbenen Kinder erinnern. 
Der gesamte Komplex wurde gestiftet von Thyssen-Krupp und aufgebaut von der thailändischen Armee   
Von hier zum Fähranleger muss ich mich durchfragen, denn es geht ohne Beschilderung kreuz und quer durch den kleinen Ort. Als ich das Wasser sehe und die Rampe, werde ich schon gefragt, ob ich nach Kho Khao möchte. Ein freundlicher Bootsmann fährt für mich das Moped über die Rampe und dreht es auf dem Boot gleich wieder in Ausfahrrichtung, unter das Hinterrad wird sogar ein kleiner Keil gelegt. Die Überfahrt von 5 Minuten kostet 40,- BHT, der Preis beinhaltet auch das Herunterfahren des Mopeds durch den Bootsmann.
Im Hafenort gibt es paar kleine Geschäfte, Lokale und Reisebüros. Ich schaue mir nur die Entfernungstabelle an und sehe, dass ich bis zum nördlichsten Punkt der Insel etwa 20 km fahren muss. Also Gas, und ab geht es über nagelneue, sehr gute Straßen, fast ohne Autoverkehr. Ich biege immer ab, wenn Hotels ausgeschildert sind, und sehe mir an wie die so sind. Ausführlicher besichtige ich das Amandara Island Resort, welches bei Neckermann mit im Programm ist. Nette Bungalows, Pool und freundliches Personal, aber absolut nichts drum herum. Man ist hier komplett auf das Hotel angewiesen, hat keine Restaurantwahl. Nichts für einen Urlaub wie wir ihn wünschen, oder eben nur für 3 Tage hier entspannen und dann weiter reisen.
Die Straße nach Nord ist wie eine Rennstrecke. Teilweise kerzengerade bis zum Horizont und ich gebe etwas mehr Gas um der Hitze der prallen Sonne nicht so lange ausgesetzt zu sein. Hier kommen ganz sicher nicht mehr viele Farangs vorbei, denn im Örtchen am nördlichen Inselende sehen mich die Leute an wie einen Außerirdischen. Die Landschaft ist karg, z.T. wie versteppt, nur etwa 1 m hohes Gestrüpp und neu angelegte Pflanzungen. Die ursprüngliche Natur wurde durch den Tsunami hier offenbar vernichtet. Als der Strand in Sicht kommt, muss ich bis zum Seafood-Restaurant noch ein Stückchen durch Sand fahren, dann ist das Tagesziel erreicht, ich stehe am Nordende der Insel Kho Khao.
Für 30,- BHT kaufe ich eine Kokosnuss und habe Trinken und Essen gleichzeitig. Der Chef hinkt. Als ich gehe frage ich ihn, ob er beim Tsunami verletzt wurde, und er erzählt, dass er das Lokal früher mit 2 Freunden geführt habe, die beide umgekommen sind bei der Katastrophe, dazu Frauen und Kinder. Er ist unglaubliche 500 m ins Land geschleudert worden, und es ist ein Wunder, dass er noch durch´s Leben humpeln kann. An einer Säule hängt eine Gedenktafel mit einem Spruch in Englisch:
" Gute Freunde findet man selten,
sie zu verlieren ist sehr schwer,
sie zu vergessen unmöglich."
Auf dem Stück zur Hauptstraße, bis zu der ich sehr langsam fahre, sehe ich eine Schlange. Diese ist quicklebendig und aggressiv obendrein. Sie schlängelt sich blitzschnell in Richtung Moped, statt abzuhauen, richtet sie sich auf, und schlägt in Reifenhöhe zu. Ich habe instinktiv die Füße nach oben gezogen und bin daher außer Reichweite. Auf jeden Fall hätte ich nie geglaubt, dass eine Schlange, die ja durchaus freie Bahn zur Flucht hätte, so reagiert (siehe Eintag von gestern).  Sie konnte sich unmöglich in die Enge gedrängt gefühlt haben, denn die Straße ist völlig frei.
Ich stoppe im Hafenort, bevor es wieder auf die Fähre geht, und esse Mittag. Eigentlich wäre hier Seafood angebracht, denn in den großen Becken schwimmt alles mögliche Meeresgetier und Süßwasserfische tummeln sich im Teich dahinter in abgeteilten Becken. Ich möchte aber nur eine Kleinigkeit und bestelle Lap Khai. Schmeckte ganz gut, allerdings war für meinen  Gaumen zu viel Essig dran. Wassermelone gab es noch umsonst dazu. 
Beim Anlanden des Bootes am Festland fährt der Bootsmann einen echten Stunt mit meinem Mietmoped, bei dem er das schöne Teil beinahe versenkt hätte. Das Boot treibt nämlich etwas zurück, und die aufgelegte Planke rutscht mit. Als er mit dem Moped über die Planke fährt, liegt sie nur noch etwa 10 cm auf dem Pier auf. Die Hafenarbeiter sehen das auch alle, lästern und scherzen. Ist doch klar, das der Farang das Moped bezahlt hätte wenn es im Meer gelandet wäre. Eine Haftpflichtversicherung dürfte hier ein komplett unbekannter Begriff sein.
In Höhe des Elefantencamps muss ich noch einen Dickhäuter überholen. Der wackelt derart ausladend mit dem Kopf beim Gehen, dass ich lieber großen Abstand halte.
Alles in Allem ein toller Tag. Man sieht beim Fahren allerdings erheblich weniger als beim Gehen, dass stelle ich sofort fest. Ich muss mich auf die Straße und den Verkehr konzentrieren, Schilder, Beschriftungen und Hinweise sind nicht immer wie bei uns gleich auf den ersten Blick erkennbar, dadurch verpasst man viele Dinge am Wegesrand, die man als Fußgänger näher in Augenschein genommen hätte. Dafür erhöht man den Radius seiner Exkursionen und erreicht Orte, die nicht erwandert werden können. Für mich stellt sich da die Frage, was besser ist, die Fußwegumgebung um seinen Standort sehr gut kennen zu lernen, oder mehrere Orte abzugrasen, die aber dann nur oberflächlich zu sehen. Wahrscheinlich gilt auch hier Buddhas Weisheit, dass es darauf ankommt den mittleren Weg zu finden. Ein Mix aus Beidem wird das Beste sein, und zu welcher Seite das Pendel ausschlägt, ist abhängig von der Umgebung. Im Lanna Country in Nordthailand z.B., waren die Füße idealer, denn wohin soll ich dort mit dem Moped ? In Reisfelder ? Das kann ich besser zu Fuß. Zum Fluss ? Kann ich auch besser zu Fuß, genau wie in die Hügel. In den Städten ist das Laufen ohnehin die einzige Wahl, denn die vielen Entdeckungen in Gassen und Nebenstraßen sind ausschließlich per Pedes zu machen. Auch auf Bali haben die Orte so viel zu bieten, dass man den überwiegenden Teil ablaufen kann. Nur wenn man bestimmte Attraktionen außerhalb der Ortschaften erkunden möchte, muss man fahren. Mit dem Bemo geht das auch, aber weil man nur schlecht rausschauen kann, sieht man mit denen noch weniger als beim Mopedfahren. Bei mir geht die Tendenz im Großen und Ganzen dahin, dass ich lieber die Fußumgebung genauer erforschen möchte, als großräumig den Standort zu wechseln auf Ausflugsfahrten mit einem Moped.
Die Erfahrung voriger und auch dieser Reise zeigt mir, dass viel eher Gespräche mit Einheimischen zustande kommen, wenn die mich jeden Tag vorbeilaufen sehen. Man kennt sich sozusagen vom Sehen. Auf diese Weise sind tiefere Einblicke in den Alltag der heimischen Bevölkerung möglich. Lebensweise, Gewohnheiten und Eigenarten der Menschen werden deutlicher, wenn man sich jeden Tag trifft und grüßt, statt daran vorbeizufahren. Genau das ist es eigentlich, was ich mir als Essenz einer Reise wünsche, und nicht den 79. Wasserfall zu sehen, den 128. Markt, den 174. Strand. Trotzdem werde ich in den nächsten 3 Tagen weiter das Moped intensiv nutzen, denn Khao Lak hat in Fußwegentfernung wenig zu bieten. Hier schlägt standortbedingt das Pendel eindeutig zu Gunsten des Mopeds aus, anders als bei den meisten vorigen Etappen dieser Reise.
Komme gerade vom Abendessen und muss leider feststellen, dass es in diesem Restaurant die schlechteste Küche der Reise bisher gab, mal abgesehen von den seltsamen Vorstellungen der Asiaten von einer guten Pizza. Wer also in Khao Lak essen geht, der sollte im Family House Seafood Restaurant zumindest das Barrakuda-Filet vergessen. Die haben es geschafft, aus dem Fisch jeglichen Geschmack zu entfernen, bevor sie ihn  auf den Teller packten. Außerdem war das Stück so trocken, das beim Reinpieksen mit der Gabel der Fisch regelrecht zerbröselte wie Krümelkuchen. Gegrillt mit Garlic-Pepper hieß das dann. Die zum Gericht gehörigen Pommes kamen 15 Minuten vor dem Fisch auf den Tisch, und ich hatte die natürlich schon gegessen als der ´Trockenfisch´ serviert wurde. Es ist unvorstellbar, aber trotz Traveller-Budget, und obwohl ich mir mit teuren 420,- BHT insgesamt in diesem Restaurant etwas Besonderes gönnen wollte, habe ich den halben Fisch liegen lassen. Was nicht geht, das geht nicht - und dieses Essen war wirklich eine Zumutung. Zum Glück hat sie beim Abräumen nicht gefragt wie es geschmeckt hat, denn mir wäre keine freundliche umschreibende Formulierung eingefallen für diese kulinarische Katastrophe. Wenn unserer Thai-Freundin Pen etwas so richtig übel über die Zunge geht, dann  sagt sie dazu " geht so". Ich hätte " geht so"  aber jetzt nicht ins Englische übersetzen können, denn  "still ok "  ist schon erheblich deutlicher als das noch unverfängliche
 " Geht so ".  Habe jetzt auch keinen Bock mehr auf irgend etwas, und bin um 19:00 Uhr schon im Zimmer. Im Kühlschrank warten noch 3  Singha  auf Erlösung von der Kälte.
Habe mich gerade im Spiegel gesehen und festgestellt, dass ich sehr müde aussehe. An der Tageszeit, Alkohol oder einer besonderen Anstrengung kann es nicht liegen. Bin ich vielleicht müde vom Reisen ? Der Gedanke liegt nahe, denn ich bin auch froh, wenn ich in 9 Tagen die letzte Station meiner Reise auf Sulawesi, und den Ort, an dem ich den Löwenanteil des "Majapahit-Geheimnis" schreiben werde, erreicht habe.  Busbahnhöfe, Flughäfen, Budget-Hotels nun über Monate, dann , nach dem Urlaub mit Anne in den sehr schönen Unterkünften nun wieder die Rückstufung auf den Traveller-Standard, machen den Wunsch verständlich, nun auch endlich mal irgendwo zu bleiben, und konzentriert, und nicht mehr abgelenkt durch das ständige Ankommen und Abreisen, ans Werk zu gehen.               
Ja, ich muss mir eingestehen, ich bin wirklich müde vom Reisen. Ich hätte kaum für möglich gehalten, dass das je sein könnte. Nicht mehr alle paar Tage ein- und auspacken, das ist es, was mich im Augenblick reizt. Das Prince John Dive Resort in Sulawesi wird in 9 Tagen dieses augenblicklich etwas ungute Gefühl auflösen. Wie ein mieses Essen doch die Stimmung runter ziehen kann ! Eigentlich rührt dieser ganze ungewohnte Stimmungsumschwung nur daher. Nicht nur die Liebe geht durch den Magen, auch die Liebe zum Leben mit Rucksack in fernen Ländern. 
09. DEC 08
Reissuppe zum Frühstück    - " Geht so "
Heute will ich in den Süden. Ziel, ist der Busbahnhof in Kok Kloi. Ich will schon einmal erkunden wann die Busse nach Haad Yai fahren und um welche Zeit der letzte geht. Die Sonne meint es wieder besonders gut, und ich habe die nackten Unterarme gut mit 40er Sonnenschutz eingecremt. Immer wenn die Fahrt durch Wald geht und die Fahrbahn im Schatten liegt, ist es angenehm kühl. Allerdings ist das nur an ganz wenigen Stellen zu haben. Ich muss durch die Stadt Thai Muang. Ampeln, Ausfahrten und Verkehrsgetümmel sind für mich noch ungewohnt, denn ich bin bisher nur Landstraßen gefahren oder durch Dörfer. Es klappt, und nach etwa 2 Stunden bin ich hinter Kok Kloi. Auf meiner Karte ist in diesem Bereich die Kok Kloi Bus Station eingezeichnet. Ich finde hier aber nichts was so aussieht und frage. Die Dame zeigt in die Straße neben dem Haus, allerdings geht es der Beschilderung nach dort zur Phnag Nga Bucht und zu den Bootsanlegern der Boote zu den Inseln. Darunter auch Panyee Island, die unter den Touristen dieser Welt als ´James-Bond-Insel´ bekannt ist. Ich fahre dort 1 km hinein, aber links und rechts stehen nur Kautschukbäume und ganz sicher kein Busbahnhof. An einem kleinen Shop halte ich und frage noch einmal. Die angesprochene Dame ruft den Herren.
Ich frage " Bus-Station" , male mit den Armen einen großen Bus in die Luft und drehe an einem imaginären Lenkrad. Die Vorstellung wirkt, er wiederholt " Bus-Station" und zeigt in die Richtung aus der ich komme. Dann  ergänzt er " Kok Kloi -  6 km". 
Auf der Hauptstraße, von hier sind es übrigens nur noch wenige Minuten bis zur Brücke nach Phuket, wende ich am U-Turn und fahre zurück zur Stadt Kok Kloi. Auf dem Weg dorthin frage ich noch 2 mal, und die Damen zeigen jeweils in Richtung Stadt. In der City halte ich neben einem Lkw, aus dem gerade der Fahrer aussteigt. Er zeigt auf meine Frage nach dem Bus Terminal auch Richtung Stadt, geht aber noch zu dem Pkw-Fahrer hinter ihm um sich abzusichern . Dieser zeigt dann genau in die entgegengesetzte Richtung. Kurze Diskussion der beiden, dann einigt man sich auf die ausgleichende Mitte und schickt mich gegenüber in eine kleine Straße. Das mache ich - Fehlanzeige ! Frage dort ein Mädchen, die versteht kein Englisch. An der Ecke sitzen Mopedtaxi-Fahrer. Die müssten das doch wissen. Einer zeigt wieder über die Hauptstraße, dahin wo ich eben den Lkw-Fahrer interviewt habe, zu einem Kiosk. Ich schüttele den Kopf und kann es einfach nicht glauben, und mein " Bus-Station"  klingt auch sicher schon ziemlich gequält. Ich habe in etwa 40 bis 50 Städten Thailands die Bus Terminals gesehen auf dieser Reise. Es sind zumeist große Hallen mit Shops, Ticket-Schaltern und Wartebänken, rund herum die Parkbuchten für die Busse, an Pfeilern davor die Bahnsteignummer und ein  Schild mit dem Fahrziel. Es wimmelt dort von Songtew- (Dreirad)  und Taxifahrern, und den Schleppern, die ankommende Gäste abfangen. An diesem Kiosk hier mag zwar eine Bushaltestelle sein, aber eine Busstation, wie ich sie kenne, ist das nicht. Der Mopedtaxi-Fahrer fährt vor mir rüber und spricht am Kiosk einen jungen Mann an. Der ist Albino und kneift die Augen zusammen, weil er das Sonnenlicht nicht verträgt. Ich stelle das Moped ab, und er dreht sich zu mir und fragt wohin ich möchte. " Haad Yai" antworte ich, und er meint, um 12:30 Uhr geht was. Das sei dann auch der letzte für heute. Ich erzähle ihm, dass ich erst am Freitag fahren möchte, und dann am Besten morgens. Er zählt zig Uhrzeiten auf, es fährt demnach bis 12:30 Uhr fast jede Stunde ein Bus. Ich bedanke mich und fahre weiter. Jetzt bin ich dann mal gespannt, wo ich in Kok Kloi rausgesetzt werde, wenn ich am Freitag mit dem Bus dort hin kutschiere. Gibt es vielleicht doch einen geheimen Busbahnhof, den nur die Busfahrer kennen und keiner der Einwohner ?  Oder gibt es in dieser Stadt nur diese Sparversion, den Kiosk mit dem Albino, der aber gut Englisch spricht, und sich mit den Zeiten bestens auskennt.
Auf dem Rückweg biege ich in Taplamu ab in Richtung Pier, 4 km von der Hauptstraße entfernt. Von dort gehen die Schiffe zu dem Similan Inseln. Hier ist links und rechts der Straße alles Militärgelände, die Thai Navy hat hier sogar einen eigenen Golfplatz. 
Der Hafen ist unspektakulär, wenig einladend und wirkt auf mich auf eine unbestimmte Art unfreundlich. Eigentlich hatte ich vor dort etwas zu essen, aber ich fahre zurück zur Hauptstraße,  und tanke für nicht einmal 1,- €  für den ganzen Mopedtag wieder voll. Wie machen die das? Die Thais müssen Erdöl doch auch importieren aus den Förderländern. Selbst wenn ich bei uns die Steuern raus rechne komme ich noch nicht auf solche Centbeträge für den Liter Benzin.
Neben der Tankstelle ist ein kleines offenes Restaurant. Alles in Kringelschrift, ich kann nichts lesen. Die Bedienung ist unsicher, will mir offenbar Wasser anbieten. Ich lehne ab, denn ich habe selbst Wasser dabei. Die Mama kommt dann auch noch an den Tisch und zeigt auf den Getränkeschrank. Nein, sage ich, kein Bier, und lache. Alle lachen mit, das Eis ist gebrochen. Ich möchte Suppe und das versteht man. Man bietet mir Mixed Seafood und ich schlage zu. Dazu eine Portion Reis und scharfe Chillies mit Knoblauch und Fischsoße, das sieht gut aus. In der Seafood-Suppe ist zwar kein Fisch, Muscheln fehlen auch bei diesen gemischten Meeresfrüchten, aber dafür ist reichlich Tintenfisch drin, ein paar Shrimps, Fischbällchen, Tofu,
die roten Stangen aus zusammengeklebtem Fischbrei (Surimi oder so ähnlich, gibt es bei uns auch) , Seaweed, was ich mal als Seetang übersetzen würde, und Schnittlauch. Aus dem Inhalt der Schüssel kann ich 4 Suppentassen randvoll füllen, und ich lasse von dem leckeren Süppchen auch nichts übrig. Zum Bezahlen gebe ich 100,- BHT, weil ich denke das müsste reichen, und blicke in ratlose Gesichter bei Mama und Bedienung. Wie sagen wir jetzt dem Farang was wir wollen ? Ich deute an, dass sie die Zahl aufschreiben sollen, aber dann hat Mama das englische Wort für Hundertzehn aus der Erinnerung gezaubert, und ich lege noch 10,- BHT nach. Ich sage noch, dass die Suppe sehr lecker war " Aroy dee" , das verstehen sie nun wieder gut, bedanken sich überschwänglich, und wir freuen uns alle, angesichts der Tatsache, dass man, ohne die Sprache des anderen zu sprechen was ordentliches zum Essen bekommt, richtig bezahlt, und insgesamt ziemlich Spaß dabei hat.
In Khao Lak halte ich beim Internet Café und nehme Verbindung mit der Heimat auf. Beate hatte eine lange E-Mail zu den traurigen Umständen zum Tod von Eric´s Vater geschickt. Als ich wegfahre, bin ich gerade auf die Hauptstraße abgebogen, als ich merke, dass ich meinen kleinen Rucksack nicht auf dem Rücken habe. Da ich nichts im Zimmer lassen will was für mich und meine Reise wichtig ist, und was zum Diebstahl reizen könnte, habe ich Geld, Reisepass, Ipod, und die Reisedokumente immer im Rucksack dabei. Das war also der Supergau ! Obwohl ich 2 Minuten später wieder in dem Laden bin, und meinen Rucksack dort vorfinde, klopft mein Herz bis zum Hals. Weil ich nicht schnell genug auf die linke Fahrbahn kommen konnte, als ich zurück fuhr, bin ich wie die Einheimischen den kurzen Weg einfach auf der rechten Seite gegen den Verkehr gefahren, und das mit Dampf. Ich war in echter Not. Das darf einfach nicht passieren !
Diese Nachlässigkeit ist nicht zu entschuldigen und müsste eigentlich mit der Höchststrafe : Bierentzug , bestraft werden. Aber als mein eigener Richter lasse ich Milde walten und belasse es bei einer strengen Verwarnung.
Ich kaufe bei 7-Eleven noch ein, wo das Bier mit 50,- BHT immer noch um die Hälfte billiger ist als im Restaurant. Da ich einen Kühlschrank im Zimmer habe, ist das kostensparend. Da ich ab Freitag wieder in moslemischen Ländern bin, bis zum Ende der Reise, nutze ich die Gunst der Stunde und hole mir noch eine kleine Flasche Hong Thong, den guten Mekong Whiskey.
Eine Flasche mit 125 ccm kostet 90,- BHT = 1,80 €, und reicht nach diesen Hitzetagen durchaus zum ´Abschießen´.
Es wird dunkel, die Zikaden sägen wie verrückt, aber damit wird in wenigen Minuten Schluss sein. Die innere Uhr der Insekten funktioniert sehr genau. Gehe heute mal zu der Bruzzelbude vorne vor dem Youth Club, in der Pad Thai und anderes Traveller-Essen günstig angeboten werden. 
Irgendwie bin ich unzufrieden, dass ich trotz Zimmer für 8,-  und ohne besondere Ausgaben, kein Plus auf mein Budget mache. Die 6,- € die ich im Schnitt je Tag für das Moped und Benzin ausgebe, sind eine spürbare Mehrausgabe gegenüber sonst, aber ich haue doch sonst nicht auf den Putz. Es ist abzusehen, dass ich bei meiner Ankunft im Prince John auf Sulawesi nicht die geplanten 1.200,- € von meinem 35,- € Tagesbudget eingespart haben werde, sondern nur etwa 1.000,- € . Da dieses  Geld für mein Tauchen sein sollte, werde ich also entweder weniger Tauchen, oder mir den Fehlbetrag zu Weihnachten schenken lassen. Es geht ja auch nicht um die 200,- € , aber mich fuchst es ein wenig, dass ich das gesteckte Ziel nicht erreichen werde.
Also, um zu beweisen, dass mein Bemühen ehrlich ist, gehe ich heute beim Billigfutter-Stand Abend essen.
Tja, und da bin ich nun zurück, und habe mein Stammlokal gefunden, leider erst nach 3 Tagen Khao Lak, obwohl mir die Mädels von der Rezeption gleich nach Ankunft dieses Lokal empfohlen hatten. Es zog mich immer irgendwie in den Ort, wo ich dann auch meist gegessen habe. Dieser kleine Thaifood-Laden hier hat eine umfangreiche Speisekarte, die keine Wünsche offen lässt, und das zu den günstigsten Preisen, die ich bisher gesehen habe. Obwohl der innere Schweinehund sich meldet, und nach Pommes, Spaghetti, Maccaroni, Hähnchen gegrillt verlangt, was alles auf der Karte steht,( manchmal kann er sich ja auch durchsetzen) bleibe ich meiner Linie weitgehend treu, und esse Landesfutter. Alles andere gibt es zu Hause noch lange genug und garantiert besser, während z.B. eine Tom Yam Kung in Deutschland sicher nie so hinzubekommen ist wie sie hier auf den Tisch kommt. Wer hat schon Galgantwurzel, Thai-Basilikum , Zitronenbaumblätter, frisches Zitronengras, und die glitschigen, pfifferlingähnlichen asiatischen Pilze im Haus, die zusammen mit den fangfrischen Garnelen in diese Suppe gehören. Ich bin mal wieder mutig und bestelle mir auch in Thailand 
´phet´ -scharf, spicy. Der freundlichen Anerkennung dieses Wunsches folgt der Einsatz am Mörser. Ich sehe die junge Frau erst einige Zutaten im Mörser zerstampfen, dann löffelt sie das Ganze in den Kochtopf. Eins-Zwei-Drei Löffel, ich bereue schon, ´phet ´  bestellt zu haben, als auch noch die vierte feuerrote Löffelfüllung in den Topf wandert. Dann kommt die Tom Yang Kung auf den Tisch. Wirklich sehr lecker. Zusammen mit zwei kleinen Singha-Bier kostet das komplett 190,- BHT =  3,80 € . Ich verspreche morgen wieder zu kommen. Allerdings bin ich fast sicher, dass ich dann, in Anbetracht der vor mir liegenden 2 Monate mit lascher indonesischer Küche, dem inneren Schweinehund nichts mehr entgegensetzen kann, und Spaghetti Carbonara oder Maccaroni Seafood bestellen werde, letzteres ja wenigstens noch mit einem Hauch von Thai Küche.             
Das Leben ist schön! Hole mir jetzt ein Bier aus dem Kühlschrank und lasse mit Kopfhörern auf den Ohren den schönen Tag auf der Terrasse ausklingen. Zum Glück sind in dem Dormitory-Room nebenan nur 4-5 Gäste, und von den 4 Zimmern die sich 2 Badezimmer teilen  sind nur 3 als Einzel gebucht. Die Terrasse habe ich fast immer für mich alleine, die anderen sind eher im Ort unterwegs.
Mir fällt gerade ein, dass dieses Reisetagebuch, dem ich analog zu den großen Filmprojekten den Untertiteil ´The Making of The Majapahit - Secret´ gegeben habe, bei meinem Eintreffen im Prince John Dive Resort in Zentral-Sulawesi abgeschlossen sein wird. Die Tage im Resort und was und wie viel ich dort jeden Tag geschrieben habe, werde ich nicht mehr kommentieren, das wäre zu albern und langweilig. 
Gibt schon eine erkennbare Essenz der gesamten Reise ? Die wird in erster Linie darin zu sehen sein, dass am Ende das Buch "Das Majapahit-Geheimnis"  dabei herauskommt. Das wäre die Essenz, wenn es denn eine gibt. 
Jetzt bin ich aber wieder ganz in Khao Lak, und muss noch eine Beobachtung aufschreiben, die mich schon seit 3 Tagen verfolgt. Immer, wenn ich mich gegen 16-17:00 Uhr auf die Terrasse setze, blicke ich hinunter auf das kleine Restaurant unter mir ´Blue Crab ´. Pünktlich um 17:00 Uhr stellen die dort die Tische auf, 6 Stück, mit je 2 Stühlen, legen die Set-Deckchen darauf, decken ein mit Serviettenhaltern, Zahnstochern, je Tisch einer Speisekarte, einem Aschenbecher, einer kleinen Vase mit frischen Blümchen und einem Glas mit Lampenöl und Docht. Wenn es dunkel ist, wird der Docht angezündet, und alles sieht sehr einladend und nett aus. Im Vorbeigehen habe ich auch mal die Preise auf der Karte angesehen, alles sehr preiswert. Doch der Laden hat eine entscheidenden Mangel: es kommen keine Gäste! In den vergangenen 3 Tagen habe ich vielleicht insgesamt 8 Stunden zu Öffnungszeiten des Restaurants  auf der Terrasse verbracht, aber noch nicht einen einzigen Gast dort unten sitzen sehen. Klar, wir sind hier nicht mitten im Zentrum, wo die Läden abends gut besetzt sind, aber sind die Touris wirklich so träge, dass 500 m bis zum Ort-Ende schon eine unerträgliche körperliche Belastung darstellen würde ?
Die Betreiber des Restaurants ohne Gäste wirken nicht sehr freundlich, und ich gehe darum auch mehrere Male täglich dort vorbei. Aber ist das nicht verständlich, dass die sauer sind ? Mit Gleichmut und stoischer Gelassenheit werden jeden Tag die gleichen Handlungen ausgeführt, fast schon automatisch, und nichts kommt dabei heraus. Ich bin sicher, dass aus diesen muffeligen, unfreundlich wirkenden Leuten in dem gleichen Augenblick, wo ich an einem der 6 Tische Platz nehmen würde, total nette, liebenswert bemühte Gastgeber würden. Diese totale Verkehrung erlebt man nur in diese eine Richtung - zum  Positiven. Ich habe indes nie erlebt, dass aus einem freundlichen Asiaten plötzlich ein sturer geworden wäre. Man muss da vermutlich auch die Zwänge sehen , die hinter diesen Menschen  stehen. Klar müssen die Geld verdienen. Tun sie es aber nicht, dann kommen sie aber auch irgendwie durch´s Leben.
Die Situation heute Mittag ist sicher kein Einzelfall und bezeichnend für die Einstellung der Leute. Da betrete ich zur Mittagszeit eine Restaurant an der Hauptstraße, dass mit großem Schild sein Angebot bewirbt. Der Chef pennt aber, und lässt den möglicherweise einzigen Gast des Tages, ohne ihm die Möglichkeit zu geben etwas zu bestellen, und sich die Chance etwas zu verdienen, wieder abziehen. Die Küchenfrau ist in dieser Situation so hilflos, dass sie nur auf den schlafenden Boss zeigt, aber ohne ihn aufzuwecken. Typisch war auch, dass der Fernseher in voller Lautstärke lief. Wenn das nicht gewesen wäre, dann hätte ich den Alten vielleicht sogar geweckt. In diesem TV-Gebrüll allerdings hätte mir sicher kein Essen geschmeckt, darum bin gleich wieder raus gegangen und habe der Küchenfrau gezeigt, den Boss schön schlafen zu lassen. Für Menschen aus dem Westen ist das oft unbegreiflich. Einerseits reißen sie sich 
denselben auf um an unser Geld zu kommen, nerven manchmal penetrant und machen gar in bestimmten Regionen einen  entspannten Aufenthalt unmöglich, durch die permanente Anmache, und dann wiederum, wenn  es zu früh ist, oder zu spät, ein Feiertag von irgeneiner Religionszugehörigkeit, der 15. Todestag von Oma, oder das Kind hustet, dann läuft auf einmal nichts mehr. Man kann dann den Geldschein praktisch in der Hand halten, aber wenn die nicht wollen, dann geht auch nichts. Ob phlegmatisch oder faul, ich weiß es nicht, auf jeden Fall ungewohnt. Habe ich mir nicht vorgenommen vergleichende Bewertungen zu unterlassen ?  Na gut, bewertet habe ich das ja auch nicht eindeutig, aber unterschwellig war sicher eine Tendenz erkennbar. Aber NEIN, das will ich nicht. Ich bereise Länder und lerne dort Leute und Lebensweisen kennen um zu sehen wie es dort zugeht. Ich will nicht bewerten ob es hier oder da besser oder schlechter organisiert oder geregelt ist. Ich weiß einfach, dass das System in Deutschland mich auffängt, wo ich hier durch jede Masche fallen würde. Die Menschen hier kennen nichts anderes und kommen damit klar, einzig und allein die Familie als Anker zu haben. Vergleichende Bewertungen sind immer Mist und führen zu nichts. Habe mich immer schon geärgert über die Touris, die in Österreich jede Straßenführung, Tunnel oder Brücke allwissend kritisierend heruntergemacht haben " Bei uns wäre das aber so und so gebaut worden " . Wen interessiert´s ? Die Ösis bauen für sich, nicht für die Piefkes, und die
Asiaten, die die westlichen  Standards teilweise nicht einmal kennen, bauen natürlich auch für sich.
Ein Thai-Klo ist für uns fremd. Wir müssen erst lernen, wie wir das kleine Loch in dem im Boden eingelassenen ´Bidet´treffen. Wenn die Not so richtig groß ist, lernt man am Besten, und oft auch sehr schnell, nach meiner Erfahrung. Sieht man ein, dass man die Hose komplett ausziehen muss, dann kann auch kein Hosenrand unbeabsichtigtes Ziel sein. Wer hier alte Verhaltensmuster nicht über Bord werfen kann und denkt, die heruntergezogene Hose tut es auch, wie in Europa täglich millionenfach bewiesen, wird gezwungenermaßen durch Erfahrung lernen müssen.       
10.DEC 08
wieder ein herrlicher Moped-Tag
gegen 10:00 Uhr fahre ich nach Norden und nehme im nächsten Ort gleich die Ausfahrt zum Strand. Beim Mukdara Hotel, dass auch in deutschen Programmen zu finden ist, bin ich am Strand. Der ganze Ort sieht sehr nett aus, denn  hier sind Restaurants, Shops usw. nicht an der Hauptstraße gelegen, wie weitgehend in Khao Lak. Vom Strand aus gehe ich ins Mukdara Hotel. Die Bungalows sehen sehr gut aus, und liegen  in einem wunderbar angelegten Garten. Könnte man auch mal für ein paar Tage machen, wenn man zu zweit reist, hier kann man wunderbar bummeln. Fahre parallel zum Strand und sehe Sudala Resort, Amanusa, Ayara Villas, Shambala Resort usw., dann zurück und zur Hauptstraße und weiter nach Norden. Bei der Ausfahrt zum Elefanten-Camp und Sai Rung Wasserfall, fahre ich ins Land. Vorbei am Sai Rung Weg und auf einer sehr schönen neuen und kurvenreichen Straße durch wunderbare, fast unbewohnte Gegend ins Land hinein. Neben der Straße stehen manchmal kleine Häuschen, ab und an ein Flüsschen. An einem liegt dann auch das ausgeschilderte Elefanten-Camp.       
Es wird hügeliger. Auch mit der kleinen Yamaha-Reisschüssel macht es schon Spaß, durch die Kurven zu rollen. Wie erst das Glücksgefühl wäre, hätte ich meine eigene GS hier unterm Hintern, und statt des Schnurrens das satte Brummen meines Auspuffs im Ohr.
Die Sonne brennt heftig herunter, und die Arme bekommen wieder die volle UV-Ladung. Der 40er Sonnenschutz ist wie eine Verpackung und hat auch in den vergangenen Tagen den Sonnenbrand verhindert. Es geht immer weiter auf diesem tollen Straßenbelag, ohne eine Beschilderung. Ich habe keine Ahnung wohin der Weg führt, es fahren auch kaum andere Fahrzeuge. Eine Gruppe Jugendlicher kommt auf 4 Mopeds entgegen. Sie winken und johlen zu mir herüber. Der weissgrau Bart, der unter der Sonnenschutzblende des Papphelms hervor flattert und die hellen Arme, lassen mich leicht für die Entgegenkommer als Farang 
´auffliegen´.
An einem Hügel wird kräftig abgeholzt. Ein Elefant hilft bei der Arbeit. Ich schaue eine Weile zu und fahre dann weiter. Irgendwann ist dann Phang Nga ausgeschildert, die Richtung aus der ich komme weist nach Phuket, und zwar in einer netten Schreibweise, die ich noch nicht kenne: Phucat.  Sollte ich nochmal eine Katze halten, werde ich sie ´Phu´ nennen und sie ist dann die Phu-cat. Also nach Phang Nga geht es hier. Da ich weiß, dass es nach Phang Nga auf dem direkten Weg schon 70 km sind ab Khao Lak, breche ich hier ab und fahre zurück. Man muss hier mit kleinem Gepäck einfach für mehrere Tage auf Tour gehen, dann kommt man weiter. Auch der Khao Sok Nationalpark ist für eine Tagestour mit Moped zu weit, wenn man wieder zurück muss. 
Auf dem Rückweg besuche ich noch einmal den White Sand Beach am Kap Leam Pakarang. Dort fahre ich nach kurzer Rast im Goong & Gib Restaurant hinaus auf die Spitze des Kaps. Überall stehen  Hausruinen in den Palmenhainen. Die Tsunamiwelle war hier 5 m hoch, wie die Marken ausweisen. Am Kap selbst blickt man, es ist jetzt Ebbe, auf trocken gefallene Flächen mit großen Blöcken. Ich kann nicht erkennen, ob es Korallen sind oder Steine. An einem der Tsunamitürme steht ein Fahrzeug der Uni Bangkok, einige junge Männer wuseln herum und forschen. Wonach, vermag ich nicht zu erkennen. Ich sehe noch das Tokalaburi Cultural Hotel an, sehr schöne Holzbungalows im Stil der Häuser des Nordens, unmittelbar am Südstrand des Kaps Pakarang.
Zurück in Richtung Khao Lak biege ich im Ort Khuk Khak wieder ab zum Strand. Dort liegen die Hotels Andamania und Orchid Beach, die mich aber nicht so vom Mopedsitz hauen. Dafür entdecke ich im Grün des Waldes ein Haus, das an den Stellen, wo die Sonne die Farben durch das Dickicht leuchten lässt, sehr schön aussieht. In der Vorbeifahrt sehe ich, dass eine Seite des Hauses komplett mit Ranken zu gewuchert ist und wundere mich darüber. Es gibt auch keine Zufahrt zu dem Haus, nur völlig überwucherte Wege. Da der im Thaistil geschwungene Teil des Daches, den ich durch das dichte Grün erspähen kann, auf was Größeres schließen lässt, muss doch irgendwie auch dahin zu kommen sein. Ich stelle das Moped ab, und schlage mich auf einem der überwucherten Wege durch das Gestrüpp. Dabei denke ich an die Schlangen, die es hier offenbar reichlich gibt, denn auf der Straße ins Land hatte ich wieder 2 gesehen. Als ich näher komme erkenne ich, dass das große Haus eine Ruine ist. Der Tsunami hat auch hier mit ganzer Zerstörungsgewalt eingeschlagen. Nur die ehemalige Rezeption, deren Außenwände mit Natursteinen gemauert ist und deren Mauern nach unten hin breiter werden, hat wie ein Bollwerk gewirkt und teilweise Stand gehalten. Nach oben ragen nur noch Pfosten, das Dach ist in ca. 5 m Höhe halb weg gerissen, die schön geschnitzten Begrenzungen hängen herunter. Die zu gewucherte Seite ist eine neue Wand aus Ranken geworden, die die Reste der alten Außenseite genutzt haben um nach oben zu wachsen. Was für eine Gewalt hat hier gewütet?
Die Erklärung erhalte ich, als ich weiter fahre, denn da steht eine der Marken, die die Höhe der Wasserwand anzeigen die hier rüber gefegt ist, und da steht sage und schreibe 10 m drauf. Das ist unvorstellbar. Hier wirkte nicht nur das Gewicht der Wassermassen, sondern auch noch die Kraft und der Druck der schnellen Vorwärtsbewegung, da konnte kein Stein auf dem anderen bleiben. Man stelle sich bloß einmal vor, man sitzt in einem 5 m hohen Haus, und da rollt ein Brecher rüber, der noch mal so hoch ist wie das Haus. Hier konnte niemand die Katastrophe überlebt haben, so viel wird deutlich. Khuk Khak ist somit, zusammen mit Bandar Aceh auf Sumatra, der Ort mit den schlimmsten Auswirkungen.
Der heutige Ausflug war schön, und mit Bezug auf die Tsunamikatastrophe sehr aufschlussreich. Mir ist nun auch klar, warum die Region Khao Lak erst so viel später wieder im touristischen Rennen vertreten war, als alle anderen betroffenen Gebiete. Hier war einfach nichts mehr ! Selbst die Betonmasten der Leitungen, die doch kaum Widerstand und Angriffsfläche bieten, sind reihenweise in 4-5 m Höhe abgebrochen. Die Fernsehbilder jener Tage kann ich nun besser verstehen, das muss hier der Blick ins Inferno gewesen sein, das Höllentor, über das Dante die Inschrift gesetzt hat " Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr eintretet." 
Nach dem Besuch im Internet Café und bei 7-Eleven ist der Tag gelaufen. Ich haue mich eine Stunde auf´s Bett, dann ruft die Arbeit. Komme aber mit Überlegungen zum Roman nicht so richtig weiter und beschließe, das Projekt endgültig ruhen zu lassen, bis ich in der Stille des Bungalow 20  im Prince John Resort die Gedanken fließen lassen kann. Hier, auf dem von der indonesischen Immigration Authority  erzwungenen Visum-Intermezzo, und mit den täglichen Touren und Eindrücken, bekomme ich die Gedanken in Richtung der Buch-Geschichte nicht geordnet.
Es ist 19:00 Uhr, und ich will mal sehen, was das kleine Bretterbuden-Restaurant mit der umfangreichen Karte und den niedrigen Preisen, heute für mich nicht auf, sondern in der Pfanne, bzw. dem Wok hat. 
Ja, das war wieder Klasse. Es gab Spaghetti mit Shrimps, und ich habe gebeten auf keinen Fall für die Sauce Ketchup zu verwenden, sondern nur Butter oder Öl und Knoblauch. Als ich sehe, wie die junge Bedienung versucht diese Bestellung an die Köchin weiter zu geben, frage ich mich, was dabei wohl rauskommen wird. Auf jeden Fall ein tolles Spaghettigericht. Mit 7 Shrimps und ganz dünn geschnittenen, angerösteten Knoblauchscheibchen, ohne rote Matsche auf den Nudeln, ganz genau wie es sein sollte. Als das Mädchen serviert, stellt sie mir eine Flasche des unvermeidlichen Ketchups  dazu. Die gebe ich aber gleich wieder mit zurück, denn schon der Anblick dieses ekelhaften Gleichmachers verdirbt mir den Appetit. Für die Nudeln mit Shrimps bezahle ich zusammen mit einem großen Bier 3,- € . Ich bedaure, dass dieses kleine Restaurant nicht schon zum Frühstück geöffnet hat. Eine Suppe mit weißen Nudeln, Shrimps oder Huhn kostet dort 50,- BHT = 1,- € und würde mir besser gefallen als Toast und Omlett für 100,- BHT.  Kann man nicht ändern, und das Mädchen antwortet, als ihr diesen stillen Wunsch erzähle, "Sorry, we open 5 p.m "  Klar, was soll sie auch anders sagen? Für Dich mache ich die Bude auch schon um 06.00 Uhr a.m auf ?
Nach 10 Tagen deutscher Sprachlosigkeit tun sich erste Ausfallerscheinungen auf. Habe mir eben im Spiegel zugeprostet und laut und vernehmlich gesagt: " Mit Dir reise ich am Liebsten"
Bin ich jetzt bekloppt, oder ist das noch normal?  Ich bin schon wieder erstaunt welches Mangelgefühl entsteht, wenn man über längere Zeit seine Muttersprache nicht spricht. Die Leute aus englischsprachigen Ländern haben es doch erheblich einfacher. Ihre Sprache kennt man überall, sie brauchen sich selbst nie einfügen oder umstellen.
Frage mich auch gerade, ob mein Freund Franz das nie so empfunden hat mit seiner Thai-Frau und dem Leben in Thailand. Inzwischen spricht Pen ja ganz gut Deutsch, aber vorher hatte er doch auch niemanden zum Quatschen. Für mich ist die fehlende Möglichkeit in der Muttersprache zu sprechen aufgrund der Erfahrungen dieser langen Reise als Single, die unangenehmste Lücke. Da fehlt einfach was, das durch die nettesten Gesten, freundliche Gesichter  und radebrechendes Bemühen der englischen Sprache nicht ausgefüllt werden kann.          
Habe mich heute sogar gefreut, als 2 ältere Paare aus Ostdeutschland mich auf Deutsch ansprachen, ob ich mich auskennen würde. " Ausgännen"  würde ich mich nicht so richtig, aber vielleicht " gönnde " ich ja doch helfen. Die wollten zum Markt, und wussten nicht, ob an der Hauptstraße recht oder links die richtige Marschrichtung ist. Da konnte ich helfen, und sie waren glücklich. Ich hätte den Ossis am liebsten noch mein ganzes Leben erzählt, so angenehm war es, mal wieder das angestammte Deutsch zu reden.
Lassen wir es Gut sein, im Kühlschrank stehen noch 2 große Singha (gesprochen: Sing), das wird reichen um den Abend gemütlich auf der Terrasse zu beenden. Etwas Musik auf die Ohren, und der Tag geht als Freund.
11.DEC 08
letzter Tag mit Moped
Fahre  heute zum Khao Lak Lam Ru Nationalpark. Ziehe dazu zum dritten Mal ein Hemd an, in das sich zwar schon viel Schweiß ergossen hat, aber es riecht wie frisch aus der Waschmaschine. Nach 4 Monaten schwitzen sind meine Schweißdrüsen so durchgespült, dass mein Körperschweiß völlig geruchsfrei ist. Habe Anne das auf Bali auch vorgeführt und ihr ein mehrfach getragenes Shirt hingehalten, und gefragt ob das ein frisches sei. Sie hat geschnuppert und bestätigt, dass dies ein sauberes sei, obwohl sie sonst da sehr empfindlich ist. Aus diesem Grund kann ich hier ein Hemd, sofern es nicht schmutzig ist, länger tragen als bei uns zu Hause, wo ein verschwitztes Hemd sofort in die Wäsche wandert, weil es stinkt.
Erst mal tanken in Khuk Khak, dann biege ich in Richtung Strand zum Wat. Die Klosteranlage ist nagelneu. Da ist für die Mönche anscheinend ganz schön was hängen geblieben für die Schmutzarbeit nach dem Tsunami. Überwiegend waren sie es ja, die in den Tempelanlagen die Leichen und Leichenteile gesammelt haben. Dort lagen sie dann oft so lange, bis eine Identifizierung nicht mehr möglich war, aber man konnte die  Masse Tausender Toter einfach nicht bewältigen. Internationale Hilfe ist hier gerne und schnell angenommen worden, anders als in Indonesien, wo man es den Helfern schwer gemacht hat, und in Sri Lanka,  wo die Mitarbeiter internationaler Organisationen wochenlang in Colombo in den Hotels saßen, weil sie wegen der zerstörten Infrastruktur erst gar nicht in die betroffenen Regionen gelangen konnten.  
Hinter dem Wat führen kleine Wege in die Ebene, die zum Strand führt. Ich fahre überall hinein und stelle fest, dass alle diese Asphaltstraßen plötzlich enden. Ein ganzes Netz von kleinen Straßen, die im Grün enden. An den Straßenenden haben bis zum 26.12.2004 Häuser gestanden, darum dieses Wegenetz. Nun sieht man lediglich ab und zu einen Betonstumpf, selbst die Bodenplatten sind verschwunden. Zu einigen Wegendungen führen auch noch stehen gebliebene Strommasten, allerdings ohne die Kabel.
Ich fahre zum Lam Ru Nationalpark, bezahle 100,- BHT Eintritt, und sehe mir auf der Karte am Eingang die Wege an. Zuerst besuche ich einen kleinen Strand mit rund geschliffenen Felsen, der so aussieht, wie die bekannten Fotostrände auf den Seychellen. Die Unterkünfte, 
Häuser des Personals und der Parkverwaltung sehen heruntergekommen und ungepflegt aus. Die Gäste werden auf Schildern gebeten, keine Plastikflaschen oder -tüten mit in den Park zu nehmen, aber um die eigenen Häuser sieht es aus wie auf einer Deponie für Schrott und Müll.
Einer der Wege ist auch nicht mehr begehbar, es stehen nur noch Betonstützen, die Bohlen zum Gehen fehlen. Zur anderen Seite geht es direkt in den Dschungel. Hinunter zum Wasser, wo ein Fußmal im Fels zu bestaunen sein soll. Dort steht ein Schild "Footpaint" . Ich verfüge durchaus über ausreichend Phantasie, aber auch nach 10-minütiger Suche habe ich diesen Fußabdruck im Fels noch nicht entdeckt. Also wieder rauf, der Schweiß fließt in Strömen. Im Wald ist es stickig, die Luftfeuchtigkeit extrem hoch, und es bewegt sich kein Lüftchen. Der Pfad entlang der Küste ist eine Zumutung. Ich habe ja durchaus dafür Verständnis, wenn man in einem Nationalpark möglichst viel naturbelassen und unkultiviert zeigen will, so wie Regenwald eben ist. Dann muss man den Besuchern aber auch die Chance geben, die Wege überhaupt zu begehen, und das hat man hier schlicht vergessen. Umgestürzte Bäume sind zu überwinden, Ranken, Lianen und Bambus hängen kreuz und quer über dem Weg, und die gefährlich spitzen Stacheln des Rattan machen schmale Durchgänge zur Fakirnummer. Manchmal muss man auf steilem Weg herunter bis auf den Boden um irgendwo durchzukriechen. Nach 30 Minuten Dschungelkampf gebe ich auf. Ich bin völlig fertig und merke, dass mein Tritt über Brettwurzeln, steile Felsen und spitze Steine unsicher wird. Das hier ist zu gefährlich, denn bis hierher läuft offenbar nicht einmal mehr ein Parkranger, sonst sähe es ja wohl nicht so aus.  Oder denen ist das egal, Hauptsache Geld kassieren von den blöden Farangs. Das wirklich Gute ist, dass man hier tatsächlich alleine ist in absolut wilder Natur, denn kein anderer Tourist erkämpft sich diesen Urwaldweg. Als ich wieder am Eingang vorbei komme, beschleicht mich das Gefühl, dass ich statt Eintritt zu bezahlen jetzt eher eine Belohnung verdient hätte, und mir an der Kasse einen Betrag auszahlen lassen müsste für diese Dschungelkraxelei.
Übrigens waren sämtliche Beschriftungen an Pflanzen und Bäumen im begehbaren Bereich des Parks nur in Thaischrift. Das ist ein Mangel, wenn man allerorts um internationale Besucher wirbt.
Bei der Weiterfahrt nach Süden trocknet der Fahrtwind meine nassen Sachen, und ich genieße die Fahrt. Bei der Gabelung Phuket - Phang Nga fahre ich in Richtung Phang Nga. Nach ein paar Kilometern verlasse ich die Hauptstraße und biege ab ins Landesinnere. Hier finde ich die gleiche schöne Hügellandschaft, eine tolle kurvenreiche Straße und wenig Verkehr, genau wie gestern. Nach einer Weile biege ich einfach mal wieder ab, um nicht zu weit aus der Richtung zu kommen, und denke mir, dass ich zwischen diesen Hügeln nun wieder in Richtung der Hauptstraße Route 4 unterwegs sein müsste. Es klappt. Irgendwann erreiche ich die 4 und zuckele wieder nach Norden. In Richtung Küste befahre ich noch einige Stichstraßen und sehe so das Hotel Saiyoi Hills. Zu wohnen scheint dort niemand, aber es liegt herrlich, auf einem Hügel, mit Blick über viel Grün bis zum Meer.
An einer weiteren Stichstraße, und mit Blick auf einen menschenleeren Superstrand, flankiert von Felsen und mit grünem Hinterland, liegt das Poseidon-Restaurant und Guesthouse. Dort esse ich Papayasalat und genieße den Ausblick. Es kommen ein paar einheimische Fahrer mit Touristen im Schlepp, offenbar ist das ein regional bekanntes Ausflugslokal. Zurück in Khao Lak halte ich noch schnell beim Internet Café, dann ist Feierabend für heute. Ich gebe an der Rezeption das Moped zurück, mit dem ich in den vergangenen 4 Tagen immerhin knapp 500 km abgerissen habe. 
Überall wo ich vorbei kam, insbesondere in den Tsunami- Hazard Gebieten, scheint das gesamte Land zum Verkauf anzustehen. Keine Ebene, kein Fleckchen, kein Sumpf, wo nicht das Schild "Land for sale" zu finden wäre. Hier will niemand mehr wohnen, so viel ist erkennbar. Selbst an neu gebauten Häusern in der Hazard-Zone hängt das Schild "zu verkaufen" . Vielleicht haben es dort Leute versucht zu bleiben, waren aber so traumatisiert durch die Ereignisse an Weihnachten 2004, dass an gesunden Schlaf nicht mehr zu denken war.
Gleich muss ich mir erst einmal Geld ziehen. Keine Ahnung wie viel ich noch benötige für die kommenden Bustage, und kann die Fahrtkosten nur schätzen. Ich will auch nicht mit zu wenig Baht an einer Busstation stehen, wenn möglicherweise weit und breit kein Geldautomat in der Nähe ist. Egal, wir kommen ja wieder zurück nach Thailand, früher oder später wird dann alles aufgebraucht werden.
Habe den Wecker auf 06:00 Uhr gestellt, darum will ich gleich noch packen. Gefrühstückt wird dann unterwegs. Freue mich auch jetzt schon wieder auf die leckeren Suppen der Chinesen in Kuala Lumpur. Ich gleite ab, und bin mit den Gedanken nicht mehr im Hier und Jetzt, wie es eigentlich sein sollte -  darum Schluss.
12.DEC 08
Den Wecker brauche ich nicht erst klingeln lassen, ich bin schon 10 Minuten vor 6 wach. Meine innere Uhr funktioniert immer noch perfekt, auch ohne die Verpflichtungen eines geregelten Berufslebens. So wie ich z.Zt. recherchiere und schreibe, ist der Beruf des Romanautors doch eher als ´ungeregelt´ zu bezeichnen. Das wird sich aber im Februar ändern, wenn ich das Reisetagebuch und anschließend das Buchmanuskript am Computer bearbeite. Ich rechne dann damit, dass es etwa 6 Monate dauern wird, bis der erste Mensch das Manuskript zu lesen bekommen wird. Es werden mehrere sein, die ich bitten werde, für ihren jeweiligen Fachbereich den Text auf Fehler zu durchsuchen, und ggf. Verbesserungsvorschläge zu machen. Ob Arzt, Musiker, Pfarrer, Galerist, alle diese Leute sollen dann die Plausibilität prüfen, damit in einer Veröffentlichung der größte mögliche Grad der Realität erreicht wird. Was den im Buch umfangreich behandelten Asien - und Reiseinhalt angeht, da halte ich mich selbst für kompetent genug und benötige keine Unterstützung. Natürlich könnte ich in diesem Bereich von ganzen (Pen) oder halben (Alex und Gaby) Asiaten auch noch lernen. Da das aber meine Geschichte werden soll, die ich erzähle, sollen natürlich auch meine Erfahrungen verarbeitet werden, und nicht die von anderen. 
Doch nun wieder zum Tag:
   
Ich verlasse den Youth Club. Der Junge an der Rezeption läuft mir hinterher um zu fragen, ob ich noch einen Pott Kaffee aus der Küche haben möchte, aber ich möchte nicht, denn mein Prinzip : Busfahren  o h n e   Essen und Trinken,  hat sich bewährt. Diese chaotischen Pinkelpausen, bei denen ich zum Glück im Bus sitzenbleiben konnte, sind wirklich nicht immer zu schaffen. Ich übe also Verzicht bis zum Abend, für mich ist das kein Problem. Auch ohne Frühstück und Mittagessen geht es mir gut, und ich verstehe nicht, warum die Leute von einer 
"Unterzuckerung" reden, wenn sie mal nichts gegessen haben ? Höre das immer wieder mal. Unterzuckern kann man doch nur, wenn man zuckerkrank ist, und diese Menschen müssen natürlich pünktlich ihre Mahlzeiten einnehmen, das ist klar.
War ich mit dem Moped unterwegs, dann sah ich pausenlos die großen Busse von Ranong, Chumphon, Takuapa, Surat Thani  in Richtung Phuket rauschen, und auch die Gegenbusse.
Heute stehe ich um 06:35 Uhr an der Straße, und erst um 07:10 Uhr kommt ein Bus. Der Beifahrer schreit 100,- BHT aus dem Fenster, als er hört, dass ich nach Khok Kloi will. Ich reagiere darauf gar nicht, und steige ein. Mir ist auch hier wieder absolut klar, dass der ausgeprägte ´Rassismus´ in Asien, der inzwischen manchmal unerträgliche Ausmaße annimmt,wie jeden Tag, den Jürgen mal wieder zum Opfer ausgesucht hat. Selbstverständlich sind 100,- BHT doppelt so viel, wie jeder thailandische Fahrgast in diesem Bus bezahlt, denn der hat die passende Hautfarbe und die richtigen Gesichtszüge. Da ich nicht streng rieche, nicht so fett bin, dass ich zwei Sitze beanspruchen müsste und mich auch sonst gesitteter und ruhiger verhalte, als so mancher Thai, will ich diesmal stur bleiben. Ich halte dem Jungen der kassiert    60,- BHT hin und sage ihm, als er andeutet, das sei nicht genug, dass ich ich auf dem Hinweg 50,- BHT bezahlt hätte, nun gäbe ich 60 , und mehr gäb´s auf keinen Fall. Das ist natürlich gelogen, und man soll ja nicht lügen, aber das Wunder geschieht. Er wiederholt " sixty Ba ", steckt das Geld ein, das war´s. Wäre ich nicht sicher gewesen, hier mal wieder zahlendes Opfer zu sein, dann hätte ich natürlich die 100,- BHT bezahlt. Ob 2,- € oder 1,30 €  ist letztlich egal. Aber es ging ums Prinzip. Anders als die Deutschen in Pakbarra, die Eric´s Familie und mich für 2,- € Fahrpreis stundenlang aufgehalten haben, weil wegen der Diskussionen mit dem Fahrer der Wagen nicht weiter fuhr, kam ich hier mit meiner Sturheit niemandem ins Gehege. Allein schon das Herausschreien des Fahrpreises war Beleg dafür, dass die Abzocke mal wieder lief. Jeder Thai setzt sich hin, ein wenig später kommt der Schaffner, und es wird der Fahrpreis bezahlt - so einfach kann das sein. Nur nicht wenn Du helle Haut hast und europäische Gesichtszüge.
Ich stelle mir solche Situationen immer gerne mal seitenverkehrt vor. Dann wird auch die rassistische Tendenz deutlich, die diesem Handeln zugrunde liegt. Ab sofort behandeln wir in Deutschland alle Ausländer zuvorkommend und freundlich. Keine zur Schau getragene Feindseligkeit mehr, sondern lächeln, grüßen und einfach nur nett sein. Im Gegenzug lassen wir aber alle, die nicht deutsch aussehen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei der Polizei, am Imbiss und auf dem Markt, in Hotels und bei sämtlichen Eintrittsgeldern einfach mal das Doppelte bezahlen, wenn möglich noch mehr. Bei offiziellen staatlichen Einrichtungen wie Museen, Theater, Nationalparks, schreiben wir auf die Tafel mit den Eintrittsgeldern sogar ganz offen drauf:  Preis für Ausländer  und   Normalpreis (Deutsche). 
Ich glaube die Welt würde die Deutschen mit Recht für völlig durchgeknallt halten. Dabei gäbe es bei uns sogar noch einen Teilaspekt, der ein solches Handeln rechtfertigen würde. Bei uns kosten Ausländer in aller Regel viel Geld, und man könnte das teure Anwachsen der Ausländerzahl vielleicht eindämmen.  Hier ist es aber so, dass alle Vertreter hellhäutiger Rassen, sowie der gelben aus dem ganz fernen Osten, und der vermummten aus den arabischen Ländern, ganz viel Geld mitbringen um es hier, freiwillig und in Massen, auszugeben. Dafür werden sie alle dann mit den höheren Preisen allerorts bestraft ? Die Logik dahinter bleibt ein asiatisches Geheimnis. Man glaubt hier aber, richtig zu liegen mit der Touristenmelkerei, denn die kommen ja alle wieder ! Und warum kommen die wieder ?  Weil Thailand für uns Europäer trotz der Abzocke eines der preiswertesten Reiseländer der Welt ist. Also, nicht aufregen, zahlen, billiger ist es nirgendwo.
Die Gefahr besteht, dass man nicht glaubt auch mal einen fairen Preis genannt zu bekommen. Der ehrliche Verkäufer, dessen ordentlichen Preis der Gast noch herunterhandeln will auf Teufel komm  heraus, wäre brüskiert. Er würde seinerseits den Farang für einen Geizhals halten, weil er tausende von € für sein Flugticket ausgeben kann um her zu kommen, aber bei 5,- € für eine Fahrkarte dann ausrastet, das sei zu teuer. Man muss, um die lokalen Preise kennen zu lernen, einfach mal beim Hotelpersonal nachfragen, was dies oder jenes kostet, oder auch in den Supermärkten, in denen es Festpreise gibt, die Preise prüfen.
Nach 50 Minuten ist Khok Kloi erreicht. Es gibt hier wirklich keinen Busbahnhof, und ich lande wieder bei dem Albino, der mir das Ticket bis Haad Yai für 329,- BHT verkauft. Keine Ahnung ob ein Thai dafür weniger bezahlt, aber ich halte 7,- € für ca. 200 km für angemessen und zahle ohne murren. Der Junge, der die Sonne nicht verträgt, hat die Augen nur einen winzigen Spalt geöffnet, kaum erkennbar. So schreibt er Fahrkarten, rechnet auf dem Rechner und bewegt sich sicher von hier nach da, den Schirm der Kappe noch zum Schutz darüber. Er erkennt auch früh die von Phuket heran nahenden Busse, und ruft die jeweiligen Ziele aus. Nach 45 Minuten kommt der Bus nach Haad Yai, und ich steige ein.
Die faszinierende Landschaft der Phang Nga Bucht erstrahlt im schönsten Sonnenschein. Was für ein Panorama ! Alleine diese 50 km sind schon den gesamten Fahrpreis wert. Bei der Durchfahrt denke ich daran, dass Eric´s Familie nach Ankunft auf Phuket, dieses spektakuläre Stück teilweise verschlafen hat, allerdings war da das Wetter auch nicht so toll wie heute, und die Karstberge waren kaum zu sehen. 
Meine Strategie, nicht zu trinken an Busfahrtagen, ist wieder aufgegangen, denn bis zur Ankunft in Haad Yai gab es unterwegs nur einen kurzen Buswechsel, aber keine Rast. Am Busbahnhof in Haad Yai sehe ich kein einziges Motorradtaxi. Seltsam, aber ich laufe einfach los, denn die Richtung kenne ich. Irgendwann werde ich unsicher und frage nach der Niphat Uthit Road III, an der das Oriental Hotel liegt. Ein müder Alter hebt mürrisch den Arm und zeigt in die Richtung die ich vermute. Der Alte ist übrigens ein Motorradtaxi-Fahrer, der aber ganz offenbar keine Lust hat mich zu fahren. Ein paar andere seiner Zunft düsen an mir vorbei, keiner fragt  "Where You Going Mistää ?"  Auf Bali wäre so etwas undenkbar, jemand mit Reisegepäck auf der Straße könnte dort Massenkarambolagen zwischen Taxis und Bemos auslösen, weil sie alle beim ´Opfer´ stoppen würden, und vom Straßenrand würden weitere 20  Transport, Taxi anbieten. Aber hier lässt man mich - leider - ganz in Ruhe laufen. Ich schaffe es in der prallen Sonne und mit viel Schweiß bis zum Hotel, und habe dort aber auch die Grenze meiner Möglichkeit für das Laufen mit Gepäck mal wieder angekratzt. Nach dem Duschen gehe ich hinüber in das Büro von KKKL zu der netten Dame, die ich schon vom letzten Stopp in Haad Yai kenne, und kaufe ein Ticket für den Bus nach Kuala Lumpur für morgen Abend 19:00 Uhr.
500,- BHT, das ist 4 Bier billiger als die Fahrt von KUL bis hierher.
Auf der Fahrt hierher gab es noch eine nette Unterbrechung,  als der Bus am Straßenrand anhielt, und die beiden Busjungs mit einer Tüte einen Lehmpfad hinauf gingen. Dort oben, in 20 m Höhe, befand sich ein Tempelchen, 41 km vor Haad Yai. Unten lagen diverse hingeworfene Spirit-Houses, die Geisterhäuschen, die an jedem Thai-Haus aufgestellt werden um die Hausgeister zu besänftigen. Vielleicht hatten diese Häuschen versagt, die Geister trieben trotzdem ihr Unwesen, und darum wurden sie entsorgt. Vielleicht waren es besondere Gaben an diesen Ort, und sind mit der Zeit nur umgefallen, egal, auf jeden Fall ertönte eine wilde Knallerei. Rauch stieg auf, die Jungs hatten geböllert was das Zeug hielt. Wenn es für das Glück der Weiterfahrt war, dann  hat es gewirkt, denn wir hatten auf dem Reststück ja keinen Unfall.
Die Abfahrt um 19:00 Uhr macht mir in zweifacher Hinsicht Probleme. Zum einen werde ich um 12:00 Uhr mein Zimmer räumen müssen, zum anderen ist die Ankunft in Kuala Lumpur dann um 04:00 Uhr früh, um diese Zeit bekomme ich noch lange kein Zimmer. Mal sehen wie ich dann mit Gepäck die Zeit verbringe. Von der Puduraya Station in KUL bis zum Hotel Chinatown II in der Jln. Petaling ist es ja nur ein Viertel der Entfernung des heutigen Fußmarsches.
Den letzten Tag im ´Swensens-Land´ habe ich mit einem Gold-Rush ausklingen lassen, dem Eisbecher mit Vanille- und Schokoeis. Leider muss ich feststellen, dass das Team von Swenssens in Haad Yai keinem einzigen der Teams in Bangkok, die ich kennen gelernt habe, das Wasser reichen kann. Die können noch nicht einmal dem Gast das Wasser reichen, denn das obligatorische Glas Wasser wenn man sich hinsetzt, gibt es hier erst kurz vor dem Weggehen.
Das Eis ist auf jeden Fall Weltklasse bei Swenssens, und darauf kommt es an in einem Eiscafé.
War schon eine seltsame Ernährung heute. Kein Frühstück, kein Mittag, als erstes um 16:00 Uhr ein Swenssens Eis und danach, um 17:00 Uhr auf dem Zimmer, ein Bier. Nach einer Stunde Internet, das hier im Hotel sehr schnell ist und mit -,45 € auch günstig, habe ich nun aber Hunger. Im Vorübergehen hatte ich bereits eine Straßenküche ins Auge gefasst, mit Seafood-Soup im Angebot. Bei denen sitze ich nun und bestelle so einen Pott mit Reis. Eine tolle Portion, mit viel Fisch und den bisher leckersten Shrimps für 80,- BHT = 1,80 € . Davon bin ich richtig satt. Kaufe noch Bier und eine kleine Flasche Hong Thong Mekong Whiskey, und der Tag klingt auf der Bude aus.
An diesem Abend ist übrigens Vollmond, und genau wie sich die Mädels in Ubud über den Sonnenuntergang freuten, so kommen hier der Suppenkoch und einige andere zusammen,
um den Mond in voller Rundung über den Dächern von Haad Yai zu bestaunen. Ich finde es immer wieder großartig, wie die Menschen in Asien einen solchen Anblick in Stille genießen können. Dabei sind es die gleichen Menschen, die ihre direkte Umwelt dermaßen zumüllen, dass sie schon jetzt kaum noch von der herumliegen und - schwimmenden Plastikmasse befreit werden kann.
13.DEC 08
nach dem buddhistischen Kalender, der hier angewendet wird,  13.DEC 2551
Habe gezwungenermaßen die thailändischen Idiotenprogramme im TV über mich ergehen lassen, da ich bis 12:00 Uhr auf dem Zimmer bleiben wollte. Irgendwie muss ich ja über den Tag kommen. Nach der Abmeldung im Hotel, lasse ich dem Rucksack in der Rezeption stehen, und den kleinen, schweren Handgepäckrucksack, trage ich noch 6 Stunden durch Haad Yai. Meine erste Station ist die Nudelküche in der Nähe, um Frühstück und Mittag in einem Abwasch zu erledigen. Ich bestelle Ba Mie  (gelbe Eiernudeln) und eine Querschnitt durch die angebotenen Fisch- und Fleischbällchen, und bekomme für 35,- BHT eine super Suppe. Ich gebe Trinkgeld, aber die Dame schaut mich nur verwundert an und gibt mir das Geld zurück. Ich wiederhole, dass es so ok sei, da legt sie das Geld auf den Tisch. Da hatte ich mal einen fairen Preis für ein gutes Essen und will mich mit Trinkgeld bedanken, und das klappt dann nur als Zwangsmaßnahme, in dem ich den Laden verlasse und das Geld einfach auf dem Tisch liegen lasse. 
Ich gehe ein Stückchen und lehne alle Angebote für Thaimassage ab, die Busfahrt über Nacht wird mir noch genug die Glieder verbiegen. Dann betrete ich ein Eck-Café und bestelle 
Kaffee. Wenn ich weiter ständig noch etwas konsumiere, dann wird es diesmal bei mir ohne Pinkelpause auch nicht klappen. Ich sehe also zu, dass ich ab jetzt nicht mehr so viel trinke.
Für 2 Pötte Kaffee zahle ich zusammen 24,- BHT = 50,- € , und auch hier wollen sie mein Trinkgeld nicht annehmen.
  
Damit hätte ich die erste der sechs Stunden Wartezeit geschafft. Zurück zum Oriental, und in die Internet Etage. Vorn dort oben sehe ich den Bus von Sri Mayu / Davis Tours vor dem Fenster, der jetzt, pünktlich um 13:00 Uhr , von Haad Yai bis nach Singapore fährt. Die Leutchen werden 18 Stunden im Bus sitzen bis sie dort sind.    
Ich laufe noch ein wenig und hole mir Anregung, wo und was ich als frühes Abendessen zu mir nehmen könnte, und bleibe dann auch bei einer Straßenküche. Das wird ein guten Tag für mein Budget. Sicher kann ich im Bus sofort schlafen, in meinem gebuchten Einzelsitz Nr. 7 auf der linken Seite. Allerdings sind es bis Sadao zur Grenze nach Malaysia nur 58 km von hier, und dann kommt erst die Aus- und Einreiseprozedur. 
Nach weiterer ausgiebiger Nutzung des Internet (über 2 Stunden ) , bringe ich meinen Rucksack zum KKKL-Büro und gehe im Food-Center eine Wanton-Suppe essen. Vielleicht sollte ich mal wieder was anderes zu mir nehmen als immer nur Suppe, aber die schmeckt hier einfach so gut, und es ist ja auch immer genug drin an Gemüse, Kohlenhydraten, Fisch oder Fleisch. Die Versuchung ist groß, in einem der Fastfood-Läden Pommes zu kaufen. Die genormten Stäbchen sehen ja lecker aus, aber dem Genuss stehen meine Prinzipien im Wege : niemals Ketten-Fastfood ! Trotzdem bin ich überzeugt dass Prinzipien das Leben vereinfachen, sofern sie eine positive Ausrichtung haben.
Auf der Straße das ganze Programm der asiatischen Leichtigkeit. Zwischen Obstständen und Verkaufsbuden pinkelt ein etwa 10 jähriger Junge ungeniert in den Gulli, 20 m weiter ist das Kaufhaus mit Toilette. Noch während ich mir die Frage stelle, ob der jetzt hier nach Landessitte auch ´unsichtbar´ ist, wie die Indonesier in vergleichbarer Situation annehmen, stolpert und drängt eine Familie aus Korea, Taiwan oder sonstigem ganz fernen Osten an mir vorbei. Der Familien Chef verbiegt sich etwas, als er auf meiner Höhe ist, presst, mit deutlich sichtbarer Anstrengung, und lässt kräftig einen fahren. Keiner wundert sich, macht sich lustig oder blickt pikiert, alles ganz normal.
Im KKKL -Büro wird von den Mädchen sehr professionell schon die Einreisekarte für Malaysia ausgefüllt. Der Fahrer mit der Reibeisenstimme ist auch da. Das gleiche Busteam das mich her gefahren hat, bringt mich auch wieder zurück.
14.DEC 08
04:30 Uhr Ankunft im Puduraya-Busterminal Kuala Lumpur
Das ist zu früh für alles, außerdem regnet es leicht. Sogar der Busbahnhof ist noch geschlossen. Ich mache mich auf den Weg zur Jln. Petaling um schon den Rucksack im Hotel Chinatown II abzuladen, und rutsche auf den nässeglatten Fliesen des Fußweges aus. Die Ausgabe von 1,- € zur Reinigung der Hose in Khao Lak, ist damit zur Fehlinvestition geworden, denn spiegelglatt heißt in Kuala Lumpur nicht gleich sauber. Das gibt es nur in Singapore.
Da im Hotel ein Zimmerbezug nicht vor 10:00 Uhr möglich ist, muss ich nun wieder 5 Stunden überbrücken. Gehe bis zum Pasar Seni , der S-Bahn Station, aber um diese Zeit ist nur die Stunde der Müllabfuhr. Ein Schmetterling Nacht, wie die Damen des Gewerbes in der direkten Übersetzung aus dem Bahasa heißen, kommt aus einem miesen chinesischen Hotel und zündet sich eine Zigarette an. Sie grüßt freundlich " Good morning Mistää" , aber das Folgegeschäft bleibt für sie aus. Ich warte an der Bushaltestelle und sehe zu wie die Stadt langsam, aber wirklich nur sehr langsam, erwacht. Die ersten die gegen 06:00 Uhr den Laden öffnen sind die Muslime von Hameed- Restaurant. Die Chinesen öffnen 1 Stunde später. Dann geht alles ganz fix bis die Töpfe rauchen, und die ersten Essen raus gehen. Der große Kessel mit Brühe bekommt nun ganz kleine Schälchen mit Gewürzen als Ladung. Das müssen starke Mischungen sein, bei dieser homöopathischen Dosierung. Dann noch drei Kellen mit weißem Pulver, wahrscheinlich Glutamat. Ich warte bei einem zweiten, sehr süßen Pott Kaffee, bis die Keime aus den Kesseln und dem eingefüllten Eimerwasser gut verkocht sind, dann bestelle ich mir auch so ein leckeres Süppchen. Kann mich nicht entscheiden zwischen PorkBallMee, FishBallMee, FishPasteMee oder Wanton Mee. Es ist jetzt 07:30 Uhr, PorkBall hat gewonnen.
Im Hotel verbringe ich  3 Stunden mit Internet und Unterhaltung mit dem Rezeptionisten. Er stammt aus der Pattani Provinz im Süden Thailands. Ich frage ihn, wie die politische Situation dort ist, da vom Auswärtigen Amt die südlichen Provinzen als absolut riskant eingestuft werden, und von einer Fahrt über Land, wie ich sie letzte Nacht unternahm um hier her zu kommen, dringend abgeraten wird. Er bestätigt, dass Muslime und Buddhisten dort immer wieder heftig aneinander geraten, und auch regelmäßig Bomben explodieren. Die Regierung sei nicht in der Lage die dortigen Probleme zu lösen. Ist ja auch logisch, denn wenn diese Regierung eine friedliche Blockade des Flughafens nicht auflösen kann, wird sie mit terroristischen Übergriffen in den gesamten südlichen Provinzen erst recht nicht fertig.
Um 11:00 Uhr kann ich ins Zimmer. Die Innenkabine der gewohnten Art, auch diesmal ist die zentral geregelte Air Condition zu kalt eingestellt. Aber da es auch günstig ist, werde ich mir die Decke über die Ohren ziehen, das Schlafmittel TV einnehmen, und erst einmal zwei oder drei Stunden schlafen.
Es wurden drei Stunden. Aus meinem fensterlosen Zimmer sehe ich nicht dass es regnet. Ich will zum Viertel der Inder. Als ich den überdachten Bereich der Jln. Petaling verlasse, sind es nur wenige Meter bis zum Central Market durch den Regen. Dieser Markt ist die Fundgrube für Souvenirkäufer, denn hier gibt es die gesamte Palette malaysischen Kunsthandwerks bis hin zu den aufwendig gefertigten Drachen, die besonders von der Ostküste, Kelantan und Terenganu kommen. Drachen steigen lassen wird dort betrieben wie ein Nationalsport. Es gibt in diesem Kaufhaus auch viele Anbieter, die T-Shirts mit einer eigenen, gewünschten Motivvorgabe drucken. Das Einzelstück kostet dann etwa 8,- € 
Schlendere über die Märkte in Little India. Hunderte von Läden verkaufen Stoffe, Seide, Tücher. Ich weiß nicht wie die alle existieren können, da das Angebot bei den meisten Händlern gleich ist. 
Manchmal haben die von dem sinnlosen Geracker aber auch die Nase voll. Ich konnte das am letzten Abend im Youth Hotel, Khao Lak beobachten. Im Restaurant unter meiner Terrasse, wo jeden Tag um 17:00 Uhr so ordentlich die Tische raus gestellt und eindeckt wird, die aber immer ohne Gast blieben,  hatten sie an diesem Abend genug von der sinnlosen täglichen Wiederholung. Im 19:00 Uhr packten sie wieder alles ein und machten Feierabend.
Hier in der Millionenstadt scheint die Masse der Bewohner dafür zu sorgen, dass überall noch genug hängen bleibt. Die Vorstädte sind ja auch so gigantisch. In allen Richtungen um Kuala Lumpur herum befinden sich hochmoderne Städte und Technologiezentren. Es sieht gewaltig aus, was dort aus dem Boden gestampft wurde und noch wird. Im Vorbeifahren sieht man die Schilder der Firmen, und man findet Nano-Technologie, Solar-Energie, Gen-Technik, medizinische Zentren und Forschungsbereiche von Universitäten. Alles in einer Gigantomanie, wie man es sich es bei uns nicht ausmalen kann. Jede Fachrichtung bekommt hier gleich eine ganze Stadt hingestellt, mit allem was dazu gehört, und die Offiziellen sagen wahrscheinlich dazu: Hier habt ihr alles was es an Top-Einrichtungen zu eurem Fachgebiet gibt, und nun werdet Weltspitze !
Ich kenne die Zahlen und Hintergründe zu dieser Entwicklung nicht, aber schon vom bloßen Augenschein  her wirkt es so, als sei der Westen in keinem Bereich mehr führend, außer in Fleiß und Präzision. Können wir damit auf dem Weltmarkt noch bestehen ? Die Welt kauft doch nur noch, was neu ist, Spaß macht, und in erster Linie billig ist. Da ist Wertarbeit doch auch nur noch bei ganz wenigen Wertobjekten, wie Uhren, bestimmten Industriegütern und Spezialwerkzeugen, gefragt.
Das Inderviertel kann ich natürlich nicht verlassen ohne indisch zu essen. In einem Muslim-Restaurant mit indischer Küche bestelle ich ein spezielles Nasi Majura, und dazu ein Stück Huhn mit der roten Farbe der Tandoori-Küche. Zusammen mit 1 Flasche Wasser  1,90 €.
Das ist schmeckt, weil ich noch die Soße von einem Chicken Curry über den Reis geschaufelt habe, sonst wäre das etwas trocken gewesen. Es war aber ganz gut nach den vielen Suppen auch mal wieder feste Nahrung zwischen die Zähne zu bekommen.
Das Bier ist hier wieder teurer. Eine Flasche Tiger  0,65 ltr  kostet hier 15,- RM = 3,- €
Heute werde ich früh schlafen. Die Innenkabine ist zwar ziemlich kalt und ungemütlich, aber ich nehme noch 2 Dosen Bier mit. Was soll ich noch groß herum laufen ? In Gehentfernung kenne ich alles in und auswendig, und jetzt noch mit der LRT irgendwo hin fahren will ich nicht mehr.
Kuala Lumpur wird immer mehr zu einer Stadt, in der ich mich im Zentrum eigentlich nicht mehr verlaufen kann. Mein Ziel war heute Kaufhaus Sogo, wo ich mit Anne schon einmal in der oberen Etage bei einem Inder gegessen habe, und wo es sehr aus der Klimaanlage zog. Bei meinem Schlendern durch die Gassen habe ich versucht die Richtung dorthin zu halten wo ich Sogo vermutete. Genau 10 m neben dem Sogo bin aus dem Gassengewirr heraus gekommen 
und stand direkt daneben. Das fand ich toll. Das indische Restaurant gibt es dort allerdings nicht mehr, dafür eine Restaurantetage mit chinesischen und malaysischen Angeboten.
An der Ecke zur Pasa Seni LRT-Station setze ich mich beim Chinesen noch für 2 Tiger Bier hin.
Ein Bier kostet hier so viel wie 3 Suppen, und das ist vielleicht der Grund, warum so viele junge Männer hochprozentiges auf dem Tisch stehen haben. Ich sehe Gold Rush, Thai Song, usw. , alles so etwas wie Thai-Whiskey. Die Jungs knallen sich regelrecht weg damit, und kaufen beim Chinesen nur noch die Cola dazu. Die Typen sind teilweise, obschon noch jung, als Süchtige erkennbar. Die sehen auch nicht nur nach Alkoholabhängigkeit aus, da vermute ich auch Konsumenten härterer Drogen darunter. Ich halte den Rucksack mit meinen wichtigen Utensilien und dem Pass sehr gut fest. Die Unterlagen zum Buch habe ich auf dem Zimmer gelassen. Dort scheinen sie mir am besten aufgehoben, denn handbeschriebenes Papier wird auch hier niemand stehlen. Trotzdem bin ich heilfroh, wenn ich sämtliche Schreibarbeiten im Februar ordentlich nach Hause bringe. Diese 1 1/2 Jahre Arbeit, die darin stecken, sind inzwischen unersetzbar. Sicher könnte ich wieder von vorne beginnen, wenn alles verloren ginge, sogar mit einem Vorsprung an Ideen und Wissen gegenüber der ersten Niederschrift.
Aber alle diese Ausarbeitungen und Formulierungen zu Teilaspekten des Buches bekäme ich nicht wieder genau so hin. Das Thema und die Geschichte wären gleich, aber es würde ein anderes Buch. Lieber nicht daran denken, denn das darf einfach nicht passieren, dass ich das alles verliere. Wenn in Sulawesi mein Holzbungalow nicht abbrennt, dann sollte ja auch alles klappen.
Denke auch gerade daran, dass dieser Tag ja nun vorbei ist, und ich morgen schon sagen kann: übermorgen habe ich die letzte Station meiner langen Reise erreicht. Ein großer Traum meines Lebens ist dann wahr geworden, nämlich einmal eine Reise zu unternehmen, wo der Rückreisetermin vom eigenen Willen bestimmt wird und nicht vom terminierten Ende des Urlaubs. Dass ich am Ende der  vor mir liegenden 2 Monaten im Prince John Dive Resort dann auch den Wunsch haben werde nach Hause zu fliegen, davon gehe ich mal aus.        
                     
Ist man lange drin in diesem Prozess der Wunscherfüllung, der bei dieser Reise ja ein halbes Jahr andauert, dann ist man sich zwar immer noch bewusst, welches Privileg man genießt, aber man empfindet diese Situation von Tag zu Tag normaler. Das Glücksgefühl, das noch zu Beginn der Reise Einschlafen und Aufwachen begleitet hat, lässt spürbar nach, die Euphorie verblasst.
Das Reisen wird zur Normalität, die asiatische Umgebung um mich herum ist Teil meines Lebens. Die sich häufig wiederholenden Stationen der Reise wie Bangkok, Kuala Lumpur, Sanur Bali, empfinde ich jeweils wie ein zu Hause, zu dem ich zurück komme. Vertraute Gesichter, man kennt sich, Nachbarn -  alles wie zu Hause. Trotzdem vergesse ich nie, welches Glück mir zu Teil wird dieses Leben zu leben. Wie viele Leute würden es gerne, aber können es nicht. Genau so viele verspüren aber auch den Drang nicht, die Nase in andere Kulturen zu stecken, weil sie die Länder, die Menschen und die andersartige Natur überhaupt nicht interessieren. Vielleicht hätten sie Angst, Hass oder extreme Ablehnung empfunden bei Dingen und Situationen, die mich anzogen und faszinierten.
Klar, die ständige Rumrotzerei, wie eben auch wieder beim Chinesen, wo an allen Tischen kräftig hochgezogen und auf den Boden gespuckt wird, ist gewöhnungsbedürftig. Meine Tasche, die ich unter den Tisch geschoben hatte, habe ich nach diesem Anblick direkt auf meinen Füßen platziert, weil ich mir gut vorstellen konnte worin sie wahrscheinlich  gerade stand. Beim nächsten Besuch rotze ich vielleicht schon mit. Man weiß ja schließlich was sich gehört, und hier gehört sich das so.
Der große Reiz liegt für mich als Westeuropäer darin, das ich es vielleicht schaffe, in zwei sehr unterschiedlichen Welten zu Hause zu sein. Daran übe ich bereits seit 30 Jahren, aber die kulturellen Bindungen sind oft unüberwindlich. Wenn ich nur ein wenig von der Lebensart und den Gewohnheiten meiner asiatischen Freunde annehmen kann, Handlungsweisen und Reaktionen von denen ich meine dass sie gut sind für mich, dann wären schon alle meine Erfahrungen und Bemühungen in diesem Teil der Erde für mich fruchtbar genug gewesen.
Andere lernen von Amerika, von Afrika oder von wo auch immer, wenn ihr Interesse und ihre Herz dort gefunden haben, wonach es sich lohnt zu streben. Für mich sind viele diese erstrebenswerten Werte nur in Asien zu finden, und darum galt seit der ersten Reise mein ganzes Interesse diesem Kontinent. Die anfängliche Faszination für all das Neue, Unbekannte und Geheimnisvolle, lässt nach, denn es ist eben nicht mehr alles neu, unbekannt oder geheimnisvoll. Aber lernen kann ich nun besser und intensiver als zu Beginn des Asienfiebers, weil das Verständnis größer geworden ist und die Handlungen durchschaut werden.
Jetzt weiß ich,  warum die Muslima mit Kopftuch, die auf dem von mir gebuchten Einzelplatz im Bus saß, nicht auf ihrem Platz sitzen wollte, sondern auf meinem. Die junge Frau von KKKL bestätigte mir auch nur, dass dies mein gebuchter Platz sei, konnte und wollte zur Klärung aber sonst nicht weiter beitragen. Da ich in diesem Augenblick noch nicht erkannte, worin ihr Problem lag, bestand ich auf dem von mir gebuchten Einzelplatz, obwohl die Muslima mich bat auf ihrem Sitz in der Doppelreihe Platz zu nehmen. No, ich hatte extra einen Einzelsitz gebucht, und den wollte ich auch haben. Die Muslim Frau setzte sich rüber auf ihren Platz und ich nahm den Sitz 7 ein , wie gebucht. So war doch alles in Ordnung. Für mich ja, aber nicht für die Muslima, denn sie saß nun neben einem Mann ! Das war ihr Problem. Sie hatte Angst, dass bei der Nachtfahrt, wenn alle schlafen, es zu unbeabsichtigten Berührungen kommen könnte. So ein verkrustetes islamisch-fundamentalistisches Denken lehne ich erst einmal ab. Diese Frau diskriminiert sich mit ihrem Verhalten doch selbst. Aber ich weiß ja nicht, was in ihrer Familie los ist, wenn die erfahren, dass sie neben einem Mann gesessen hat ?  Als ich erahnte, was ihr Problem ist, hätte ich ja zu ihr gehen können und den Tausch anbieten. Habe ich aber nicht gemacht, da mir das aus meinem westlichen Verständnis heraus zu blöd war. Nur ist mein westliches Verständnis hier überhaupt nicht maßgebend. Sie hat dann andere Kopftuchträgerinnen angesprochen, die hinten im Bus saßen, übrigens auch zwischen Männern,und eine davon hat dann mit ihr getauscht. Dann saß sie zwischen anderen verhüllten Mädchen und war glücklich. Das ist wieder etwas, dass man nur schwer versteht. Ständig das Handy am Ohr, Disco-Mucke, und konsumorientiert wie kaum eine Frau aus dem Westen, aber dann dieser selbst gemachte Konflikt, der für sie so schwerwiegend war, dass sie sogar aus dem Bus ausgestiegen wäre, hatte ich das Gefühl. Es gab übrigens eine andere Muslimfamilie an Bord, die Frau auch Kopftuchträgerin, die ebenfalls von der jungen Frau gefragt wurde ob sie tauscht, und die hat das abgelehnt. Der Mann hat kopfschüttelnd gegrinst, als wollte er sagen, "was soll das denn, die spinnt doch". Diese strenge Auslegung scheint also bei Busreisen demnach auch nicht normal zu sein, und das Buspersonal war in diesem Fall ja auch nicht bereit zu helfen.
Dem Rezeptionisten im Chinatown Hotel II erzähle ich, dass ich in der Tsunami-Region Khao Lak unterwegs war und die Folgen der Riesenwelle dort unübersehbar seien. Er erklärte, dass Malaysia Betroffene aus Banda Aceh aufgenommen hatte und bei ihm auch ein Mädchen von dort als Zimmermädchen angestellt gewesen sei. Inzwischen wären aber alle wieder zurück geschickt worden, denn die Nothilfe sei erfüllt, und einem längeren Aufenthalt hätte die malaysische Regierung nicht zugestimmt. Als er das Mädchen einmal gefragt hatte, wie sie das alles erlebt habe, musste sie sogleich weinen, und er hat von ihr nie eine Schilderung der Katastrophe hören können.
Im Augenblick sind in Malaysia Bergrutsche das ganz große Thema, jeder spricht darüber. Es sind nicht nur große Berge betroffen, sondern auch die kleinen Hügel. Überall in den neu geschaffenen Städten und Siedlungen sind riesige Massen Erdreich bewegt worden. Es wurde zusammengeschoben zu künstlichen Hügeln, anderenorts wurde abgeholzt was die Kettensägen hergaben. Bei dem vielen Regen, der nun  in der Regenzeit herunter kommt, spült die ganze unbefestigte Erde ab. Riesige Flächen vor Nässe zu schützen und mit Planen abzudecken, so wie man es hier macht, kann keine dauerhafte Lösung sein. Darunter wurzeln doch auch keine neuen Pflanzen, und die wären für eine natürliche Befestigung das Wichtigste. Sehe im Fernsehen Berichte über weggespülte neue Häuser und verschüttete Autos.
15.DEC 08
Nudelsuppenfrühstück in einem Eckrestaurant. 
Währenddessen kracht ein Moped die 1 m hohe Stufe vor dem Laden hinunter und liegt fast im Restaurant. Spiegel kaputt, sonst alles fahrbereit.
Mein Ziel ist heute die Bukit Bintang. Dort will ich noch einmal durch die Shopping Malls schlendern. Es regnet nicht, darum gehe ich zu Fuß bis zum Bintang Walk, und bin schon geschafft, als ich bei den Konsumpalästen ankomme Der Weihnachtsbaum vor dem Pavillion-Center hat riesige Höhe, Weiß und Gold sind seine Farben.
Um 13:00 Uhr bin ich wieder im Hotel sehe E-Mails nach und verschicke welche, vermutlich das letzte mal, denn von Sulawesi Provinz aus geht das nicht mehr für mich. Mache 3 Stunden Mittagsrast und will dann zu einem Inder, den ich nicht so weit vom Hotel entfernt gesehen hatte. Der hatte 2  verschiedene Portionsgrößen auf der Karte und es gab fast alle Gerichte für 9,- und 14 ,- RM. Mein geliebtes Panak Paneer (Spinat mit Tofu) war auch dabei. Leider finde ich die Gasse nicht wieder. Zwar weiß ich die Gegend, aber da ich nicht auf Anhieb richtig liege, will ich nun auch nicht mehr die anderen Gassen alle wieder ablaufen. Schade, etwas enttäuscht esse ich Chicken-Rice, macht auch satt und ist unter 1,- €.  Meine letzten Ringgit verballere ich mit Tiger-Beer, dem Singapore-Bier, denn eigenes haben die Muselmanen in Malaysia scheinbar nicht. Sie reichen noch für drei. Bei der Abmeldung im Hotel bekomme ich morgen noch 20,- RM Deposit zurück, das reicht dann für´s Frühstück und die Fahrt zum Flughafen. Das hat dann mal genau gepasst, ohne Restgeld. Heute ist mir aufgefallen, dass sogar die genormten Zutaten bei McDonalds auf die Belange der Muslime ausgerichtet sind, denn am M-Laden hängt ein Schild: "Halal " , was auf das für Muslime erlaubte Essen hinweist.
In einem anderen Restaurant sehe ich ein Schild, das viel wichtiger ist, hier aber genau so missachtet wird wie Ampeln, Fahrtrichtungen und Abfalleimer: " nicht spucken "
Habe mal überschlagen, wie viel Zeit meines Lebens ich in Asien verbracht habe. Nach dieser Reise werden es ungefähr 3 Jahre sein, die ich aufgeteilt habe auf Indien, Sikkim, Sri Lanka, Burma, Malediven, Thailand, Laos, Vietnam, Malaysia, Singapore, Philippinen, und die diversen Inseln des indonesischen Inselreiches.
Bestelle mein letztes Bier im Restaurant Zhing Kong, als ein älterer Herr mit drawidischen Zügen an meinen Tisch kommt, und mir frohe Weihnachten wünscht. Er will wissen ob ich alleine sei, und er sich dazu setzen dürfe. Ich sage ihm, dass ich jetzt gehen möchte, bestelle aber gleich danach noch ein Bier. Das war nicht fair, aber ich ging einfach davon aus, dass er auf meine Kosten mit saufen wollte. Damit kann ich ihm Unrecht tun. Vielleicht suchte er wirklich die Gesellschaft, denn er sprach ein sauberes Englisch. Glaube aber schon, dass mein erster Gedanke richtig war, denn inzwischen kenne ich nicht nur viele Länder Asiens, sondern ein wenig auch die Menschen. 
Ich bin immer ein aufmerksamer Beobachter von Situationen, vergesse dann aber auch schnell wieder alles. Da ich seit Jahren keine Fotos mehr mache, weil ich das störend und hinderlich finde, habe ich auch kaum Erinnerung an die Menschen die mir begegneten. Sieht man jemanden auf einem Foto wieder, fällt meist auch gleich die Geschichte dazu wieder ein. Ohne die Fotos geht einiges verloren. Diesmal schreibe ich, das wird auch gut sein für die Erinnerung. Das Vergessen von einzelnen Situationen löscht aber nicht grundsätzlich alles von der Festplatte. Ich kann mir aus der Gesamtheit aller Eindrücke ein Bild machen und leichter Schlüsse ziehen. Ehemals befremdliche Handlungen werden verständlich, und die Menschen in ihren unterschiedlichen Schichten, Klassen, Kasten, Geschlechtern, Religionen, Rassen und Gewohnheiten, werden transparenter, obwohl ich die Einzelsituationen vergessen habe.
Eben fragt mich wieder jemand, ob ich ein Schreiber sei, oder ein Journalist. Ich antworte ihm, ich sei ein Novellist, und er bittet mich zu sich an den Tisch, weil er sich gerne mit mir unterhalten möchte. Die Menschen sind sehr gerne gemeinsam. An anderer Stelle habe ich ja schon geschrieben, dass zwei Landsleute aus Asien, in Europa niemals an getrennten Tischen in einem Restaurant sitzen würden, völlig undenkbar. Hier könnten Deutsche am Nebentisch sitzen, man würde sich noch nicht einmal begrüßen. Oft sage ich im Weggehen dann Tschüs oder schönen Tag noch, und gebe mich dann als Landsmann zu erkennen. Mehr Nähe muss für mich nicht sein, da kann ich nicht aus meiner Haut, obwohl ich es manchmal gerne möchte. Eine Gemeinschaft macht nämlich auch stark, und das Individuum wird durch eine starke Gemeinschaft auch gestärkt. Keiner ist dann wirklich allein.
Da solche Gespräche oft viel Einblick geben, gehe ich, nachdem ich mein Bier ausgetrunken habe, zu dem Chinesen an den Tisch, der zuletzt gefragt hatte ob ich mich zu ihm setze. Er 
stellt sich vor, er heißt Bin, und er arbeitet als frei schaffender Fotograf. Eine Weile hat er auch auf Langkawi sein Geld verdient. Ich beschreibe ihm, dass ich als Romanschreiber auch ein ´Freischaffender´ bin, der für 6 Monate reist, um damit die Grundlagen für seinen Roman zusammen zu bringen. Er kombiniert daraus sofort, dass die Geschichte ja dann in Asien handeln müsse, so clever hat bisher noch nie jemand reagiert, der von dem Projekt gehört hat.
Wir finden schnell in ein angenehmes Gespräch, und als er hört, dass ich Sympathie für den Buddhismus hege, freut er sich sehr. Er würde auch versuchen nach den Dhamma-Regeln zu leben. Er ist begeistert, als ich ihm von meiner Zeit in der Island Hermitage in Sri Lanka berichte und kann es kaum fassen, dass ich zur Meditation 1 Stunde sitzen konnte. Das würde er nie schaffen. Eigentlich könne er die Konzentration überhaupt nicht finden. Er kennt aber die Arten der Meditation und fragt gezielt, ob ich dort nach der Vipassana Methode geübt hätte.
Ich bejahe, dann entschuldigt er sich, dass er eine kleine, mitgebrachte Flasche Arrak trinkt, obwohl dies nicht zur buddhistischen Lebensart passen würde. Ich lache, und gestehe, dass ich ja auch Bier trinke, aber so gut es ginge das Berauschen zu vermeiden versuche, denn das sei es letztendlich, was der Buddha als schlecht und als ein Übel mit Folgen bezeichnet hätte. Im Laufe des Gesprächs, bei dem ich mich noch über den Sittenverfall der Mönche in Asien beklage, insbesondere auch über die Geld Sammelei der Mönche in Kuala Lumpur, lerne ich 
von ihm, dass die Geld einsammelnden "Mönche" auch gar keine richtigen Mönche seien. Diese Typen würden sich einfach eine Robe anziehen und für dass eigene Konto sammeln, und sich damit ein unglaublich schlechtes Karma einfahren. So ein verwerfliches Handeln würde ganz selbstverständlich sehr üble Wirkungen nach sich ziehen. Ein sehr netter Mensch, und eine wunderbare und angenehme Unterhaltung, Ich bin froh, noch zu ihm gegangen zu sein.
Frage an der Rezeption nach der spätesten Auscheckzeit, und stelle fest, dass die mit 13:00 Uhr sehr großzügig sind im Hotel Chinatown II.
16.DEC 08
Abreise nach Bali
bleibe bis 12:00 Uhr in der Innenkabine, dann reise ich aus dem Hotel ab. Im Zhing Kong Restaurant esse noch einmal die wunderbare Nudelsuppe, diesmal mit Fischpaste. Da wird eine Masse in mundgerechten Häppchen ins Suppenwasser gegeben, und bekommt dann die gleiche Konsistenz wie die Fischbällchen. Das Restgeld als Trinkgeld da zu lassen war mal wieder nicht möglich, es wurde auf den Tisch zurück gelegt. Die Münzen, die ich auf die Weiterreise nicht mitnehmen möchte, werde ich einfach nicht los, auch nicht als Geschenk. Trinkgelder scheinen in diesen kleine Restaurants unüblich zu sein.
Mit LRT bis Sentrel, dann weiter mit dem Bus zum Flughafen LCCT.
Im Terminal ist die Hölle los. Sind hier auch Weihnachtsferien ? Auf der Abflugtafel sind die Abflüge bis 17:00 Uhr angezeigt. Mein Air Asia Flug um 16:40 Uhr ist nicht dabei. Ich warte noch 20 Minuten, gehe dann zur Info, und erfahre dass es eine Flugplanänderung gegeben hat, und die Maschine nun um 17:30 Uhr fliegen soll. Gut, denke ich, dann wird Madé, mein Abholer, eine Stunde warten müssen, aber für das Beef Rendang bei Hardys, auf das ich mich seit Tagen freue, wird es mächtig knapp.
Das Boarding ist für 16:50 Uhr angekündigt, und wie bei Air Asia Flügen üblich, baut sich die Schlange schon lange vorher auf. Es herrscht allgemein ein großes Gedränge. Um 17:00 Uhr dann eine Verspätungsmeldung, dass der Flug voraussichtlich erst um 17:20 Uhr ankommt.
Tschüs Beef Rendang bei Hardys, dazu wird es nun garantiert zu spät. Kein letztes Stück Rinderfilet vor der fleischlosen Zeit in Sulawesi. Mist.  Mit 1 Stunde 10 Minuten Verspätung hebt der Flieger endlich ab. 
Auf Bali geht dann alles ganz fix. Schon in  der Warteschlange vor dem Immigrationschalter rufe ich Madé an, und erfahre, dass er so lange nicht gewartet hat. Er entschuldigt sich, und ich erinnere ihn an die frühe Abfahrt vom Flashbacks am nächsten Morgen um 06:30 Uhr. Er bestätigt, dass entweder er oder Ketut dort sein würden.
Der Immigration Officer will alles ganz genau wissen. Wie lange ich bleibe, warum ich ein multiple entry visum habe für 1 Jahr, wohin ich will, wann das genaue Rückflugdatum ist, und wohin ich dann fliege. Weil ich ihm brav alle meine Pläne erzähle trägt er die 60 Tage im Einreisestempel gleich mit ein, und kringelt ´visit´ ein, damit der Beamte, der die Ausreise einstempelt, gleich Bescheid weiß, dass ich trotz des langen Aufenthaltes keiner bin, der ´überzogen´ hat.                               
 
Ich fahre mit dem normalen Taxi für 95.000 RPS = 7,- €   nach Sanur und beziehe im Flashbacks, wo ich herzlich begrüßt werde, das günstige Zimmer 8. Für Kaufhaus Hardys, wo ich eigentlich die Telefonkarte auch noch laden wollte, ist es definitiv zu spät. Ich gehe zum Restaurant ´Mona Lisa´, an dem ich bisher immer nur vorbei gelaufen bin, und bestelle mir noch einmal ein westliches Gericht, ein Hähnchen Cordon Bleu mit Pommes. Das war zwar gewürzmäßig ein gewaltiger Rückschritt nach dem Thai Essen, aber doch lecker, und die Atmosphäre ist edel. Mit 2 Bier 110.000,- RPS = 8,- €
Das Zimmer im Flashbacks bezahle ich wegen meiner frühen Abreise auch sofort. Meine Sachen packe ich so um, dass ich den großen Rucksack als Handgepäck habe. Der kleine steckt dort mit drin, und alles andere ist in der Tauchgepäcktasche. Die hat jetzt, wie ich beim Aufgeben erfahre, 28,9 kg Gewicht.
17.DEC 08
Flug nach  Makassar und Palu / Sulawesi
Das wird ein typischer indonesischer Reisetag ! Als ich kurz vor 06:00 Uhr ohne Wecker wach werde, ahne ich davon noch nichts, sondern freue mich auf das Prince John Dive Resort. Um 06:30 Uhr stehe ich mit meinem Gepäck am Eingang, nur ein Fahrer ist nicht zu sehen. Um 06:40 Uhr rufe ich Madé an, es geht keiner ran. Eine Mitarbeiterin vom Flashbacks versucht es 5 Minuten später noch einmal und erreicht Madé. Er entschuldigt sich wieder, und bittet mich ein Taxi zu nehmen. Es ist einfach zu früh für die Bali-Jungs, vermute ich, und die Tatsache, dass hier niemand NEIN oder etwas absagt, führt zu solchen Situationen.
Auf der Straße geschieht etwas Unglaubliches: ich brauche ein Taxi, und zwar will ich eines der Meter-Taxis nehmen, und es kommt keines ! Ein paar Stunden später kann man keine 10 Meter mehr gehen ohne 3 Taxiangebote zu bekommen, und jetzt diese Lücke im Angebot. Nach weiteren 10 Minuten kann ich ein Taxi anhalten, und ich fahre für 70.000 RPS = 5,- € zum Flughafen. Dort lasse ich die Tauchtasche für 40.000 RPS in Plastikfolie einwickeln, denn auf dieser Strecke hat man schon üble Dinge mit meinem Gepäck angestellt, und so ist die wertvolle Tauchausrüstung geschützter. Dann bezahle ich 124.000 für Übergepäck bei Garuda, das sind je kg etwa 1,20 € , und die inländische Flughafensteuer in Höhe von  30.000 RPS . Das Geld geht heute weg wie warme Semmeln, und mein armes Traveller-Budget wird so richtig in den Keller gedrückt. Die Airport-tax ist in Kuala Lumpur bei Air Asia-Flügen gleich im Preis mit eingeschlossen. Das spart Zeit und Personal, und man fragt sich, warum machen die das nicht alle ? Bei der Anzahl verschiedener Steuern und Gebühren, die bei jedem Flug mit bezahlt werden müssen, kommt es auf diese eine Position doch auch nicht mehr an. Den Gästen erspart es das Kalkulieren mit dem Restgeld bis zum Abflug und das Schlangestehen am Tax-Schalter.
Der Flug startet pünktlich, die Garuda-Maschine ist sehr sauber. Eine Stunde später in Makassar eine positive Überraschung, denn ich komme an einem neuen und modernen Flughafen an, wo ich einen ziemlich heruntergekommenen vom letzten Besuch an diesem Ort in Erinnerung hatte. In den Ausmaßen kommt mir der Airport größer vor als der in Denpasar, allerdings sind hier nur 6 Gates, in Denpasar 18. Die Architektur ist ansprechend. Rautenmotive verzieren die Decken der Hallen, deren dunkelbraune Farben aus der Bugis-Kultur stammen, das Muster von den Torajas. 
Das ist auch alles sehr schön, aber warum steht hier schon wieder einmal mein Flug nicht auf der Anzeigetafel? Ein junger Mann vom Airportservice beobachtet, wie ich lange auf die Abflugtafel starre, und fragt ob es ein Problem gäbe und er helfen könne. Ich zeige ihm mein Ticket für den Flug der Wings-Air unter einer Lion-Air Flugnummer, und frage, warum dieser Flug nicht auf der Anzeige steht. Er geht zum Info-Schalter der Lion-Air und erfährt dort, dass die Flugnummer sich geändert habe. Eigentlich ist mir eine neue Flugnummer völlig egal, aber die neue, die er mir nennt, steht auch nicht auf der Tafel. Wieder einmal aus Höflichkeit, und weil es sich einfach nicht gehört, eine schlechte Nachricht zu überbringen, verschweigt man mir kurzerhand die Änderung der Flugzeit. Der gebuchte Flug ist nämlich komplett storniert, und man hat mich von 12:30 Uhr nun auf 15:50 Uhr umgebucht. Ich schlucke das, denn Prinzip Indo kenne ich inzwischen zur Genüge und unterhalte mich mit dem Mann vom Flughafenservice.
Das wird ein Gespräch so drei Viertel auf Englisch und ein Viertel Bahasa. Sein Englisch ist nicht gut, und mein Bahasa noch schlechter, aber wir verstehen uns prächtig. Syahamid erwähnt so ganz nebenbei, dass ich sehr viel später auch nicht mehr nach Palu abfliegen könne, weil dort wegen Renovierung die Landebahnbefeuerung nicht in Betrieb sei, und darum keine Flieger nach einbrechender Dunkelheit um 18:00 Uhr dort landen könnten. Innerlich finde ich mich schon mit einer unfreiwilligen Übernachtung in Makassar/Ujung Pandang ab, und stelle mir den Kampf vor, um von Lion-Air Taxi und Zimmer bezahlt zu bekommen, und was für ein Dreckshotel das dann sein würde. Mein Gesprächspartner meint, ich könne ruhig schon mein Gepäck aufgeben, aber ich bin skeptisch. Ich mache ihm meine Bedenken klar, dass ich nicht sicher bin, dass meine Tauchtasche auch wirklich in der Palu-Maschine landet, wenn ich jetzt schon einchecke, ohne das dieser Flug offiziell abgefertig wird. Eine Tasche die so lange in Makassar auf dem Flughafen steht, ohne das hundert andere noch darum herum sind, und die üblichen verschnürten Pappkartons der einheimischen Fluggäste, wird vermutlich vergessen.
Er lacht und freut sich, dass ich das indonesische System schon so gut durchschaut habe.
Wir reden über Gott und die Welt, über Allah und Obama, über Terroristen und den Grund meines Aufenthaltes in Donggala. Er will mir einen Imbiss besorgen. Ich lehne ab, obwohl ich jetzt was essen könnte, ich will mir aber kein Essen ausgeben lassen.
Meine Skepsis, was den Weiterflug angeht legt sich nicht. Auch nicht, als ich schon am Gate sitze und in 30 Minuten das Boarding beginnen soll. Ein Flugzeug ist an diesem Gate nämlich weit und breit nicht in Sicht. Wenn die Telefonnummer vom Prince John nicht in meiner für 4,- € mit Folie eingewickelten Tauchtasche gesteckt hätte, dann hätte ich dort meine Verspätung ankündigen können.
Die Airport-tax von 30.000 RPS musste ich für diesen Flughafen ja auch noch einmal bezahlen. Mit fast 8 Stunden, die ich hier verbringe, habe ich die Einrichtung für das Geld wenigstens ausgiebig nutzen können.
Der Bau hier wurde von einem thailändischen Bauunternehmen ausgeführt. Hoffentlich haben die für die Landebahn eine bessere Betonmischung genommen als zu Hause in Suvarnabhumi-Airport Bangkok, wo ja schon kurz nach der Inbetriebnahme die ersten Brüche im Belag entstanden, und Teilschließung erfolgen musste. Einige internationale Fluglinien hatten Starts und Landungen auf bestimmten Bahnen schon abgelehnt, weil der Reifenverschleiß zu hoch ist.
Syahamid bringt an meiner Tauchtasche, dem ´Kindersarg´, noch einen Anhänger ´Business-class´ an, denn ich hatte ihm erzählt, wie ich einmal aus einem Fenster im Warteraum des alten Hasanuddin Flughafens in Makassar Zeuge war, wie Flughafenarbeiter meine Tauchtasche mit den Rädern nach oben, auf dem Stoff der Oberseite, über das gesamt Vorfeld zerrten. Mit dem Business-class Anhänger Gepäck würden die vielleicht sorgsamer umgehen, meinte er. Er brachte mich dann auch noch bis zum Gate, wir verabschieden uns wie alte Freunde, und ich versprach ihn anzurufen, wenn ich wieder in einmal Makassar bin. Auch bei Problemen in Palu könnte ich ihn informieren, er würde immer versuchen mir zu helfen.
Unseren bisherigen ´guten Geist von Makassar ´, Ahmed von Travelindo Caraka Tours, habe ich diesmal nicht gesehen. Vielleicht kann er im neuen Airport nicht mehr so durch alle Bereiche wuseln wie im alten, aber er hat mit Syahamid nun einen würdigen Nachfolger.
Am Gate passiert nichts. Informationen werden nur spärlich oder nicht gegeben, wenn sie nicht gut sind, also mache ich mir so meine Gedanken. Dann frage ich mal, ob eventuell das Gate gewechselt hat, denn das geschieht hier häufig und ohne Vorwarnung. Die Bildschirme an den Gates dieses modernen Flughafen werden leider nicht mit Daten gefüttert. Von dort bekommt man keine Information, welcher Flug jeweils der nächste ist, der dort abgefertigt wird.
Um 16:45 Uhr frage ich nach, wann denn mit dem Eintreffen der Maschine zu rechnen sei. Die beiden schauen auf Listen, den Bildschirm, und bestätigen die Ankunft um 16:40 Uhr. Das war vor 5 Minuten ! Sinnlos. Ich schaue aus dem Fenster, denn so kleine Flugzeuge wie eine Boeing
737 kann man ja auch mal übersehen, aber dort steht wirklich keins. " Kommt die Maschine aus Surabaya ?" will ich noch wissen. " Ja, die fliegt Surabaya - Makassar - Palu "  ist die schnelle und freundliche Antwort. Also warte ich weiter. Nach 45 Minuten eine Durchsage, die, obwohl sehr deutlich, von mir nicht verstanden wurde, weil die drei Kinder neben mir herumkreischen.Ich sehe aber, das Bewegung in die Masse kommt und alle zum Gate 4 wechseln, von 6, wo die Lion Air ursprünglich abfliegen sollte. Ich frage diesmal einen Mitreisenden, ob es von Gate 4 nach Palu geht mit JT 780, er sagt ja, und ich trabe mit.
Am Gate 4 steht ein Flieger der Airline, auf der ich ursprünglich um 12:30 Uhr gebucht war, von Wings-Air. Die Maschine kommt aus Banjarmasin und nicht aus Surabaya, so viel zu der Auskunftsqualität des Gate-Personals. Weitere 30 Minuten später, um 17:55 Uhr geht es tatsächlich los, und die Maschine rumpelt über eine Startbahn, wie ich sie selten erlebt habe. Schläge, Wellen, Sprünge, das war das Werk der Thais. Egal, denn es geht nach oben. Wie wird die Landung sein, wenn in Palu kein Licht ist ? Als ich beim Aufsetzen der Maschine aus dem Fenster sehe, sieht es aus, als ob Autoscheinwerfer die Bahn beleuchten. Geht doch auch.  
Fazit: glaube niemals einem indonesischen Airline- oder Airport Mitarbeiter. Frage mindestens zehn Leute, dann kann man sich, ohne wirklich informiert zu sein, zumindest ein ungefähres Bild machen in welche Richtung sich etwas entwickeln könnte.
In Palu steht der Fahrer vom Prince John, kaum zu glauben, der muss im Flughafen wohnen.
Es geht in rasanter Fahrt über die gefährliche Straße nach Donggala und Tanjung Karang, und nach etwa einer Stunde, gegen 20:00 Uhr, kann ich mein Gepäck im Bungalow 20 abstellen, bekomme noch zu essen, trinke 2 Bier und kaufe Trinkwasser für die Nacht.
18. DEC 08
der erste Tag im Resort - noch ohne Tauchen
Man hat mir einen Schreibtisch auf die Terrasse des Bungalow gestellt. Schreiben mit Aussicht auf die Palu-Bucht. Das ist des Schreibers Traum !
Gegen 13:00 beginne ich mit dem Schreiben und höre gegen 17:00 Uhr damit auf.
Zeit bis zum  04.FEB 09
Der Schweizer Basisleiter Bruno ist ein toller Typ, mit Jahrgang 1953 fast so alt wie ich, und wir haben in den kommenden 49 Tage viel Spaß. Die Arbeit am Buch geht zügig voran. Das Tauchen übertreibe ich nicht. Wenn es regnet, und es regnet oft, gehe ich nicht Tauchen, das macht mir keinen Spaß. Sonst 1 x am Tag, oder auf Tagestouren 2 x 
Heiligabend, Essen am Strand -  Silvester auch.  Gäste haben für 35,- € Raketen gekauft.
Das Feuerwerk ist für die Einheimischen eine Sensation und jede Leuchtkugel wird mit lauten "Aaah´s " und "Ooooh´s"   begleitet. Diese mehrstufigen Raketen sind aber auch sensationell.
Lerne viele nette Leute kennen, kann wieder ausführlich reden und mich unterhalten, und ich lese auch viele Bücher aus der umfangreichen Bücherei des Prince John. Das Essen ist gut und ausreichend, aber die Eintönigkeit der Kost ist bei einem so langen Aufenthalt quälend. Es gibt täglich abwechselnd entweder Reis und Fisch oder Fisch und Reis, als Suppe abends eine dünne Nudelsuppe mal mit viel und mal mit wenig Grün darin, 49 Tage lang. Wenn Alex und Gaby im Hause sind, die Pächter der Anlage, wird auf mehr Abwechslung geachtet. Wenn allerdings die Katze aus dem Haus ist ....   Leider waren die beiden während der ganzen Zeit in Deutschland, und ich konnte sie nur im Dezember und im Februar auf Bali treffen.
Am 21.Januar 09 wird das alte Tauchboot des Resorts, die Prince, im Hausriff versenkt. Sie soll eine neue Attraktion unter Wasser werden und sich zum neuen Riff ausbilden. Am Morgen des 22.01.09 bin ich der erste Taucher, der das Wrack antaucht. Es liegt zwischen 16m und 12mTiefe gerade auf dem Kiel, und hat keine bestehenden Korallenblöcke zerstört, einfach perfekt. Da unterm Kiel etwa 50 cm freies Wasser ist, und das Schiff nur an den Enden aufliegt, ist aber noch größte Vorsicht geboten, denn das Boot kann sich noch bewegen und zur Seite weg kippen. Bei diesem Tauchgang merke ich, wie mir Wasser ins rechte Mittelohr eindringt, die Unterwassergeräusche werden auf einmal sehr laut. Da ich auf den Philippinen schon einmal ein durchbrochenes Trommelfell hatte, erkenne ich sofort was los ist, und weiß, dass es mit dem Tauchen nun vorbei ist bis zum Ende meines Aufenthaltes. Das ist sehr sehr schade, aber dadurch bleibe ich beim Schreiben gut im Plan und am 29.Januar setze ich den letzten Punkt hinter den letzten Satz des Romans
"Das Majapahit-Geheimnis".
Zum Glück entzündet sich im Ohr nichts, nur am ersten Tag nach dem Durchbruch habe ich Ohrenschmerzen. Das Wasser läuft mir aber, wenn ich liege, noch 14 Tage lang aus dem Ohr.
Bruno meint, da ich "kein Gramm normal" sei, wäre das Hirn mit ausgelaufen.
Da ich nicht mehr Tauchen gehen kann, das Buchmanuskript fertig ist, und ich mich nach einem guten Essen sehne, das nicht aus Reis mit Fisch oder Fisch mit Reis zusammengesetzt ist, beschließe ich eher als geplant abzureisen, und zum Schluss noch ein paar Tage auf Bali zu verbringen.  
04.FEB 09       
Flug nach Bali
05:00 Uhr ab Resort. Das ist verdammt früh, aber auch dazu werde ich ohne Wecker wach.
Die Flüge, die Evi vor einer Woche in meinem Beisein für mich gebucht hat, und zu denen mir am Flughafen die Tickets übergeben werden sollen, waren nicht im Computer, wie ich gestern erfahren habe, als ich mir im Reisebüro alles rückbestätigen lassen wollte. Irgendwie schaffen es die Schlamper aber dann doch noch, die Flüge einzubuchen, nachdem ich für etwa 1 Stunde am Nachmittag nicht wusste, ob es es für mich heute nach Bali geht oder nicht.
Um 06:00 Uhr stehe ich am Flughafen, zur vereinbarten Ticketübergabe ist niemand da. Da ich meine Tauchtasche und Teile meines Tauchgepäcks im Prince John Resort eingelagert habe, denn ich werde ja sicher wieder kommen, reise ich nun wieder nur mit Rucksack und dem Handgepäck-Rucksack mit den Papieren. Ich warte eine halbe Stunde, schaue nach jedem ankommenden Auto und Moped, dann taucht die junge Frau mit meinen Tickets auf, entschuldigt sich "sorry I´m late"  und ich kann endlich durch die Kontrollen und einchecken.
Den Rucksack bitte bis Bali !   Der Abflug ist pünktlich um 07:10 Uhr.
Dann folgt wieder eine indonesische Odyssee, auch dieser Tag wird nicht langweilig.
Die Maschine aus Palu kann nach 50 Minuten in Makassar nicht landen, weil das Wetter zu schlecht ist. Wir kreisen 10 Minuten über der Stadt, dann dreht sie Richtung Nordwest ab und fliegt über´s Meer nach Balikpapan / Kalimantan  (Insel Borneo). Was soll ich da ?
Dort empfängt mich das übliche Chaos. Keiner hat auch nur den geringsten Plan wie es weiter geht. Man schickt mich zum Office. Dort drängen sich 30 Fluggäste um 3 Schalterplätze. Die sind zwar besetzt, aber die ratlosen Gesichter des Personals sprechen Bände. Nach rücksichtslosem zurück Drängeln, so wie es hier üblich ist, kann ich auch endlich einer Dame mein Ticket unter die Nase halten. Sofort zurück zum Gate, für die Maschine sei ja schon Boarding !  Ja warum schicken die mich denn von da zum Office ? Es geht zurück nach Makassar, mit dem gleichen Flieger, mit dem wir ankamen. Davon kann aber niemand gewusst haben, als man uns aussteigen ließ. Ich haste also zum Gate und wir fliegen wieder 50 Minuten über die Makassar Strait zurück nach Sulawesi. Ankunft mit Umweg und 3 Stunden Verspätung in Makassar, die Bali-Maschine ist natürlich weg. Ich bekomme eine Bordkarte für Surabaya, von dort könne ich dann nach Denpasar/ Bali fliegen. Nachdem ich vorher gehört hatte, dass die Maschine, mit der ich nun schon seit 2 Stunden in der Luft war, die sein soll, die nach Surabaya weiter fliegt, bin ich entsetzt, als ich aus dem Fenster beobachte wie mein Rucksack entladen wird. Durch sämtliche gesperrten Türen arbeite ich mich zurück bis zu dem Tisch, an dem ich die Bordkarte für Surabaya bekommen hatte, und frage nach, ob der Flug JT 781 der nach Surabaya ist. Die bestätigen dass, und dann reklamiere ich das Entladen meines Gepäcks aus diesem Flug. Die bekannte Ratlosigkeit überzieht die Gesichter. Plötzlich kann nur noch einer Englisch, und der erklärt, es würde erst einmal alles entladen und dann wieder neu verteilt. Zur Sicherheit gehe ich auch noch hinunter zum Gepäckband, um zu prüfen, ob der Rucksack nicht doch da in einer Ecke liegt. Ich klettere über das Band und frage noch draußen einen Arbeiter, der versteht aber nicht einmal Indonesisch. Also bleibt mir die Hoffnung, und ich trabe wieder zum Gate 6, dem ausgewiesenen Gate für Surabaya. 
Nach einer Weile entsteht großes Gemetzel bei der Ausgabe eines Bechers Trinkwasser und einem trockenen Kuchen für die gestrandeten Fluggäste. Ein paar Reihen weiter sehe ich einen Mitarbeiter von Wings Air /Lion Air mit Leuten sprechen. Dabei fällt das Wort Surybaya, die Leute stehen auf und gehen. Alarm !  Also, wieder hin, noch mal nach dem aktuellen Gate für Surabaya gefragt, wo ich ja eigentlich gar nicht hin will, und richtig, es wurde gewechselt. Jetzt   geht es ab 4,  aber das scheint geheim zu sein, denn darüber spricht man hier nicht. Wenigstens war das Ausladen meines Gepäcks dann richtig, wenn nun doch ein anderer Flieger nach Surabaya geht. Kurz bevor nach einer weiteren Stunde Wartezeit das Boarding beginnt, kommt jemand angelaufen, und fragt, ob ich Mr. Jürgen sei. Bin ich ! Er will mir für die Strecke Surabaya - Bali noch ein Ticket geben. Da hat jemand mitgedacht ! Dann fliege ich los nach Surabaya, warum auch nicht ? Bei Lion Air /Wings Air gibt es verdammt viel Flug für 
80, €.  Nach Sulawesi und Borneo kommt jetzt noch Java. Indonesien hat über 17.500 Inseln, und irgendwann wird man mir bestimmt auch Bali anbieten. 
Nach 1 Stunde und 20 Minuten Flugzeit landen wir in Surabaya. Zum Glück sind die in der Zeit 1 Stunde zurück gegenüber Makassar,  sonst hätte es mit dem gebuchten Bali-Anschluss wieder nicht gepasst. Beim Umsteigen bezweifle ich ernsthaft, ob mein Gepäck noch mit mir in den gleichen Flugzeugen reist. Auf jeden Fall klappt der Transit hier reibungslos, am Transit-Schalter liegt schon eine gedruckte Bordkarte für mich. Wartezeit hier 50 Minuten dann ist Boarding und endlich sitze ich in einem Flugzeug nach Bali. Die Maschine rollt zur Startbahn, und bleibt dort stehen. Draußen regnet es. Der Flugkapitän meldet sich, und teilt mit, dass die Sicht zu schlecht ist, bis zum Start müssten wir noch ca. 10 Minuten warten. Draußen wird es immer dunkler, und ich erinnere mich an die Tage, an denen es stundenlang durch geregnet hat. Im Geiste sitze ich in einem Hotel in Surabaya, und frage mich ob ich überhaupt noch nach Bali komme, schließlich habe ich bis zur Ausreise aus Indonesien nur noch 6 Tage. Obwohl die Sicht nach meinem Eindruck noch schlechter geworden ist, startet die Maschine nach 20 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits so weich gekocht, dass ich zu viel höheren Risiken bereit gewesen wäre. 
Gegen 17:00 Uhr Ankunft in Denpasar. 10 Stunden legendäre Luftfahrt in Indonesien, 4 Flüge mehr auf meiner umfangreichen Erfahrungsliste mit Airlines, die ganz oben auf der roten Liste der EU stehen, und mindestens 8 Durchsagen, wie sehr Wings-Air/Lion-Air sich gefreut haben mich an Bord zu haben, und wie gerne sie mich auf einem nächsten Flug wieder begrüßen möchten. Die freuen sich so sehr über ihre Gäste, dass sie sie 4 x länger als nötig festhalten. Und da es Ziele gibt, bei denen man nicht vermeiden kann mit diesen Airlines zu fliegen, wenn man dort hin möchte, werde ich das Vergnügen irgendwann wieder haben.
Wenigstens ist mein Zimmer im Flashbacks /Sanur gebucht. Beef Rendang bei Hardys - ein Traum wird wahr ! Gehe noch einkaufen:  alten Gouda und neuen Edamer, 1 Flasche Bali-Brem, Wasser und Chips 11,- € , Der Käserest ist im Kühlschrank. Ich habe gleich Käsehäppchen geschnitten und kam mit dem Schneiden kaum nach, denn die Stückchen wollten gleich in den Kopf. Im Zimmer ist es sehr heiß, viel stickiger als im Prince John, obwohl hier ein Ventilator dreht, und im Prince John nicht.             
Die Druckunterschiede der Flüge haben an meinem defekten rechten Ohr etwas bewirkt, denn ich höre wieder Geräusche ganz leise durch klingen. Sehr gedämpft, aber immerhin - beruhigend,  ein gutes Gefühl ! Es ist traurig, dass die letzten 2 Wochen in dieser fantastischen Tauchumgebung für mich ohne Tauchen bleiben mussten, aber mit einem zerschossenen Trommelfell geht das einfach nicht. Jetzt muss für mich eine Taucherbrille mit Ohrenabdeckung her, egal wie bescheuert das aussieht. Aber nach dem zweiten Zwischenfall dieser Art muss ich jetzt handeln, oder einen anderen Hobby-Sport suchen.
Gegen 20:00 Uhr rufe ich Bruno an, und erzähle ihm, wo ich heute schon überall war.  
   
05.FEB 09
Pool und Strandspaziergang
Bakso bei Hardys und Geschnetzeltes mit Rösti bei ´Mona Lisa´/ im Kerzenlicht, denn auf dieser Straßenseite ist seit Mittag bereits Stromausfall. Trotzdem füllen die Gäste diesen stockdunklen Garten, und die hell erleuchteten Restaurants gegenüber bleiben relativ leer. Das spricht für die Küche bei ´Mona Lisa´
06.FEB 09
Pool bis Mittag. Ich werde richtig faul auf die letzten Tage. Bei Hardys Soto Ayam gegessen, auch hier sind die Suppen für mich das Beste.
Im Internet prüfe ich meine Buchung bei EMIRATES, alles ok. Lion Air hat am 09. noch drei spätere Flüge nach Jakarta, so dass ich, auch bei Verspätung oder Flugausfall ziemlich sicher nach Jakarta zu meinem internationalen Flug komme. Ein Rest Unsicherheit bleibt, es könnte der gesamte Flughafen in Bali ausfallen oder auf den Straßen so ein Chaos sein, dass ich den Airport nicht erreiche. In Indonesien rechne ich mit Allem. Aber ich spare mir das Theater einer Flugrückbestätigung für Lion Air, das macht hier sowieso keiner.
07.FEB 09
Wechsel ins Kusnadi Hotel nach Legian
In zwei Tagen geht es für mich nach Jakarta und zurück nach Europa. Es gibt viel auf das ich mich freue, aber wenn ich nun vorerst von Asien Abschied nehmen muss, dann  bleibt mindestens genau so viel zurück, dass ich sehr vermissen werde. Das ist wohl mein Los. Ich werde immer ein Reisender zwischen den beiden unterschiedlichen Welten bleiben. Etwas tiefer hineingeblickt zu haben in dieses Asien, empfinde ich als großes Glück. Es gibt hier so viele echte Geheimnisse, dass ich mit dem "Majapahit-Geheimnis" nicht unbedingt hätte noch eines dazu dichten müssen.  
Im Kusnadi Hotel treffe ich Alex und Gaby, und wir unterhalten uns am Pool über das Prince John Resort, die Chancen und die Risiken.
Zwei Tage vor meiner Abreise, nach einem halben Jahr in Asien und nahezu ständig senkrecht stehender Sonne, hole ich mir nun noch einen Sonnenbrand. Ich sollte es besser wissen. Aber so ein verlockender Pooltag mit absolutem Entspannen - Schwimmen - Lesen - Entspannen - Unterhalten  - Schwimmen - Lesen - Einschlafen -  Lesen usw.  , ist immer wieder eine große Gefahr.
            
 
Am Abend gehen wir zu Heiko ins Blue Ocean Restaurant. Er hat mich sogar wiedererkannt nach 4 Jahren. Inzwischen ist er Papa und wie es aussieht ein sehr liebevoller. Interessant ist sein großes Hintergrundwissen zu balinesischer und indonesischer Geschichte. Er weiß sehr viel über Sprachstämme, Etymologie und Ethnologie, und er ist sehr gespannt auf mein Buch, weil ihn alles interessiert, was auf Bali handelt. 
In diesem Gespräch erfahre ich, welchen unglaublichen Faux Pax sich der deutsche Papst aktuell geleistet hat, indem er Holocaust-Leugner mit offenen Armen in seine katholische Kirche zurück holt. Es ist herrlich, wie sich diese mächtige, überflüssige Institution selbst zerstört, von außen vermag das auch keiner zu tun.
08.FEB 09
noch ein Tag im "Paradies "
Oh, wie ich die Wärme genieße, die Sonne, den Pool, in dem Bewusstsein, dass das ab morgen für mich vorbei sei wird. Von Heiko, dem ausgewiesenen Bali Kenner, erfahre ich noch Insider Geschichten aus der Zeit, wo David Bowie und Mick Jagger noch im ´Goa ´und im ´Warung Murah ´ anzutreffen waren.  Heiko hatte im Warung Murah  mal jemanden angepfiffen, weil der in seinem Rücken den Stuhl gegen seinen geschoben hatte. Bei so einem kleinen Typ von 1,60 m Größe fühlte er sich stark, und sah dann, dass das der Bowie war. In den Jahren 1975 bis 1990 gab es die totale Freiheit auf Bali. Es gab Marihuana, Koks und Mädels im Überfluss bei den Parties an den 2 bis 3 angesagten Orten der Insel, die teilweise nur sehr schwer zu finden waren in den Reisfeldern. Die Gazebos, die Stelzenplattformen waren mit Matten und Kissen ausgestattet, man hatte Spaß in jeder Hinsicht. Mick Jagger sei in den Anfangstagen des Blue Ocean auch Gast gewesen, damals gab es nur den hinteren Teil des Restaurants. Es macht Spaß mit Heiko über diese Zeiten zu reden, es ist bereichernd und Heiko ein Typ, der die geilste Zeit seines Lebens so intelligent genutzt hat, dass er sie bis in die Jetztzeit verlängern konnte.
   
Als er einmal eine 20 Personengruppe durch Bali geführt hat, kam ihm ein Typ mit Familie entgegen, der aussah wie Mel Gibson. Als der den Aha-Effekt im Blick von Heiko bemerkte, und sicher war erkannt worden zu sein, hat er einfach den Zeigefinger über die Lippen gelegt, und damit gebeten die Klappe zu halten. Heiko hat´s gemacht, und so die Sympathie von Mel Gibson gewonnen, ohne dass sie miteinander gesprochen hätten. 
Bin heute zweimal bei Heiko essen gewesen, mittags Spinatnudeln mit Seafood, abends Spaghetti Carbonara.
09.FEB 09
Rückreise 
Lange geschlafen und um 09:00 Uhr gefrühstückt.
Es gibt außerordentlich leckeres Cari Ayam, ein  Hühnercurry, sehr gut gewürzt, mit Parsley Kartoffeln. Bis zur Abreise um 14:00 Uhr bleibe ich am Pool ,  genieße die Sonne und verabschiede mich von Alex und Gaby. Mit dem hellblauen Blue Bird Taxi  fahre ich für 42.000,- RPS = 3,- €  zum Flughafen. Da die Straßen absolut voll sind, brauchen wir für die knapp 15 km  45 Minuten. Alex und Gaby haben sich gefreut, dass wir uns im Kusnadi noch treffen konnten, und für meine große Reise war das auch ein netter Abschluss. Wenn ich mir vorstelle, dass ich aus diesem herrlichen Wetter in den Tropen in 6 ° und Regen wechsle, dann bin ich jetzt schon froh im nächsten Jahr bis April zu bleiben. Auf der Straße sehe ich noch einmal die Autos, die mir so gut gefallen haben Terios und Rush von Toyota und Daihatsu. Ob es die bei uns auch gibt ? 
Cengkareng (CGK) , der Flughafen von Jakarta, ist nicht gerade ein Schmuckstück unter den Flughäfen Südostasiens. Nach Ankunft auf dem Domestic-Flughafen gibt es keine Hinweise, dass man zum Internationalen Flughafen mit einem Shuttle-Bus fahren kann, oder sonst irgendeine Information für Transitreisende. Trotz durchgehender Nachtflüge schließen die Geschäfte und Restaurants um 22:00 Uhr. Unvorstellbar beim Changi-Airport in Singapore!
In einem Restaurant mit einem großen Angebot lt. Menütafel, gibt es um 21:15 Uhr nur noch Pommes, sonst nichts.
Eine Japanerin hat das Glück, dass sie auch nach Japanerin aussieht. Der aufmerksame Kellner unterbricht sie bei ihrer Internethackerei, um sie auf den Abflug der Maschine nach Tokio in 15 Minuten hinzuweisen. Sie macht sehr langsam den Klapprechner aus, trinkt noch ihren Kaffee, erkundigt sich in aller Seelenruhe nach ihrem Gate, und geht ohne Hast los. Dazu gehört wohl eine Gelassenheit, die man nur im japanischen Zen erlernt, oder sie hat sich mit ihrer Internetflipperei schon den Sinn für die reale Welt zerschossen. Bei EMIRATES wäre sie auf jeden Fall nicht mehr mit gekommen, denn die schließen das Gate zum Boarden bereits 15 Minuten vor Abflug.
Indonesien entlässt mich. In meinem Handgepäck befindet sich die handschriftliche Urfassung meines ersten Romans. Zwei große Lebensträume haben sich erfüllt, die lange Reise und der Wunsch ein Buch zu schreiben. Die ganze Welt ist voller Träumer, die ihren Sehnsüchten oft ein Leben lang hinterher rennen. Viele, nicht alle, haben es selbst in der Hand ihrem Leben eine Richtungsänderung zu verpassen, aber sie haben Angst vor der großen Entscheidung, die oft nicht mehr korrigiert werden kann, und darum bleibt es meist bei unerfüllten Träumen. 
Ich hab´s getan !  Ich habe meine Träume wahr werden lassen !   

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde dein Reisetagebuch sehr interessant und bin schon wahnsinnig gespannt wie es weiter geht.

Gruss

Frank Westendorf